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25.08.2006 Mannschaft

Zebra-Journal: "Ich bin doch jetzt auch ein Kieler"

Lars Krogh Jeppesen ist zurück auf der Bundesliga-Bühne

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 25.08.2006:

Lars Krogh Jeppesen will den THW möglichst zum Champions-League-Triumph werfen.
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Lars Krogh Jeppesen wollte in Kiel bei Null anfangen. Nach zwei Jahren beim FC Barcelona, die der Däne trotz der Titel in der Champions League und als spanischer Meister als verloren bezeichnete. Dass der Weg zurück in die Bundesliga für ihn derart steinig werden würde, hätte der 123-fache Nationalspieler allerdings nicht geahnt. Eine hartnäckige Entzündung in der rechten Schulter verhinderte das Werfen, eine Zerrung in der Wade das Laufen.
"Er war der beste Spieler der Bundesliga", meint THW-Trainer Noka Serdarusic und erinnert sich dabei an die Saison 2003/2004, als der Zwei-Meter-Mann die SG Flensburg-Handewitt zur Meisterschaft und zum DHB-Pokalsieg führte. Jeppesen bildete mit Johnny Jensen einen Mittelblock der Extraklasse, im Angriff warf der ehemalige Junioren-Weltmeister in seiner letzten Bundesligasaison 160 Tore. Es war die erfolgreichste für Jeppesen, der anschließend zum FC Barcelona wechselte.

Der Traum, bei diesem Kultverein der Katalanen spielen zu dürfen, verflog schnell. "In Barcelona zählt nur der Fußball", erkannte Jeppesen, der den Ligaalltag in der Geräuschlosigkeit und vor knapp 600 Zuschauern verlebte. "Ich brauche für mein Spiel Emotionen. Die gab es in Spanien nur selten." Wenig Leidenschaft, wenig Anerkennung. Während in Kiel knapp 15000 Fans die Meisterschaft feierten, verschwanden die "Barca"-Spieler nach ihrem Titelgewinn unbemerkt in der Stadt. "Wir sind gemeinsam zum Essen gegangen. Das war's."

Der Däne hatte einen Drei-Jahres-Vertrag beim FC Barcelona unterschrieben. Doch die Motivation verließ ihn früher. Spielertypen wie er verwandeln Emotionen in Adrenalin. Typen wie er brauchen die große Bühne. Bereits im Oktober vergangenen Jahres sprach er öffentlich über seine schwindende Begeisterung. THW-Manager Uwe Schwenker nahm den Faden auf und bot Jeppesen eine Zukunft in Kiel an. Ausgerechnet in Kiel, wo die Fans ihn wegen seines Haarreifens in "Frau Jeppesen" umgetauft hatten. Künftig Heimspiele in der Ostseehalle, dessen Publikum jahrelang eine innige Abneigung gegen den Dänen ausgelebt hatte? Nein, um geliebt zu werden, war Jeppesen mit seinen Flensburgern schlicht zu erfolgreich gewesen. Jeppesen nahm das Schwenker-Angebot an. Gerne sogar. Schon als 15-Jähriger habe er davon geträumt, irgendwann einmal das Zebra-Trikot tragen zu dürfen, sagt er heute. Sorgen, dass die Kieler ihn nicht akzeptieren werden, macht sich der Rechtshänder nicht. "Warum? Ich bin doch jetzt auch ein Kieler." Es spricht für seine Einstellung, dass er sich für sein Comeback den zwölffachen Meister ausgesucht hat. Ein Klub, der mit ihm endlich die Champions League gewinnen will.

Er hätte nach Flensburg zurückkehren, oder ein Angebot der SG Kronau/Östringen annehmen können. Die Bezahlung wäre ähnlich, der Druck aber geringer gewesen. Beim THW ist Jeppesen eine Schlüsselfigur. "Er ist in fast alle taktischen Abläufe eingebunden", sagt Serdarusic, der ihn deshalb in der Saisonvorbereitung besonders vermisste. Der Ex-Flensburger soll im Mittelblock Marcus Ahlm und Nikola Karabatic ersetzen können. Serdarusic will in dieser Saison mit noch mehr Power spielen lassen, da, so der Coach, brauchten Ahlm und Karabatic ihre Pausen. Nach dem Ausfall von Viktor Szilagyi (Kreuzbandriss) ist er zudem der dritte Rechtshänder im Rückraum. Ohne ihn gibt es für Karabatic und Stefan Lövgren keinen Ersatz.

"Ich will endlich ein Teil dieser Mannschaft werden", ärgerte sich Jeppesen, der wegen seiner Zerrung fast die komplette Saisonvorbereitung verpasste. So erlebte er auch das Testspiel beim Regionalligisten HSG Tarp-Wanderup vor den Toren Flensburgs nur als Zuschauer, der zudem von einigen SG-Fans wegen seines Wechsels zum THW als "Judas" beschimpft wurde. Die Verantwortlichen des Bundesligisten reagierten prompt. Gesellschafter Manfred Werner entschuldigte sich in einem offenen Brief bei dem "lieben Lars" und lobte ihn für seine außergewöhnlichen Qualitäten als Sportler und Mensch im SG-Trikot. Eine Geste, die ihren Sinn erfüllte. "Das bedeutet mir sehr viel", meinte Jeppesen. "Ich habe damals schließlich alles für Flensburg gegeben. Jetzt mache ich das gleiche für Kiel."

(aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 25.08.2006)


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