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25.08.2006 Mannschaft

Zebra-Journal: "Titi" Omeyer paart Bärenruhe mit großartigen Reflexen

Nach Last-Minute-Transfer steht ein Weltklasse-Trio zwischen THW-Pfosten

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 25.08.2006:

Thierry Omeyer: "Als der Anruf von  Uwe Schwenker kam, gab es für mich kein Halten mehr."
Klicken Sie für weitere Infos! Thierry Omeyer: "Als der Anruf von Uwe Schwenker kam, gab es für mich kein Halten mehr."

Als auf dem Transfermarkt Ruhe eingekehrt und bereits ausgefegt wurde, schreckte der THW die Konkurrenz mit einem Last-Minute-Wechsel aus der Sommer-Siesta. Nur mit einem starken Torhüter-Trio, so argumentierte Uwe Schwenker, könne der deutsche Meister seine ganz großen Ziele realisieren. Also müsse Henning Fritz und Mattias Andersson ein dritter Klassemann zur Seite gestellt werden. Das machte der THW-Manager auch seinen Gesellschaftern deutlich - und erhielt Grünes Licht für die Verpflichtung der französischen Nummer eins, Thierry Omeyer.
Danach ging alles ganz schnell. Schwenker jettete Ende Juni nach Südfrankreich, holte sich die Unterschrift des 29-Jährigen ab, die Kieler überwiesen die höchste Ablösesumme in ihrer Vereinsgeschichte an Montpellier HB (Schwenker: "Viel Geld, aber für uns machbar"), und am 16. Juli tauchte "Titi" Omeyer pünktlich beim traditionellen Saisoneröffnungstreff auf dem Golfplatz in Hohwacht auf.

Vom Transfer-Tempo wurde sogar Branko Karabatic, Vater von THW-Rückraum-Ass Nikola und Torhütertrainer bei Montpellier HB, überrascht. "Ich wusste gar nichts", sagte Karabatic senior. Zwar bedauert der 54-Jährige, künftig auf seinen besten Torhüter verzichten zu müssen, tröstet sich aber damit, dass dieser künftig an der Seite seines Jungen Gegentore verhindern wird. Von den Qualitäten des ehemaligen Musterschülers ist Monsieur Karabatic ohnehin felsenfest überzeugt. "Kiel darf sich freuen", sagte er beim Abschiedsessen in einem Restaurant am Mittelmeer, "einen Besseren als Titi findet ihr auf der ganzen Welt nicht."

Schon in der Vorbereitung deutete der im elsässischen Mülhausen groß gewordene Torhüter an, dass Mannschaft und Fans noch viel Freude an ihm haben werden. Omeyer strahlt eine Bärenruhe aus und glänzt mit ungewöhnlichen Reflexen. Darauf waren in seinen jungen Jahren auch die Verantwortlichen aus Montpellier aufmerksam geworden, die ihn 2000 aus Selestad an die Mittelmeerküste lotsten. Bei MHB ging es auf der Karriereleiter fortan steil nach oben. Omeyer wurde viermal französischer Meister, Weltmeister und im Januar 2006 Europameister in der Schweiz. Bei der EURO 06 wurde der stille Franzose zum besten Turniertorhüter ernannt.

Die deutsche Liga hatte der 152-fache Nationalspieler schon vor seinem Wechsel in die Bundesliga aus dem Eff-eff kennengelernt. Über das DSF sind Live-Bundesligaspiele auch in unserem Nachbarland zu sehen. Diese Liga habe ihn schon immer gereizt, sagt Omeyer, der liebend gern beim PC-Poker mitzockt. "Als der Anruf von Uwe Schwenker kam, gab es für mich kein Halten mehr."

Beim Wechsel aus dem sonnigen Süden an den raueren Ostseestrand hat er die volle Unterstützung seiner Familie. Ehefrau Laurence war von den Umzugsplänen mindestens genauso begeistert wie ihr Mann. Und hat die Entscheidung nach der Eingewöhnungszeit in der neuen Wahlheimat keine Minute bereut. Das neue Zuhause der Omeyers steht in Mönkeberg, es ist die ehemalige Wohnung von Adrian Wagner, der am Saisonende zum Zweitligisten Bayer Dormagen wechselte. "Hier fühlen wir uns rundum wohl", sagt Laurence. Tochter Manon (4) hat ebenfalls Anschluss gefunden. Seit Mitte August besucht sie täglich den Kindergarten, spielt mit neuen Freundinnen - und übt fleißig Deutsch.

Die neue Sprache geht ihrem Vater noch holprig über die Zunge, Laurence spricht dagegen fast fließend Deutsch und hilft ihrem Mann an den ersten Alltagsklippen vorbei. So stand sie Thierry auch bei der Saisoneröffnungs-Pressekonferenz zur Seite, um im Notfall einzuspringen. Die Fragen der Journalisten kamen prompt. Doch Thierry Omeyer besann sich auf seine Stärken wie Ruhe und Gelassenheit. "Iesch fühle miesch seer wohhl beim DE-Ha-We", formulierte er ohne Hatz. Und offenbarte, dass auch Ehrgeiz zu seinen Tugenden zählt. Laurence kam nicht mehr zum Einsatz.

(aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 25.08.2006)


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