07./08.03.2007 - Letzte Aktualisierung: 08.03.2007 | Bundesliga |
Update #3 | Spielbericht der KN, Stimmen, Spielbericht und Statistik ergänzt... |
Im Tor begann dieses Mal Thierry Omeyer - und wer den französischen Nationaltorwart in der ausverkauften Meirotels-Halle bis dato nicht kannte, tat dies bereits nach der Anfangsphase: Keinen Ball ließ er bis zur achten Minute passieren, erst dann konnte ihn Hazl per Siebenmeter bezwingen. Zu diesem Zeitpunkt führte der THW mit 4:1, ging hochengagiert zur Sache. In der Abwehr wechselte man von der "klassischen" 6:0 fließend auf eine 5:1-Deckung mit dem vorgezogenen Dominik Klein, ließ Melsungens Rückraum dadurch überhaupt nicht zur Entfaltung kommen. Im Angriff hatten sich die Zebras offenbar vorgenommen, ihre zuletzt Wünsche offen lassende Chancenverwertung deutlich zu verbessern. Klare Spielzüge, abwarten bis zur deutlichen Torchance, treffen: Das war neben Tempogegenstößen das Spiel der Zebras in den ersten dreißig Minuten. Wenn Stefan Lövgren Marcus Ahlm am Kreis bediente, bedeutete dies ebenso sicher einen Kieler Torerfolg wie beim Pass auf Kim Andersson. Ein lautes Raunen begleitete jeden seiner sieben Hammer-Würfe in der ersten Hälfte, die ihren Weg in das zunächst von Djordjic gehütete Tor fanden. Der charismatische Torwart der MT ließ sich allerdings bereits nach 17 Minuten entnervt auswechseln: Gerade hatte Karabatic zum 14:6 getroffen, die bereits nach 14 Minuten von Neu-Trainer Robert Hedin genommene Auszeit damit zur Bedeutungslosigkeit verkommen lassen.
Doch auch Djordjics Nachfolger Musil hatte gegen die konzentrierten Torwürfe der Zebras kein probates Mittel - zumal Klein bis zum Pausentee acht Mal getroffen haben sollte. Und so war es auch der Kieler Linksaußen, der beim 20:8 (23.) erstmals eine Zwölf-Tore-Führung heraus warf. Doch noch war diese Hälfte nicht beendet. Hedin reagierte auf die Hilflosigkeit seines Rückraumes, brachte Balomenos ins Spiel - und dieser machte drei blitzsaubere Tore, konnte so für sein Team auf neun Tore verkürzen. Doch ein Doppelpack von Kim Andersson und Kleins 26:14 stellten den alten Abstand wieder her. Eine eindrucksvolle erste Halbzeit des deutschen Meisters endete mit Ovationen des Heimpublikums - es war Zeuge einer Handball-Demonstration geworden, bei der sich nur vier Zebras in die Torschützenliste eingetragen hatten: Karabatic vier Mal, Kim Andersson und Ahlm je sieben Mal und Klein, der ohne Fehlwurf acht Mal erfolgreich war - wohlgemerkt bis zur Pause!
Es dauerte zwei weitere Minuten, bis Vid Kavticnik mit seinem Treffer zum 28:14 das Torschützen-Quartett zum -Quintett machte. Der THW knüpfte an seine starke Leistung aus der ersten Hälfte an, Omeyer rief sich mit vier Paraden in den ersten drei Minuten ins Gedächtnis der Zuschauer zurück, während die Zebras vorn weiter nach Belieben trafen. Kleins 33:18 (40.) war dann der Zeitpunkt, kräftig durchzuwechseln. Linders kam für Ahlm, Lövgren bekam seine Pausen durch Szilagyi, später wechselte Klein auf die Mittelposition, damit neben dem Spielmacher auch Karabatic verschnaufen konnte, während Lundström den etatmäßigen Linksaußen auf dessen Position ersetzte.
Natürlich blieben diese Wechsel nicht ganz ohne Folgen für das Kieler Spiel. Die Beton-Abwehr bekam kleine Risse, die aber immer wieder durch Omeyer oder den später eingewechselten Mattias Andersson gestopft werden konnten. Im Angriff ließen es die Zebras nun auch ein wenig ruhiger angehen, wenngleich dadurch das Offensivspiel kaum an seiner Variabilität einbüßte. Der THW hatte Spaß an diesem Abend - und das war ihm auch anzusehen. Die Höhe des Sieges spielte dabei nur noch eine untergeordnete Rolle, der THW unterhielt die Zuschauer einfach mit klarem Handball. Dieser bekam mit dem Traum-Anspiel von Zeitz auf Lundström kurz vor Schluss einmal mehr Finesse und wieder gab es Szenenapplaus von den fairen Melsunger Zuschauern.
Am Ende feierten die Zebras den sowohl vom Ergebnis wie auch Spielverlauf wohl klarsten Erfolg der Saison - und unterstrichen dabei eindruckvsoll ihren Anspruch, auch in dieser Saison um den Titel mitspielen zu wollen. Lange Ausruhen können sich die Kieler auf diesem Erfolg aber nicht: Am Sonntag kommt GWD Minden in die Ostseehalle, das Spiel beginnt um 17 Uhr.
(Christian Robohm)
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Wir haben das Spiel hoch gewonnen. Der Anfang war entscheidend. Melsungen war sehr motiviert, aber Omeyer hat zu Beginn einige hundertprozentige Bälle gehalten, wodurch wir dann Tempogegenstöße laufen konnten. Daraufhin hat Melsungen zwei, drei Fehler gemacht, die wir wieder bestraft haben. Das hat es uns einfacher gemacht. Robert Hedin hatte es heute nicht leicht, weil er auf einige seiner wichtigen Spieler verzichten musste.Wie man trotz Champions League gegen einen solchen Gegner auf hohem Niveau spielen kann? Wir denken eben nur von Spiel zu Spiel. Wir haben Glück, dass wir Spieler in der Mannschaft haben, die sich für jedes Spiel motivieren können. Wir hoffen auch, dass wir gegen Minden voll konzentriert spielen. Dafür werden die aber auch Jungs bezahlt.
Glückwunsch. In der ersten Halbzeit hat uns der THW Kiel mit der ersten und zweiten Welle auseinander gespielt. Auch der Torwart hat sehr gut gehalten. Wir müssen uns nun auf andere Spiele konzentrieren wie am Wochenende gegen Nettelstedt.
Ich wollte wegen eines Muskelfaserrisses kein Risiko eingehen. Für mich sind Spiele gegen Kiel besondere Spiele. Für meine Mannschaft ist aber die Partie gegen Nettelstedt wichtiger.
Das ist die dritte Halbzeit, die gehört dazu und macht genauso viel Spaß wie die ersten beiden. Wir mussten uns nicht von der Champions League ablenken, denn wir wissen, wie leicht man gegen einen Gegner wie Melsungen zum Gespött der Liga werden kann.
Aus den Kieler Nachrichten vom 08.03.2007:
Der Weg nach Rotenburg an der Fulda führte die Zebras über den kleinen Ort Dagobertshausen. 22 Kilometer entfernt waren die Punktespeicher des Tabellenführers schnell gefüllt. Als der an diesem Tag pfeilschnell parierende Thierry Omeyer schon nach wenigen Minuten die ersten fünf Paraden auf seinem Konto wusste, als Dominik Klein vor der Kieler Deckung aufmerksam nach Bällen trachtete und er sowie Kim Andersson unbarmherzig im Abschluss zu Werke gingen, waren die ohnehin beschränkten Mittel des Gastgebers beim 0:4 (8.) und später 4:12 (14.) bis aufs Gerippe entkernt.
Was folgte, waren Melsunger Respekt, gepaart mit Ideenlosigkeit. Als MT-Trainer Robert Hedin den bis dato glücklosen Zoran Djordjic im Tor durch Radek Musil ersetzte, avancierte der für kurze Zeit zur hilflosen Gestalt hinter einem Team ohne Eigenschaften". "Der Anfang des Spiels war entscheidend. Das Pech der MT Melsungen hieß Thierry Omeyer", resümierte THW-Trainer Noka Serdarusic nach dem Schlusspfiff.
In den Minuten vor und nach der Halbzeit gesellten sich als "Melsunger Übel" auch noch die kraftvollen, ein Raunen im mit 2400 Besuchern gefüllten Rund der ausverkauften Meirotels-Halle erzeugenden Würfe eines Kim Andersson, der Spielwitz von Dominik Klein sowie die Treffer des immer wieder sehenswert von Stefan Lövgren in Szene gesetzten Kreisläufers Markus Ahlm hinzu.
Ein Kraftakt vom 14:26-Pausenstand zum 14:31 (35.) brach den letzten Willen der MT. Die folgenden Minuten nutzte "Dagobert" THW für einen beherzten "Köpper" auf das tabellarische Punktepolster: konzentriert, professionell, im Kraftaufwand ökonomisch, im Auftreten dennoch fair und nach Spielende geduldig und sympathisch im Bewältigen des Ansturms der Autogrammjäger. Serdarusic variierte in der Schluss-Viertelstunde personell, brachte Mattias Andersson im Tor, Pelle Linders, Henrik Lundström und Viktor Szilagyi, der die Abwehr bei drei schönen Toren zur Statisterie degradierte. Christian Zeitz, zuvor nach 20 Minuten auf Rechtsaußen von Vid Kavticnik abgelöst, agierte fortan im Rückraum, Klein zog in der Mitte die Fäden ("Ich spiele dort, wo mich mein Trainer haben will. Eine schöne Erfahrung").
Reibungsverluste im Spielfluss des THW und der jetzt besser haltende Djordjic im MT-Tor gestalteten das Resultat des Gastgebers abschließend immerhin einigermaßen moderat. Das Publikum applaudierte trotzdem lang anhaltend: dem THW.
(Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 08.03.2006)
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