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23.05.2008 Mannschaft

Zebra-Journal: Fans trauern um "Matze" und "Figo"

Mattias Andersson und Viktor Szilagyi verlassen Kiel

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 23.05.2008:

Wenn der THW Kiel Meisterschaften feiert, fließen auch immer Tränen: Die "Zebras" nehmen dann Abschied von Spielern, die den Verein verlassen. Diesmal sagten Mattias Andersson (TV Großwallstadt) und Viktor Szilagyi (VfL Gummersbach) nach dem letzten Saisonspiel gegen die HSG Wetzlar (35:26) "Auf Wiedersehen".
Mattias Andersson, der in sieben Jahren THW Kiel 13 Titel gewann, hatte sich auf seine Abschiedsrede gut vorbereitet. Doch als der Schwede mit dem Mikrofon in der Hand in der ausverkauften Halle zu den Fans sprach, versagte ihm die Stimme. "Ich wollte eigentlich noch viel mehr sagen", meinte der 30-Jährige nach der Zeremonie. "Aber es hat mich einfach überwältigt." Immerhin, die "großen Sachen" wären ihm zum Glück noch eingefallen. Andersson, der im Sommer 2001 vom FC Barcelona an die Förde wechselte, bedankte sich bei den "besten Spielern und dem besten Trainer der Welt". Wenn er in seiner Rede alle positiven Dinge aufzählen sollte, die ihn in seinen THW-Jahren bewegt hätten, dann, so Andersson, müssten die Fans "noch bis morgen in der Halle bleiben". Der 39-fache Nationalspieler, der mit seiner Frau Anna und Sohn Elis nach Großostheim um ziehen wird, stand noch lange unter dem Eindruck der Verabschiedung. "Es gibt keine andere Halle auf der Welt, in der Handballer so verabschiedet werden."

Andersson, im THW-Kader als Geschenkewart auch zuständig für die Abschiedsgeschenke, brachten seine letzten Tage in Kiel auch in eine ungewöhnliche Rolle. Bis dato musste er nur die Siegelringe organisieren, die der Kieler Juwelier Sievert auf Wunsch der Mannschaft stets als Erinnerungsstücke anfertigt. Diesmal musste Andersson seine eigenen Finger vermessen, um das richtige Maß für den Silberring zu finden, in dem neben dem Spitznamen auch ein Abschiedsgruß der Mannschaft eingraviert ist.

Andersson, der mit Henning Fritz jahrelang das beste Torhüter-Gespann der Bundesliga gebildet hatte, kam im Schatten von Thierry Omeyer in den vergangenen beiden Spielzeiten nur noch sporadisch zu Einsätzen. Wenn, dann zeigte "Matze", wie ihn die Fans rufen, aber seine Extraklasse. So zum Beispiel mit seinen 21 Paraden beim Champions-League-Gruppensieg in Moskau (32:26), als Omeyer verletzt pausieren musste. Oder zuletzt beim dramatischen 27:26-Erfolg am 27. April in Berlin, als er in der Schlussviertelstunde mit seinen Paraden half, einen Sechs-Tore-Rückstand auszubügeln.

Ein Spiel, in dem auch Viktor Szilagyi eine Sternstunde erlebte. Der Österreicher traf in der letzten Sekunde mit einem Verzweiflungswurf aus elf Metern gegen den bis dato überragenden Petr Stochl ins Schwarze und verschwand anschließend unter einer Traube jubelnder "Zebras". Ein Spiel, das der Rechtshänder auch nie vergessen wird, ist der historische 54:34-Heimsieg (21.Dezember 2005) gegen Magdeburg. Ein Spiel, in dem Szilagyi endgültig den Durchbruch feierte. Er warf selbst sieben Tore und trieb mit seinem schnellen Spiel die Kollegen immer wieder an. Szilagyi, zu Saisonbeginn aus der Konkursmasse des TuSEM Essen gekommen, galt spätestens seit diesem Spiel als einer der Gründerväter des Tempohandballs, mit dem der Rekordmeister in der Folge die Liga dominieren sollte.

Drei Knieoperationen warfen den sympathischen 29-Jährigen anschließend aber immer wieder zurück. Den Vereinsverantwortlichen fehlte das Vertrauen in seine Gesundheit, und sie verpflichteten im Sommer 2007 mit dem Norweger Börge Lund einen dritten Mittelmann. Da Kapitän Stefan Lövgren zudem seinen Vertrag um ein weiteres Jahr verlängerte, war kein Platz mehr für Szilagyi, der einen Zwei-Jahres-Vertrag beim VfL Gummersbach unterschrieb.

Am vergangenen Sonnabend bestritt der Kapitän der österreichischen Nationalmannschaft sein 100. und letztes Spiel für den THW. "Ich werde diese unglaubliche Mannschaft und diese Fans nie vergessen", sagte Szilagyi, der sich bei Auswärtsfahrten stets mit seinem Kumpel Vid Kavticnik ("wir hatten eine lustige Zeit") ein Hotelzimmer teilte. "Wie mich die Zuschauer nach der langen Verletzungspause begrüßt haben, werde ich immer in meinem Herzen tragen."

Mit seiner offenen Art und seiner spektakulären Interpretation von Angriffshandball spielte sich "Figo" schnell in die Herzen der Kieler. Einer, der selbst einer wurde. "Am Ende der Saison haben die Flensburger behauptet, wir würden nervös werden", sagt Szilagyi. "Diese Töne haben uns richtig motiviert." So spricht ein echter Kieler.

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 23.05.2008)


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