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Auch im neunten Anlauf reichte es nicht zum Titel.
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Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 08.06.2006:
Der Gewinn der Champions League bleibt auch nach dem neunten
Anlauf ein unerfüllter THW-Traum. Zwar rauschten die Zebras bis
auf den Verbremser beim polnischen Meister Wisla Plock
(
31:32) mit Hochgeschwindigkeit
durch die Gruppenphase und sicherten sich den Achtelfinaleinzug als
Spitzenreiter vor KIF Kolding.
Auch war Paris Handball in der Runde der letzten 16 kein wirklich
ernsthafter Prüfstein - der THW setzte sich zweimal souverän durch. Doch dann
ereilte die Zebras wie
2005 gegen Barcelona im
Viertelfinale das vorzeitige Aus. Und das ausgerechnet gegen den
Nordrivalen SG Flensburg-Handewitt. Das Los hatte die beiden deutschen
Spitzenklubs auch in diesem Wettbewerb vorzeitig zusammen geführt.
- Achtelfinale: THW - Paris Handball 44:28 (Hinspiel 28:21)
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Die Reise nach Paris überstanden die Zebras ohne großen Kraftaufwand.
Viktor Szilagyi mit sechs und
Nikola Karabatic, der fünf Tore zum
ungefährdeten Hinspielerfolg beisteuerte, waren die
treffsichersten THW-Akteure. Im Rückspiel ließen
es die Kieler schon in der ersten Halbzeit ordentlich
krachen: 22:12 stand es beim Gang in die Kabinen
- die Vorentscheidung. 10.000 Zuschauer, angesichts
der sportlichen Situation eine imposante Kulisse, erlebten
fortan ein THW-Schaulaufen mit vielen "Extra-Kreiseln".
Henrik Lundström setzte sich mit
neun Toren aus zehn Versuchen an die Spitze der
Tages-Tore-Wertung.
- Viertelfinale: SG Flensburg-Handewitt - THW 32:34 (Hinspiel 32:28)
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Der Blackout in einer komplett verschlafenen zweiten
Halbzeit vom Hinspiel bedeutete unter dem Strich
das THW-Aus. Nach durchwachsener erster Halbzeit, die
die Zebras mit 13:12 vorn sah, folgte das kollektive Desaster,
das in der 52. Minute in einem 21:29-Rückstand gipfelte.
Nur weil die Flensburger die Zügel in der Schlussphase
ein wenig schleifen ließen, wandelte sich ein drohendes
Katastrophen-Ergebnis in eine noch erträgliche Niederlage
mit einem kleinen Hoffnungsschimmer für das Rückspiel.
"So schlecht kann die Mannschaft kein zweites Mal auftreten",
resümierte Manager Uwe Schwenker.
Tatsächlich stand eine Woche später eine völlig verwandelte
THW-Mannschaft auf dem Parkett der Campushalle in Flensburg.
Zwar liefen die Zebras anfangs erneut einem Rückstand
hinterher, doch schon zur Pause hatten sie den Spieß auf
17:16 gedreht. Jetzt wurde die SG samt Fans durch die Hölle
geschickt. Beim 34:30-Zwischenstand in der 58. Minute
war der THW für Sekunden im Halbfinale. Überragend
Nikola Karabatic mit zehn Toren
und Henrik Lundström, der achtmal
traf. Dann aber mogelte sich Glenn Solberg zum 31:34 durch
die THW-Abwehr, es folgte das tragische Aus nach einem
Herzschlagfinale. Zwölf Sekunden vor dem Abpfiff hatten die
Zebras Ballbesitz: Statt den heranstürmenden
Kim Andersson zu bedienen, warf
Stefan Lövgren den Ball aber ins
Seitenaus. Lars Christiansens 32:34 war nicht
mehr wichtig. "Wir wissen jetzt, wie stark wir wirklich
sind", saugte Karabatic Honig aus
der bitteren Niederlage. Die SG Flensburg-Handewitt feierte den
Triumph, erlebte dann aber im Halbfinale ihr eigenes
Desaster gegen den spanischen Spitzenklub Ciudad Real.
Das Hinspiel endete mit 22:31 deutlich, und auch im Rückspiel
setzte es beim 27:29 eine weitere Niederlage. Kleiner Trost
für den deutschen Vizemeister: Ciudad Real spielte auch im
rein spanischen Finale gegen Portland San Antonio groß auf
und bestieg nach den 37:28 und 25:19-Kantersiegen erstmals
den europäischen Handball-Thron.
(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 08.06.2006)