14./15.02.2008 - Letzte Aktualisierung: 15.02.2008 | Bundesliga |
Update #3 | Spielbericht der KN, weitere Stimmen, Spielbericht und Statistik ergänzt... |
Es wurden interessante erste Minuten in der ausverkauften Kampa-Halle in Minden. GWD-Torhüter Svenn-Erik Medhus, in seinem zweiten Spiel für die Grün-Weißen, wollte von Beginn an zeigen, dass er Minden im Absteigskampf helfen kann. Ein ums andere Mal parierte er Würfe der schnell spielenden Kieler, die ihrerseits in der Abwehr keinen Raum für Mindener Angriffe ließen. Nach sechs Minuten konnte der Hallensprecher noch keinen Treffer ansagen, ehe Henrik Lundström von Außen endlich das erste Tor der Partie erzielen konnte. Auffällig: Der THW machte sofort ordentlich Tempo, scheiterte zunächst aber immer wieder am Gebälk oder Kosanovic - während als Torschützen Lundström und Jicha zunächst einsam ihre Kreise zogen, bis sich mit Ahlm beim 7:4 erstmals ein drittes Zebra in die Torschützenliste eintragen konnte (16.). Der THW schien den Gegner nun in den Griff zu bekommen, die euphorischen Zuschauer wurden langsam ruhiger. Nicht lange jedoch, denn durch einige Unkonzentriertheiten im THW-Angriff konnten nach Kim Anderssons 8:5 die Gastgeber auf 7:8 verkürzen.
Doch die Kieler hatten oftmals mit der Schnellen Mitte Erfolg, mit der sie Minden ein ums andere Mal einfach überranten. Nach Simons 8:9 begann die stärkste Phase der Kieler in dieser ersten Hälfte. In der Defensive kauften die Zebras ihren Gegnern nun die Bälle ab, was durchkam, fischte Omeyer aus allen Winkeln seines Tores. Ganze drei Minuten brauchten die Serdarusic-Schützlinge, um auf 13:8 davon zu ziehen: Ahlm vom Kreis, Karabatic von der Siebenmeter-Linie mit einem Heber und kurz darauf noch einmal wuchtig in den Winkel, dazu der quirlige Zeitz - der THW war auf Kurs und verließ diesen auch bis zur Halbzeit nicht mehr. Das 16:11 beruhigte die Gemüter in der Kampa-Halle und die sorgenvollen Minen auf der THW-Bank entspannten sich zusehends.
Offenbar hatten die Mindener in der Halbzeitpause sich noch einiges vorgenommen, denn nach Zeitz' Schnelle-Mitte-Treffer zum 17:12 blieb der THW fünf Minuten ohne Torerfolg. Die Gastgeber rochen Lunte, kamen durch Schäpsmeier und zweimal Just von der ungewohnten Kreis-Position Tor um Tor heran. Als Simon in der 35. Minute gar das 16:17 erzielte, war das Feuer unter dem Dach der Kampa-Halle wieder am Lodern. Als Löschmeister fungierte zunächst Karabatic, der sich aus zehn Metern ein Herz nahm und Medhus im Mindener Tor aus dem Rückraum überwinden konnte - kurz darauf musste dieser noch einmal hinter sich greifen, weil Karabatic auch seinen dritten Siebenmeter sicher verwandeln konnte. Das 19:16 brachte dem THW wieder Luft, zumal er sich nun der Niemeyer-Show entgegen stellen sollte, die mit dem 17:19 in der 38. Minute langsam begann und in vier Treffern in sechs Minuten mündete. Gut nur, dass der THW immer die besseren Antworten parat hatte. Und die lag zumeist im weiter temporeichen Spiel und der Schnellen Mitte. Die war auch das Erfolgsrezept bei Ahlms 23:18 (41.), ehe der in der zweiten Hälfte glücklose Omeyer Platz für Mattias Andersson im Kieler Tor machte. Der führte sich mit einer tollen Parade gleich gut ein, wurde so in den letzten 18 Minuten zum guten Rückhalt des Kieler Tempospiels.
Als Zeitz für zwei Minuten auf die Bank musste, war es mit der Schonung für Kavticnik kurzfristig vorbei, Serdarusic beorderte ihn als zweiten Linkshänder auf die Platte. Auf dieser landete Lundström nach einem Foul von Just sehr unsanft, als der GWD-Spieler den Kieler Linksaußen aus der Luft "pflückte". Bis auf eine doppelte Überzahl für die Kieler, die Lundström zum 25:20 nutzte, sprang bei dieser Situation aus Sicht der Gastgeber aber nicht heraus.
Die kämpften weiter, wollten unbedingt den THW solange es geht ärgern. Doch dieser ließ sich nun nicht mehr verunsichern, beschränkte sich auf konsequente Antworten auf Gegentore und machte spätestens in der 54. Minute alles klar, als Kim Andersson bei angezeigtem Zeitspiel hochstieg und den sträflich allein gelassenen Ahlm zum 27:21 bediente. Mindens Fans dankten ihren Spielern für einen tollen Kampf, der am Ende in einem moderaten Ergebnis gipfelte. Beim THW freute man sich über die zwei Punkte, die die Zebras zumindest kurzfristig wieder zum Tabellenführer machten.
(Christian Robohm)
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Das war heute schwerer als erwartet. Ich wollte versuchen, einigen Spielern Pausen zu gönnen. Klein und Lövgren haben deshalb nicht gespielt, bei Vid waren die 12 bis 15 Minuten eigentlich schon zuviel. Eigentlich sollte auch Karabatic 15 bis 20 Minuten Pause machen, das ging leider nicht, weil das Spiel lange umkämpft war. Davon war ich überrascht. GDW-Torhüter Medhus hat gleich am Anfang in einer schweren Phase drei oder vier Bälle gehalten, sodass wir nicht richtig ins Spiel kamen. Medhus war heute der beste Mann in der Halle.Wir haben jetzt schwere Spiele im Sonntag-Mittwoch-Sonntag-Rhythmus vor uns. Wir hätten uns gerne geschont, deshalb lief es heute nicht wie erwünscht. Aber mit zwei Tagen leichtem Training sind meine Jungs wieder fit. Ich bin froh, alle wieder an Bord zu haben, wenngleich einige meiner Spieler angeschlagen sind. Doch jetzt kommen nicht die Wochen, in denen man jemanden schonen könnte, denn wir haben bis Mitte März sieben hochkarätige Spiele.
Es war der erwartete Kieler Sieg heute, ich bin jedoch mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Wir hatten einige leichte Fehler, bei größerer Konzentration wäre heute sogar mehr drin gewesen. Allerdings hatten wir in der Nachbetrachtung keine reele Chance gegen den THW, der jederzeit nachlegen konnte.Es sind Kleinigkeiten, die wir noch ändern müssen. So haben wir heute versucht, taktisch die Schnelle Mitte der Kieler zu verhindern. Das war leider nicht konsequent genug und nicht ausreichend. Aber wir haben toll gekämpft. Mit solch einer gute Einstellung gegen Teams auf Augenhöhe werden wir unsere Heimspiele gewinnen.
Minden hat sehr aggressiv gespielt und wir haben einige einfache technische Fehler gemacht. Es war ein Spiel mit viel Körperkontakt, es hat viel Kraft gekostet. Aber wir haben gewonnen, das ist das wichtigste.
Man sieht, warum die Bundesliga die beste Liga der Welt ist. Man kann sich in keinem Spiel ausruhen. Wir wollen alles gewinnen, da müssen wir eben alle Spiele gewinnen und in jedem Spiel 100 Prozent geben - so ist unser Sport.
Es ist passiert, was wir erwartet haben. Minden wollte nach der deutlichen Niederlage in Essen Wiedergutmachung leisten. Für uns Mittelleute war es schwer, weil zu 70 Prozent Gegenstöße gespielt wurden. Unsere "Halben" haben die Partie entschieden.
Die Spiele gegen Kiel sind die leichtesten. Da stehen wir nicht unter Erfolgsdruck. Für die Kieler ist es viel schwerer, weil Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte gegen so einen Gegner um ihr Leben kämpfen. So wie wir. Mit dieser Leistung schaffen wir den Klassenerhalt.
Aus den Kieler Nachrichten vom 15.02.2008:
Vor dem Anpfiff erinnerte diemit 3400 Zuschauern gut gefüllte Kampa-Halle noch an einen Löwenkäfig. Auf einer Großbildleinwand wurden die Hausherren einzeln und im schmucken Safari-Outfit vorgestellt. Im Hintergrund ein kräftiger Löwe, der ein verängstigtes Zebra hetzte. Die Botschaft war klar: "Löwe", das GWD-Maskottchen, "Zebra", der Glücksbringer der Kieler. Am Ende setzte das Raubtier zu einem mächtigen Sprung an. Ob es tatsächlich erfolgreich sein würde, blieb offen. Realistisch wäre gewesen, wenn der König der Tiere auf der Nase gelandet wäre.
So erging es zumindest der Mindener Mannschaft, die in ihrem Bemühen, den THW zu stürzen, energisch, aber ebenso chancenlos war. Zwar stand die aggressive Deckung der Grün-Weißen solide, und der kurzfristig aus Stavanger importierte Torhüter Svenn-Erik Medhus lieferte ein starkes Spiel ab. Doch im Angriff hatten die Jäger zu nassem Pulver gegriffen. Kapitän Arne Niemeyer, bester Feldtorschütze der Liga, blieb nach seiner überstandenen Grippe nicht nur blass um die Nase. Zudem fehlte den Neuverpflichtungen Frank von Behren (SG Flensburg) und Michael Haaß (Rhein-Neckar Löwen), die bei ihren Ex-Vereinen zuletzt nur zuschauen durften, die Bindung zu den neuen Kollegen.
Ratlos rannte sich das Team von Richard Ratka immer wieder in der Deckung der Kieler fest, die mit schnellen Gegenstößen bereits in der ersten Halbzeit den Grundstein zum Erfolg legen konnten. Hatten die wackeren Mindener sich erst einmal um den eigenen Kreis versammelt, mühte sich aber auch der THW oft vergeblich. Noka Serdarusic hatte seinem Spielmacher Stefan Lövgren (Rückenprobleme) und Rechtsaußen Vid Kavticnik (Knie), der erst in der 45. Minute eingewechselt wurde, eine Pause gegönnt. Doch während Christian Zeitz auf dem Flügel ein ordentliches Spiel ablieferte, fand sich für Lövgren kein Ersatz. Börge Lund schaffte es nicht, eine zerfahrene Partie zu ordnen. Ähnlich erging es später Viktor Szilagyi.
Meisterlich war es nicht, was die oft unkonzentriert wirkenden Kieler ablieferten. Vor allem den Start in die zweite Halbzeit verschliefen sie völlig, als die Hausherren sich von 11:16 auf 16:17 (34.) heranpirschten. In diesen vier Minuten sahen sie tatsächlich wie Löwen auf der Zebra-Jagd aus. Ein Klassenunterschied blieb es trotzdem. Fehlte ein Tor, schnappte sich ein Kieler auf den Halbpositionen entschlossen den Ball, um auch ohne Konzept zu treffen. Spätestens als Zeitz per Gegenstoß zum 22:17 (39.) traf, war das Fell des Löwen zerlegt.
Halbzeit also im verrückten Februar. Viel Zeit bleibt dem Meister nicht, den vierten Sieg im vierten Spiel dieses Monats zu feiern. Bereits am Sonntag (16.30 Uhr) erwarten die "Zebras" in der Champions League Medwedi Moskau.
Ein Novum in der langen Historie des THW Kiel, der noch nie ein Pflichtspiel gegen den zehnfachen Meister absolviert hat, dessen Personal auch das Gerüst der russischen Nationalmannschaft stellt. Spiel Nummer fünf im Februar, in dem noch das Heimspiel gegen die SG Flensburg sowie Champions-League-Reisen ins spanische Leon und nach Moskau warten. Die Botschaft des gestrigen Abends? Dieser Marathon geht auch an den Kielern nicht spurlos vorbei.
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 15.02.2008)
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