Aus der "Handball-Woche" 04/2006:
Der Mann mit dem wuchtigen Wurf gibt sich locker in diesen Tagen. "Ich
fühle mich wohl in dieser Mannschaft", sagt
Christian Zeitz (THW Kiel), und
das liegt nicht nur daran, dass seine langwierige Verletzung (ihm wurden im
Herbst freie Gelenkkörper aus dem linken Wurfarm entfernt) überstanden ist.
Auch die Form des 25-Jährigen zeigt kontinuierlich nach oben, der
Linkshänder harmonierte zuletzt prächtig mit den Kreisläufern Klimovets und
Preiß, und auch seine Wurfkraft hat dem Augenschein nach nicht gelitten.
Wenn er aber wieder gern in den deutschen Farben antritt, dann auch
deswegen, weil sie verarbeitet scheint, diese leidige Geschichte während der
WM 2005 in Tunesien. Das Turnier in Nordafrika, das erste nach der Ära
Volker Zerbe, dem langjährigem Partner auf der Position des Halbrechten, war
furchtbar gelaufen. Damals kritisierte ihn Bundestrainer Heiner Brand, aber
was die Situation eskalieren ließ, war die anschließende Beschimpfung durch
den ARD-Experten Erhard Wunderlich: "Wenn
Zeitz die Halle betritt, gibt er
am Eingang sein Gehirn ab." Kein Wunder, dass
Zeitz sich ungerecht behandelt
fühlte, vom Trainer, und noch mehr von den Medien. "Was mit mir in Tunesien
gemacht wurde, das war nicht in Ordnung", sagt er heute. Er, der abseits des
Handballfeldes ohnehin nicht zu den extrovertierten Figuren zählt,
verschloss sich damals. Erst nach Monaten, nach Gesprächen mit Brand und
seiner Managerin Ciz Schönberger sowie mit seinen sensationellen Leistungen
im Verein, die mit dem Meistertitel gekrönt wurden, taute der 111fache
Nationalspieler (311 Tore) wieder auf. Derzeit ist jedenfalls spürbar, dass
er das volle Vertrauen des Bundestrainer genießt ("Ich bin froh, dass ich
Christian wiederhabe"). Auch das Verhältnis zu den Medien ist deutlich
entspannter geworden. Abgeschenkt hat er das Erreichen des Halbfinales noch
lange nicht: "Ich hoffe, wir können gegen Spanien oder Frankreich gewinnen",
also gegen einen der beiden Gruppenfavoriten. Vor allem aber will er "guten
Handball spielen". Nicht unwahrscheinlich, dass das diesmal klappt. Die
nötige Lockerheit legt er derzeit an den Tag.
(Von Erik Eggers, aus der "Handball-Woche" 04/2006)
Einen weiteren
interessanten Artikel von Erik Eggers
über Christian Zeitz können Sie bei Spiegel Online
lesen.