25.08.2007 | Mannschaft |
Überhaupt rückt der Handball nach der grandiosen WM immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit. Mit Toyota konnte endlich ein großes Unternehmen als Ligasponsor präsentiert werden. Darüber hinaus wird es erstmalig ein eigenes TV-Magazin geben und auch die TV-Auslandsrechte an der Bundesliga erfreuen sich einer starken Nachfrage. Der Handball ist auf einem guten Weg, sich mehr und mehr in der Öffentlichkeit zu positionieren. Als Vereinsverantwortlicher betrachtet man allerdings mit Sorge die hohe Belastung für die Spieler. In den kommenden zwei Jahren werden diese nahezu ohne Pause durchspielen. Im Januar 2008 EM in Norwegen, im August 2008 Olympische Spiele in Peking, im Januar 2009 WM in Kroatien, dazwischen Vorbereitungsmaßnahmen der jeweili- gen Landesverbände und Qualifikationsturniere. Allein im Jahre 2008 stellen die Clubs ihre Spitzenspieler für 120 Tage ab, ohne eine Abstellungsgebühr dafür zu erhalten. Die Spieler sind versicherungstechnisch nicht abgesichert, die Verbände generieren Sponsoren- und TV-Gelder und die Clubs zahlen weiterhin die Gehälter. Hier besteht noch erheblicher Klärungsbedarf.
Apropos Belastung: Neben Training, Spielen, Reisen und Reha gibt es für die THW-Spieler auch Sonderschichten bei Autogrammstunden, Fan-Treffen, Produktpräsentationen der Sponsoren und einer zunehmenden Zahl von Presseterminen. Das ist der Preis, den die Spieler für den gestiegenen Stellenwert ihres Sports zahlen. Für jeden Arbeitnehmer eines herkömmlichen Berufs wäre das Arbeitszeit im klassischen Sinn. Für die THW-Spieler, deren Arbeitszeit sich ohnehin aus dem Spielbetrieb ergibt, sind das erfolgsbedingte Zugaben und die Zahl der Terminanfragen ein Gradmesser auf der Beliebtheitsskala. Nach dem Triple werden auch hier Höchstwerte erreicht. Eine Herausforderung, der sich die Spieler in bewun- dernswerter Weise stellen. Denn niemand komme auf die Idee, dass sich die Fragen der Journalisten nicht wiederholen. Wer einmal Interviews der unterschiedlichsten Medien vergleicht, hat bisweilen den Ein- druck, als gäbe es einen Wettbewerb, jede Frage auch einmal gestellt zu haben. Und auch Fans neigen dazu, Fragen zu stellen, deren Antwort sie schon kennen. Umso erstaunlicher, mit welcher Geduld die Spieler antworten und wie diplomatisch sie Klippen umschiffen. Beispiele? Ein eingefleischter THW-Fan fragt Dominik Klein: "Dominik, Du bist Weltmeister. Du bist Pokalsieger. Du hast in deinem ersten THW-Jahr die Champions Leaque gewonnen. Du bist mit dem THW auch noch Meister geworden. Wie fühlst du dich?" Viermal nickt der Linksaußen in aller Ernsthaftigkeit, obwohl die übrigen Fans schon genervt die Augen verdrehen. Kurzes Überlegen: "Super!" Zufriedenes Nicken des Fans, es war offensichtlich die erhoffte Antwort. Oder: "Stefan (Lövgren), habt' ihr Angst, wenn ihr zum Spiel gegen Flensburg in die Campushalle einlauft?" "Nein, das macht uns sogar richtig Spaß!" Solche Antworten hört ein Fan gern. Abgesehen davon, dass sie auch noch ehrlich sind, und nach drei weiteren Titeln mit gleicher Freundlichkeit wiedergegeben werden.
Freuen Sie sich mit uns auf eine spannende und tolle neue Saison und bleiben Sie dem THW Kiel gewogen.
(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 24.08.2007)
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