Der THW Kiel hat sich am Sonntag eine mehr als gute Ausgangsposition für
den Einzug in das Viertelfinale der Champions League erkämpft.
Bei Paris HB siegten die Zebras nach anfänglichen Problemen letztlich
locker mit 28:21 (13:11) und können optimistisch auf das
Achtelfinal-Rückspiel am kommenden Samstag
(15.30 Uhr, Ostseehalle) blicken. Mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung
und einer Steigerung in der zweiten Hälfte verwiesen die Kieler ihren Gegner
in die Schranken.
Mit Sorgen waren die Kieler an die Seine gereist, mussten sie neben
Christian Zeitz doch auch auf ihren Kapitän
Stefan Lövgren verzichten. Für den schwedischen
Nationalspieler sprang
Viktor Szilagyi ein,
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Spielszene.
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der nach anfänglich nervösem Start seine Aufgabe mehr als ordentlich
erledigte. Von Beginn an hatte der Kieler Angriff mit der offensiven
Abwehr der Franzosen zu kämpfen. Nach
Lundströms 1:0
waren es auch die Paraden von Siffert im Pariser Tor, die den Kieler
Angriffsschwung bremsten. Paris ging mit 3:1 durch einen Dreher von Diaw
in Führung (5.), die Zebras konterten aber postwendend zum 3:3. Der Spielverlauf
sollte fortan ausgeglichen sein, immer wieder biss sich der THW in der
Abwehr der Franzosen fest, die ihrerseits kaum Mittel gegen eine robuste
Zebra-Defensive mit einem aufmerksamen
Mattias Andersson
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Paris' Trainer Thierry Anti erhielt nach gestenreichen Beschwerden
eine Zeitstrafe von den norwegischen Unparteiischen.
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fanden. Dieser versuchte es nach 19 Minuten sogar mit einem Torwurf über
das gesamt Feld, den Siffert allerdings mit Mühen parieren konnte. Bis zum
9:9 konnte keines der beiden Teams zählbare Akzente setzen, ehe dem THW
durch
Marcus Ahlm und
Szilagyi
die erste Zwei-Tore-Führung gelang (26.). Trotz doppelter Überzahl, neben Sorhaindo
musste auch Mongin für seinen etwas zu lautstark protestierenden Trainer Anti
auf die "Sünderbank", kassierten die Zebras das 11:10 durch Diaw. Ein Siebenmeter von
Lundström und ein Tor von
von
Szilagyi erhöhten auf 13:10, ehe Filah ebenfalls
per Strafwurf den Halbzeitstand erzielte.
Die zweite Hälfte sollte einen noch engagierteren THW bringen. Zwar blieb
Marcus Ahlm wegen zweier Zeitstrafen sicherheitshalber
auf der Bank, Pelle Linders führte sich mit dem
15:11 allerdings gut ein. Da nun auch die große Zeit des Mattias Andersson
gekommen schien, der in den ersten sieben Minuten der zweiten Halbzeit gleich
sieben Bälle parieren konnte, stand die Abwehr nun felsenfest, zumal die
Gastgeber recht langsam agierten.
Kim Anderssons
Tempogegenstoß zum 17:12 (35.) brachte die erste Fünf-Tore-Führung, die bis
Kavticniks Rückraumkracher zum 20:15 bestand hatte (42.).
Da die Kieler nun aber im Angriff einige Möglichkeiten ungenutzt ließen, kam Paris
durch einen Doppelschlag von Louis wieder auf drei Tore heran, konnte bis zum
18:21 noch einigermaßen im Spiel bleiben.
Linders
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Nach einem Gewaltwurf von Kim Andersson
hatte Paris' Torhüter Annonay Schwierigkeiten, den festgeklemmten Ball
zu befreien.
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mit einem Treffer nach einem Traumanspiel von
Karabatic und
der französische Spieler im Dress des THW höchstselbst erhöhten wieder auf 24:18.
Spincers Siebenmetererfolg zum 19:24 sollte dann für zehn Minuten der letzte Grund
für Jubel auf den nicht vollbesetzten Rängen sein: Die Zebras nagelten den Kasten zu,
ließen keinen Torerfolg zu, wechselten dabei sogar durch und vollstreckten im Angriff
kompromisslos: Beim 27:19 (56.) war die Partie gelaufen und der Viertelfinaleinzug
in greifbare Nähe gerückt.
Hagens 28:21
war der Schlusspunkt des erfolgreichen Kieler Trips an die Seine, an dessen Ende
eine mehr als gute Ausgangsposition für das Rückspiel am kommenden Samstag um 15.30 Uhr
in der Ostseehalle stand.
(Christian Robohm)
Aus kiel4kiel.de:
THW Kiel beinahe schon im Champions League-Viertelfinale
Der THW Kiel steht mit einem Bein im Viertelfinale der Champions Leage.
Die Kieler Handballer gewannen am Sonntag das Achtelfinal-Hinspiel
beim französischen Club Paris HB mit 28:21 (13:11). Dabei hatten die
Zebras nur in der ersten Hälfte Probleme mit der aggressiv-offensiven
Abwehr der Gastgeber, die im zweiten Spielabschnitt nicht mehr so
effektiv wirkte. Da sich auch die Kieler Defensive mit einem gut
haltenden Mattias Andersson steigern konnte,
geriet die zweite Hälfte fast zum Spaziergang.
mehr...
- Paris HB (FRA ):
-
Annonay (31.-49. und 3 Siebenmeter, 3 Paraden),
Siffert (1.-30., 49.-60. und 2 Siebenmeter, 11 Paraden);
Atajevas (1),
Sorhaindo (5),
Spincer (1/1),
Diaw (6/1),
Mongin (2),
di Salvo,
Arive,
Lis,
Paillasson,
Louis (2),
Girault (1),
Filah (3/2);
Trainer: Thierry Anti
- THW Kiel:
-
Fritz (ab 57. und 3 Siebenmeter, 1 Parade),
M. Andersson (1.-57., 18 Paraden);
Linders (2),
K. Andersson (4),
Lundström (3/2),
Kavticnik (3),
Hagen (3/1),
Wagner,
Ahlm (2),
Schindler (n.e.)
Szilagyi (6),
Karabatic (5);
Trainer: Serdarusic
- Schiedsrichter:
-
Kenneth Abrahamsen / Arne M. Kristiansen (NOR)
- Zeitstrafen:
-
Paris: 4 (Lis (5.), Girault (14.), Sorhaindo (25.), Mongin für Trainer Anti (26.) ;
THW: 4 (Szilagyi (19.),
2x Ahlm (21., 28.), Karabatic (47.))
- Siebenmeter:
-
Paris: 6/4 (Andersson hält Filah (32.) und Spincer (52.));
THW: 6/3 (Annonay hält Karabatic (7.),
Siffert hält Lundström (34.) und Kavticnik (43.))
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 0:1, 3:1 (5.), 3:4 (11.), 6:6, 8:8 (24.), 9:9, 11:9 (26.), 13:10 (29.), 13:11;
2. Hz.: 15:11, 17:12 (35.), 18:14, 19:15 (41.), 20:17 (44.), 21:18 (45.), 24:18 (47.),
24:19, 27:19 (56.), 27:21, 28:21
- Zuschauer:
-
3500 (Stade Pierre de Coubertin, Paris)
Auch für die anderen deutschen Teams begann am Wochenende das
Unternehmen
Champions League-Achtelfinale.
Als erwartet schwerer Brocken erwies sich der FC Barcelona für den
SC Magdeburg. In der Bördelandhalle verlor der SCM mit 24:26 (15:11),
obwohl man zwischenzeitlich sogar mit sechs Toren führte. Bitter zudem:
Linksaußen Stefan Kretzschmar verletzte sich in der ersten Hälfte schwer und
wird den Magdeburger mehrere Wochen fehlen.
Die SG Flensburg-Handewitt verlor bei RK Zagreb (CRO) mit 23:25 (8:11) und verschaffte
sich trotz der Niederlage eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel am kommenden Samstag.
Im Pokal der Pokalsieger verlor die HSG Nordhorn am Sonntag das Hinspiel
bei IK Sävehof (SWE) mit 34:37 (15:16).
Im EHF-Pokal gewann Frisch Auf! Göppingen gegen Besiktas Istanbul (TUR) in eigener
Halle mit 40:29 (21:13).
Ebenfalls siegreich war der VfL Gummersbach mit einem klaren 39:22 (20:10)- Erfolg
gegen Wacker Thun (SUI).
Für die nächste Runde planen kann wohl auch der TBV Lemgo, der
Perutnina Pipo IPC Cakovec (CRO) mit 41:25 (20:12) schlug.
Aus den Kieler Nachrichten vom 05.12.2005:
Souverän: THW Kiel kann für das Viertelfinale planen
Paris biss bei Zebra-Abwehr auf Granit - Champions-Rückspiel nach 28:21 Formsache
Paris - Der THW Kiel kann für das Viertelfinale in der
Champions League planen. Der deutsche Handball-Meister
setzte sich gestern Abend bei Paris HB souverän mit 28:21
(13:11) durch und legte damit ein Beton-Fundament für
das Rückspiel am Sonnabend (15.30 Uhr, Eurosport) in der
Ostseehalle.
Der stärkste Gegner der Zebras in dem mit rund 3000 Zuschauern
gut gefüllten Stade de Coubertin waren die Kieler selbst.
Unkonzentriert vergaben sie besonders in der ersten Halbzeit
reihenweise klare Torchancen. So blieb der in allen Belangen
unterlegene französische Vizemeister zunächst auf Augenhöhe.
Ohne den verletzten Kapitän
Stefan Lövgren
und
Christian Zeitz suchten die
Kieler im Angriff vergeblich nach einem neuen Kopf. Gegen
die sehr resolut deckenden Franzosen, die wie Motten in
den THW-Trikots hingen, blieben Spielzüge so Mangelware.
Auch
Viktor Szilagyi war lange
nicht in der Lage, für eine Struktur zu sorgen. Mit sechs
Toren ließ der Österreicher sein Team aber dennoch niemals
in Seenot geraten. "Ich bin froh, dass ich meinen Beitrag
leisten konnte", meinte der 27-Jährige, mit dem sein Trainer
Noka Serdarusic nicht ganz zufrieden
war. "
Viktor ist ein Power-Mann, der
als Schütze noch gefährlicher ist als
Lövren.
Auf der Mitte spielt er aber nicht so, wie ich das möchte. Da
verstehen wir uns noch nicht."
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Zeigte vor seinen Landsmännern vor allem in der Abwehr eine gute Leistung:
Nikola Karabatic.
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Auf der Suche nach einem soliden Nervenkostüm wurde auch
Nikola Karabatic erst kurz vor der Pause
fündig. Übermotiviert warf der Franzose, vom Publikum frenetisch
gefeiert und den Journalisten umlagert, reihenweise die Bälle weg.
Zum Unmut von
Serdarusic, der trotz der
Lautstärke in der Halle einen Draht zu dem 21-Jährigen fand. Die
Handflächen nach unten - das sollte ihm signalisieren, endlich
ruhiger zu spielen. Zwei kreisende Zeigefinger waren ebenso
unmissverständlich - entweder ruhiger oder auf die Ersatzbank.
Der französische Nationalspieler, der in der sehr sattelfesten
Deckung eine überragende Leistung ablieferte, verstand. "Unglaublich",
lobte
Serdarusic, "wie er sich so schnell
in unsere 6:0-Abwehr eingefügt hat."
Gut für Kiel, dass zudem Paris-Trainer Thierry Anti die Nerven verlor
und kurz vor der Pause eine Zwei-Minuten-Strafe kassierte. In Überzahl
gelang es dem THW Kiel nun endlich, sich ein bisschen abzusetzen.
Zwei schnelle Treffer von Pelle Linders und
Szilagyi ließen Kiel kurz nach Wiederanpfiff
dann mit vier Toren (15:11) in Führung gehen. Mit einem sehr guten
Mattias Andersson zwischen den Pfosten,
einer Abwehr aus Granit und einem beruhigenden Vorsprung im Rücken
fanden die Zebras nun die Gelassenheit, um auch im Angriff ihre
deutliche Überlegenheit auszuspielen. "Wir haben die Ruhe behalten",
lobte Andersson. "Gegen diese aggressive
Abwehr kann ein Spiel auch schnell wieder kippen."
Umso schwerer die Beine der Franzosen wurden, umso flotteren Handball
spielten die Kieler. Da traf Rechtsaußen
Vid Kavticnik
aus dem Rückraum und
Kim Andersson nach einem
sehenswerten Über-Kopf-Anspiel von
Szilagyi mit
einem feinen Händchen vom Kreis.
Alle drei Heimspiele hatte Paris in seiner ersten Champions-League-Saison
gewonnen. Diese Serie ist nun gerissen. Nach dem Achtelfinal-Aus im
EHF-Pokal 2002/2003 ist auch klar, dass Kiel wieder Endstation für
den Klub aus dem Südwesten der französischen Hauptstadt sein wird.
"Jetzt können wir nur noch rausfliegen, wenn wir verweigern", meinte
Serdarusic.
Der THW Kiel, der heute aus Frankreich zurückkehrt, sitzt am Mittwoch schon
wieder im Flugzeug. Am Abend wartet mit dem Bundesliga-Kellerkind VfL
Pfullingen ein Gegner, der dem Meister mehr Sorgen bereiten dürfte als
gestern der französische Spitzenklub Paris HB.
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 05.12.2005)