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19.02.2006 Mannschaft

Zebra: Alles noch offen

Zebras spielten eine tolle Hinrunde - Serdarusic bleibt trotzdem vorsichtig

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Mutig war es wirklich, was Manager Uwe Schwenker und Trainer Noka Serdarusic sich und dem Verein zum Anfang der Saison zutrauten. Mit Martin Boquist, Klaus-Dieter Petersen, Johann Petersson, Sebastian Preiß und Roman Pungartnik ließen sie gleich fünf Spieler ziehen und verpflichteten dafür im Gegenzug Kim Andersson, Nikola Karabatic, Vid Kavticnik, Pelle Linders und Viktor Szilagyi. Fünf neue Spieler und vier verschiedene Sprachen. Skeptisch schauten viele Trainer und Handballkenner in den Norden und hielten einen ebenso starken THW Kiel wie in der Meister-Saison im Jahr zuvor fast für unmöglich. Doch die Zebraherde belehrte alle eines Besseren.
So steht der Titelverteidiger nach 17 von 34 Spielen der laufenden Serie sogar besser dar als zum gleichen Zeitpunkt der vergangenen Spielzeit. Zur Halbzeit weist der THW Kiel dieses Mal bereits 32:2 Punkte auf, vor einem Jahr waren es nur 30:4. Einmal mehr ärgster Verfolger ist die SG Flensburg-Handewitt, die mit 29:5 Punkten exakt die gleiche Hinrunden-Bilanz ausweist wie 2004/05. Im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert präsentiert sich auf Rang drei der VfL Gummersbach mit 28:6 Punkten (2004/05: 20:14 Punkte und Rang sieben). Danach folgt bereits ein deutlicher Schnitt. Der viertplatzierte SC Magdeburg scheint sich mit 24:10 Punkten bereits aus dem Meisterschaftsrennen verabschiedet zu haben.

Das erste Ausrufezeichen setzte der "junge" THW Kiel gleich zu Beginn im August beim Supercup in der Münchener Olympiahalle. Gegen den Erzrivalen SG Flensburg Handewitt gelang ein 36:34-Sieg - zwar hart umkämpft, aber wohl verdient. Trotzdem machte Trainer Noka Serdarusic sich so seine Sorgen. "Ich habe Angst, dass die Mannschaft keine Zeit findet, sich vernünftig einzuspielen. Wir haben fünf Neue, und das dauert, bis es zusammen passt. Die meisten Leute meinen, wenn man Weltklasse Spieler holt, dann reicht das schon, um erfolgreich zu sein. Aber die Wahrheit sieht anders aus und der Teufel steckt im Detail. Es dauert, bevor es mit der Abstimmung klappt."

Die Mannschaft fand ihre Zeit und nutzte diese. Aus vielen neuen Spielern wurde eine Mannschaft und diese wuchs an ihren Aufgaben. Manager Uwe Schwenker scheint indes aber nicht sonderlich überrascht über diesen Verlauf. "Mir war von Anfang an klar, dass wir mit diesen namenhaften Neuzugängen auch die Favoritenrolle übernehmen müssen." Jedoch ist er wirklich erstaunt darüber, "dass diese jungen Leute sich so schnell als Mannschaft gefunden haben - auf und neben dem Platz". Mit "noch Kontakt zur Spitze" wäre Schwenker schon zufrieden gewesen. Die Zebras verabschiedeten sich jedoch mit 32:2 Punkten als Tabellenführer in die Winterpause und machten aus dem "normalen" Handball ein Spektakel. Mit dem historischen 54:34-Ergebnis im Spiel gegen den SC Magdeburg ging der neue Tempohandball des THW Kiel in die Handballgeschichte ein.

Auch die Konkurrenten der Zebras erkennen den Erfolg der Mannschaft neidlos an. "Aus eigener Kraft können wir die Kieler in der Rückrunde wohl nicht mehr packen. Die sind drei Punkte weg und wir haben nur noch einen direkten Vergleich in der Bundesliga", weiß auch Thorsten Storm, Manager des ersten Verfolgers SG Flensburg-Handewitt, um die glänzende Ausgangsposition des THW Kiel vor der Rückrunde. Und dennoch gibt sich der Nordrivale betont kämpferisch. "Psychologisch entscheidend wird die Woche mit dem Duell in der Champions League sein. Wenn wir gewinnen, ist wieder alles drin", sagt Storm - die Konkurrenz setzt auf das "Prinzip Hoffnung".

Noka Serdarusic setzt derweil auf eine andere Tugenden: Bescheidenheit und akribische Arbeit. "Meister sind wir noch lange nicht", konstatierte der THW-Coach zum Jahresabschluss, gab aber zu, dass der gerade erzielte Auswärtserfolg beim VfL Gummersbach in der Kölnarena "ein ganz wichtiger Sieg war." Sein Gummersbacher Kollege Velimir Kljaic musste nach der 32:34-Niederlage gegen die Kieler anerkennen: "Wir haben Fortschritte gemacht, aber es reichte nicht." Ob es in der Rückrunde reicht? Für Noka Serdarusic bleibt es spannend: "In 17 Spielen kann noch viel passieren."

(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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