11./13.03.2006 - Letzte Aktualisierung: 13.03.2006 | Bundesliga |
Update #3 | KN-Bericht, Stimmen und Spielbericht ergänzt... |
Kim Andersson und Vid Kavticnik per Strafwurf rückten die Verhältnisse wieder zurecht, doch Melsungen hielt weiter gegen und das Spiel offen. Mit zwei Treffern in Folge von Adrian Wagner zog der THW nach Hütts Ausgleich erstmals mit zwei Toren davon (7:5, 17.), allerdings haderten die Zebras noch immer mit der eigenen Chancenverwertung. Noch schlimmer erging es den Gastgebern, die erneut auf den griechischen Shooter Grigorios Sanikis wegen Rückenbeschwerden verzichten mussten und so nicht den nötigen Druck aus dem Rückraum aufbauen konnten. Zudem biss sich MT an dem sich immer weiter steigernden Mattias Andersson die Zähne aus, blieb dennoch bis zum 8:9 (23.) auf Tuchfühlung zum Meister.
Dann allerdings schlug die Stunde des amtierenden Europameisters auf dem Parkett: Nachdem Kapitän Stefan Lövgren, heute guter Dreh- und Angelpunkt des Kieler Spiels, auf 10:8 erhöhte, schoss Nikola Karabatic fast im Alleingang seine Mannschaft vorentscheidend in Front. Drei Treffer in Folge bedeuteten das 13:8 (28.), nach dem Anschluss von Hruby setzten Ahlm und erneut der Franzose gar noch zwei Treffer drauf zu einer beruhigenden 15:9-Pausenführung.
Als Karabatic nach dem Seitenwechsel mit seinen Treffern 6 und 7 gar auf 17:9 für die Gäste erhöhte, mussten die 2400 längst still gewordenen Fans in der ausverkauften Rotenburger Meirotels-Halle sogar mit einem Debakel auf heimischem Terrain rechnen. Dass es nicht ganz so schlimm wurde, verdankten die Melsunger in dieser Phase vor allem dem Torwart-Oldie Zoran Djordjic: Der 39-jährige entschärfte zu Beginn des zweiten Durchgangs mehrere Bälle,parierte sogar einen Siebenmeter von Vid Kavticnik und half dadurch tatkräftig mit, dass die Hausherren bis zur 41. Minute auf 15:20 verkürzen konnten.
Dass das Spiel aber nochmal eng für die Zebras werden würde, war diesmal nicht zu befürchten. Sehr abgeklärt agierten die Kieler auch in den zweiten 30 Minuten, die Achse Lövgren - Ahlm funktionierte tadellos, so dass der Kreisläufer allein Mitte der zweiten Halbzeit fünfmal ins Melsunger Tor traf. Für Wagner, der eine ordentliche Leistung bot, kam in der Schlussphase der in den letzten Partien starke Henrik Lundström, der sich auch noch mit zwei Treffern auszeichnen konnte und seinen Teil dazu beitrug, dass eine kämpferisch überzeugende und spielerisch verbesserte Kieler Mannschaft verdient und ungefährdet zwei wichtige Punkte im Meisterschaftskampf verbuchen konnte.
(Sascha Krokowski)
Ich kann nichts sagen, was man nicht gesehen hat. Die ersten 20 Minuten waren schwer. Wir haben lange gebraucht, um ins Spiel zu kommen. Dann konnten wir uns etwas absetzen, weil wir im Angriff sicherer geworden sind. Wir sind auch ins Spiel gekommen, weil Mattias Andersson eine sehr gute Phase hatte und einige klare Torchancen der Melsunger verhindert hat. In der zweiten Halbzeit haben wir einige Fehler gemacht und sind hektisch geworden, aber da war das Spiel schon entschieden. Das Allerwichtigste war, dass der Torwart so gut gehalten hat. Er hat Melsungen den Zahn gezogen.(Frage: Warum hat der THW mit Andersson im Tor begonnen?]
Andersson war schon bei den letzten Spielen stärker als Fritz. Wenn man die Leistung bringt, hat man auch das Recht, als Erster im Tor zu stehen. Ich habe mit ihm angefangen, und da er so gut war, gab es keinen Bedarf zu wechseln.
Wir haben 19 klare Chancen vergeben. Trotzdem, mein Dank an die Mannschaft für die kämpferische Leistung.
Unsere Jungs hatten sich für heute viel vorgenommen, aber ihre Nerven spielten ihnen zu oft einen Streich. Hätte wir nur die Hälfte unserer Chancen verwertet, wäre es zu einem spannenden Spiel gekommen.
Mattias hat den Grundstein für diesen Sieg gelegt. Er hat gleich gut ins Spiel gefunden und es der Mannschaft ermöglicht, locker aufzuspielen.
Kiel hat gar nicht einmal so gut gespielt. Aber sie waren uns physisch klar überlegen. Auch der Kieler Torhüter war überragend. Ich habe meinen Jungs immer wieder gesagt, dass sie beim Wurf cool bleiben sollen. Aber sie haben nicht zugehört und waren vor dem Tor einfach zu heiß.
An Andersson haben wir uns kaputt geworfen. Wir hatten uns etwas ausgerechnet. Schließlich hat es Minden auch geschafft. Aber gegen die Abwehr der Kieler haben wir viele Fehler gemacht und mit ihrer zweiten Welle haben sie uns überrannt.
Aus den Kieler Nachrichten vom 13.03.2006:
In den ersten Minuten erwies sich der gute Aufsteiger vor 2400 Zuschauern in der ausverkauften Meirotels-Halle in Rotenburg an der Fulda als erwartet schwerer Gegner. Die Kieler begannen nervös und konnten sich gleich wiederholt bei ihrem Torhüter Mattias Andersson bedanken. Stark auch Adrian Wagner, den THW-Trainer Noka Serdarusic überraschend für den Linksaußen Nummer eins, Henrik Lundström, in die Startformation stellte.
Er habe mit einer 4:2-Deckung gerechnet, erklärte Serdarusic. Für diese Formation wäre Wagner die stärkere Antwort gewesen. Die Hessen entschieden sich dann aber für eine andere Variante (3:3) und Serdarusic dennoch gegen einen Wechsel. "Es lief gut mit ihm und ich hatte keinen Grund, ihn aus dem Spiel zu nehmen." Während seine Kollegen im Angriff zunächst zögerlich und nervös auftraten, bewies der flinke Wagner bei seinen drei schnellen Toren Entschlossenheit.
Melsungen, eine bunte Sieben-Nationen-Mannschaft mit der Erfahrung von knapp 700 Länderspielen, begann selbstbewusst. Nach knappen Heimniederlagen gegen Magdeburg und Nordhorn (jeweils 27:28) schien sich der Respekt vor dem THW Kiel in Grenzen zu halten. Über den flinken Rechtsaußen Michal Kraus versuchte der Tabellen-Zwölfte, gleich sein erstes Tor mit einem Kempa-Trick zu erzielen. Andersson ließ es nicht zu.
Geschickt zog der torgefährliche Mittelmann Petr Hazl, einer von sechs Tschechen, die Fäden. Am Zwischenstand von 4:4 (13. Minute) hatte der 34-Jährige mit drei Toren und einem Zuspiel maßgeblichen Anteil. Anschließend verabschiedete sich Hazl allerdings völlig ausgepumpt für 20 Minuten auf die Bank. Geschwächt von einer Grippe, hatte er seine Lunge bei einem Laufduell mit dem 13 Jahre jüngeren Kieler Vid Kavticnik endgültig abgeschaltet. Ohne Hazl und ohne einen gefährlichen Schützen im Rückraum, wurden die Melsunger zur leichten Beute einer engagierten Kieler Abwehr, die mit Andersson gut harmonierte.
Im Angriff wechselten beim THW Kiel Licht und Schatten. Während Stefan Lövgren mit Adlerauge die Lücken in der sehr offensiven Abwehr erspähte, entschieden sich seine jungen Nebenleute Kim Andersson und Nikola Karabatic für den direkten Weg zum Tor. Mit viel Wucht, aber ohne einen Blick für die beiden Außen Vid Kavticnik und Wagner, die, oft von Freund und Feind vergessen, tatenlos auf ihrem Arbeitsplatz verharrten.
Allerdings hatte zumindest Karabatic mit seinem Powerhandball Erfolg. 10:8 (23.) stand es für die Zebras, als der Franzose das Visier eingestellt hatte und bis zum vorentscheidenden 17:9 (36.) sechs der sieben Kieler Tore erzielte. "Er hat uns im Spiel gehalten", lobte Serdarusic.
Weniger Erfolg hatte Kim Andersson, der den Erfolg erzwingen wollte. Doch der solide Rahmen des Melsunger Tores und dessen Inhalt, der Serbe Zoran Djordjic, waren für ihn immer wieder Endstation. "Ich habe keinen besseren Linkshänder an diesem Tag gesehen", meinte Serdarusic. "Deshalb konnte Kim auch weiter spielen." Christian Zeitz hatte sich bei einem Kurzeinsatz nicht als Alternative aufgedrängt.
Für die Kunst war an diesem Abend Stefan Lövgren zuständig. Besonders in Kombination mit Marcus Ahlm und Kavticnik bot der spielfreudige Schwede viele Gründe, um dem fairen Publikum Szenenapplaus für den verdienten Sieger zu entlocken.
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 13.03.2006)
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