Im Interview mit
Sport1.de spricht Flensburgs Manager
Thorsten Storm über die Titel-Chance der SG, die Flensburger Erfolgsserie in der
Ostseehalle und das Kribbeln vorm Derby (siehe
Vorbericht).
Aus Sport1:
München/Flensburg - Mühsam quälten sich die Flensburger Spieler am vergangenen
Wochenende zum 30:29-Sieg über die HSG Nordhorn.
Statt Selbstvertrauen für das Spiel der Spiele zu tanken, gab es mit Ach und
Krach zwei Punkte. Keine idealen Voraussetzungen für das Duell beim Erzrivalen
THW Kiel am Samstag.
"Mit unserer Leistung bin ich nicht zufrieden", sagt SG-Coach Kent-Harry
Andersson. "Einige Spieler waren 50 Minuten nicht richtig dabei."
"So etwas will ich nicht sehen"
Flensburgs Manager
Thorsten Storm pflichtet ihm bei. "Ich hatte das Gefühl, dass
einige Spieler diese Partie nur irgendwie über die Runden schaukeln wollten - so
etwas will ich nicht sehen", poltert
Storm.
Immerhin: Die Bühne für den Handball-Gipfel ist bereitet. Flensburg schloss nach
Pluspunkten auf dem Meister, hat aber ein Spiel mehr absolviert und das schwerere
Restprogramm vor sich.
Der Druck lastet bei der SG. Davor ist
Thorsten Storm nicht bange. Im
Sport1.de-Interview spricht der 41-Jährige über die Chance auf den Meistertitel,
die SG-Erfolgsserie in der Ostseehalle und das große Kribbeln.
- Sport1:
-
Herr Storm, ist die Meisterschaft nach dem Spitzenspiel am Samstag
entschieden?
- Thorsten Storm:
-
Wenn Kiel gewinnen sollte, ist die Meisterschaft entschieden.
Wenn wir in der Ostseehalle gewinnen - und davon gehe ich aus -, dann bleibt die
Meisterschaft spannend. Und ich sage: Wir können noch Meister werden!
- Sport1:
-
Flensburg sah in Kiel in den vergangenen Jahren immer gut aus, gewann
zuletzt sogar das Hinspiel im Champions-League-Viertelfinale deutlich. Weshalb
tritt die SG in der Ostseehalle so stark auf?
- Thorsten Storm:
-
Das ist eine Sache des Kopfes. Man hat sicherlich großen Respekt vor der
Ostseehalle und auch vor dem Gegner, aber seit vier Jahren fahren wir nun gerne
nach Kiel, weil wir das Bewusstsein der eigenen Stärke verinnerlicht haben.
Irgendwie ist es dann so, dass man keinen Druck hat, wenn man in Kiel antritt.
- Sport1:
-
Ist es auch dieses Mal so, wenn es für Flensburg um die letzte Chance
geht?
- Thorsten Storm:
-
Das tut unserer Mannschaft gut. Wir brauchen keine besonderen
Motivationsmaßnahmen. Die braucht man eventuell bei anderen Spielen. Vor diesem
Derby sind alle Spieler heiß.
- Sport1:
-
Was wird Samstag den Ausschlag geben?
- Thorsten Storm:
-
Ganz wichtig ist, dass unsere Spieler ihr Leistungspotenzial abrufen.
Ausfälle im Mannschaftsgefüge darf man sich nicht leisten, das bestraft der THW
sofort. Wenn die Einstellung und die Leistung aller Spieler stimmen, dann sind
wir auch in der Ostseehalle nur schwer zu schlagen.
- Sport1:
-
Doch gegen Nordhorn hat ihr Team sicherlich kein Selbstbewusstsein
getankt.
- Thorsten Storm:
-
Alle hatten von uns einen hohen Sieg erwartet. Wir sicherlich auch. Aber
mit den Gedanken war keiner so richtig dabei. Viele dachten, man könne die Partie
einfach so herunter spielen. Gegen eine Mannschaft wie Nordhorn kann das
natürlich fatal werden. Die HSG war heiß, wir waren es nicht. Aber diese Frage
wird sich vor einem Spiel gegen Kiel definitiv nicht stellen. Wahrscheinlich
steckte diese Partie schon in den Hinterköpfen der Spieler.
- Sport1:
-
Wie beurteilen Sie die Ausgangslage? Vorteil Kiel als Tabellenführer
oder Vorteil Flensburg als "Angstgegner" in der Ostseehalle?
- Thorsten Storm:
-
Bei dieser Partie spielt keine Rolle, wer Tabellenführer ist. Favorit ist
natürlich die Mannschaft, die zu Hause spielt. Aber: Wer viel gibt, wird wird
auch viel bekommen. Und ich weiß, dass unsere Mannschaft in solchen Spielen immer
sehr viel geben kann.
- Sport1:
-
Hat das Kribbeln schon begonnen?
- Thorsten Storm:
-
Nein, bisher noch nicht. Wir spielen ja jetzt das sechste Mal in dieser
Saison gegen Kiel. Aber es ist trotzdem immer wieder etwas Besonderes, wenn diese
beiden Teams aufeinander treffen.
- Sport1:
-
Bei einer Flensburger Niederlage muss die SG aber den Blick nach
hinten richten.
- Thorsten Storm:
-
Darüber mache ich mir überhaupt keinen Kopf. Nach hinten schaue ich nicht,
ich schaue immer nur nach vorne. Wir spielen nicht um Platz drei, wir spielen um
Platz eins - nur das zählt.
(Das Gespräch führte Christian Nier, © 2006 Sport1)