THW-Logo
10.-12.12.2005 - Letzte Aktualisierung: 12.12.2005 Champions League

Champions League: Zebras überrollen auch Paris - Viertelfinale erreicht

CL, Achtelfinale, Rückspiel: 10.12.2005, Sa., 15.30: THW Kiel - Paris HB: 44:28 (22:12)
Update #6 Spielbericht der KN, KN-Interview mit Cedric Sorhaindo, EC-Ergebnisse, Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt...

Erfolgreichstes Zebra: Henrik Lundström
Klicken Sie zum Vergrößern! Erfolgreichstes Zebra: Henrik Lundström
Der THW Kiel ließ Paris HB im Champions League - Achtelfinale nicht den Hauch einer Chance. Nch dem klaren 28:21-Hinspielerfolg deklassierten die Zebras das französische Team auch im Rückspiel in der Ostseehalle: 44:28 (22:12) hieß es nach sechzig einseitigen Minuten, in denen die von Viktor Szilagyi angeführte Zebraherde ihren Gegner über das Feld hetzte. Begeisterungswellen schwappten bereits vor der Pause durch das fast ausverkaufte Oval, Henrik Lundström war mit 9/2 Toren erfolgreichster Kieler.
Offenbar hatten sich die Zebras für das Rückspiel gegen Paris Ähnliches vorgenommen, wie unter der Woche beim klaren Erfolg in Pfullingen: Mit Tempohandball wollte man den Gegner schwindelig spielen und den Zuschauern in der nahezu ausverkauften Ostseehalle einen schönen Handball-Nachmittag bieten. Die im Vergleich zum Hinspiel wesentlich defensiver ausgerichtete Pariser Abwehr konnte nur in den ersten zehn Minuten einigermaßen mit dem Tempo des Kieler Angriffes mithalten. Zu diesem Zeitpunkt führte der THW bereits mit 8:4, immer wieder war es vor allem Henrik Lundström, der - fein freigespielt von Karabatic oder dem glänzend Regie führenden Szilagyi - das Loch in der Gäste-Abwehr fand und acht seiner neun Tore vor der Pause erzielte. Die Franzosen
Vid Kavticnik machte fünf Tore.
Klicken Sie zum Vergrößern! Vid Kavticnik machte fünf Tore.
hielten mit, erzielten auch ein paar schöne Treffer, doch in Gefahr bringen konnten sie die Zebras nicht ernsthaft. Dies lag auch an einem Torhütergespann, das wenig Bälle zu fassen bekam. Über 13:7 (Kavticnik traf per Tempogegenstoß, 17.), Lundströms 16:9 nach einem Traum-Pass von Szilagyi (20.) und Kim Anderssons 18:10 per 112 km/h-Kracher (23.) kamen die Kieler zur auch in der Höhe verdienten 22:12-Halbzeitführung. Spieler, Verantwortliche und Fans hatten offensichtlich viel Spaß: Bereits nach 28 Minuten kreiste die La Ola ums Spielfeld, euphorisch wurden die Zebras in die Pause verabschiedet.

Die Bejubelten hatten sich auch für die zweite Halbzeit eine Menge vorgenommen. Frode Hagen war inzwischen auf die Platte geschickt worden, Karabatic übernahm die Mittelposition und Pelle Linders wuselte am Kreis. Nach dem schnellen 24:12, durch Kavticnik in Unterzahl erzielt, stockte es allerdings ein wenig im Zebra-Angriffswirbel. Fünf Treffer konnten die Gäste binnen drei Minuten für sich verbuchen, verkürzten auf 18:26 (38.). Doch ein immer famoser haltender Mattias Andersson sowie die Rückkehr Szilagyis auf die Spielmacherposition läuteten den Zebra-Schlussakkord ein. Ahlms Tor zum 30:20 (44.) wirkte als Initialzündung, drei weitere Tore des schwedischen
Drehte nach der Pause richtig auf: Marcus Ahlm
Klicken Sie zum Vergrößern! Drehte nach der Pause richtig auf: Marcus Ahlm
Kreisläufers, ein weiterer Andersson-Hammer und das erste Tor Adrian Wagners führten zum 35:21 (50.), die Gäste hatten zu diesem Zeitpunkt bereits in ihre Zuschauerrolle eingewilligt. Als Hagen mit 106 km/h, Szilagyi mit 108 km/h und erneut Hagen mit einem Temogegenstoß-Geschoss die Wurfgewalt des Kieler Rückraums eindrucksvoll unter Beweis gestellt hatten, war es Zeit für das besondere Vorweihnachtschmankerl: Szilagyis hoher Pass erreichte Addi "Air" Wagner im Flug, und dieser vollendete den Kempatrick gekonnt zum 39:23 (55.). La Ola und stehende Ovationen waren Ausdruck des Publikums, ihren Gefallen an der Darbietung seiner Zebra-Herde zu zeigen. Diese zauberte weiter, ließ Paris HB ein paar Mal noch glänzen, ehe das 44:28 durch den besten Franzosen, Ibrahim Diaw, den Schlusspunkt unter eine sechzig minütige Demonstration modernen Tempohandballs setzte.

Durch die zwei klaren Erfolge steht der THW nun im Viertelfinale der Champions League. Der kommende Gegner der Kieler wird am Dienstag ab 11 Uhr in der EHF-Zentrale in Wien ausgelost.

(Christian Robohm)

Lesen Sie auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten sowie das KN-Interview mit HB-Spieler Cedric Sorhaindo.

Aus kiel4kiel.de:

THW nach berauschendem Handballfest im CL-Viertelfinale

Mit einem Bein standen die Handballer des THW Kiel bereits nach dem 28:21-Hinspielsieg der Vorwoche unter den besten acht Teams Europas, am Samstag zogen die Zebras das zweite Bein eindrucksvoll nach: Der französische Vizemeister Paris HB wurde in der Ostseehalle beim 44:28 (22:12)-Triumph vor fast 10.000 Zuschauern regelrecht an die Wand gespielt. Aus einer geschlossen starken Mannschaft ragten tolle Reflexe von Mattias Andersson im Tor, spektakuläre Anspiele von Viktor Szilagyi und raffinierte Würfe von Marcus Ahlm am Kreis heraus. mehr...

Stimmen zum Spiel:

Paris HB - Präsident Jean Claude Lemoult:
Meinen Glückwunsch an Kiel, die Zuschauer haben ein sehr schönes Spiel gesehen. Wenn man aber so deutlich verliert, kann man nicht zufrieden sein. Ich war äußerst begeistert von der Stimmung auf den Rängen sowie von der Halle an sich - ich hoffe, dass dies eines Tages auch in Paris möglich sein wird. Ich habe die Bitte an den THW, in dieser Saison die Champions League zu gewinnen, damit wir nicht umsonst ausgeschieden sind.
THW-Trainer Noka Serdarusic:
Bezüglich der Bitte von Herrn Lemoult möchte ich doch erstmal die Kirche im Dorf lassen. Wir haben das Spiel heute deutlich gewonnen. Schon nach dem Hinspiel habe ich gesagt, dass wir schon so gut wie eine Runde weiter sind. Aber ich kenne meine Jungs und wusste, dass sie heute trotzdem 100 Prozent geben würden.

[Zu den Verletzungen von Lövgren und Zeitz:]
Stefan Lövgren trainiert noch nicht wieder, außer in der Reha. Es könnte sich als eine etwas langwierigere Verletzung herausstellen, als wir ursprünglich gedacht hatten. Christian Zeitz war diese Woche außer Gefecht, weil er sich einen Virus eingefangen hatte. Ich hoffe, dass er nächste Woche wieder mit dem Training beginnen kann.

Paris HB-Trainer Thierry Anti:
Ich bin etwas enttäuscht vom Spiel, denn ich hatte mehr Widerstand von der Mannschaft erwartet. Ich entschuldige mich als Coach für die Leistung meines Teams. Kiel hat sich eine große Mannschaft aufgebaut und hat große Chancen, die Champions League zu gewinnen - wenn nicht in dieser Saison, dann in der nächsten. Allerdings sind solche Prognosen schwierig, denn es sind noch viele großartige Mannschaften im Wettbewerb.

 


Champions League, Achtelfinale, Rückspiel: 10.12.05, Sa., 15.30: THW Kiel - Paris (HB): 44:28 (22:12)

Logo THW Kiel:
Fritz (n.e.), M. Andersson (22 Paraden); Linders (2), K. Andersson (5), Lundström (9/2), Kavticnik (5), Hagen (6/1), Wagner (3), Ahlm (7), Szilagyi (4), Karabatic (3); Trainer: Serdarusic
Logo Paris HB (FRA Flagge FRA):
Annonay (1.-20., 30.-50., 5 Paraden), Siffert (21.-30., 51.-60., 3 Paraden); Atajevas, Sorhaindo (4), Spincer (2), Diaw (7), Mongin, di Salvo (1), Arive (2), Lis (1), Paillasson (1), Louis (3), Girault (1), Filah (6/4); Trainer: Thierry Anti
Schiedsrichter:
Csaba Kekes / Pal Kekes (HUN)
Zeitstrafen:
THW: 1 (Hagen (32.)) ;
Paris: 1 (Filah (48.))
Siebenmeter:
THW: 4/3 (Kim Andersson scheitert an Siffert (53.));
Paris: 4/4
Spielfilm:
1. Hz.: 2:0, 3:3 (5.), 5:4, 8:4 (10.), 8:6, 9:7 (13.), 13:7 (17.), 14:9, 17:10 (22.), 19:11, 22:12;
2. Hz.: 24:12, 25:13 (33.), 26:15 (36.), 26:18 (38.), 28:20, 30:21 (45.), 35:21 (49.), 36:23, 39:23 (55.), 42:25 (57.), 43:27, 44:28
Zuschauer:
10000 (Ostseehalle, Kiel)

Die anderen deutschen Europapokal-Teilnehmer

Auch die die anderen deutschen Teams sind oder waren am Wochenende wieder aktiv. Im Champions League-Achtelfinale hoffte der SC Magdeburg nach der 24:26-Hinspielniederlage vergebens auf ein "Wunder von Barcelona". Auch das Rückspiel der Bördestädter beim FC Barcelona ging mit 23:27 (10:12) verloren, sodass der SCM ausschied.
Dicht vor dem Aus stand auch die SG Flensburg-Handewitt nach dem 23:25 im Hinspiel gegen RK Zabgreb (CRO). Im Rückspiel in der Campushalle gelang es der SG erst in den letzten fünf Minuten, sich entscheidend abzusetzen. Durch das 28:24 (14:12) steht Flensburg im Viertelfinale.

Am Sonntag erreichte die HSG Nordhorn in einem wahren Handball-Krimi auf heimischer Platte gegen IK Sävehof (SWE) das Viertelfinale des Pokals der Pokalsieger. Nach dem 34:37 (15:16) der Vorwoche siegten die Niedersachsen im Rückspiel mit 31:28 (16:15) und erhielten lediglich durch die mehr erzielten Auswärtstreffer den Vorzug vor den Schweden.

Im EHF-Pokal waren die Rückspiele für Göppingen und Gummersbach nur noch reine Formsache: Nach dem 40:29 (21:13) - Hinspielerfolg gewann Frisch Auf! Göppingen auch bei Besiktas Istanbul (TUR) mit 32:31 (18:16) und zog in das Viertelfinale ein.
Ebenfalls siegreich im Hinspiel war der VfL Gummersbach mit einem klaren 39:22 (20:10)- Erfolg gegen Wacker Thun (SUI). Im Rückspiel in der Schweiz gewann der Tabellenführer der Bundesliga ebenfalls klar mit 27:20 (13:10).
Der TBV Lemgo unterlag bei Perutnina Pipo IPC Cakovec (CRO) nach ausgeglichener erster Halbzeit zwar deutlich mit 24:32 (15:15), steht aber dank des souveränen 16-Tore-Polsters aus dem Hinspiel, das der TBV in eigener Halle mit 41:25 gewann, ebenso im Viertelfinale.

 

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 12.12.2005:

Spielfreudige Kieler ließen Paris HB keine Chance

Champions League: THW erreicht nach lockerem 44:28-Sieg das Viertelfinale
Kiel - Der THW Kiel hat nach dem 44:28 (22:12)-Sieg gegen Paris HB nicht nur das Viertelfinale der Champions League erreicht, das morgen ausgelost wird. Im Rückspiel gegen den französischen Vizemeister sorgten die Zebras am Sonnabend auch für eine gute Unterhaltung.

Da Eurosport seine Live-Übertragung wegen des Weltcup-Skispringens in Harrachov verspätet begann und in der Konferenzschaltung mit Flensburg auch nur kleine Häppchen für THW-Fans servierte, kamen so zumindest die knapp 10 000 Besucher in der Ostseehalle auf ihre Kosten. Seit 50 Pflichtspielen zu Hause unbesiegt, sollte diese Serie auch gegen Paris nicht reißen.

Besonders Torhüter Mattias Andersson und Henrik Lundström drückten dem Spiel zweier ungleicher Gegner ihren Stempel auf. Andersson unterstrich mit 22 Paraden einmal mehr seine glänzende Form. "Wir haben uns vorgenommen, den Gegner trotz des Sieben-Tore-Vorsprungs Ernst zu nehmen und mit Vollgas zu spielen."

Mit einer erneut sattelfesten Abwehr legten die Kieler den Grundstein für eine schnelle Vorentscheidung. Als der starke Lundström zum 16:9 (18.) für den THW traf, war jedem in der Halle klar, dass er Zeuge eines Schützenfestes werden würde. Sieben seiner neun Tore warf der fehlerlose Lundström vor der Pause. "Seit Mitte Oktober habe ich einige Bälle verpasst und mir zu viele Gedanken gemacht. Jetzt klappt es wieder."

Mitte Oktober? Klar, die Geburt seines Sohnes Colin hätte das Leben zu Hause auf den Kopf gestellt und auch seine Leistungen beeinflusst. "Inzwischen hat sich aber eine Routine eingespielt. Und an den Schlafmangel, unter dem alle Eltern leiden, habe ich mich gewöhnt." Gegen Paris machte Jung-Vater Lundström schon einen sehr ausgeschlafenen Eindruck. "Wir wollten unbedingt ein gutes Spiel abliefern. Schließlich ist es einfach unglaublich, dass gegen Paris so viele Zuschauer kommen."

Nach 40 Minuten war sein Arbeitstag beendet und Adrian Wagner übernahm den Posten als Linksaußen. Und wie. Mit einem herrlichen Kempa-Trick führte sich Wagner nach einem Anspiel von Frode Hagen zum 39:23 gleich glänzend ein. Wagner riss anschließend vor der Fankurve des THW Kiel beide Fäuste nach oben und genoss den Jubel. "Eigentlich bekommst Du als Spieler nicht viel von dem Lärm um Dich herum mit. Aber in diesen Augenblicken geht die Klappe auf." So gab es an diesem unterhaltsamen Nachmittag nur eine Schrecksekunde. Nach einem Zusammenprall mit dem bulligen Franzosen Cedric Sorhaindo humpelte Kim Andersson auf die Bank. Der Schwede spielte zwar weiter, klagte aber später über Knieschmerzen.

Spannend wurde es in der Ostseehalle erst nach dem Abpfiff. Auf dem Videowürfel wurden die letzten Minuten des dramatischen Achtelfinals zwischen Flensburg und Zagreb übertragen. Spieler und Zuschauer drückten mehr oder weniger fest den Kroaten die Daumen. Peinlich nur, dass jedes Zagreb-Tor in der Ostseehalle mit einem fröhlichen Jingle gefeiert wurde. Entsprechend fassungslos reagierte THW-Manager Uwe Schwenker auf die Aktion der Agentur, die für die musikalischen Einspielungen während eines Spieles zuständig ist. "Das ist nicht unser Niveau. Passiert das noch einmal, schmeiße ich sie raus. Da kenne ich kein Pardon."

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 12.12.2005)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 12.12.2005:

Interview mit Cedric Sorhaindo: "Angst, mich zu blamieren"

Cedric Sorhaindo gab beim Supercup vor einigen Wochen sein Debüt in der französischen Nationalmannschaft. Der 21-jährige Kreisläufer, auf Martinique geboren, gilt als eines der größten Talente in Frankreich. Mit Cedric Sorhaindo sprach Wolf Paarmann.
Kieler Nachrichten:
Was haben Sie gefühlt, als Sie in die mit knapp 10000 Zuschauern gefüllte Halle eingelaufen sind?
Cedric Sorhaindo:
Das hat mich total überrascht und auch sehr berührt. Ich bin der Jüngste im Team und die meisten meiner Kameraden waren schon einmal hier. Sie haben mir davon erzählt, doch damit habe ich nicht gerechnet. Bei uns ist es nicht üblich, in einem solchen Rahmen zu spielen. Ich hatte ein bisschen Angst, mich hier zu blamieren. Die Zuschauer waren aber sehr fair zu uns.
Kieler Nachrichten:
Nach dem Hinspiel hatte Paris eigentlich keine Chance mehr, das Viertelfinale zu erreichen. Was hatten Sie sich also vorgenommen?
Cedric Sorhaindo:
Wir wussten, dass wir hier nicht gewinnen können. Aber wir wollten zumindest zwei gute Hälften spielen. Kurz nach der Pause war klar, dass wir hier überhaupt keine Chance haben und dann klappte auch nichts mehr.
Kieler Nachrichten:
Sie haben jetzt zweimal gegen Kiel gespielt. Welchen THW-Spieler finden Sie am besten?
Cedric Sorhaindo:
Viktor Szilagyi. Seine Art, die Mannschaft zu leiten, gefällt mir gut. Kaum zu glauben, dass er hier nur die Nummer zwei auf dieser Position ist.
(Das Interview führte Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 12.12.2005)


(10.-12.12.2005) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite