25.08.2007 | Mannschaft |
Igor Anic. |
Im April 2007, da klopfte Kiel auf der Suche nach einem Ersatz für Pelle Linders (wechselte nach Kopenhagen) noch an die Tür der SG Kronau/Östringen. Wunschkandidat war Andrej Klimowets, der gebürtige Weißrusse, der die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen hat und mit dem DHB-Team Weltmeister wurde. Abwehrstark, torgefährlich und ein Deutscher - die Koordinaten passten. Allerdings stand der 33-Jährige noch in Kronau bis 2008 unter Vertrag. Nach der Kieler Anfrage verlängerten die "Rhein-Neckar-Löwen" bis 2010. Erster Korb für den THW, der sich anschließend um den Kroaten Igor Vori bemühte. Der 26-jährige Olympiasieger wollte, durfte aber nicht - der FC Barcelona verlangte 300/000 Euro Ablöse. Zu viel für den THW Kiel, der sein Sparschwein für die Rückraumspieler Filip Jicha und Börge Lund schlachten wollte. "Wir können nicht einfach in den Keller gehen, um dort Geld zu drucken", meinte THW-Manager Uwe Schwenker, der sogar über eine Rückkehr von Thomas Knorr (36) nachdachte, der seine Karriere beim HSV Hamburg beendet hatte. "Thomas hätte uns so lange helfen können, bis Marcus wieder fit ist", meinte Schwenker, der den Plan schließlich wieder in die Schublade steckte. "Wir haben mit Thomas nie darüber gesprochen." Schließlich wurde der THW in Kiels französischer Außenstelle fündig. Aus Montpellier kamen schon Nikola Karabatic und Thierry Omeyer.
"Ich weiß, dass ich für den THW nur die dritte Option gewesen bin", meint der 1,96-Meter-Mann, der einen Drei-Jahres-Vertrag unterschrieb. "Für mich ist es ein Traum, mit Stefan Lövgren und Marcus Ahlm spielen und mit Noka arbeiten zu dürfen." Von seinem Vater wusste Anic, auf was er sich mit dem THW-Trainer einlassen würde. "Er ist sehr strikt. Wenn er sagt, das ist weiß, dann ist es auch weiß", sagt Anic und müht sich, bereits auf Deutsch zu antworten. "Die schwerste Sprache ist Französisch und die habe ich ja auch gelernt", meint der Internet- und Playstation-Fan. "Die Deutschen sind nette Leute und nicht so hochnäsig wie viele Franzosen", findet Anic, dem in der neuen Heimat gleich die vielen Mülltonnen und ihre unterschiedliche Farben aufge- fallen sind. "Hier ist alles geregelt. Papier kommt in den Papiermüll - das läuft bei uns anders."
Seine Stärken und Schwächen? Anic denkt nicht lange nach und fängt mit den Schwächen an. "In der Abwehr bin ich schlecht und nach 30 Minuten bekomme ich keine Luft mehr." Bevor er zu seinen Stärken kommt, fällt ihm noch eine Schwäche ein. "Mein Torwurf ist schwach." Arroganz sieht anders aus. Stärken? "Ich zeichne ganz gut", sagt Anic und holt sein Handy aus der Tasche. Er hat sein letztes Werk gespeichert, eine beachtliche Bleistiftzeichnung der Simpsons.
Zweiter Versuch: Welche Stärken als Handballer? "Ich bin bereit, richtig viel zu arbeiten, um einmal besser als Marcus Ahlm zu werden." In Kiel tritt er ein großes Erbe an, trägt er doch die Rückennummer "9" der THW-Ikone Klaus-Dieter Petersen, der als Co-Trainer des Meisters nun an seinem Nachfolger feilt. "Er hat für seine Jugend bereits eine gute Athletik und Muskulatur", lobt "Pitti", der sich eine andere Spielphilosophie wünscht. "Er muss noch lernen, besser am Kreis zu stehen und nicht immer in die Lücken zu laufen."
(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 24.08.2007)
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