"Noch nichts gewonnen"
Uwe Schwenker war aus dem Häuschen. "Unsere Jungs
passen zusammen. Sie machen noch immer kleine Fehler,
aber üben unheimlichen Druck aus. Da macht es richtig
Spaß, zuzuschauen", sagte der Manager gegenüber
Sport1.de.
Einen Grund abzuheben, sieht
Schwenker aber nicht:
"Die Saison ist noch lang. Jetzt kommt erstmal die EM-Pause. Man muss abwarten, wie die Spieler
zurückkommen. Wir haben ein kleines Guthaben, ein
kleines Polster für die Rückserie. Aber noch ist
nichts gewonnen."
17 Siege am Stück
Das Jahr 2005 wird aber dank des THW in die Handball-Geschichte eingehen.
So eindeutig hat noch nie eine
Mannschaft die Liga beherrscht. Die Fakten:
In den vergangenen zwölf Monaten gewann der THW 31
seiner 34 Bundesligaspiele. Zwischen dem 8. März und
dem 21. September feierte Kiel 17 Siege am Stück.
Dem gegenüber stehen gerade einmal zwei Unentschieden
und nur eine Niederlage. Am 24. September
unterlag der THW beim Erzrivalen Flensburg 33:39.
Tanz auf drei Hochzeiten im Jahr 2006
Neben der Meisterschaft feierte Kiel den Gewinn des
Supercups. Der THW stand in der vergangenen Saison im
Pokalfinale (
Niederlage gegen Flensburg) und im
Viertelfinale der Champions League (
ein Treffer fehlte
gegen den späteren Sieger FC Barcelona).
In dieser Saison tanzt der THW auf drei Hochzeiten: Im
Viertelfinale des DHB-Pokals reisen die Kieler
nächstes Jahr nach Dormagen. In der
Königsklasse heißt
der Gegner in der
Runde der letzten Acht Flensburg.
Unter dem Strich gewann Kiel 45 seiner 51
Pflichtspiele, spielte zweimal remis und verlor nur
viermal - zweimal gegen Flensburg, in Barcelona und in
Plock.
Zugänge schlagen ein
Schwenker und Trainer
Noka Serdarusic ist es gelungen,
die THW-Truppe gezielt aufzubauen. Vor der Saison
kamen fünf Neue. Sie schlugen alle ein.
Nikola Karabatic,
Kim Andersson und
Vid Kavticnik
gehören zu den Leistungsträgern.
Viktor Szilagyi
sprang in die Bresche, als sich
Stefan Lövgren
verletzte. Und
Pelle Linders scheint eine gute
Alternative zu
Marcus Ahlm zu werden.
"Wir hatten in 2005 fast zwei verschiedene
Mannschaften", sagt
Schwenker. "Es ist schon
beeindruckend, wie schnell sich das neue Team gefunden
hat."
Neuer Tor-Rekord?
Das spiegelt sich vor allem im Angriff wider: Der THW
warf bereits 627 Treffer - im Schnitt 36,9, so viel
wie noch nie ein Team zuvor. Kiel steuert auf über
1250 Saisontore zu. Das wären fast 100 Tore mehr als
der bisherige "Rekord-Meister" Lemgo 2002/2003 (1158).
Zudem winkt ein neuer Punkte-Rekord. Der liegt bei
sechs Minuspunkten nach 34 Spielen - aufgestellt vom
THW 2004/2005 und Lemgo 2002/2003.
Dennoch gebe es "noch viel zu verbessern", meint
Marcus Ahlm. Zum Beispiel "im Angriff. Und auch in der
Abwehr können wir noch stabiler spielen."
Mannschaft für die Zukunft steht
Potenzial scheint in jedem Fall vorhanden. Schließlich
haben Spieler wie
Kim Andersson (23),
Karabatic (21),
Kavticnik (21) oder
Christian Zeitz (25) ihre Zukunft
noch vor sich.
Die jetzige Mannschaft soll daher nur ganz gezielt
verstärkt werden. Namen wie Leons Kristian Kjelling
(
Schwenker: "Zu ihm haben wir derzeit keinen Kontakt")
geistern durch Kiel. Grund zur Eile besteht aber
nicht.
Schwenker kann jetzt abschalten. In Ruhe will der
Manager mit der Familie ins neue Jahr rutschen. Und
sicher auch noch einmal auf 2005 anstoßen.
(Von Michael Schwartz, © 2005 Sport1.de)