Der Hammer-Februar lässt den Zebras wenig Zeit zum Verschnaufen: Nur wenige Stunden nach
der Rückkehr vom souveränen
39:25-Erfolg bei US Ivry versammelte
THW-Coach
Noka Serdarusic sein Team am Montag Abend bereits wieder
in der Trainingshalle in Russee. Das Ziel ist klar definiert: Bei den abstiegsbedrohten Mindenern
sollen am Donnerstag zwei Punkte im Kampf um die Meisterschaft eingefahren werden. Anpfiff
in der Mindener Kampa-Halle ist um 20.15 Uhr, hbl.tv überträgt das Spiel live. Zeitnahe
Informationen gibt es wie immer unter
www.kiel-liveticker.de.
Für die von Richard Ratka betreuten Grün-Weißen geht es in dieser Saison um alles:
Der Klassenerhalt ist für den vor der Saison als "Abstiegskandidat Nummer eins" betitelten
Traditionsklub beinahe überlebenswichtig. Und dennoch musste Ratka vor der Spielzeit
|
In der letzten Saison noch Gegner, Donnerstag vereint gegen den THW: Frank von Behren und Jiri Hynek (verdeckt).
|
die Abgänge der Leistungsträger Dimitri Kouzelev und Snorri Gudjonsson
ausschließlich mit jungen Nachwuchsspielern und dem aus der zweiten Liga
gekommenen Kreisläufer Anders Henriksson kompensieren. Der schmale Etat von nur 2,1 Millionen Euro
machte diese Sparvariante nötig, auch wenn Ratka dabei des öfteren mit Geschäftsführer
Horst Bredemeier aneinander geriet. "Priorität
hat im nächsten Spieljahr ein ausgeglichener Haushalt", machte Bredemeier
klar, dass bei den Personalplanungen der Blick in den klammen Geldbeutel
die Wünsche des Trainers überstimmen würde. Dann jedoch starteten die Ostwestfalen mit
nur einem Sieg aus zehn Spielen in die Saison, drohten frühzeitig den Anschluss zu verlieren.
Bredemeier intensivierte die Suche nach Verstärkungen, die trotz der
Heimsiege gegen Melsungen, Magdeburg und Wilhelmshaven noch immer dringend benötigt wurden.
Denn vor der
EM-Pause fand sich der Deutsche Meister von 1971 und 1977,
auch durch zahlreiche Verletzungen, die den eh kleinen
Kader
noch weiter ausdünnten, auf dem Relegationsplatz 16 wieder.
|
Top-Torjäger: Arne Niemeyer.
|
Anders als vor der Saison schlugen die Mindener in der Pause auf dem Transfermarkt richtig zu. Zunächst
kehrte Nationalspieler Frank von Behren nach seinem kurzen, von Verletzungen geprägten, Gastspiel in
Flensburg nach Minden zurück, wo er mit seiner kompromisslosen Härte der bisher
viertschlechtesten Abwehr der Liga mehr Halt verleihen soll. Mit dem ehemaligen Nationalspieler
Michael Haaß, der den Rhein-Neckar Löwen den Rücken kehrte, soll der GWD-Angriff,
der ansonsten sehr von der Tagesform des Toptorschützen Arne Niemeyer (120 Treffer) abhängig ist,
mehr Schwung erhalten. Außerdem verpflichten Ratka und Bredemeier mit Svenn Erik Medhus vom norwegischen Club Sandefjord TIF
einen hochkarätigen Torwart. Dessen Transfer war nötig geworden, nachdem Stamm-Kepper
Malik Besirevic mit einem Bandscheibenvorfall länger ausfällt. Eigentlich, so glaubte man in Minden,
waren mit diesen drei Neuverpflichtungen die Weichen für eine bessere Rückrunde
gestellt - bis sich mit Björn Buhrmester auch noch der zweite Torhüter langfristig verletzte.
Ersatz musste her. Dieser wurde bei der Konkurrenz in Balingen-Weilstetten gefunden, von wo unlängst
Milan Kosanovic nach Ostwestfalen wechselte. Den "restlichen"
Kader GWD Mindens
stellten wir Ihnen bereits im
Vorbericht zum Hinspiel ausführlich vor (siehe
auch
Gegnerkader GWD Minden).
Derart verstärkt landeten die Mindener gleich im ersten Spiel nach der Pause zwei Big Points: Gegen
HBW Balingen-Weilstetten wurde ein eminent wichtiger 30:26-Sieg gefeiert, der aber wenige Tage
später beinahe schon Makulatur war. Denn Minden verlor anschließend beim Tabellenletzten TuSEM Essen
verdient mit 23:33 und präsentierte sich dabei über weite Strecken in einer desolaten Verfassung.
"Wir hatten gehofft, an die Leistung gegen Balingen anknüpfen zu können,
aber wir agieren auswärts nicht so wie zu Hause", suchte ein enttäuschter Ratka nach dem ernüchternden
Spiel eine Erklärung für den Einbruch seiner Mannen.
|
Wechselte die Trikotfarben: Michael Haaß, hier noch im Gelb der Rhein-Neckar Löwen, spielt nun bie den
Grün-Weißen.
|
Die sind indes froh, den THW Kiel
am Donnerstag in eigener Halle empfangen zu können. Denn wenn Minden punktet, dann zumeist
in der engen, lauten Kampa-Halle. 10 der bisher erkämpften 11 Punkte holten die Ostwestfalen auf
heimischer Platte, brachten zudem den VfL Gummersbach und den HSV Hamburg an den Rand einer Niederlage
(siehe auch
Kurve Minden und
Tabelle). Ein unangenehmer Gegner, der auf die Zebras wartet.
Im
Hinspiel hatten die Kieler eine Halbzeit lang mehr mit sich selbst, als
mit den Ostwestfalen zu tun. Nach einer furchterregenden Anfangs-Viertelstunde, in der die Gäste
mit 8:3 in Führung gehen konnten, rappelten sich die Zebras wieder auf und kassierten im Anschluss nur
noch zehn Gegentore beim
32:18 (15:10)-Erfolg. Dass man auch als hoher Favorit in
Minden straucheln kann, mussten die Kieler zuletzt am 12. Februar 2006 schmerzhaft erfahren (siehe auch
Gegnerdaten GWD Minden).
32:30 hieß es damals für die Gastgeber, der THW musste allein sieben Gegentreffer
von Stephan Just einstecken und reiste ohne Punkte wieder nach Kiel.
Dass zu verhindern ist oberstes Ziel am Donnerstag, will man im Meisterschaftskampf nicht wertvollen
Boden verlieren. Die Kieler machen sich Donnerstag früh auf den Weg nach Ostwestfalen - an Bord
des THW-Busses wird dann erneut der zwar müde, aber komplette Kieler Kader sein. Im Gepäck
haben die Zebras eine Menge Selbstbewusstsein aus dem tollen Auftritt beim
Spiel in Paris. Die hochmotivierten Gastgeber, für die es um ihre Bundesliga-Existenz geht,
werden es den Kielern allerdings nicht leicht machen, ihr Ziel zu erreichen. Und das lautet für Donnerstag: zwei Punkte aus Ostwestfalen
mit an die Förde nehmen!
Die Schiedsrichter am Mittwoch sind
Ralf Damian (Bingen) und Frank Wenz (Mainz).
(Christian Robohm)
Lesen Sie bitte auch
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Aus den Kieler Nachrichten vom 13.02.2008:
Abstieg ist für Minden kein Untergang
Haaß und von Behren sollen GWD retten
Kiel - Den Spagat zwischen Champions League
und Bundesliga-Alltag übt der Tabellenführer THW
Kiel morgen ein weiteres Mal mit dem Auftritt beim
16., GWD Minden. Anwurf in der Kampahalle ist um
20.15 Uhr. Dort führt der ehemalige Bundestrainer
(1989-1992) Horst Bredemeier das Zepter. Der 55-jährige positiv Handballverrückte
steckt als Manager mit seinem Klub erneut
im Abstiegskampf.
- Kieler Nachrichten:
-
Herr Bredemeier, am Sonntag gaben Sie den Co-Kommentator
für Eurosport in Flensburg beim Spiel SG gegen den HSV,
für den Deutschen Handball-Bund (DHB) regeln sie als Vizepräsident
Marketing und Leistungssport. Bleibt da noch Zeit,
GWD Minden in der Bundesliga vor dem Untergang zu retten?
- Horst Bredemeier:
-
Was heißt vor dem Untergang retten? Wir können mit Minden
zwar absteigen, ein Untergang wäre das aber längst
nicht. Wir sind ein Verein mit vielen Facetten, die Basis ist
gesund. Das zeigt vor allem unsere Jugendarbeit, aus der
in den letzten Jahren sechs Spieler den Sprung in die Bundesligamannschaft geschafft
haben. Unser Nachwuchs hat viele Titel geholt, spielt in allen Altersklassen
aktuell in den höchsten Ligen. Zugegeben, die Handball-Profiabteilung tat sich in den
letzten Jahren schwer. Aber wirtschaftlich ist unsere Region
kein Schlaraffenland. Wir müssen uns das Gebiet
mit TuS N-Lübbecke teilen, das nur wenige Kilometer entfernt
ist. Mit unserem Etat von 2,2 Millionen Euro können
wir nicht glänzen.
- Kieler Nachrichten:
-
Lübbecke liegt bei 2,3 Millionen, kann man nicht gemeinsame
Sache machen, um Ostwestfalen nach vorne zu bringen?
- Horst Bredemeier:
-
Keine Chance, Paul Gauselmann führt den TuS mit seiner
Firma als Betriebssportgemeinschaft, die Vereinsinteressen
sind zu dominant, da geht nichts. Wir müssen uns
eben nach der Decke strecken und mit dem Ist-Zustand zufrieden
sein. Immerhin haben wir Altlasten aus der Zeit von
1992 bis '97 abgebaut. Insgesamt 1,7 Millionen Euro. Jetzt ist Minden praktisch schuldenfrei.
- Kieler Nachrichten:
-
In der Winterpause haben Sie noch einmal kräftig auf dem
Transfermarkt zugeschlagen. Frank von Behren aus Flensburg
und Michael Haaß von den Rhein-Neckar Löwen sind deutsche
Hochkaräter, wie war das finanziell machbar?
- Horst Bredemeier:
-
Kurzfristig ist ein Sponsor eingesprungen. Ich bin überzeugt,
dass die beiden uns helfen können. Frank vor allem in
der Abwehr, Michael im Angriff. Ich hoffe für von Behren,
dass er nach seinen beiden Kreuzbandrissen in seinem
Heimatklub Minden wieder Fuß fasst und auch den Weg in
die Nationalmannschaft zurück findet. Es wäre ihm zu
gönnen, der Junge hat zuletzt wirklich Pech gehabt. Wir allerdings
auch, beide Torhüter sind ausgefallen, deswegen haben wir kurzfristig noch
Svenn Erik Medhuus vom norwegischen Spitzenklub
Sandefjord verpflichtet. Übrigens
ein Tipp des Ex-Kielers Steinar Ege. Kurzfristig kam
zudem Milan Kosanovic aus Balingen.
- Kieler Nachrichten:
-
Es ist viel zu tun in Minden, bleibt
trotzdem genug Zeit für Nebenbeschäftigungen?
- Horst Bredemeier:
-
Klar, die Beschäftigung beim DHB hält sich ja in Grenzen,
das mache schon seit vielen Jahren. Und Fernsehen ist
auch nicht so aufwändig. Den Job bei den Champions-League-Spielen teile ich mir mit
Heiner Brand, ich bin für die Nordschiene, also Flensburg
und Kiel zuständig. Es macht Spaß, außerdem halte ich dadurch
die nicht ganz unwichtigen
internationalen Verbindungen am Leben. Nein, es
bleibt genug Zeit für GWD Minden. Dieser Klub ist eine
reine Herzensangelegenheit. Ich bin hier geboren, über 50
Jahre Mitglied und hänge an dem Verein.
- Kieler Nachrichten:
-
Muss sich Kiel morgen vor Minden
fürchten?
- Horst Bredemeier:
-
Sicher nicht, der THW ist ein anderes Kaliber. Im Februar
2006 haben wir mit dem 32:30 mal auf die Pauke gehauen,
aber jetzt treffen ganz andere Teams aufeinander.
(Das Gespräch führte Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 13.02.2008)
Aus den Kieler Nachrichten vom 14.02.2008:
THW-Stress: Erst Minden, dann Moskau
Ostwestfalen rechnen nicht mit Sensation
Minden - Vor ein paar Tagen
hat er noch gekratzt, der neue Bart des Vid Kavticnik.
Inzwischen ist er aber so lang geworden, dass er nur noch Freundin
Johanna Fischbach stört. Sie wünscht sich von Herzen,
dass der Rechtsaußen des Handballmeisters THW
Kiel sie endlich einmal wieder glattrasiert küsst.
Aber: Gewinnen die "Zebras" heute Abend (20.15
Uhr) bei GWD Minden, dann bleibt der Bart dran.
Erst nach einer Niederlage will der Slowene wieder zur
Rasierklinge greifen. Und er glaubt nicht daran, dass dies
schon heute der Fall sein wird. "Wenn wir so konzentriert
spielen wie zuletzt in Paris, dann verlieren wir nicht." Der
Linkshänder hat aber auch die jüngste Pleite (30:32) in Minden
nicht vergessen, die fast auf den Tag genau vor zwei
Jahren die Kieler aus ihren Meisterträumen gerissen hatte.
Im Spiel eins nach der Europameisterschaft
in der Schweiz verspielte der THW damals eine 11:4-Führung gegen
einen leidenschaftlich kämpfenden Gastgeber. "Das
wird sich nicht wiederholen", verspricht Kavticnik, schließlich
ginge es auch darum, sich auf die schweren Heimspiele
gegen Moskau (Champions League, Sonntag) und die SG
Flensburg (Liga, Mittwoch) vorzubereiten. "Wir müssen
deshalb auch im Kopf bereit sein, gegen Minden unsere
beste Leistung abzuliefern."
Der 23-Jährige will trotz hartnäckiger Schmerzen seinen
Teil beitragen. Da mit Dragan Gajic der zweite
Rechtsaußen der Slowenen bei der Europameisterschaft in Norwegen verletzungsbedingt
nur wenig zum Einsatz gekommen war, musste Kavticnik nahezu
das komplette EM-Programm
absolvieren. Jetzt forderte das ermüdete rechte Knie eine Trainingspause ein.
Im Hinspiel hatte der aktuelle Tabellen-16. für einen
Paukenschlag gesorgt. Kiels Trainer Noka Serdarusic wollte
im heißen September 2007 seiner Meister-Sieben einmal
eine Pause gönnen, und musste bei einem denkwürdigen 3:8-Rückstand (15.) die Schonzeit
vorzeitig beenden. Diese Stille in der Ostseehalle blieb eines
der wenigen Glücksgefühle der Ostwestfalen, die nicht nur in Kiel noch mit
18:32 verloren.
Außerhalb ihrer 4000 Zuschauer fassenden Kampa-Halle verbreiteten sie wenig
Gefahr. Elf Gastspiele und nur ein dürrer Punkt - zuletzt blamierte
sich Minden gar beim Aufsteiger TuSEM Essen (23:33). "Wir haben gelernt,
dass wir durch die Neuen noch kein neues Team sind", erkannte
Trainer Richard Ratka (43). Nach dem Ausfall der Stammtorhüter Malik Besirevic
(Bandscheibe) und Björn Buhrmester (Sprunggelenk) hatte Minden, die in der Winterpause
bereits die Rückraumspieler Frank von Behren (SG Flensburg) und Michael
Haaß (Rhein-Neckar Löwen) verpflichtet hatten, kurzfristig
auch Torhüter Svenn Erik Medhus vom norwegischen Klub Sandefjord (Ratka: "Ein
guter Mann") unter Vertrag genommen. Ratka: "Wir sind
durch sie stärker geworden. Aber eine Woche Training reicht nicht, um sie zu integrieren."
In den eigenen vier Wänden zeigte der Deutsche Meister der Jahre 1971 und
1977 aber auch ein zweites Gesicht. Mehr als 33 Gegentore
kassierte die stabile Deckung nie. Gegen Gummersbach (23:24) und Hamburg
(29:33) schrammte das Ratka-Team nur knapp an
einer Überraschung vorbei. Mit Arne Niemeyer steht zudem
nach einer Magen-Darm-Grippe der beste Feldtorschütze der Liga
(126) wieder zur Verfügung. Ratka bleibt dennoch Realist:
"Für Kiel sind wir eine Durchlaufstation. Unser
Ziel ist es, ein vernünftiges Ergebnis abzuliefern."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 13.02.2008)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
GWD Minden - THW Kiel:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
TV-, Radio- und Internet-Tips: