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26./29.05.2007 - Letzte Aktualisierung: 29.05.2007 Bundesliga

THW verliert in Flensburg - Meisterschafts-Entscheidung am kommenden Samstag

Bundesliga, 33. Spieltag: 26.05.2007, Sa., 14.15: SG Flensburg-Handewitt - THW Kiel: 41:36 (19:17)
Update #3 Spielbericht der KN, weitere Stimmen, Spielbericht und Fotos ergänzt...

Das fünfte Derby in dieser Saison war wieder einmal hitzig.
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Der THW Kiel hat eine Vorentscheidung im Meisterschafts-Rennen verpasst: Bei der SG Flensburg-Handewitt verloren die Zebras auch in dieser Höhe verdient mit 36:41 (17:19) und mussten einem aggressiveren und engagierteren Gastgeber den Sieg überlassen. Dabei scheiterten die Kieler, die in Kim Andersson (10/2 Tore) ihren erfolgreichsten Werfer hatten, zunehmend am SG-Torhütergespann Beutler/Holpert. Zudem bekam man den Flensburger Rückraum mit Lijewski, Vranjes und Nielsen, die insgesamt 24 Tore erzielten, zu keinem Zeitpunkt in den Griff.
Bissig gingen die Gastgeber in die Partie, der THW hatte von Beginn an Probleme, der SG zu folgen. Auch, weil Dan Beutler sein Tor zunagelte und der THW-Angriff kein Mittel fand, die aggressive Abwehr der Gastgeber zu knacken. Erst in der fünften
THW-Coach Noka Serdarusic wechselte in der 13. Minute Henning Fritz für Thierry Omeyer ein.
Klicken Sie zum Vergrößern! THW-Coach Noka Serdarusic wechselte in der 13. Minute Henning Fritz für Thierry Omeyer ein.
Minute gelang Nikola Karabatic, der einmal mehr eng gedeckt wurde, das erste Kieler Tor. Nach Kim Anderssons 2:4 (6.) zogen die Gastgeber durch Nielsen und einen Doppelschlag von Knudsen auf 7:2 (8.) davon. Der THW schien zu diesem Zeitpunkt eine leichte Beute zu werden. Auch, weil die Abwehr den Flensburger Angriff nie in den Griff bekam, auch, weil in der eigenen Offensive sich haarsträubende Fehler aneinander reihten. Mit der Einwechslung von Henning Fritz für den glücklosen Omeyer schien dann ein Ruck durch das Kieler Team zu gehen: Endlich funktionierten die Anspiele auf den sich wacker durchsetzenden Pelle Linders, endlich fand auch das Positionsspiel zumeist in Kim Andersson einen Abnehmer. Der THW verkürzte, wenngleich die Lücken in der eigenen Abwehr nicht kleiner wurden. Kleins tolles Solo brachte die Zebras beim 15:17 (26.) wieder in Reichweite, Karabatics Siebenmeter zum 16:17 ließ die hitzige Atmosphäre in der Campushalle, die nicht nur Christian Zeitz sechzig Minuten lang auspiff, ein wenig kühler werden. Doch erneut sorgten individuelle Fehler dafür, dass Flensburg erneut auf drei Tore davon ziehen konnte. Linders Treffer zum 17:19-Halbzeitstand ließ dennoch die Hoffnung auf Besserung im zweiten Durchgang keimen.

Vid Kavticnik und Ljubomir Vranjes im Zweikampf.
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Und die schien nicht ganz unberechtigt: Ganze zwei Minuten benötigte der THW, um auszugleichen. Als Zeitz in der 35. Minute die erste Kieler Führung erzielte, die Abwehr sich zudem aufmerksamer zeigte und die SG zu Fehlern zwang, schien die Partie in Richtung der Kieler zu kippen. Erst recht, als sich zunächst Klein und dann Zeitz zum Tempogegenstoß aufmachten. Doch weder der eine, noch der andere wusste diese Großchance zu nutzen. Fahrlässig probierten es beide mit einem Heber, der eine landete an der Latte, der andere in den Armen von Beutler. Im Gegenzug erzielte Boldsen den Ausgleich. Auch, als Lundström den THW beim 25:24 erneut in Front gebracht hatte, gab es Gelegenheiten zu einer höheren Führung. Doch die Zebras schossen Jan Holpert, der mittlerweile im Flensburger Tor stand, nach allen Regeln der Kunst warm. Auf der Gegenseite hatte Fritz gegen die Geschosse von Lijewski und Nielsen nicht den Hauch einer Chance - urplötzlich lag Flensburg
Marcin Lijewski im Zweikampf mit Dominik Klein.
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wieder vorn, nutzte Kieler Fehler gnadenlos aus. Nach Linders' Anschluss zum 27:28 (43.) nutzte die SG drei torlose Kieler Minuten, um auf 31:27 davon zu ziehen. Als nach Lijewskis 32:29 Holpert gleich zwei mal gegen den freistehenden Zeitz parierte, ein Wurf von Karabatic vom Innenpfosten wieder ins Feld sprang, war der Wille der Kieler Spieler endgültig gebrochen. Lijewski und Christiansen erhöhten in Unterzahl auf 34:29 (52.), gegen die müder wirkenden Zebras konnte Flensburg nun zaubern.

Am Ende sorgte Andrei Xepkin mit zwei Toren noch für Ergebniskosmetik, doch an der Niederlage in Flensburg konnte auch "El Gigante" nicht mehr rütteln. Das Tor von Kasper Nielsen zum 41:35 dürfte eines für die Geschichtsbücher gewesen sein: Noch nie kassierte der THW in einem Pflichtspiel zuvor so viele Gegentore.

Jan Holpert nagelte in Halbzeit zwei seinen Kasten zu.
Klicken Sie zum Vergrößern! Jan Holpert nagelte in Halbzeit zwei seinen Kasten zu.
In Flensburg feierte man mit dem Sieg gegen den THW nicht nur den ersten Derby-Erfolg seit nunmehr sechs Pflichtspielen, sondern gleichzeitig auch die Qualifikation für die Champions League. Während der HSV Hamburg beim 33:28 gegen Lemgo schon bei den Meisterfeierlichkeiten angelangt schien, konzentriert man sich in Kiel nun auf das große Saisonfinale am kommenden Samstag. Ein Sieg muss gegen die HSG Nordhorn her, soll der Traum vom Triple in einer grandiosen Spielzeit doch noch wahr werden. Natürlich setzt man beim THW dann auch wieder auf das Heimpublikum, das in der Champions League nicht nur einmal unter Beweis gestellt hat, dass es aus dem dezimierten Zebra-Kader den ein oder anderen Prozentpunkt über der Leistungs-Schmerzgrenze hinauskitzeln kann.

Noch ein Sieg bis zum Triple!

(Christian Robohm)

Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel...

Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der KN das Stichwort Triple sowie die Geschichte der KN-Volontärin Esther Alves.

Aus kiel4kiel.de:

Pleite in Flensburg: THW vergibt ersten Triple-Matchball

Der THW Kiel muss bis zum letzten Spieltag um die Verteidigung des deutschen Meistertitels bangen. Während Verfolger HSV Hamburg im letzten Heimspiel mit 33:28 gegen den TBV Lemgo erfolgreich war, unterlag die dezimierte Zebra-Herde beim Lokalrivalen SG Flensburg-Handewitt mit 36:41 (17:19). Somit liegen die Kieler in der Tabelle nur noch dank des allerdings deutlich besseren Torverhältnisses vor den Hansestädtern und benötigen am kommenden Samstag einen Sieg in der Ostseehalle gegen Champions League Anwärter HSG Nordhorn.

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Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Glückwunsch, das Spiel hatte gerade angefangen, da lagen wir schon hoch zurück. Wir haben konfus gespielt, die SG-Führung war verdient. Bis zur 30. bekamen wir Flensburg nicht in den Griff, in der zweiten Halbzeit war die SG nicht so gut, das haben wir ausgenutzt. Uns fehlten Alternativen, das hat man gesehen. Der Sieg der SG ist völlig verdient, wir haben jetzt nur noch ein Spiel. Ich bin nicht dre Meinung, dass die SG-Torhüter heute eine Ausnahemstellung verdient haben. So wie Zeitz und Karabatic geworfen haben, hätte das jeder gehalten.
SG-Trainer Kent-Harry Andersson:
Es ist immer schön schön gegen Kiel zu gewinnen, in den letzten Spielen haben wir das nicht gechafft. Wir waren heiß vor dem Spiel, und haben das durchgezogen. Beutler war in der ersten Halbzeit überragend, Holpert in der zweiten. Sie waren die Garanten für den Sieg, die Manndeckung für Karabatic war auch in Ordnung.

Gegenüber den KN:
Wir haben es zum ersten Mal in dieser Saison geschafft, den THW zu schlagen - deshalb fühlte es sich wie ein Doppelsieg an. Jetzt können wir ohne Druck zu unserem letzten Saisonspiel beim TV Großwallstadt antreten. Das ist gut so, schließlich gewinnen wir da nie.

THW-Rückraumspieler Nikola Karabatic gegenüber den KN:
Es ist keine Schande in Flensburg zu verlieren. Dafür müssen wir uns nicht schämen. Flensburg hat richtig gut gespielt, die wollten unbedingt gewinnen. Wir spielen seit Monaten mit acht Leuten und konnten am Ende kein Gas mehr geben. Nun müssen wir gegen Nordhorn gewinnen. Und wenn wir das in der Ostseehalle nicht schaffen, haben wir den Titel auch nicht verdient.
SG-Kreisläufer Michael Knudsen gegenüber den KN:
Wir haben taktisch viel besser gespielt als im Champions-League-Finale. Da hat der Kieler Rückraum 80 Prozent der Tore geworfen. Diesmal waren wir in der Abwehr viel offensiver und aggressiver. Schade, dass Jan Holpert aufhört. Er hätte noch ein Jahr dranhängen sollen.
SG-Torhüter Jan Holpert gegenüber den KN:
Ich wollte mein letztes Heimspiel für die SG eigentlich viel intensiver genießen. Aber die Anspannung in der Mannschaft vor diesem Derby war so groß, dass das nicht möglich war. Für uns war dieser Sieg wichtig, weil wir uns noch für die Champions League qualifizieren wollten. Und Kiel wird auch trotz dieser Niederlage Meister. Das lassen sie sich nicht mehr nehmen.
THW-Fan Malin Sdorra gegenüber den KN:
Wir wären schon gerne hier Meister in Flensburg geworden. Aber wir können mit erhobenem Haupt hier rausgehen, denn wir haben ja schon zwei Titel.
Ingo Thomsen, Vorsitzender des SG-Fanclubs "Wikinger", gegenüber den KN:
Es wäre schlimm gewesen, wenn Kiel hier Meister geworden wäre. Wir sind einfach froh, dass wir nach dieser schlechten Saison einen versöhnlichen Abschluss gefunden haben.
SG-Fan Henning Sachau gegenüber den KN:
Der Sieg war für die Psyche aller unheimlich wichtig war. Das musste diesmal sein. Aber Respekt vor dem, was Kiel mit seinem dezimierten Kader leistet - Hut ab, THW!

33. Spieltag: 26.05.07, Sa., 14.15: SG Flensburg-Handewitt - THW Kiel: 41:36 (19:17)

Logo SG Flensburg-Handewitt:
Holpert (39.-60., 13 Paraden), Beutler (1.-39., 1.-15 Paraden); v. Behren, Nielsen (8), Eggert (n.e.), Jensen (n.e.), Christiansen (8/4), Vranjes (5), Johannsen, Stryger, Lijewski (11), Boldsen (4), Lauritzen, Knudsen (5); Trainer: Andersson
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-13. und 1 Siebenmeter, 2 Paraden), Fritz (13.-60., 14 Paraden) M. Andersson (n.e.); Linders (7), Xepkin (2), K. Andersson (10/3), Lundström (1), Kavticnik (2), Weltgen (n.e.), Zeitz (5), Karabatic (7/2), Klein (2); Trainer: Serdarusic
Schiedsrichter:
Methe / Methe (beide Vellmar)
Zeitstrafen:
Flensburg: 10 (Boldsen (4.), 2x Nielsen (13., 60.), 3x Kundsen (22., 44., 57.), 2x v. Behren (25., 51.), Lijewski (30.), Lauritzen (45.)) ;
THW: 8 (Klein (14.), Kavticnik (24.), 2x K. Andersson (25., 59.), Xepkin (37.), Karabatic (53.), Zeitz (57.), Lundström (59.))
Rote Karte:
Flensburg: Knudsen nach dritter Zeitstrafe (57.)
Siebenmeter:
Flensburg: 5/4 (Fritz hält Christiansen (18.))
THW: 7/5 (Karabatic an die Latte (17.), Holpert hält Kim Andersson (45.))
Spielfilm:
1. Hz.: 3:0 (5.), 3:1 (5.), 4:1 (6.), 5:2 (6.), 7:2 (9.), 7:3 (9.), 7:5 (10.), 8:5 (11.), 9:6 (13.), 10:7 (14.), 11:8 (15.), 12:9 (16.), 13:10 (19.), 14:11 (21.), 16:11 (23.), 16:12 (23.), 17:13 (25.), 17:16 (27.), 19:16 (29.), 19:17
2. Hz.: 19:19 (32.), 20:20 (34.), 21:22 (35.), 22:23 (37.), 23:24 (39.), 24:25 (40.), 26:25 (41.), 27:25 (42.), 28:27 (43.), 30:27 (44.), 31:28 (47.), 32:29 (49.), 33:29 (51.), 35:31 (54.), 39:31 (56.), 39:34 (58.), 40:35 (59.), 41:36
Zuschauer:
6300 (ausverkauft) (Campushalle, Flensburg)
Spielgraphik:
Spielgraphik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 29.05.2007:

THW Kiel vergibt den ersten Matchball

36:41 - Zebras verlieren gegen die SG Flensburg das erste Derby in dieser Saison
Flensburg - Ein Sieg in der Campushalle der SG Flensburg- Handewitt, und der THW Kiel hätte vorzeitig seine 13. Deutsche Meisterschaft feiern können. Doch ein bärenstarker Gastgeber und ein überragender SG-Torhüter Jan Holpert in seinem letzten Heimspiel machten den Zebras mit einem völlig verdienten 41:36 (19:17)-Sieg einen Strich durch die Rechnung.

In der mit 6300 Zuschauern ausverkauften Campushalle war die Anspannung der SG-Spieler und ihrer Fans bis unter das Dach zu spüren. Gegen den Erzrivalen aus Kiel hatten sie in dieser Saison bittere Niederlagen kassiert. Das Aus im Pokal-Halbfinale, die Niederlage im Champions-League-Finale gegen eine Kieler Mannschaft, die schon damals nur aus acht Feldspielern bestand. Vier Derbys gegen Kiel in dieser Saison und kein Sieg - damit sollte endlich Schluss sein.

Hochmotiviert legten die Hausherren los und führten nach fünf Minuten bereits mit 7:2. Ein Dan Beutler, durch dessen Adern Lava zu fließen schien, hielt wie ein Teufelskerl. Egal, ob Vid Kavticnik, Christian Zeitz oder Dominik Klein vor ihm auftauchten - der Schwede legten mit unglaublichen Reflexen den Grundstein für die Führung der Hausherren, die in der Campushalle in zuvor 16 Liga-Heimspielen lediglich einen Punkt (31:31 gegen Lemgo) abgegeben hatten. Die Flensburger mussten zwar wie in den Champions-League-Endspielen auf ihren Kapitän Sören Stryger (Wadenprobleme) verzichten. Aber diesmal legte der Tabellen-Dritte eine ganz andere Einstellung an den Tag. Engagiert und mit großer Leidenschaft versuchten Michael Knudsen & Co den torgefährlichen Kieler Rückraum auszuschalten. Mit Erfolg. Zumal Kiels "Marathon-Mann" Nikola Karabatic müde wirkte und Christian Zeitz einen rabenschwarzen Tag erwischte. Beschimpft von den SG-Fans, die ihm seinen "Kopftreffer" gegen Jan Holpert aus dem Champions-League-Hinspiel nicht verziehen hatten, zeigte der Weltmeister Nerven. Für seine fünf Feldtore benötigte der 26-Jährige immerhin 16 Versuche.

Besonders bitter für die Kieler sein Versuch in der 35. Minute, als er allein auf Beutler zulief. Der THW hatte sich zu diesem Zeitpunkt im Spiel zurückgemeldet, mit 22:21 sogar die Führung übernommen. Um angesichts seiner Vorgeschichte nun nicht auch Beutler versehentlich am Kopf zu treffen, hob er den Ball über den Schweden und traf die Latte. Sekunden später tauchte Klein vor dem SG-Torhüter aus und scheiterte - ebenfalls mit einem Heber! Im Gegenzug wuchtete Joachim Boldsen den Ball mit Wucht in den Winkel. Augenblicke, in denen sich das Blatt wendete. Die Kieler hatten auf ihrer abgeräumten Ersatzbank keine Alternativen zu bieten. Und die Flensburger zogen nun ihren Trumpf: Für "Vulkan" Beutler, der nach 40 Minuten langsam abkühlte, kam nun Jan Holpert. Das letzte Heimspiel für den 38-Jährigen, der nach dem Saisonspiel-Kehraus gegen den TV Großwallstadt am kommenden Sonnabend seine beeindruckende Karriere beenden wird, sollte ein denkwürdiges werden. Bis zum Schlusspfiff der schwachen Schiedsrichter Methe/Methe wehrte er zwölf von 23 Würfen der Kieler ab. Eine sagenhafte Quote von 52 Prozent.

Holpert hielt und der elffache Torschütze Marcin Lijewski traf - so sah das Erfolgsrezept der Flensburger aus, die im fünften Anlauf in dieser Saison das erste Derby gegen den THW Kiel gewannen. Einem THW Kiel, dem nach 40 Minuten die Luft ausging. Zumal Thierry Omeyer nicht zur gewohnten Form auflief und bereits in der 13. Minute durch Henning Fritz ersetzt wurde. Mit dem Weltmeister lief es besser, aber er wurde von seiner zunehmend unsortierten Abwehr immer öfter im Stich gelassen. Die Zebras holten auch die letzten Kohlen aus dem Keller, um das Spiel noch umzubiegen. Doch letztlich fehlte dem dezimierten Kader die Kraft, um eine Niederlage zu verhindern, die letztlich historische Dimensionen annehmen sollte. 41 Gegentore hatte der Traditionsklub in einem Pflichtspiel bislang noch nie kassiert. Hitzig blieb das Derby allerdings bis zum Schlusspfiff. Bevor Kasper Nielsen zum 41:35 traf, hatte ihn Zeitz mit dem Knie getroffen. Aufgebracht stürmte der riesige Däne anschließend auf Zeitz los und musste von Kiels Torhüter Henning Fritz gebremst werden. Mittendrin auch THW-Trainer Noka Serdarusic. "Es ist nicht erlaubt, dass einer auf den anderen losgeht und sich wie ein Tarzan aufführt. Ich wollte den Schiedsrichtern zeigen, dass es so nicht geht."

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 29.05.2007)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 29.05.2007:

Stichwort: Das Triple

Gewinnt der THW Kiel am Sonnabend gegen Nordhorn, ist die 13. Meisterschaft perfekt. Das ist historisch, schließlich teilen sich die Zebras bislang den Titel "Rekordmeister" mit dem VfL Gummersbach. Aber wie historisch ist das Triple? Mit Meisterschaft, DHB-Pokal und EHF-Cup gelang den Kielern ein Triple bereits in der Saison 1997/1998. Und der VfL Gummersbach gewann vor 24 Jahren neben den beiden nationalen Titeln in zwei Endspielen gegen ZSKA Moskau (19:15/13:14) damals auch zum fünften Mal den Cup der Landesmeister. Aber, seit 1993 die Champions League aus der Taufe gehoben wurde, schaffte noch kein deutscher Klub das Triple - also doch historisch.

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 29.05.2007)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 29.05.2007:

Campushalle - hier bin ich als Kielerin eine Rivalin

Flensburg - Flensburg, dum dum dum. Flensburg, dum dum dum! Mit Trommelschlägen und Anfeuerungsrufen beschallen die SG-Fans die ganze Halle. Lange vor Anwurf ist die Stehtribüne pickepackevoll und das Kribbeln zu spüren: Der Erzrivale ist zu Gast! Mit Mühe finde ich hinter Block O einen Stehplatz, von wo aus ich gerade noch die Spielfeldhälfte sehen kann, auf deren Tor der THW werfen wird. Reicht, denke ich mir.

Die Jungs vor mir tragen weiße Trikots mit "Provinzial"-Schriftzug. Klar, gehört zum THW, glaube ich und schaue nicht weiter hin. Anfängerfehler. "Wir machen Euch platt", bellt mich ein Handewitt-Fan an. Und spätestens jetzt merke ich, was hier ein schwarz-weißer Schal, ob ich will oder nicht, bedeutet: Ich bin Kielerin, ich bin Rivalin. In einem Derby ist der Fanschal nicht nur Bekenntnis, sondern auch Provokation. Es bleibt zum Glück bei der verbalen Attacke, wir sind ja beim Handball. Dennoch, von der Stimmung her steht dieses Derby einem guten Fußballspiel in nichts nach. Ununterbrochen klatscht und johlt die Stehtribüne, die Gegengeraden stehen immer öfter auf, und als das von einer Kurve gebrüllte "Flensburg" mit "Handewitt" auf der gegenüberliegenden Seite beantwortet wird und so minutenlang über das Spielfeld schwappt, spielt der THW nicht nur gegen "die Wand" der Stehtribüne, sondern gegen die ganze Halle.

Allein ein paar Kiel-Fans auf der Ecke Block M und N lassen sich auf das Dezibel-Duell ein und feuern die Zebras mit ihren rhythmischen "THW"-Rufen an. Doch sie werden ruhiger, denn unten auf dem Feld sieht es schlecht aus für die Kieler. Wie die Bälle Thierry Omeyer und später Henning Fritz um die Ohren fliegen, kann ich nicht sehen, ich kann sie nur hören. Die Handewitt-Fans um mich herum schreien bei jedem Treffer ihr "Jaaaa" heraus, als müsse man es bis zur Förde hören können.

In diesem Jubelschrei steckt mehr als Freude, er steigert steigert sich binnen Sekunden von Überraschung über Erleichterung bis zur Schadenfreude und gipfelt im Triumphgefühl. Der Derby-Schrei ist das Halleluja des Sieges über den Erzrivalen. Ich halte es nicht mehr aus und suche Gleichgekleidete. Die THW-Fans nehmen die verkehrte Welt gelassen: "Dann werden wir eben nächste Woche Meister." Ich will dabei sein, in der Ostseehalle. Dort sagt mein Schal dann nicht nur "Ich bin Kielerin", sondern auch, "Ich bin THW."

(Von Esther Alves, aus den Kieler Nachrichten vom 29.05.2007)


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