06./07./08.11.2006 - Letzte Aktualisierung: 08.11.2006 | Bundesliga |
Update #2 | KN-Vorbericht und Update vom 07.11. ergänzt... |
Das Team von MT Melsungen.
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Neuzugang aus Flensburg: Goran Sprem
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Gleich fünf Spieler verließen Melsungen vor dieser Saison, ebenso viele fanden den Weg nach Nordhessen. Der bekannteste unter ihnen: Linksaußen Goran Sprem wechselte von der SG Flensburg-Handewitt nach Melsungen, muss sich dort unter anderem mit Ex-Zebra Karsten Wöhler - übrigens einer von insgesamt vier Deutschen im Kader Melsungens - und Ivan Brouka
Bereits Gegner im jeweiligen National-Trikot: Christian Zeitz und Spyros Balomenos. |
Trtik, Doktor der Pädagogik und ehemaliger Coach von Kiels Champions League-Gegner Banik Karvina, sucht den Erfolg mit einer multikulturellen Mannschaft, wie sie in der Bundesliga selten zu finden ist. Gleich acht Nationen vereint der ehemalige Tschechische Nationaltrainer unter dem Dach des MT Melsungen - ein babylonisches Sprachengewirr mag mancher wahrnehmen, der den Gesprächen der Mannschaft folgen will. Aber das stellt auch ein Problem für MT dar. "Teilweise konnten wir uns bisher auf dem Feld nicht verständigen. Aber die Kommunikation wird langsam besser", erklärt Spielmacher Petr Hazl, der am Mittwoch wegen einer Bauchmuskelverletzung nicht wird spielen können.
Petr Hruby beim Torwurf auf dem Ostseehallen-Parkett. |
Exzellenter Torhüter mit Offensivdrang: Zoran Djordjic |
Der THW darf also durchaus gewarnt vor dem Club sein, der 1994 zu Zweitliga-Zeiten als Halbfinalist im DHB-Pokal schon einmal aufhorchen ließ. In der vergangenen Spielzeit trafen die Kieler erstmals auf Melsungen, gewannen dabei sowohl in der Ostseehalle ( 32:27) als auch in Nordhessen sicher (siehe auch Gegnerdaten MT Melsungen). Beim 31:23-Erfolg in Rotenburg erlebte Mattias Andersson mit 29 Paraden eine Sternstunde.
Auf solch eine hoffen mit Sicherheit auch wieder 10250 Fans in der Ostseehalle, die ihrem Team den Rücken stärken werden. Sollte es dabei ähnlich lautstark zugehen wie am vergangenen Donnerstag im Spiel gegen Gudme, sollten zwei Punkte für die Zebras dabei heraus springen - auch wenn Melsungen nach der jüngsten 20:29-Heimniederlage gegen FA Göppingen hoch motiviert auflaufen wird. "Wir haben heute eine größere Mannschaft mit größeren Namen, wir haben größere Investitionen getätigt und größere Kosten - aber wir haben viel weniger Leistung, Herz und Einsatz. Ich bin mir sicher, daß wir heute zum letzten Mal diese Form von Handball gespielt haben.", nahm Trainer Trtik seine Mannen gleich nach der deftigen Schlappe in die Pflicht.
In der Halbzeitpause erhält übrigens der Direktor des Kinderherzzentrums, Prof. Dr. Hans-Heiner Kramer, einen Scheck in Höhe von 12.500 Euro (siehe Extrabericht). Diese Spende von der coop eG und dem THW Kiel ist Resultat aus dem gelungenen UNSER NORDEN CUP 2006.
Die Schiedsrichter der Partie am Mittwoch sind Lars Schaller und Sebastian Wutzler (Leipzig/Frankenberg).
(Christian Robohm)
Lesen Sie auch den KN-Vorbericht zum Spiel.
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Durch unterschiedliche Auffassungen kam es in letzter Zeit häufiger zu Unstimmigkeiten zwischen Spieler und Trainer. "Es hat sich herausgestellt, dass ich nicht in die Spielphilosophie der MT Melsungen hineinzupassen scheine", so Sprem, "deshalb habe ich den Verein um Vertragsauflösung gebeten". "Wir sind davon überzeugt, dass dies die für beide Seiten fairste Lösung ist. So kann sich Goran sicher auch besser auf die in gut zwei Monaten beginnende Weltmeisterschaft konzentrieren", erklärt Melsungens Sportchef Alexander Fölker.
Der MT-Sportchef weiter: "Natürlich ist es schade, wenn sich herausstellt, dass ein solch guter Spieler nicht in unser Spielsystem einzubauen ist. Beide Seiten waren anfangs davon überzeugt, dass es funktioniert, jeder hat sich entsprechend bemüht. Aber wenn man merkt, dass man doch nicht zueinanander passt, ist es besser, sich wieder zu trennen".
Schon am morgigen Mittwoch, zum Auswärtsspiel der MT Melsungen beim THW Kiel (20.00 Uhr, Ostseehalle) werden die Nordhessen ohne Goran Sprem reisen."
Eines kann man Rastislav Trtik, Trainer der MT Melsungen, mit Sicherheit nicht vorwerfen: Versteckspiel. Der 45-jährige Doktor der Pädagogik ist ein ganz eigener Typ.
Dr. Rastislav Trtik gibt Predrag Kontic Anweisungen |
Schon zu Zweitliga-Zeiten, als Trtik auch noch tschechischer Nationaltrainer war, hatte man die Gegner mit Tempo in die Schranken gewiesen. Auch in der Bundesliga überraschte der Aufsteiger in der vergangenen Saison manchen Gegner, hielt man doch auch in der Beletage an der kraftraubenden, ungewöhnlichen aber durchaus effektiven 4-2-Deckungsvariante fest. Das brachte den Nordhessen keinen Schönheitspreis oder Publikumsovationen, aber den frühzeitigen Klassenerhalt und einen nicht für möglich gehaltenen 12. Platz. Trtik freute sich darüber, um kurz darauf wieder die Planungen für die nächste Spielzeit in Angriff zu nehmen. Und wieder einmal überrascht der Coach die Konkurrenz: Wer sich auf die 4-2-Deckung eingestellt hat, läuft sich neuerdings manchmal in einer klassischen 6-0-Deckung fest. Auch Trtik weiß, dass man nur durch Variabilität zum Erfolg kommen kann - und natürlich mit viel Tempo.
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra")
Aus den Kieler Nachrichten vom 07.11.2006:
Der 120-fache Nationalspieler Kroatiens, der vor zehn Tagen in Malmö gegen Tunesien noch den World Cup gewann, gilt als Sündenbock für die jüngste Misere. Spätestens nach der peinlichen 20:29-Heimniederlage gegen eine B-Mannschaft aus Göppingen hängt der Haussegen in Melsungen schief. Ein erboster Trainer Dr. Rastislav Trtik ("Sprem fehlt in der Abwehr die nötige Aggressivität") bemängelte anschließend auch den fehlenden Zusammenhalt in der Mannschaft. "Heute hätten wir gegen jeden Zweitligisten verloren." Seitdem folgte ein Krisengipfel auf den nächsten.
Als Bauernopfer wurde nun der 27-jährige Sprem ("ich habe hier einfach nicht in das Konzept gepasst") ausgewählt, der erst zu Saisonbeginn von der SG Flensburg-Handewitt nach Melsungen gekommen war.
"Seine internationale Reputation war einwandfrei", meinte MT-Pressesprecher Bernd Kaiser. "Manchmal merkt man aber erst zu spät, wie jemand gestrickt ist."
Sprem, der nun händeringend einen neuen Arbeitgeber sucht, um nicht aus dem WM-Kader der Kroaten zu fliegen, ist aber nur ein Sorgenkind in dem internationalen Kader. Karsten Wöhler, der von 1995 bis 1998 in Kiel spielte, ist neben dem eingebürgerten Bosnier Sead Kurtagic einziger Deutscher in dem Acht-Nationen-Team, dem eine gemeinsame Arbeitssprache fehlt. Im Training wird zwar Deutsch geredet, aber nicht von allen verstanden. "Gerade in kritischen Spielsituationen ist die mangelhafte Verständigung ein echtes Problem", räumte Kaiser ein. "Wir werden aus diesen Erfahrungen lernen." Sprachunterricht, der beim THW Kiel zum Trainingsplan der ausländischen Neuzugänge gehört, ist in Melsungen kein Pflichtprogramm.
Mit Sprem, Andrej Kurtschew (Delitzsch) sowie den griechischen Nationalspielern Georgios Chalkidis und Spyros Balomenos hat sich der Klub zwar namhaft verstärkt. Damit verabschiedete sich Melsungen aber auch von seiner unkonventionellen 4:2-Deckung, die in der vergangenen Saison für viel Furore sorgte und dem Aufsteiger damals einen beachtlichen zwölften Tabellenplatz bescherte. Möglich, dass die Trtik-Schützlinge heute zwar ohne Sprem, aber wieder mit der alten "Indianer-Taktik" aufspielen werden.
Für den THW Kiel steht nach dem Melsungen-Spiel der letzte Auftritt in der Vorrunde der Champions League an. Am Sonntag (19 Uhr) kommt HCM Constanta in die Ostseehalle. Die Rumänen besitzen nur mit einem Sieg eine kleine Chance, noch das Achtelfinale zu erreichen, das am Dienstag ausgelost wird.
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 07.11.2006)
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