27.09.2005 | DHB-Pokal |
Update #3 | KN-Vorbericht und Living Sports-Artikel ergänzt, Aktualisierung vom 26.9. |
Erneut Gegner des THW: Die SG Flensburg-Handewitt.
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Aber Flensburg reist natürlich mit breiter Brust an: "Der Sieg am Samstag war enorm wichtig für unser Selbstvertrauen", resümierte SG-Trainer Kent-Harry Andersson am Montag, "diese Leistung müssen wir Dienstag in Kiel wiederholen." Eine Steigerung des Flensburger Spiels könne man angesichts von 39 erzielten Treffern gegen den THW aber wohl kaum erwarten, fügte Andersson schmunzelnd an. Dennoch habe er Respekt vor dem Gegner: "Nach so einem Spiel wie am Samstag ist der Anreiz groß, sich in besserer Form zu zeigen.
Den Kader der SG Flensburg-Handewitt haben wir Ihnen bereits im Vorbericht zum SuperCup und im Vorbericht zum Bundesliga-Duell vom Samstag ausführlich vorgestellt.
Die Schiedsrichter der Partie am Dienstag sind Uwe Prang und Uwe Reichl (Bergheim/Köln).
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie auch den living sports-Vorbericht, das living sports-Nordderby Kompakt und die living sports-Geschichte über Karabatics allererste Flensburg-Erfahrung mit Montpellier.
Lesen Sie auch den Vorbericht der Kieler Nachrichten vom 27.9.
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Die ersten Reaktionen verrieten großes Erstaunen. War es wirklich wahr, dass das Los schon in dieser frühen Phase des DHB-Pokals wirklich den "Knüller" THW Kiel gegen SG Flensburg-Handewitt wollte? Tatsächlich ist das prestigeträchtige Duell der beiden Erzrivalen aus Schleswig-Holstein zwar ein spannender Klassiker, nimmt dem Wettbewerb zu solch einem frühen Zeitpunkt aber mit Sicherheit ein Stückchen Attraktivität für den weiteren Verlauf.
Einer der beiden großen Favoriten, die im vergangenen Wettbewerb noch das Finale unter sich ausmachten, muss bereits beim ersten Eingriff ins Wettrennen die Segel streichen. Ein fast unglaublicher Zufall bescherte den beiden Erzrivalen nun das dritte Aufeinandertreffen binnen vier Wochen. Der erste Vergleich beim Münchner Supercup ging mit 36:34 an die "Zebras". Der zweite im Bundesliga-Schlager vor drei Tagen mit 39:33 an die SG.
"Was soll ich sagen", reagierte THW-Coach Noka Serdarusic wenig erfreut auf die Auslosung, "ändern kann man eh nichts. Wir nehmen es, wie es kommt. Gut, dass wir wenigstens Heimrecht haben." Ein Statement, das SG-Trainer Kent-Harry Andersson nicht bringen konnte. "Immerhin haben wir keine Reise-Strapazen und werden gewiss nicht in die Favoritenrolle gedrängt", suchte der Schwede etwas nach positiven Aspekten. "Warum gibt es eigentlich keine Setzliste?", fragte hingegen Joachim Boldsen, um anzufügen: "Für die unterlegene Mannschaft ist es in einer langen Saison besser sofort rauszufliegen, als erst im Viertelfinale." Richtig zufrieden mit dem Los ist keine der beiden Seiten. "Ein Hammerlos", meinte THW-Geschäftsführer Uwe Schwenker und brachte es damit auf den Punkt.
Zwei schwere Partien in drei Tagen - ein ähnliches Beispiel gibt es übrigens aus einer nicht allzu fernen Zeit. Im Februar 2003 glückten der SG Flensburg-Handewitt zwei Siege gegen THW Kiel - damals sogar binnen zwei Tagen. Nach einem 33:32-Krimi, dem ersten Auswärts-Coup der SG in der Ostseehalle, lösten die Nordlichter 48 Stunden später mit einem 28:24 auch das Ticket für das "Final Four".
Schleswig-Holstein freut sich nun auf das heißeste Derby des Nordens. Mit dem eigenen Publikum im Rücken sind die Zebras gerüstet für ein neuerliches Duell. Die Bundesliga-Konkurrenz war sich indes schon vor dem Saisonstart einig: Der Weg zum Titel führt nur über den THW Kiel oder die SG Flensburg-Handewitt - manchmal jedoch schneller, als beiden Beteiligten lieb ist. Herzlich willkommen in der Ostseehalle!
(Aus dem offiziellen THW-Hallen-Magazin "zebra")
Gesamtbilanz. Heute steigt das 49. Pflichtspiel-Derby zwischen dem THW und der SG. Insgesamt führten die Kieler vor dem Bundesliga-Spiel vom vergangenen Wochenende mit 55:39 Punkten. Auch das Torverhältnis sprach mit 1156:1121 für die Kieler. Zu Hause konnten die Zebras bis dato 17 Partien für sich entscheiden. Zwei Mal trennten sich beide Mannschaften unentschieden, nach drei Spielen konnten die Flensburger siegreich gen Norden fahren.
Erste Bundesligabegegnung. Der THW Kiel und die SG Flensburg-Handewitt trafen am 6. Oktober 1984 das erste Mal in der Bundesliga aufeinander. Die SG, die damals noch unter dem Namen SG Weiche-Handewitt spielte, verlor die Partie mit 14:12 (6:5)
DHB-Pokal Geschichte. Die Kieler sind seit 1984 im Pokal sechs Mal auf die Flensburger getroffen, die Hälfte der Begegnungen gewann der THW. Das wohl längste Match gegen die Nordlichter spielten die Zebras am 25. Oktober 1995. Angeführt von Magnus Wislander entschieden die Zebras das Zweitrunden-Match in der Ostseehalle nach zweimaliger Verlängerung mit 34:32 und gewann am Ende der Saison auch das Finale um den DHB-Pokal. Den letzten Triumph gegen die SG feierten die Kieler am 2. April 2000. Im Finalspiel siegten die Zebras mit 26:25 - wieder nach Verlängerung - und nahmen den Pokal entgegen.
EHF-Pokal Begegnungen. Nicht nur auf nationaler Ebene konnten die Klubs schon so manch ein Finale untereinander bestreiten. Im "Triple"-Jahr 1998 kam es im EHF-Pokal zum Endspiel zwischen Kiel und Flensburg. Nach einer knappen 23:25 Auswärtsniederlage in der Fördehalle drehten die Kieler den Spieß in der Ostseehalle noch einmal um und holten mit einem 26:21-Sieg den EHF-Pokal. Das Jahr der Titel beendete Noka Serdarusic mit seiner Mannschaft auch noch mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft und des DHB-Pokals.
Letzter THW-Bundesliga-Sieg. Der letzte Spieltag der Saison 2001/2002 war nichts für schwache Nerven. Der THW Kiel musste in der Campushalle gewinnen, um Deutscher Meister zu werden. Bis zuletzt stand das Spiel auf der Kippe, ehe die "Zebras" im Endspurt einen 26:24-Sieg erkämpften und die Meisterschale im Wohnzimmer der Flensburger empfingen.
Erste Kieler Heimniederlage. Den ersten Sieg in der Kieler Ostseehalle fuhren die Flensburger am 24. Februar 2003 ein. Nach einem knappen Match konnte die SG die Partie mit 33:31 für sich entscheiden. Im 19. Anlauf hatte sie es geschafft, die Festung Ostseehalle zum ersten Mal mit einem Sieg zu verlassen.
Richtige Vorahnung. SG-Trainer Kent-Harry Andersson hatte vor dem letzten Aufeinandertreffen der Nordrivalen eine weise Vorahnung. "Wenn wir uns in der Abwehr und im Tor Vorteile erkämpfen, haben wir gute Chancen", glaubte der Schwede zwei Tage vor dem Match in der Campushalle. Und wirklich: Neben Keeper Jan Holpert machten Kreisläufer Johnny Jensen und der Kopf der Mannschaft, Glenn Solberg, dem THW-Rückraum das Leben schwer. Die SG gewann am 18. September 2004 mit 25:21 und setzte so ihre Siegesserie gegen die Kieler fort.
Tumulte. Der THW Kiel, Sekunden vor Schluss mit 25:26 im Rückstand, setzte im Februar alles auf eine Karte. Sebastian Preiß betrat als siebter Feldspieler das Spielfeld. Acht Sekunden vor Ultimo glich Marcus Ahlm tatsächlich aus. Johnny Jensen sah das verwaiste Tor. Beim Ausführen der "Schnellen Mitte" wurde er jedoch von Stefan Lövgren entscheidend attackiert. Statt des Treffers, der die achte Niederlage in Folge für die Kieler bedeutet hätte, gab es Tumulte unter den Mannschaften.
Pokal-Niederlage. Am 17. April 2005 konnte die SG nach einem 33:31 gegen den THW zum dritten Mal in Folge den DHB-Pokal gewinnen. So war es der krebskranke Christian Berge, der den "Pott" für seine Mannschaft entgegennehmen durfte. "Dieser Titel ist Christian Berge gewidmet", sagte Kapitän Sören Stryger nach dem spannenden Match. "Das ist das Mindeste, was wir für ihn tun können."
(Aus dem offiziellen THW-Hallen-Magazin "zebra")
Er gilt als eines der größten Handball-Talente Europas und sein Wechsel zum THW Kiel war spektakulär. Trotz eines finanziell deutlich lukrativeren Angebots von Ciudad Real entschied sich Nikola Karabatic am Ende des vergangenen Jahres für einen Wechsel vom französischen Champion Montpellier HB zum THW Kiel. Die Spanier boten Karabatic blanko 25 Prozent mehr Gehalt auf sein höchstes Angebot anderer Vereine, doch der 21-jährige Franzose setzte andere Prioritäten.
Nikola Karabatic traf siebenmal in Flensburg. |
Die Saisonvorbereitung indes verlief nicht nach Plan. Eine Sehnenverletzung an der rechten Wurfhand behinderte Karabatic bis in die ersten Pflichtspiele hinein, vom Torewerfen hielt ihn die Manschette jedoch nicht ab. Vor zehn Tagen lädierte sich der Rückraumshooter nach nur einer Spielminute gegen Göppingen den Knöchel im Fuß. Für das Derby-Doppelpack sollte er aber bereits wieder fit sein. Wie wichtig Karabatic für den THW Kiel noch werde könnte, deutete er bereits beim Supercup an. Mit sechs "Krachern" war der wurfgewaltige Modellathlet vor gut vier Wochen maßgeblich an der fulminanten Aufholjagd gegen die SG Flensburg-Handewitt beteiligt. "Ich bin sehr zufrieden und super glücklich", strahlte Karabatic nach seiner geglückten Premiere, "denn ich bin schließlich nach Kiel gekommen, um Titel zu gewinnen."
Dass die Spiele gegen die SG Flensburg-Handewitt immer etwas Besonderes sind, hatte der Franzose nicht erst in seinem ersten Derby erfahren. Bereits im März spielte Karabatic, damals noch im Trikot von Montpellier HB, gegen eben jene Flensburger ein denkwürdiges Viertelfinale in der Champions League. Nach einem grandiosen 36:22-Hinspiel-Sieg am französischen Mittelmeer, schrammten die Champions League-Sieger von 2003 in der Campushalle dennoch nur hauchdünn an einem Debakel vorbei. Als die Uhr abgelaufen war, hatte eine leidenschaftlich kämpfende SG "das Wunder von Flensburg" beim 32:18 tatsächlich wahr gemacht: 14 Tore vor, Gleichstand und die auswärts mehr erzielten Treffer. Fehlte nur der Abpfiff. Doch das gute ungarische Schiedsrichtergespann Kekes/Kekes entschied auf einen letzten Freiwurf. Auszuführen linke Seite, zwei Meter neben der Auslinie, Torchance so gut wie Null. Einziges Handicap: Die Flensburger Menschenmauer zählte nach zwei Hinausstellungen nur noch vier Mann. Rechtsaußen Gregory Anquetil schnappte sich - versteckt in einem Knäuel seiner Mitspieler - den Ball, drehte diesen an der SG-Wand vorbei und schickte ihn durch die Beine des überragenden Jan Holpert ins SG-Netz.
Im "Tollhaus" Campushalle, in dem zuvor schon die jubelnden Fans das Parkett gestürmt hatten, wurde es auf einen Schlag totenstill. Nur die Franzosen ließen ihren Emotionen freien Lauf und begruben ihren Helden Anquetil in einer riesigen Jubeltraube unter sich - mittendrin: Nikola Karabatic. "So etwas habe ich noch nie erlebt", rang er damals nach Worten. "So ein unglaubliches Spiel...", schüttelte er immer wieder den Kopf. Sie hätten trotz des deutlichen Ergebnisses aus dem Hinspiel gewusst, was sie in der Campushalle erwarten würde, gestand ein sichtlich mitgenommener Karabatic. "Aber so etwas hätte ich mir nicht erträumt. Das war ein wirklich unglaubliches Spiel."
(Aus dem offiziellen THW-Hallen-Magazin "zebra")
Nie zuvor in seiner langen Bundesligageschichte bekam der THW Kiel 39 Tore eingeschenkt. Die Niederlage in Flensburg kam streckenweise einer Demütigung gleich, wenngleich die SG-Spieler darauf verzichteten, mit dem 40. Gegentor dem am Boden liegenden Rivalen den letzten Tritt aus der Campus-Halle zu geben. An die Wand gespielt hatte Flensburg den THW ohnehin, der Rest wäre nur Statistik.
Kiels Trainer Noka Serdarusic wirkte nach der Niederlage gefasst und versprach für Dienstag einen anderen THW. Ob die Zuschauer in der Ostseehalle dann eine derart aufgeheizte Stimmung wie in Flensburg erzeugen können, scheint jedoch fraglich. "Am Dienstag werden über 1500 Flensburger Fans in der Halle sein, die werden kräftig Lärm machen", sagt Schwenker und hofft, dass das eigene Publikum genauso dagegenhalten wird wie die Mannschaft. "Taktik ist völlig unwichtig", sagt Schwenker, "das geht gegen Flensburg nur über Kampf, Einsatzbereitschaft und Leidenschaft." Dinge, die den Kieler Spielern am Samstag gänzlich fehlten.
Ganz anders die Flensburger. Johnny Jensen oder Joachim Boldsen merkte man schon anhand der Körpersprache an, dass sie unbedingt als Sieger vom Platz gehen wollten. "Wir haben nicht solche Spielertypen", sagt Schwenker. Was er allerdings auch nicht wirklich dramatisch findet. "Wir waren ein Jahr lang ungeschlagen, da brauchen wir jetzt ganz sicher nicht in Panik zu verfallen."
Hätte er die Wahl, würde er allerdings lieber zwei Punkte aus Flensburg entführen, als im DHB-Pokal eine Runde weiter zu kommen. "Schaffen wir die zweite Runde, können wir auf Mannschaften wie Gummersbach, Lemgo oder Magdeburg treffen. Alles Gegner, gegen die man ausscheiden kann." Punkte behält man. Die aus Flensburg sind allerdings weg. Bleibt nur noch die Hoffnung auf eine Revanche im Pokal. "Ohne Leidenschaft geht es nicht", hofft er auf eine Antwort seiner Spieler auf dem Platz.
Noch sind für das Pokalspiel knapp 1000 Eintrittskarten erhältlich.
(Von Olaf Nolden, www.handball-world.com)
Aus den Kieler Nachrichten vom 27.09.2005:
"Es hat der Wille, die Begeisterung und die Einstellung gefehlt", meinte Stefan Lövgren. "So etwas darf uns nicht passieren." Sie seien selbstbewusst und ohne Angst angereist, erinnert sich der Kapitän. Doch dann war alles weg. "Wir waren alle schlecht - durch die Bank." Nach einem Wochenende voller Gedanken ("lustig war das für keinen von uns") fiebert Lövgren nun dem heutigen Abend entgegen. "Egal ob Punktspiel oder Pokal - wir wollen uns in erster Linie revanchieren." Eine Schlüsselrolle wird dabei Henning Fritz zukommen, der mit seinem emotionalen Spiel stets die Vorderleute mitreißt. Doch in der Campushalle blieb auch der Vulkan im THW-Tor kalt. "Ich kann keine Emotionen aufbauen, wenn ich keinen Ball halte", musste Fritz satte 39 Tore und den Hohn der SG-Fans ertragen. "Und ihr wollt deutscher Meister sein", skandierte die Nordkurve und verstummte auch nach einem finsteren Blick des Welthandballers nicht. "Sollen sie doch singen, was sie wollen", meinte Fritz. "Schließlich sind wir Meister und nicht die." Heute verspricht der 31-Jährige einen anderen THW. "Mit dieser Klatsche haben sie unsere Ehre angegriffen." Für Noka Serdarusic, der mit den Seinen gestern noch lange in der Ostseehalle trainierte, waren die zahlreichen taktischen Fehler der Zebras nur eine Seite der Medaille. "Schlimmer war, dass sie uns einzeln fertig gemacht haben." Den THW-Coach störte dabei die Aggressivität der Flensburger. "Es ist immer das gleiche, der Kleine darf alles." Er könne von seinen Spielern aber nicht verlangen, dass sie sich heute so benehmen, wie die SG-Spieler am Sonnabend. "Da haben sich eigentlich brave Jungs wie Irre aufgeführt."
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 27.09.2005)
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