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28.04.2007 Champions League / Geschichte

Zebra-Journal: Schwarz-Weiße Tränen im "Palau"

Im Finale 2000 zerplatzten alle Kieler Träume

Update #1 Stimmen ergänzt...

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 28.04.2007:

Spielszene aus dem CL-Finale 99/00 in Barcelona.
Klicken Sie zum Vergrößern! Spielszene aus dem CL-Finale 99/00 in Barcelona.

Die Worte von Antonio Carlos Ortega schmerzen die Kieler Seelen noch heute: "Das war das wichtigste Tor meines Lebens", sagte der Rechtsaußen des FC Barcelona nach dem Final-Drama in der Champions League vor sieben Jahren. Sechs Minuten vor dem Ende hatte der THW schon eine Hand am Pott, als Ortega zum 28:24 traf (siehe Spielbericht).
Zwei, die damals 60 Minuten lang aneinander rissen und zerrten, wollen morgen Abend das Trauma von Barcelona endgültig auslöschen und CL-Pokal gemeinsam in den Ostseehallen-Himmel stemmen: Klaus-Dieter Petersen und Andrei Xepkin. Dabei war es Xepkin höchstpersönlich, der die Hoffnungen der Kieler, nach Ortegas 28:24 (59:30), zumindest noch das Siebenmeter-Werfen zu erreichen, zunichte machte. THW-Trainer Noka Serdarusic hatte Torwart Steinar Ege herausgenommen und brachte Petersen als siebten Feldspieler. Zum Schrecken des Kieler Anhangs zog Nenad Perunicic aus dem Rückraum zu früh ab, Xepkin blockte das Leder und "Barca" beförderte den Ball zum 29:24-Endstand im "Palau Blaugrana" ins verwaiste Kieler Tor.

Dreimal standen sich Andrei Xepkin und Klaus-Dieter Petersen in den Duellen Barcelona gegen Kiel am Kreis gegenüber. Im CL-Finale und -Halbfinale (2000, 2001) und im EHF-Cup-Endspiel 2002. Seit einem Monat sagt "Pitti" als THW-Co-Trainer Andrei wo es lang geht. Und das, obwohl der Spanier mit knapp 42 Jahren immerhin drei Lenze mehr zählt als der 340-fache deutsche Nationalspieler. "Andrei ist ein Sportsmann durch und durch. Ihm gebührt der größte Respekt, in dem Alter noch auf diesem Niveau zu spielen", sagt Petersen. Er selbst habe Xepkin am Kreis immer gern gegenüber gestanden. "Man konnte ihn immer so schön rumschubsen und wegschieben."

Die dramatischen Schlusssekunden: Unterbrechung beim 28:24.
Klicken Sie zum Vergrößern! Die dramatischen Schlusssekunden: Unterbrechung beim 28:24.
Was die Kieler vor sieben Jahren mächtig auf die Palme brachte, daran kann sich der THW-Neuzugang nicht erinnern. Beim Stand von 27:24 für Barcelona entschieden die slowenischen Schiedsrichter nach nur zehn Sekunden Angriffsspiel des THW auf "passives Spiel". Was folgte, war Ortegas Tor. Stehend im Kreis, aus vier Metern. "Die sind verpfiffen worden - Nein, davon weiß ich nichts", sagt Xepkin heute. "Ich weiß nur, dass die beiden Finalspiele somit das Beste waren, was ich bei Barca erlebt habe. Die habe ich in meinem Gedächtnis auf ewig gespeichert. Von den sechs Champions-Titel, die ich gewonnen habe, war das der schönste. Die Kieler waren bärenstark."

Gerade deshalb flossen auch bei Noka Serdarusic am Ende die Tränen. "Wir haben in den 120 Minuten aus beiden Spielen gezeigt, dass wir die bessere Mannschaft sind", sagte er. "Noch in zehn Jahren werden ich traurig sein, wenn ich an diesen Abend denke. Höhere Mächte waren nicht mit uns. Am Ende haben Kleinigkeiten entschieden. Die Atmosphäre in der Halle hat den Ausschlag gegeben. Ich weiß, dass so eine Chance nicht so oft kommt." Sieben Jahre später ist sie wieder da.

Finale 2000: Zeitzeugen

THW-Rechtsaußen Christian Scheffler:
Bitterer hätten die letzten drei Minuten damals nicht laufen können. Wir waren so dicht dran, die Sensation zu schaffen und dann verliert man durch so komische Entscheidungen. Ich wünsche dem THW, dass er so etwas nie wieder erlebt. Nach dem Schlusspfiff brachen bei uns in der Kabine alle Dämme. Einige haben sogar geheult. Trotzdem haben wir abends in Barcelona gefeiert. Tomas Svensson (Anm. d. Red.: Torwart Barcelona) hat uns mit auf eine Party genommen. Das war eigentlich eine geschlossene Gesellschaft. Barcelonas Inaki Urdangarin stand plötzlich mit seiner Frau Cristina, der Königstochter neben uns. Wir durften trotzdem mit rein. Ein schickes Fest. Irgendwann gegen Mitternacht hatten wir die Champions League dann gewonnen.
THW-Torwart Axel Geerken:
Ich erinnere mich vor allem an die Szene kurz vor Schluss, als der Ball durch die Deckung kullert, wir ihn nicht zufassen bekommen und Ortega das Tor macht. So ein Finale darf nicht jeder erleben. Trotzdem war es eine riesige Enttäuschung. In der Kabine wollte jeder für sich sein, aber das ging nicht. Die waren so klein wie Hühnerställe.
THW-Linksaußen Martin Schmidt:
Ich denke oft an das Spiel zurück. Es war ein Höhepunkt meiner Karriere und für uns damals das lang herbeigesehnte Finale. Schlimm war die Schlussphase mit ziemlich sonderbaren Entscheidungen der Schiedsrichter gegen uns. Fünf Minuten vor dem Ende stand es noch Unentschieden. Unglaublich dann auch das letzte Tor von Ortega. Der stand bei vier Metern Im Kreis, als er einen Abpraller zum 28:24 ins Tor warf.
THW-Rückraumspieler Wolfgang Schwenke:
Wir hatten eine Hand am Pott, und dann kam Ortega aus dem Nichts. Ich weiß noch, wie der Ball zwischen mir und Pitti durchtrudelte. In der Kabine wollten sich einige in eine Ecke verziehen und vor sich hinkauern. Andere verzettelten sich draußen noch in Interviews. Der Titel für uns wäre ein Sensation gewesen, weil die spanische Liga damals das Nonplusultra war. Aber so ist das nun mal im Sportlerleben. Das Rückspiel werde ich vermutlich im Fernsehen anschauen. Da kommen dann bestimmt Erinnerungen an damals hoch. Wenn der THW es schaffen sollte, irgendwann auf zwei, drei Tore wegzugehen, können sie es schaffen. Interessant wird neben den Torhüterleistungen auch das Duell Vranjes gegen Xepkin.

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 28.04.2007)


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