24./26.11.2007 - Letzte Aktualisierung: 26.11.2007 | Bundesliga |
Update #3 | Spielbericht der KN, weitere Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt... |
Nikola Karabatic war auch von der Berliner Abwehr kaum zu stoppen. |
Kampf am und im Kreis: Marcus Ahlm behauptet aber den Ball. |
Nachdem Karabatic postwendend auf 10:7 erhöhte und Thierry Omeyer mit seinem Fuß den dritten Schumann-Treffer innerhalb von 120 Sekunden verhinderte, gab es aber eine Schrecksekunde in der Ostseehalle: Der französische Nationalkeeper humpelte zur Bank! Die Entwarnung gab es aber spätestens drei Minuten später, als Omeyer wieder ins Tor zurückkehren konnte. In der Zwischenzeit hatten erneut Karabatic und Zeitz per Konter auf 12:7 erhöht, Stelmokas vom Kreis verkürzt.
Die Schlussphase der ersten Halbzeit war dann von Hektik geprägt, weil die unsicher agierenden Schiedsrichterzwillinge Andreas und Marcus Pritschow einige kleine Fouls gleich mit Zeitstrafen bestraften. So hagelte es in den letzten Minuten noch fünf Zeitstrafen. Der THW wusste dies besser zu nutzen, allein dreimal Karabatic und zweimal Kim Andersson schraubten den Vorsprung auf sechs Treffer hoch, mit 18:12 ging es in die Kabinen.
Kim Andersson setzt sich gegen Sascha Detloff durch. |
Dass es in dieser Phase nicht spannend wurde in der Ostseehalle, lag an einer konsequenten Kieler Deckung, die ihrerseits sogar zehn Minuten ohne Gegentor bleiben konnte. Paraden Omeyers gegen Strand, Schumann, El Fakharany, geblockte Würfe, Zeitspiel, technische Fouls: Berlin hatte das Torewerfen zwischenzeitlich verlernt.
Erzielte vier Treffer nach der Pause: Viktor Szilagyi. |
Zumindest konnte Berlin wenig später aufatmen, als die torlose Phase durch einen Treffer von Andrius Stelmokas endlich beendet wurde. Während der litauische Kreisläufer in der Folge nachlegte, bot der THW nun Handball "für die Galerie": Ein feiner Unterarmwurf von Szilagyi, ein sensationeller Heber von Kim Andersson von Linkaußen (!), ein 111km/h-Hammer von Christian Zeitz - die Zebras wussten immer mal wieder, aber nicht durchgehend, zu überzeugen.
Insgesamt also ein müheloser Arbeitssieg gegen den Aufsteiger aus Berlin, der THW scheint gewappnet für die Pokalpartie am Dienstag in Hamm und vor allem für das Spitzenspiel in Nordhorn am kommenden Samstag. Die Grafschafter kamen am Samstag zu einem überzeugenden 35:22 bei TUSEM Essen, verbesserten sich auf den zweiten Tabellenplatz und bleiben den Zebras somit auf den Fersen. Um die bislang zu Hause ungeschlagene HSG zu bezwingen, müssen die Kieler aber wohl noch eine Schippe drauflegen...
(Sascha Krokowski)
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Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Vielleicht liegt es daran, dass ich meine Brille nicht mit hatte, aber ich habe keinen Kopftreffer von Christian gesehen. Für mich ging der Wurf eher an die Schulter des sich bewegenden Torhüters. Aber das war für das heutige Spiel absolut unwichtig, eine Randerscheinung. Wie schon am Donnerstag gegen Constanta haben sich heute gute und schlechte Phasen meiner Mannschaft abgewechselt. Zehn bis zwölf Minuten haben wir taktisch gut gespielt, auf unsere Chancen gewartet, gut in der Abwehr gestanden. Dann kamen wieder fünf Minuten, in denen wir drei bis vier Bälle verloren oder unvorbereitet aufs Tor geworfen haben - aber das wird sich nie ändern, wenn man alle zwei Tage spielen muss. Ich bin mir sicher, wir wären ganz anders aufgetreten, wenn wir mal eine Woche Zeit zwischen zwei Spielen hätten.
Die Neun-Tore-Niederlage ist angemessen und liegt voll in unserer Zielvorstellung. Vor der Partie hatten wir gesagt, alles unter zehn Toren Rückstand sei moralisch wie ein Punktgewinn. Wir hatten heute einen überragenden Stochl im Tor, der uns im Spiel gehalten hat. Kämpferisch war die Leistung auch ok, aber wir leisteten uns einfach zu viele Fehler. Das macht den Unterschied zwischen einem Champions-League-Sieger und den Füchsen aus. Dennoch: Ich bin mehr als zufrieden mit dem Engagement meiner Mannschaft. Leider hat das Spiel durch das Foul von El Fakharany an Szilagyi, wo unser Spieler etwas zu ungestüm war, und den Kopftreffer von Zeitz einen falschen Ton bekommen. Das passte nicht zum Spielverlauf.
Wir sind gekommen, um zu bleiben. Das ist das Motto für diese Saison, wir wollen den Bundesligahandball in Berlin auf gesunde und solide Beine stellen. Bis jetzt sind wir mehr als zufrieden, wenngleich wir nicht die Konzentration verlieren. Bis zum Klassenerhalt müssen wir noch viele Punkte holen. Am kommenden Wochenende spielen wir zu Hause gegen den HSV. Mein Trainer sagt mir, er rechne sich gegen die Hamburger was aus. Das würde hier bestimmt niemanden stören...
Ich bin mir sicher, unsere Mannschaft wird sich an ihren Gegnern steigern. Am kommenden Dienstag haben wir in Münster gegen Hamm die Möglichkeit, uns hervorragend zu präsentieren und neue Fans hinzu zu gewinnen. Selbstverständlich müssen wir dort die nächste Runde erreichen. Dann geht es nach Nordhorn, wo ein sehr guter Handball gespielt wird. Dort brauchen wir die guten Phasen über einen längeren Zeitraum. Die Priorität liegt ganz klar darauf, in Nordhorn Punkte zu holen.
In der Abwehr habe ich meinen Job gemacht, im Angriff war ich schlecht. Nach vier Würfen und null Treffern habe ich meine Mitspieler werfen lassen.
Hut ab! Ich habe schon andere Mannschaften mit einer schlechteren Einstellung hier in der Ostseehalle gesehen. Das Spiel war hart, 100 Prozent Einsatz war die einzige Chance der Berliner, das wussten wir.
Noka kam es auf die Abwehr an. Ich glaube, er wollte lieber 30:20 als 40:30 gewinnen. Wir haben versucht, in der Deckung cool zu bleiben. Die Füchse, die ich heute gesehen habe, sind erstligatauglich.
Ich bin noch nicht richtig wieder im Spiel, habe noch immer Schmerzen. Ich hoffe, dass ich bald wieder auf meiner Stamm-Position spielen kann.
Das Ergebnis ist für unsere Köpfe sehr wichtig. Wir haben gut gespielt und gezeigt, dass wir in diese Liga gehören. Meine Leistung? Super!
Lesen Sie auch Zwei Minuten: Die THW-Kolumne nach dem Spieltag mit Marcus Ahlm.
Aus den Kieler Nachrichten vom 26.11.2007:
Nach einem Aufweck-Beckenschlag des Spielmachers Kjetil Strand zum 0:1 (1.), der einzigen Berliner Führung dieses Tages, regiert im THW-Spiel die gewohnte Harmonielehre, mit Nikola Karabatic und Marcus Ahlm, die beweisen, dass Motivation keine Frage des Gegners sein muss. Mit 7:2 (12.) zieht der THW davon, doch die Berliner kämpfen, mit allen Mitteln, bleiben bis zum 10:14 (24.) in Reichweite, in einer ersten Halbzeit, in der sich beide Teams unberechenbar zeigen.
Mit zwei Treffern zum 17:11 (27., 28.) reißt schließlich Karabatic das Spiel an und seine Mitspieler mit sich, reckt die Faust. Alle acht Treffer erzielt der Franzose vor der Pause, während Ales Pajovic im Angriff nichts glücken will und am Ende vier Fehlwürfe und fast ebenso viele Ballverluste die Bilanz des in der Abwehr handfesten Slowenen dominieren.
Disharmonie nimmt nach der Pause Besitz von beiden Ensembles, was Lommel später als "falschen Ton" beschreibt. Zunächst trifft Christian Zeitz den überragenden Berliner Torwart Petr Stochl nach einem Tempogegenstoß am Kopf (31.). "Das war nicht mit Absicht, im Sport geht es eben hart zur Sache. Aber bei mir regen sich die Leute über alles auf", gibt Zeitz später zu Protokoll. "So etwas passiert", sagt sein Trainer Noka Serdarusic. Doch Lommel "kehrt" auch vor der eigenen Tür und kritisiert den Ägypter Hany El Fakharany, der Viktor Szilagyi rüde zu Fall bringt (38.) als "ungeschickt". Damit sind die unattraktiven "Verspieler" auf der Tonleiter dieses Duells auch schon genannt, die den Rahmen bilden für kuriose Minuten, in denen das Berliner Tor wie vernagelt scheint. Stefan Lövgren (34.), Dominik Klein (35., 37.) und Karabatic (36.) scheitern an Stochl, Pfosten und Latte. "Stochl war überragend und hat uns in dieser Phase im Spiel gehalten", lobt Lommel seinen tschechischen Keeper. Erst ein Gewaltwurf von Zeitz (38.), zwei Treffer Szilagyis (38., 40.), Ahlm und Klein, der nun an der Spitze der auf eine 5:1-Formation umgestellten Deckung steht, sorgen für die 23:13 (42.)-Vorentscheidung.
Der Rest ist dann so etwas wie die Zugabe vor dem jubelnden Publikum. Auf der einen Seite der Litauer Andrius Stelmokas am Berliner Kreis mit guten Aktionen und die Paraden Stochls. Auf der anderen Seite die breite Basis des Kieler "Zebra"-Orchesters, in spielerischer Mannigfaltigkeit, Tempo und Kraft dem Gegner weit überlegen. Die zweiten 30 Minuten macht allen voran Kim Andersson erinnerungswürdig, dem drei schöne Tore und ebenso viele Anspiele gelingen. Solch Ästhetik überlagert Unkonzentriertheiten und Abspielfehler, eine Kieler Darbietung mit vielen berauschenden hohen und einigen wiederkehrenden tiefen Tönen. Dessen ist sich nach dem Schlusspfiff auch Karabatic bewusst, der sich "zufrieden mit dem Sieg" zeigt, aber auch eingesteht: "Ich weiß nicht, was Noka zu dem Spiel sagen wird." Er wird ihn vermutlich vor dem Pokalauftritt in Münster am Dienstag (19.30 Uhr) und beim Verfolger HSG Nordhorn am Sonnabend (15 Uhr) treffen - den richtigen Ton.
(von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 26.11.2007)
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