10.01.2007 | WM 2007/Nationalmannschaft |
Die Handball-WM findet vom 19. Januar bis zum 4. Februar 2007 statt. |
Wenn er könnte, würde Kempa die Handball-Regeln verändern. Er würde die Bälle vergrößern, um die Torflut einzudämmen. Damit Abwehr und Torhüter wieder eine Chance haben, sollte der Torkreis von sechs auf sieben Meter erweitert werden. "Es müssen nicht 50 oder 60 Tore pro Spiel fallen. Mein erstes Länderspiel endete 7:7. Aber es war spannend wie ein Krimi", erzählt Kempa mit leuchtenden Augen. Als Stammgast bei den Heimspielen seines Frisch Auf Göppingen in der Handball-Bundesliga kann sich Bernhard Kempa ein Bild vom modernen Kraft- und Tempohandball machen.
Das Prädikat Legende wird oft ein bisschen voreilig vergeben. Bernhard Kempa hingegen als lebende Handball-Legende zu bezeichnen ist fürwahr keine Übertreibung. Weltweit bekannt geworden ist er durch den in keinem Handball-Lehrbuch fehlenden Kempa-Trick, den er im Jahre 1954 als Spielertrainer von Frisch Auf Göppingen beim lockeren Torschuss-Training entwickelte. Der rüstige Pensionär kann sich noch ziemlich genau an die vielen großen Momente seine einzigartigen Karriere erinnern. Und auch an die schwierigen Zeiten. Als er zum Beispiel direkt nach dem Zweiten Weltkrieg als Erntehelfer in München landete. Schon hier half ihm sein außergewöhnliches sportliches Talent weiter. Beim TSV 1860 fand Bernhard Kempa eine erste sportliche Bleibe.
1947 landete er in Göppingen, wo er in den folgenden Jahren mit seinen Brüdern Achim und Gerhard ein glanzvolles Kapitel Frisch Auf schrieb. In den 50-er Jahren galt Bernhard Kempa als bester Handballspieler der Welt. Mit Frisch Auf Göppingen und der Nationalmannschaft feierte er Erfolge am laufenden Band. Er wurde als Spieler zweimal Weltmeister auf dem Feld, einmal Vizeweltmeister in der Halle sowie zweimal Deutscher Meister mit Frisch Auf. Als Trainer ließ er in den 60-er und 70-er Jahren acht weitere Meistertitel und einen Europacupsieg folgen. Kempa bestritt 31 Länderspiele (Feld und Halle) und wurde bei der Feld-WM 1952 Torschützenkönig. 1985 erhielt Kempa, lange nachdem er seine Karriere als Handballtrainer beendet hatte, ein Angebot des Schweizer Erstligisten Grashoppers Zürich. 100 000 Franken boten die Eidgenossen. Doch Kempa sagte Nein.
Ja sagte er im Alter von 47 Jahren zum Tennis. Den Senioren des TC Göppingen fehlte ein Spieler. Für Bernhard Kempa, der bis dahin nur sporadisch zum Schläger gegriffen hatte, begann damit eine zweite sehr erfolgreiche Karriere. Unter anderem wurde er 34-mal Senioren-Europameister im Einzel und Doppel. Mit viele Auszeichnungen und Ehrungen, darunter das Bundesverdienstkreuz, wurden die Verdienste Kempas gewürdigt.
Eine große Ehre für ihn war vor vier Jahren auch eine Anfrage des Sportartikel-Herstellers Uhlsport. Der wollte eine Handball-Kollektion auflegen und suchte einen Partner mit großem Namen. Bernhard Kempa brauchte nicht lang zu überlegen. Im Kempa-Dress spielen mittlerweile die deutsche Damen- und Herren-Nationalmannschaft. "Das freut mich sehr", sagt Kempa. Er wünsche sich, dass die Deutschen Weltmeister werden: "In Kempa-Trikots - und möglichst mit einem Kempa-Trick."
(Von Martin Mildenberger, aus den Kieler Nachrichten vom 10.01.2007)
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