THW-Logo
29.04.2006 Mannschaft

Zebra: K.O. im Pokal-Halbfinale

Dem THW blieb nach dem Aus im Final Four nur die Suche nach Erklärungen

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Mit einer ordentlichen Portion Optimismus und breiter Brust war der THW Kiel als Favorit zum Final Four nach Hamburg gereist - was am Ende blieb, war eine enttäuschte Zebraherde, die sich am liebsten verkriechen wollte, und das Unverständnis der Verantwortlichen für die Leistung der Mannschaft. Während der HSV Hamburg mit dem Gewinn des DHB-Pokals seinen ersten großen Titel feierte, wurden in Kiel schnell die Fragen nach der richtigen Einstellung und nach dem "Erfolgshunger" der Mannschaft aufgeworfen.
Zehn Minuten zu Anfang der zweiten Halbzeit des Halbfinalspiels gegen die SG Kronau/Östringen sah man die Klasse des THW Kiel leicht aufblitzen, doch nach einer fünf Tore Führung schaltete dieser mehrere Gänge zurück und überließ den Schwaben das Feld. "Das heute war kein normales Spiel von meiner Mannschaft. Wenn man die geforderte Leistung nicht bringt, der Gegner dies aber tut, verliert man solch ein Spiel", gab ein sichtlich enttäuschter Noka Serdarusic zu, der sich wesentlich mehr erhofft hatte, "Wenn wir so spielen, haben wir nichts anderes verdient"!

Ähnlich sah es auch schon im Champions League Halbfinal-Hinspiel gegen Flensburg aus. Der THW Kiel erlebte eine seiner schwärzesten Stunden und verlor am Ende beinahe schon glücklich nur mit 28:32 (13:12) in eigener Halle. Vielen fehlten damals nach den 60 Minuten die Worte. "Dies war die schlechteste Angriffsleistung, die diese Mannschaft bisher je gebracht hat", ärgerte sich nicht allein Trainer Noka Serdarusic. "Ich möchte dazu nicht viel sagen. Wir haben einfach nur ganz schlecht gespielt", rang Frode Hagen nach Worten.

Aber woran liegt es, dass diese junge Mannschaft, die vor der Europameisterschaft im Januar noch mit spektakulärem Tempo-Handball in einer eigenen Liga zu spielen schien - unvergessen das Bundesliga-Rekordergebnis von 54:34 gegen den SC Magdeburg- nun solche Spiele abliefert und teilweise nicht wieder zu erkennen ist? "Wir sind offensichtlich über unser eigenes Tempospiel gestolpert. Wenn wir mit fünf Toren vorne sind, wollen die Spieler immer weiter rennen und mit elf Toren gewinnen, anstatt den Gegner zwei Minuten zu quälen und dann das Tor zu erzielen", analysierte ein enttäuschter THW-Manager Uwe Schwenker nach dem Final Four.

Im Dezember jedoch waren die Zebras mit genau diesem "Tempohandball" so erfolgreich. "Da klappte es. Seit der EM gehen aber viele Versuche nicht ins Tor oder wir produzieren technische Fehler", hat Schwenker seitdem festgestellt. "Mit Spielern wie Wislander und Olsson hätten wir das Spiel gegen Kronau vielleicht gewinnen können. Beide hätten in solch hitziger Situation einen kühlen Kopf bewahrt", so Schwenker. Daran, dass die Ursache der schlechten Spiele seiner Mannschaft an dem Alter des Teams liegt, glaubt er aber nicht. "Das ist eher eine Frage der Einstellung. Auch wenn man mit vier oder fünf Toren führt, darf man vorne nicht leichtfertig die Chancen vergeben."

Die entscheidende Phase in der Bundesliga hat begonnen, in zwei anderen Wettbewerben ging der THW Kiel schon leer aus. Ein weiteres Mal soll das nicht passieren. Noch hat der THW Kiel zwei Punkte Vorsprung auf seinen ärgsten Verfolger SG Flensburg-Handewitt. Und ausgerechnet der ist heute zu Gast in der Ostseehalle. Leichtfertig verspielen möchte der THW Kiel seine Chancen da nicht noch einmal. Einmal mehr Gelegenheit für eine Wiedergutmachung.

(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)

 

Pokalsplitter

Ehrengäste: Neben insgesamt fast 26.000 Zuschauern an beiden Tagen des Pokalwochenendes wohnten auch zahlreiche Ehrengäste dem Final Four bei. Spitzenvertreter des nationalen Verbandes (DHB) und der internationalen Verbände, unter ihnen der Präsident der Europäischen Handball-Föderation, Thor Lian, der Präsident des internationalen Handball-Verbandes IFH, Hassan Moustaffa, und der EHF-Generalsekretär Michael Wiederer folgten gerne der Einladung der HBL. Ebenso ließ sich Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen dieses spannende Handballwochenende nicht entgehen. Bevor Bundestrainer Heiner Brand seine Spieler zu einem Lehrgang nach Heidelberg bat, schaute auch er in der Color Line Arena vorbei.

Medieninteresse: Bezeichnend war neben der Begeisterung der Fans auch das Interesse der Medien. Von Jahr zu Jahr steigt die Bedeutung des Haspa Final Fours. Rund 300 Journalisten waren vor Ort, das Fernsehen (NDR, MDR, SWR) übertrug alle Spiele live und bei ARD und ZDF waren jeweils Spielausschnitte zu sehen.

Auszeichnungen: Wie in den letzten Jahren wurde auch diesmal der "beste Spieler", der "beste Torschütze" und der "beste Torwart" ausgezeichnet. Die Medienvertreter vor Ort wählten Maros Kolpak (SG Kronau/Östringen) zum besten Torwart, sein Vereinskollege Mariusz Jurasik wurde mit 18 Toren in zwei Spielen zum Top-Torschützen gekürt und Pokalsieger Bertrand Gille vom HSV Hamburg darf sich "bester Spieler" nennen.

Empfang vor dem Handballfest: Traditionsgemäß fing für die Spieler, die Verantwortlichen und die Offiziellen das Pokalwochenende schon am Freitagabend an. Auch in diesem Jahr empfing der Senat der Freien Hansestadt Hamburg die vier Endrunden-Teilnehmer in der Color Line Arena.

Party auf dem Rathausplatz: Als Schiedsrichter Frank Lemme und Bernd Ullrich das Finalspiel nach 60 Minuten abpfiffen, gab es in der Hamburger Color Line Arena kein Halten mehr. Die Spieler des HSV Hamburg begruben ihren Torwart Goran Stojanovic unter sich und feierten ausgelassen den ersten Pokalsieg in der noch jungen Geschichte des Vereins. Aber auch nach dem gemeinsamen Begießen des Titels war noch nicht Schluss. Am darauf folgenden Montag stand eine Feier mit den Fans auf dem Hamburger Rathausplatz an.

Tore für den guten Zweck: Nicht nur sportlich war das Pokal-Finale der Handballer ein voller Erfolg, sondern auch die Deutsche Krebshilfe profitierte beim Final Four. Der Namensgeber und Sponsor des ganzen Wochenendes, die Hamburger Sparkasse (Haspa) spendete für jedes Tor, das geworfen wurde, einen Betrag von 20 Euro. An beiden Tagen des Pokalwochenendes versenkten die Handballer der vier Teams den Ball 180 Mal im Netz und somit kam ein Betrag von insgesamt 3600,- Euro für die Deutsche Krebshilfe zusammen.

(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


(29.04.2006) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite