|
Hunderte THW-Fans hofften auf Tickets
©
cro |
Das Ticketcenter der Ostseehalle hat schon viel gesehen. Die Szenen aber, die
sich vor dem Start des freien Verkaufs der Champions League-Final-Tickets für
das Rückspiel in der Ostseehalle abspielten, übertrafen alles bisher da
gewesene: Bereits um fünf Minuten vor neun Uhr - und damit nur anderthalb
Stunden nach Öffnung der Kassen - schlossen sich die Vorhänge der Ticketschalter
wieder: Ausverkauft!
Und die Fans des THW Kiel taten einiges, um beim bisher größten Nordderby gegen
die SG Flensburg-Handewitt live dabei sein zu können. Die ersten Schwarz-Weißen
machten sich bereits am Vorabend gegen 19 Uhr auf den Weg vor das Tickethäuschen
- mit einem Schlafsack gegen die Kälte, Stühlen und Tischen wurde es sich zwölf
Stunden vor Verkaufsstart richtig gemütlich gemacht. "Als wir um 21.30 Uhr hier
ankamen, standen vor uns bestimmt schon 50 Fans", erzählen Kerstin, Klaus, Ralf,
Kirsten und Christian, die als "Warte-Basis" ihr Wohnmobil direkt vor dem
Ticketcenter geparkt haben. Das hat viele Vorteile, so ist der Kaffee am Samstag
Morgen um 6.30 Uhr frisch aufgebrüht und eine riesige Portion Rührei wartet auf
dem Frühstückstisch dampfend auf hungrige Mägen.
|
Perfekt auf das Warten vorbereitet: Claudia, Gunnar, Yvonne, Rene und Mara (v.li.)
©
cro |
Rund 40 Meter weiter stehen Claudia, Gunnar, Yvonne, Rene und Mara seit viertel
vor drei in der Schlange. Immer wieder wird sorgenvoll durchgezählt, ob man bei
maximaler Abnahme von vier Tickets noch eine Chance auf Karten habe. Währenddessen
gibt's Kaffee aus der Thermoskanne und andere Leckereien. "Wir haben uns sogar
einen Teppich mitgebracht, damit's gemütlicher wird", erzählen die fünf lachend
und zeigen auf den Bürgersteig, wo unter den Stühlen tatsächlich ein kleiner
Teppich für heimelige Atmosphäre sorgt.
Die Stimmung in der Schlange ist gut. In der Nacht hatte sich das Warten auf
Tickets zu einem wahren Happening entwickelt, auf mitgebrachten Grills wurden
Würstchen und Steaks zubereitet, ein Feuerkorb sorgte für zusätzliche Wärme.
Das ein oder andere Getränk ließ man sich schmecken, in vielen Gesprächen die
Chancen des THW gegen Flensburg in der Champions League diskutiert. Um fünf Uhr,
und damit zweieinhalb Stunden vor Kassenöffnung, reicht die Schlange vor der
Ostseehalle bereits bis zum Exerzierplatz, ungeahnte Dimensionen.
|
Die Warteschlange reichte kurz nach Sonnenaufgang bis zum Exer.
©
cro |
Trotzdem
hoffen auch in diesem Teil die Fans auf Karten, "auch wenn ich daran hier
hinten momentan nicht glauben kann", wie Carsten mit einem Blick auf die
Menschenmassen vor ihm feststellt. Mit aufgehender Sonne wird diese Schlange
immer länger, die Stimmung mit steigenden Temperaturen immer besser. Kurz vor
Kassenöffnung werden die Stühle zusammen geklappt und die Schlafsäcke im Wagen
verstaut. Eine La Ola-Welle begleitet die Öffnung der Schalter um 7.30 Uhr,
freudestrahlende Gesichter bei denjenigen, die nun die Objekte der Begierde
in Händen halten. "Wir sind dabei" hört man immer wieder freudige Meldungen,
die ins Handy gejubelt werden, während man anderenorts per Mobiltelefon noch
schnell die Kleidungswünsche für das Final Four an die Partner weiterreicht:
"Mit dem Bus nach Hamburg wird knapp, bringe mir doch bitte den Schal, das
Trikot und die Rasseln mit."
Das muntere Treiben hat um kurz vor neun ein abruptes Ende. Mitten hinein in
das Hupkonzert eines glücklichen Kartenbesitzers schließen die Rollos an den
Countern, das Spiel ist ausverkauft. Für Carsten hat es nicht gereicht. "Ist
schon ärgerlich, aber irgendwie komme ich schon noch an Karten." Dann muss er
los. Zum Bus nach Hamburg. Zum Final Four, die Zebras zum Sieg schreien.
(Christian Robohm)