19.02.2006 | Mannschaft |
Das erste Ausrufezeichen setzte der "junge" THW Kiel gleich zu Beginn im August beim Supercup in der Münchener Olympiahalle. Gegen den Erzrivalen SG Flensburg Handewitt gelang ein 36:34-Sieg - zwar hart umkämpft, aber wohl verdient. Trotzdem machte Trainer Noka Serdarusic sich so seine Sorgen. "Ich habe Angst, dass die Mannschaft keine Zeit findet, sich vernünftig einzuspielen. Wir haben fünf Neue, und das dauert, bis es zusammen passt. Die meisten Leute meinen, wenn man Weltklasse Spieler holt, dann reicht das schon, um erfolgreich zu sein. Aber die Wahrheit sieht anders aus und der Teufel steckt im Detail. Es dauert, bevor es mit der Abstimmung klappt."
Die Mannschaft fand ihre Zeit und nutzte diese. Aus vielen neuen Spielern wurde eine Mannschaft und diese wuchs an ihren Aufgaben. Manager Uwe Schwenker scheint indes aber nicht sonderlich überrascht über diesen Verlauf. "Mir war von Anfang an klar, dass wir mit diesen namenhaften Neuzugängen auch die Favoritenrolle übernehmen müssen." Jedoch ist er wirklich erstaunt darüber, "dass diese jungen Leute sich so schnell als Mannschaft gefunden haben - auf und neben dem Platz". Mit "noch Kontakt zur Spitze" wäre Schwenker schon zufrieden gewesen. Die Zebras verabschiedeten sich jedoch mit 32:2 Punkten als Tabellenführer in die Winterpause und machten aus dem "normalen" Handball ein Spektakel. Mit dem historischen 54:34-Ergebnis im Spiel gegen den SC Magdeburg ging der neue Tempohandball des THW Kiel in die Handballgeschichte ein.
Auch die Konkurrenten der Zebras erkennen den Erfolg der Mannschaft neidlos an. "Aus eigener Kraft können wir die Kieler in der Rückrunde wohl nicht mehr packen. Die sind drei Punkte weg und wir haben nur noch einen direkten Vergleich in der Bundesliga", weiß auch Thorsten Storm, Manager des ersten Verfolgers SG Flensburg-Handewitt, um die glänzende Ausgangsposition des THW Kiel vor der Rückrunde. Und dennoch gibt sich der Nordrivale betont kämpferisch. "Psychologisch entscheidend wird die Woche mit dem Duell in der Champions League sein. Wenn wir gewinnen, ist wieder alles drin", sagt Storm - die Konkurrenz setzt auf das "Prinzip Hoffnung".
Noka Serdarusic setzt derweil auf eine andere Tugenden: Bescheidenheit und akribische Arbeit. "Meister sind wir noch lange nicht", konstatierte der THW-Coach zum Jahresabschluss, gab aber zu, dass der gerade erzielte Auswärtserfolg beim VfL Gummersbach in der Kölnarena "ein ganz wichtiger Sieg war." Sein Gummersbacher Kollege Velimir Kljaic musste nach der 32:34-Niederlage gegen die Kieler anerkennen: "Wir haben Fortschritte gemacht, aber es reichte nicht." Ob es in der Rückrunde reicht? Für Noka Serdarusic bleibt es spannend: "In 17 Spielen kann noch viel passieren."
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)
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