25.08.2007 | Mannschaft |
Daniel Wessig. |
Mit seiner sportlichen Entwicklung tritt Wessig in große väterliche Fußstapfen: 1980 übersprang Gerd Wessig bei den Olympischen Spielen in Moskau 2,36 Meter und gewann Hochsprung-Gold für die DDR. "Ich bin stolz auf meinen Vater", sagt der 19-Jährige. Immer wieder wird der ehemalige Sportgymnasiast, der in Kiel bei der Volksbank eine Ausbildung zum Bankkaufmann absolvieren wird, auf seinen Vater angesprochen. Auch Daniels Weg war in gewisser Weise vorgezeichnet: Sportgymnasiast, Leichtathlet, Springer. "Der Druck war groß, ich wurde oft an meinem Vater gemwessen. In der Leichtathletik damals noch mehr als jetzt beim Handball", sagt er heute. Eine Knieverletzung, die eigene Ungeduld und ein Klassenkamerad brachten ihn zum Handball, als er schon 13 Jahre alt war. Der Anfang einer Reise, die jetzt im Kader des Champions League-Siegers THW Kiel ihren vorläufigen Höhepunkt findet.
"Ich hatte einen Knorpelabriss im Knie und wurde während der Zwangspause immer ungeduldiger", sagt der Rückraum-Rechtshänder. "Also ging ich mit in die Handball-Gruppe meiner Schule." Der Rest liest sich wie ein Handball-Märchen: Vor drei Jahren wechselte Daniel vom SV Post Schwerin in die Jugend des SC Magdeburg, verdiente sich in der vergangenen Saison beim Regionalligisten HC Aschersleben die ersten Sporen im Männerbereich, erweckte die Aufmerksamkeit von THW-Trainer Noka Serdarusic und posiert plötzlich in Schwarz-Weiß für das aktuelle Mannschaftsfoto der Zebras. "Das ist schon alles neu und ungewohnt, solche Medientermine, der ganze Rummel. Aber die Ehrfurcht muss man schnell ablegen. Und alle hier, auch Spieler wie Kim Andersson, Stefan Lövgren oder Nikola Karabatic, sind sehr herzlich. So, als wäre ich immer da gewesen." Der Rotblonde Hüne bleibt bescheiden: "Es ging immer steil bergauf. Aber es werden Täler kommen, und dann ist mein Vater mit seinem sportlichen Wissen mein Rückhalt und seelischer Beistand. Auch, wenn er speziell von Handball nicht so viel Ahnung hat." Im Trainingslager in Varel-Obenstrohe habe er seine Ehrfurcht endgültig abgelegt." Doch was dann kam, war Frust pur: Beim Fußballspielen hatte sich der 29-malige Jugend-Nationalspieler eine Schwellung im Knie zugezogen, musste die Belastung im Trainingslager niedrig halten und sich anschließend einer Arthroskopie unterziehen. Dennoch erzählt er voller Euphorie von seiner ersten Kieler Woche ("ein prägendes Erlebnis"), den ersten Kontakten ("Moritz Weltgen ist schnell ein guter Kumpel geworden") und der Suche nach einer Bleibe ("Zwei-Raum-Wohnung in Hassee"), in die Freundin Christine, die noch in Magdeburg studiert, vorerst allerdings nicht nachkommen wird.
Daniel Wessig will es in Kiel schaffen. Nicht als Sohn eines Olympiasiegers im Hochsprung, sondern als junger Handballer auf Halblinks im Rückraum. "Ich bin komplett abgenabelt. Der Sprung, als ich nach Magdeburg kam, war schon hart. Da musste ich die Zähne zusammenbeißen", sagt der 19-Jährige, dessen Stärke Noka Serdarusic in der Abwehr sieht, selbstbewusst, energisch. "Man kann sich auf mich verlassen, ich bin ehrlich, charakterstark", gibt Wessig selbst als Vorzüge an. "Allerdings bin ich etwas kritikempfindlich, was meine Person betrifft." Handball sei, betont Daniel Wessig mit einem Zwinkern, davon ausdrücklich ausgenommen.
(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 24.08.2007)
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