25./26./27.08.2007 - Letzte Aktualisierung: 27.08.2007 | Bundesliga |
Update #4 | Spielbericht der KN, weitere Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt... |
Sieg mit Anlaufschwierigkeiten: Nikola Karabatic. |
Gänsehautfeeling: Stefan Lövgren führt den THW Kiel in die Ostseehalle. |
Fliegender Igor Anic. |
Die Gäste zeigten sich hiervon allerdings wenig beeindruckt und wurde mit zunehmender Spieldauer immer frecher. Karipidis traf per Kempa-Trick zum 12:12-Ausgleich (23.), nach dem 14:12 durch den auffälligen Kim Andersson gingen die Hessen mit drei Toren innerhalb von 75 Sekunden ihrerseits wieder in Führung (15:14, 26.). Nun hatte Noka Serdarusic genug gesehen, nahm eine Auszeit, schickte Börge Lund auf die Platte, der postwendend traf. Klein und Andersson mit einem weiteren Kracher erhöhten auf 18:16, zur Pause hielten die Kieler beim 19:17 diese Zwei-Tore-Führung.
Filip Jicha scheiterte mit diesem Siebenmeter an Kelentric. |
Vid Kavticnik erzielte sechs seiner neun Tore in der 2. Hälfte. |
Igor Anic durfte nun die Position von Ahlm übernehmen und zeigte, dass er eine Verstärkung für die Zukunft werden kann. Zwei Tore erzielte der Kreisläufer, ackerte in der Abwehr mit schnellen Beinen - der erste Ostseehallen-Pflichtspiel-Auftritt schien Anic beflügeln. Die Stimmung in der Ostseehalle wurde hingegen zehn Minuten vor dem Abpfiff durch zwei Personalien noch einmal angeheizt: Viktor Szilagyi und Christian Zeitz betraten die Platte und hatten sichtlich Spaß an ihrem Bundesliga-Comeback. Dieses feierte fast zeitgleich auch Ex-Zebra Dennis Klockmann, der immerhin acht Minuten lang einen Treffer von Szilagyi verhindern konnte - dann aber traf der Österreicher zum 37:26, die Zuschauer erhoben sich von den Sitzen.
Am Ende feierten die Fans ein letztlich deutliches Resultat. Der THW aber, das zeigte die Auftaktpartie in der ersten Hälfte deutlich, hat trotz aller "Übermacht-Bekundungen" der Konkurrenz noch viel Arbeit vor sich. Der Auftakt verlief zwar weniger holprig als beim 26:26 gegen den TV Großwallstadt im vergangenen Jahr, aber die eine Woche bis zum nächsten Bundesligaspiel bei eben diesem TVG wird den Zebras gut tun, um die Abläufe weiter zu optimieren. Der Start ist geglückt - die Bundesliga-Saison 2007/2008 kann kommen!
(Christian Robohm)
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Mir war klar, dass mich viele Journalisten fragen würden, was in der ersten Halbzeit mit uns los war - ich frage mich das auch! Melsungen hat sehr gut gespielt. Sie haben ihre Angriffe ganz in Ruhe durchgezogen, bis unsere Jungs standen. Dann haben sie mit ein bis zwei schnellen Aktionen die Abwehr geknackt.In der zweiten Halbzeit war es bei uns fast die gleiche Mannschaft, wir haben wieder mit der 6:0-Abwehr gespielt wie zu Anfang der ersten Halbzeit. Aber wir waren in der Abwehr schneller und bissiger, Mattias Andersson hat zudem sehr gut gehalten. So konnten wir uns letztlich unsere Führung herausspielen.
Selbstverständlich hat es auch Nachteile, 14 Spieler zur Verfügung zu haben. Sowohl in der Abwehr als auch im Angriff müssen sich die Jungs noch finden. Es ist schon etwas anderes, ob es im Training oder im Spiel ist. Es wird sicher noch einige Zeit dauern.
[zu Filip Jicha:]
Ich kann mir schon vorstellen, was in seinem Kopf vorgeht: Er kommt in die Mannschaft mit dem besten Halblinken der Welt und wollte heute gleich zeigen, dass er noch besser ist. Er muss und wird noch einsehen, dass da kein Kampf zwischen ihm und Nikola ist.
Wir haben großen Respekt gehabt, aber trotzdem gut mitgespielt. In der zweiten Halbzeit waren wir dann nicht mehr ganz so konzentriert und haben mehrere technische Fehler gemacht. Mit so einem Ergebnis kann man normalerweise nicht zufrieden sein, aber wir haben natürlich andere Gegner, die es zu schlagen gibt.[auf die Frage, ob die Auszeit in der zweiten Halbzeit zu spät kam:]
Ich hätte drei Karten gebraucht! Für Petr Hazl war es am Ende etwas zu viel. Wir hoffen, dass wir ihn bald ein wenig entlasten können, wenn Stojanovic und Sanikis zurückkehren.
Angesichts der "Titanic"-Ausstellung, die hier bis vor wenigen Tagen stattfand, hatten wir uns vorgenommen, nicht unterzugehen. Bei minus 11 Toren kann man auch sagen: Das sind wir nicht!
Eine Saison ohne Titel ist eine verlorene Saison. Wir haben uns nochmals verstärkt. Dennoch haben wir natürlich dennoch Respekt vor jeder Mannschaft, egal ob national oder international. Ich war heute sehr positiv überrascht von Melsungen. Wenn sie so weiter arbeiten, werden sie keine Probleme in der Liga haben.
In der ersten Halbzeit hat es nicht viel Spaß gemacht, unserem Spiel zuzusehen. Da stimmte einfach das Timing nicht. Nach der Pause stand die Abwehr besser und wir haben Melsungen nicht mehr viele Möglichkeiten gelassen. Schön, dass es endlich wieder losgeht.
Wir haben in der Pause die Fehler angesprochen. Sachlich, im ruhigen Ton. Klar war, dass wir am Anfang einfach nicht heiß genug waren. Das hat sich dann geändert. Aber die Zuschauer dürfen auch nicht glauben, dass jetzt alles von alleine geht. Wir müssen jedem Gegner erst einmal zeigen, wer Herr im Hause ist.
Ein Traum hier zu spielen, das ist die beste Halle der Welt. Am Anfang war ich schon nervös, aber mit dem Anpfiff höre ich die Zuschauer nicht mehr. Wir haben eine gute erste Halbzeit gespielt, aber wir sind es nicht gewohnt, 60 Minuten auf diesem hohen Niveau zu spielen.
Wir haben nach der Pause zu viele Fehler gemacht, das darf in Kiel eben nicht passieren. Wir haben hier mit elf Toren verloren, Kronau auf neutralem Platz beim Supercup mit zehn - wir müssen uns also nicht schämen. Für mich war es super schön, wieder hier spielen zu dürfen. Ich hoffe aber nicht, dass mein Einsatz in Kiel nur ein Geschenk des Trainers war.
Lesen Sie auch Zwei Minuten: Die THW-Kolumne nach dem Spieltag mit Mattias Andersson sowie
das KN-Interview mit Filip Jicha.
Aus den Kieler Nachrichten vom 27.08.2007:
Die erste Halbzeit des Meisters verlief ähnlich holprig wie die neue Einlaufzeremonie. Zu passiv in der Abwehr und übermotiviert im Angriff stürzte das Team von Noka Serdarusic seine Fans in eine Achterbahn der Gefühle. Besonders Neuzugang Filip Jicha strapazierte seine noch junge Beziehung zum Kieler Publikum. Der 25-Jährige hämmerte den ersten Wurf einen Meter über die Latte, den zweiten neben das Tor. Als er es unbedrängt von der Strafwurflinie versuchen durfte, parierte Mario Kelentric. Seinen einzigen Treffer vor der Pause erzielte der Tscheche mit Gewalt. Obwohl Daniel Tellander und Thomas Klitgaard wie Kletten an dem mächtigen Körper des Zwei-Meter-Mannes klebten, wühlte sich Jicha durch die Abwehr und traf zum 10:7. System-Handball sieht anders aus.
Serdarusic nahm seinen Heißsporn in der 23. Minute zunächst aus dem Spiel. "Ich kann mir gut vorstellen, was in seinem Kopf vorgeht", zeigte der 56-Jährige Verständnis für Jicha. "Er kommt in die Mannschaft mit dem besten Halblinken der Welt und will zeigen, dass er noch besser ist. Ich bin mir aber sicher, dass wir noch viel Spaß mit ihm haben werden."
Spaß hatte am Sonnabend zunächst nur der Gast. Obwohl lediglich mit vier Rückraumspielern angereist, spielte das Team von Robert Hedin mutig auf und führte in der 26. Minute mit 15:14. Zuvor hatte der flinke Grieche Savas Karipidis die brüchige THW-Deckung gar mit einem Kempa-Tor düpiert - und das in der Wohnstube des Triple-Siegers! So war es in erster Linie Kim Andersson zu verdanken, dass die Gastgeber einen Zwei-Tore-Vorsprung in die Kabine retten konnten.
Auf den Rängen hatten sich inzwischen die ersten Sorgenfalten eingenistet. Schließlich hatten viele eine einfache Rechnung aufgestellt: Mit 41:31 hatte Kiel zuletzt den hochgelobten Rhein-Neckar Löwen beim Supercup das Fell über die Ohren gezogen. Nun kam mit Melsungen ein potentielles Kellerkind in die Ostseehalle - alles sprach für einen Sieg mit "15 plus x" Toren Vorsprung. Doch auch Champions-League-Sieger sind irdische Wesen.
Im zweiten Durchgang zeigte der THW aber sein wahres Gesicht. Zumal Mattias Andersson, der nun für den keineswegs enttäuschenden Thierry Omeyer zwischen den Pfosten stand, einen Traumstart erwischte. Der Schwede glänzte mit unglaublichen Reflexen, die Abwehr rieb sich endlich den Schlaf aus den Augen und die Zebras lösten ihre gefürchtete Gegenstoß-Lawine aus. Der bedauernswerte Gast mutierte zum Statisten, warf bis zur 45. Minute nur noch zwei Tore und ließ sich auch nach einer Auszeit des ratlosen Hedin ("heute hätte ich drei Karten gebraucht") nicht mehr in die Spur setzen.
Serdarusic verzichtete nach der Pause ganz auf Stefan Lövgren. Möglicherweise sollte der Kapitän geschont werden, weil er heute Morgen bereits um neun Uhr THW-Souvenire in Form von Stundenplänen in der Melsdorfer Grundschule verteilen wird. Wahrscheinlicher ist aber, dass der Trainer seinen Neuzugängen Filip Jicha, Börge Lund und Igor Anic die Chance geben wollte, ihren Platz in der Zebraherde zu finden.
Am Ende waren alle zufrieden. Die Fans hatten doch noch einen deutlichen Sieg erlebt, die Sieger leerten mit Geburtstagskind Kim Andersson in der Kabine Bierkisten, und die Besiegten waren froh, einem schlimmeren Debakel entgangen zu sein. Unglücklich waren nur die Zocker. Das Tor von Klitgaard verdarb ihnen 30 Sekunden vor dem Abpfiff noch die Börse, war mit einer Wette auf den THW doch nur Geld zu verdienen, wenn er mit mehr als elf Toren Vorsprung gewonnen hätte.
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 27.08.2007)
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