26./27.12.2007 - Letzte Aktualisierung: 27.12.2007 | Bundesliga |
Update #3 | KN-Spielbericht, Fotos, Stimmen und Spielbericht ergänzt... |
Pushte wieder einmal den THW nach vorn: Nikola Karabatic (8/2 Tore). |
MT-Rechtsaußen Savas Karipidis war viermal erfolgreich. |
Dann aber schaltete vor allem der bisher unauffällige Nikola Karabatic einen Gang hoch, bei seinem Durchbruch zum 9:8 provozierte der Franzose zudem eine Zeitstrafe für Daniel Valo. Zwar gelang Sanikis mit einer einfachen Einzelleistung noch einmal der Ausgleich, aber dann nutzte der THW die Überzahl aus und kam durch zwei weitere Karabatic-Treffer zum 11:9. Der gute Thierry Omeyer hielt anschließend Würfe von Stojanovic und Klitgaard, Ahlm mit seinem ersten Treffer nach feinem Anspiel von Lövgren sowie das bereits sechste Tor von Karabatic brachten gar das 13:9 (20.). Als die nun hektischen Melsunger erneut in Person von Stojanovic scheiterten, hätte sich Kiel bereits vorentscheidend absetzen können - doch Ahlm vergab die Chance auf die Fünf-Tore-Führung, Robert Hedin nahm schnell seine Auszeit, um eine weitere Kurzschlussreaktion seiner Angreifer zu unterbinden.
Marcus Ahlm (vier Tore) wirbelt am Kreis. |
Kim Andersson erzielte fünf seiner sechs Treffer nach dem Wechsel. |
Vid Kavticnik verwandelte alle Strafwürfe gegen Mario Kelentric sicher. |
Bis zum 25:27 (48.) durch einen weiteren Treffer von Stojanovic hofften die Hessen und ihre Fans dennoch auf das "Weihnachtsmärchen", dann aber hatte der THW seine stärkste Phase: Die Abwehr stand nun äußerst aufmerksam gegen die müde werdenden Melsunger Angreifer, Ahlm, Kim Andersson sowie zwei Gegenstöße von Zeitz und dem nun in der Abwehr für Ahlm spielenden Pajovic brachten den THW binnen zwei Minuten auf 31:25 (50.) davon.
Vladica Stojanovic erzielte für Melsungen sechs Tore. |
Die anstrengende Saisonphase um die Weihnachtszeit herum hätten die Kieler also somit fast überstanden, als letzte Partie vor der EM-Pause hat der THW am Samstagnachmittag ein Heimspiel gegen den TV Großwallstadt.
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Wir haben das Spiel gewonnen. Man hat es gesehen, es war die ganze Zeit ziemlich eng. Ich habe einige Spiele von Melsungen gesehen und war somit nicht so sehr überrascht.Wir haben in der ersten Halbzeit ordentlich gespielt. Für meinen Geschmack waren wir in der ersten Halbzeit besser als in der zweiten. Wir haben zehn 100-Prozentige verschossen. Man könnte nun sagen, entweder waren wir schlecht oder der Melsunger Torwart hat super gehalten.
Vielleicht ist es falsch, von meiner Mannschaft zu viel zu erwarten. Wir haben vor drei Tagen gegen Wetzlar gespielt und sind heute ohne eine Trainingsvorbereitung hier angetreten.
Ich bin zufrieden. Wir haben eine sehr gute zweite Halbzeit gespielt. In der Abwehr hatten wir aber mit den Zeitstrafen große Probleme. Kaum hatten wir uns wieder herangekämpft, haben wir wieder eine Zeitstrafe kassiert. Das belastet eine Mannschaft sehr. Ich bin aber trotzdem mit meiner Mannschaft sehr zufrieden. Sie haben gut gespielt.[gegenüber den KN:]
Wir haben Probleme gegen eine offensive Abwehr, da haben wir uns zuletzt sehr blöd angestellt. Deshalb lag uns die THW-Deckung. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Mannschaft, vor allem in der Abwehr hat sie gut gearbeitet. Super, dass wir jetzt in Kassel spielen. In Rotenburg hatten wir auch zu Hause nur Auswärtsspiele.
Thierry Omeyer im Interview. |
Heute war es wichtig, zu gewinnen. Melsungen hat eine starke Mannschaft und hat schon gute Teams geschlagen. Melsungen hat gut gekämpft, aber ich glaube, unser Sieg war verdient. Die Atmosphäre hier war super, die Leute standen hinter ihrem Team, aber wir sind ruhig geblieben, auch als Melsungen zurück ins Spiel kam.[gegenüber den KN:]
Melsungen hatte sich gegen Essen zuletzt blamiert, die wollten Revanche und haben ein ganz anderes Gesicht gezeigt. Uns hat es Spaß gemacht, hier zu spielen. Die Stimmung war toll.
Den Ausgleich zu erzielen war nicht so einfach, der THW ist die beste Mannschaft der Welt, aber trotzdem haben wir 55 Minuten mitgehalten. Unsere Abwehr stand sehr gut, aber im Rückraum waren wir nicht gut genug. Omeyer ist einfach sehr gut, gegen solch einen Torhüter ist es einfach sehr schwer.Der THW spielt in einer anderen Liga - ein großes Kompliment an Andersson und Karabatic. Die Zuschauer haben uns sehr gut unterstützt, ein großes Dankeschön. Gegen den HSV haben wir nichts zu verlieren, wir müssen einfach kämpfen und gut spielen.
[gegenüber den KN:]
Kiel ist die beste Mannschaft der Welt. Wir haben die Partie nach der Pause verloren, als wir in Unterzahl drei Tore kassiert haben. Am Ende hat uns die Kraft gefehlt.
Nikola Karabatic im Interview. |
Heute war es sehr schwer. Wir haben in der ersten Halbzeit viel zu viele - ich glaube acht - einfache Chancen vergeben, sonst hätten wir zur Pause schon höher geführt. Melsungen hat gekämpft und gut in der Abwehr gestanden, aber wir haben unsere Nerven nicht verloren.[zu Weihnachten:]
Weihnachten hat mich meine Familie in Kiel besucht, das war richtig schön. Aber dann ist es sehr schwer, zwei Tage nach Weihnachten schon wieder zu spielen. Aber wir wollen Deutscher Meister werden, da muss man solche Spiele gewinnen.[Zur Stimmung in der Halle:]
Heute war die Stimmung sehr schön. Es macht immer Spaß, in einer vollen Halle zu spielen. Es freut mich sehr, zu sehen, dass Handball in Deutschland so beliebt ist - deswegen bin ich hier geblieben.[gegenüber den KN:]
Melsungen war bis zum Ende ein guter Gegner. Leider haben wir in der ersten Halbzeit zu viele Bälle verloren, sonst hätten wir zur Pause schon mit sechs Toren führen können. In der Abwehr sind sie schon sehr hart zur Sache gegangen. Da hätte ich mir doch die eine oder andere Zeitstrafe mehr gewünscht.
Anders Jacobson im Interview. |
In der ersten Halbzeit haben wir sehr gut in der Abwehr gespielt. Aber es ist so schwer, Andersson und Karabatic zu stoppen. Die werfen aus 10 Metern Tore, spielen den Kreis an. Ahlm ist sehr schwer zu stoppen, und er macht viel Platz für Andersson und Karabatic.
Über das Spiel kann man getrost den Mantel des Schweigens hüllen. Aber die Vorbereitung war auch eine Katastrophe: Die Spieler waren über Weihnachten in alle Winde zerstreut, und nach dem Wetzlar-Spiel gab es keine Trainingseinheit mehr. Melsungen hat gut gekämpft, und hier werden noch andere Mannschaften Probleme bekommen.
Für uns war es auch das erste Spiel hier in Kassel und es hat trotz der Niederlage Spaß gemacht. Die Stimmung war super. Der THW wird Meister, da lege ich mich fest.
Aus den Kieler Nachrichten vom 27.12.2007:
Wer sich auf Zahlen verlässt, der wurde überrascht. Nach zuletzt 1:11 Punkten waren die Melsunger von Platz fünf ins Niemandsland der Tabelle gepurzelt. Am Sonnabend hatten sie sich bei der 27:32-Niederlage gegen den Aufsteiger aus Essen gar bis auf die Knochen blamiert. Doch Spiele gegen den Meister wirken auch für Zweifelnde wie ein Aufputschmittel. Zudem hatte sich für das erste Heimspiel in Kassel auch ein Publikum eingestellt, das dem Team von Robert Hedin Rückenwind gab. 4300 Zuschauer in einer Arena, die noch nach frischer Farbe roch, und knapp 2000 Fans beim Public Viewing in einer der weiteren 13 Hallen auf dem Messegelände - der Rahmen war würdig. Und die Teams enttäuschten nicht.
Die Hausherren wirkten, als hätten sie sich auf die "Zebra-Jagd" mit einem "Rocky-Video" eingestimmt. Aggressiv, motiviert bis in die Fingerspitzen und in der Abwehr mit einem Einsatz, der sich in der Grauzone des Regelbuches bewegte, boten sie dem Meister die Stirn. Bezeichnend die Szene in der sechsten Minute, als der Grieche Savas Karipidis auf dem Weg zu seinem 105. Saisontor in die provisorische Sperrholzbande rauschte und eingewickelt wie ein Fisch im Fangnetz in der ersten Besucherreihe landete.
Allerdings ließen die Kieler vor der Pause mehrfach die Chance verstreichen, der Melsunger Turngemeinde vor den Augen von Hans Meyer (Trainer des Fußball-Bundesligisten 1. FC Nürnberg) den Zahn zu ziehen. Nikola Karabatic, der mit einem 40-Meter-Tor in den verwaisten Kasten für das Schmankerl des Tages sorgte, und Henrik Lundström setzten zwei Siebenmeter an die Latte, Linkshänder Kim Andersson fand gegen die rustikale 6:0-Abwehr zunächst nicht zu seinem Spiel. Und tauchten die "Zebras" frei am Kreis auf, war zumeist der starke Kroate Mario Kelentric im MT-Tor Endstation. Der Lärmpegel in der Betonhülle, die für 50 000 Euro innerhalb von zwei Tagen in einen Resonanzkörper mit Parkett verwandelt worden war, ließ erstmals in der 20. Minute Gespräche mit Nachbarn zu. Dank der Paraden des überragenden Thierry Omeyer hatten die Kieler sich mit 13:9 abgesetzt, doch die Rot-Weißen gaben nicht auf. Sie hatten in Lemgo gewonnen, zu Hause die "Löwen" besiegt - warum also nicht auch den Meister stürzen?
Obwohl die Kieler mit zwei Treffern von Vid Kavticnik einen Blitzstart in die zweite Halbzeit erwischten, blieb es ein Ringen auf Augenhöhe. Zumal der THW in der Abwehr nach der zweiten Zeitstrafe für Marcus Ahlm umstellen musste. Für den Kreisläufer verteidigte in den letzten 20 Minuten der Slowene Ales Pajovic. 21:20 führte Kiel zu diesem Zeitpunkt, Melsungen hatte wieder einen Vier-Tore-Rückstand egalisiert, als Andersson endlich mit einem trockenen Wurf aus neun Metern in den Winkel traf. Seine Tore brauchten die Kollegen, die sich am Kreis aufrieben, aber nun Schritt für Schritt den Vorsprung ausbauten. Andersson traf mit der ihm eigenen Leichtigkeit auch zum 30:25, und als Pajovic nur Sekunden später per Gegenstoß traf, waren die Punkte verteilt. Welcher Druck auf den Schultern der Gäste gelastet hatte, wurde in der 55. Minute deutlich, als der famose Stefan Lövgren einen Abpraller zum 34:29 verwandelte. Der 37-Jährige, sonst ein Freund der kleinen Gesten, riss die Arme in die Höhe und schrie seine Freude über den Arbeitssieg hinaus. Ein Schrei, der zu diesem Zeitpunkt auch wieder zu hören war.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 27.12.2007)
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