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25.08.2007 Mannschaft

Zebra-Journal: Weltenbummler Jicha bleibt erst einmal cool

Tscheche mutiert beim THW zum Meeresforscher

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 24.08.2007:

Filip Jicha.
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Wenn er den Ball in die Hand nimmt, dann freue er sich jedes Mal, sagt Filip Jicha. Diese Aussage hält jeder Überprüfung stand: Mit einem offenen Lächeln kommt der 25-Jährige in die Trainingshalle und lässt sich seinen Spaß am Sport auch von den härtesten Strapazen so schnell nicht verderben. Bis 2011 hat sich der Tscheche, der vom TBV Lemgo kam, an den THW Kiel gebunden.
Im Gespräch mit dem 2,01 Meter großen und 103 Kilogramm schweren Rückraumspieler ist es wie im Training: Jicha ist wach, fröhlich und offen wie auf dem Parkett. Der 86-fache tschechische Nationalspieler mit dem Oberkörper eines Holzfällers und dem Kreuz eines Schwimmers, geht eben auf Menschen zu, ist wissbegierig, interessiert. "Nein, ich stehe nicht in der Ecke. Ich will meinen Spaß teilen, Freundschaften aufbauen. Zwei Jahre lang habe ich gegen den THW gekämpft. Jetzt will ich Kiel richtig kennen ler- nen", sagt Jicha. "Es macht jetzt schon viel Spaß. Viele Sa- chen sind neu, aber ich will zur Mannschaft finden und helfen. Im Moment lerne ich sehr viel."

Wissbegierig, aufgeschlossen, so war es immer bei dem Pilsener. Auch mit 20, als er bei Dukla Prag spielte und ein Kurzengagement in Saudi-Arabien annahm, später nach Katar ging und diese Zeit nicht mehr missen will. "Die menschlichen Erfahrungen, die Mentalität - als ich wieder nach Hause kam, habe ich mich stark gefühlt, hatte etwas geschafft. Als ich dann in die Schweiz ging, hatte ich keine Probleme, mich einzufinden. Jetzt fühle ich mich nicht an einem Punkt, sondern in Europa zu Hause."

Sportlich haben die Trips gen Süden Jicha vermutlich nicht weit gebracht auf seinem Weg. Doch der sympathische Rechtshänder sagt: "Ich habe jetzt viele Freunde dort. Ich suche immer, wenn ich etwas länger Zeit habe, nach Flügen. Zum Beispiel auch vor diesem Sommer, aber dann ging mit dem THW doch alles so schnell." Und dennoch, auch einen "Weltenbummler" wie Filip Jicha kann ein handballerischer Kulturschock ereilen. Er, der von sich behauptet, kein Dauerläufer zu sein ("Mein Puls ist so hoch wie der der anderen, aber die sind doppelt so schnell"), bekam im Trainingslager in Varel-Obenstrohe eine neue Art der Saisonvorbereitung zu spüren. "In Lemgo war das ganz anders als hier, wo wir so unglaublich viel in einer Woche geschafft haben, aber da muss ich jetzt durch. Von der harten Arbeit können wir Monate lang leben."

Mittlerweile ist auch Freundin Hana in der gemeinsamen Wohnung in Melsdorf angekommen, die Kartons, die sich Wochen lang stapelten, ausgepackt. Beide stammen aus Stary Plzenec bei Pilsen, gingen in dieselbe Grundschul-Klasse, waren sechs Jahre lang ein Paar, bis Jicha zum TBV Lemgo wechselte. "Vielleicht waren wir damals noch zu jung", vermutet der 25-Jährige heute ehrlich, der ohne Hana den EHF-Pokal 2006 gewann und 2007 als zweitbester WM-Torschütze bei den Titelkämpfen in Deutschland auftrumpfte. Jicha lacht: "Jetzt sind wir wieder zusammen, waren auch in der Zwischenzeit immer in Kontakt. Hana ist unglaublich wichtig. Es kommen bei jedem einmal schlechte Tage. Dann brauche ich jemanden auf meiner Seite. Jemanden, mit dem ich auch über andere Sachen als Handball sprechen kann."

Bis 2011 hat sich Jicha vertraglich an Kiel gebunden. Gelegenheit, an der Förde eine Familie zu gründen? Ein Schmunzeln durchzuckt das Gesicht des Strubbelkopfes: "Wir bleiben erst einmal cool." Jicha will die Zeit genießen, freie Tage in Prag verbringen. "Dort tanke ich Kraft, in der tollen Altstadt-Atmosphäre, auf der Karlsbrücke, mit Knödeln und Bier", sagt er. Er will das Meer in Kiel er- forschen ("Ich würde gerne einen Boots-Führerschein machen und mit einem kleinen Boot mit Hana und Freunden wegzufahren") und Golf spielen ("Das ist Entspannung für mich. Ich kann nicht eine Woche lang am Strand liegen"). Und in erster Linie Titel mit dem THW gewinnen. "Ich bin ein offener Mensch, versuche immer, mit allen auszukommen. Und ich will immer alles für den Sieg tun", sagt Jicha. Und lacht.

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 24.08.2007)


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