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13.08.2008 Mannschaft

Kieler Nachrichten: Milutin Dragicevic wird ab 2010 ein "Zebra"

Serbischer Kreisläufer unterschrieb Vertrag beim THW - "Spieler des Jahres" in Dänemark

Update #2 Fotos und Hintergrundinfos ergänzt...

Aus den Kieler Nachrichten vom 13.08.2008:

Milutin Dragicevic wird spätestens 2010 ein "Zebra".
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Kiel - Auf dem Weg zur Saisonreife macht der THW Kiel morgen (19.30 Uhr) Testspiel-Station beim dänischen Erstligisten Bjerringbro-Silkeborg-Voel. Dabei gibt es ein Wiedersehen mit der ehemaligen "Zaubermaus" Nikolaj Jacobsen, der als Co-Trainer in Mitteljütland tätig ist. Außerdem mit Lars Krogh Jeppesen, THW-Spieler 2006/07. Und: Im gegnerischen Trikot steckt ein Mann, der ab 2010 Mitglied der "Zebra-Herde" wird: Milutin Dragicevic.
"Ja", bestätigt Uwe Schwenker, "wir haben einen Vier-Jahres-Vertrag mit Milutin. Spätestens ab 2010 ist er in Kiel." Unter bleibender Wirkung der Vertragsdauer, so Kiels Manager weiter, könnte er gegen Zahlung einer Ablösesumme auch früher kommen. Dass der 24-jährige serbische Kreisläufer bereits in der bevorstehenden Spielzeit zum THW stößt, schließt Schwenker aus. "Daraus wird nichts, die Dänen sind nicht bereit, darüber zu verhandeln." Notwendig wäre ein vorzeitiger Wechsel ohnehin nur, wenn einer der beiden THW-Kreisläufer, Marcus Ahlm oder Igor Anic, für eine längere Zeit nicht zur Verfügung stünde. Marcus Ahlm hat seinen Kontrakt mit dem THW erst kürzlich bis zum Sommer 2011 verlängert, Igor Anic ist noch bis Juli 2010 an Kiel gebunden.

Okotber 2006 / THW - Constanta: Milutin Dragicevic attackiert Christian Zeitz.
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Dragicevic war schon länger Wunschkandidat des deutschen Rekordmeisters. "Er ist jung, stark und hat eine Riesenperspektive", schwärmt Schwenker. Erstmals sorgte der Serbe für Aufmerksamkeit, als er im Oktober 2006 im Trikot von HCM Constanta bei der Champions-League-Vorrunde gegen die "Zebras" spielte. In Rumänien Rumänien traf der wendige Kreisläufer neun, beim Rückspiel in Kiel sieben Mal ins THW-Tor. Schon da hätte er am liebsten sofort einen Vertrag aus der Tasche gezogen, so Schwenker. Gruppengegner war auch GOG Gudme, dessen Trainer damals Carsten Albrektsen hieß. Dem dänischen Coach war der Constanta-Star ebenfalls aufgefallen. Als Albrektsen ein Jahr später in Silkeborg anheuerte, wurde auch bald der Vertrag mit Dragicevic perfekt gemacht.

Den Umweg über die dänische Liga ging der Kreisläufer nämlich, weil er Spielpraxis sammeln wollte. Die Nummer zwei hinter dem Kieler Weltklassemann Marcus Ahlm sein, das heißt in den meisten Fällen: trainieren und Bank drücken. Dragicevic wollte sich diese Erfahrung ersparen. Er hatte Recht. In Dänemark wurde er sofort zum Shooting-Star, mit 172 Treffern Torschützenkönig und im Mai prompt zum "wertvollsten Spieler der Liga" gewählt. "Gut, dass er jetzt bei uns unter Vertrag steht", freut sich Uwe Schwenker. Ligakonkurrent Rhein-Neckar Löwen und der spanische Champions-League-Sieger Ciudad Real hatten vergeblich um Dragicevic gebuhlt.

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 13.08.2008)

 

Hintergründe zum Wechsel von Milutin Dragicevic

Serbischer Senkrechtstarter Dragicevic verstärkt THW am Kreis
Von Oliver Schulz:

Nachdem Milutin Dragicevic im Herbst 2006 in den Champions-League-Spielen gegen die Zebras (siehe Spielbericht) einen starken Eindruck hinterlassen hatte, wollten schon im März 2007 mehrere rumänische Zeitungen vom angeblichen Interesse des THW Kiel an dem serbischen Kreisläufer erfahren haben. Anfang Februar 2008 schließlich gaben einige serbische Handballportale seine Verpflichtung durch den deutschen Rekordmeister bekannt.

Erste Station Sabac
Metaloplastika Sabac
Metalolplastika Sabac ist der Heimatverein von Milutin Dragicevic.
Klicken Sie für weitere Infos! Metalolplastika Sabac ist der Heimatverein von Milutin Dragicevic.
Sabac liegt rund 60 Kilometer westlich von Belgrad.
Sabac liegt rund 60 Kilometer westlich von Belgrad.
Der Traditionsklub, der in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiert, war in den achtziger Jahren das Maß aller Dinge in Jugoslawien: zwischen 1982 und 1988 kam er siebenmal in Folge zu Meisterehren und gewann darüberhinaus viermal den nationalen Pokal (1980, 1983, 1984, 1986). Die damalige Ausnahmestellung wurde auch international untermauert, als es dem Verein 1985 und 1986 sogar gelang, den Europapokal der Landesmeister in seine Vitrine zu stellen. Dies hatte er bereits 1984 versucht, räumte den THW im Viertelfinale aus dem Weg, unterlag aber im Finale Dukla Prag.
Veselin Vujovic, Jovica Cvetkovic, Mile Isakovic oder Goran Perkovac, inzwischen allesamt längst als Trainer in ganz Europa tätig, trugen einst als Spieler zum Erfolg Metaloplastikas bei. Damals bildeten Spieler aus Sabac den Kern der jugoslawischen Nationalmannschaft, die zunächst 1984 Olympiasieger und zwei Jahre später Weltmeister wurde.
In letzter Zeit spielt Metaloplastika im Kampf um die serbische Meisterschaft nicht mehr die erste Geige. Die abgelaufene Saison beendete man in der 16 Teams umfassenden "Superliga" auf Platz sechs. Auf europäischer Ebene war der Klub in der vergangenen Spielzeit unter der Bezeichnung "Metaloplastika Zorka Keramika" im Challenge Cup am Start, schied aber in Runde 3 aus. Der Halbrechte Vukasin Rajkovic wechselte 2005 aus Sabac in die Bundesliga zu FA Göppingen, setzt seine Karriere ab Sommer allerdings beim FC Kopenhagen fort.
Siehe auch Gegnerdaten Metaloplastika Sabac.
Dragicevic, am 21. April 1983 geboren, erlernte das Einmaleins des Handballs bei Metaloplastika Sabac (gesprochen Schabatz), gut 60 Kilometer westlich von Belgrad.
Wechsel ans Schwarze Meer
Im Sommer 2005 verließ Dragicevic die Stadt an der Sava im Dreiländereck zwischen Bosnien-Herzegowina und Kroatien. Es zog ihn ins östliche Nachbarland Rumänien, wo HCM Constanta auf das damals 22-jährige Talent aufmerksam geworden war. Dort sollte Dragicevic den nach Göppingen gewechselten Silviu Baiceanu ersetzen und erhielt einen Vertrag über zwei Jahre. Er wolle mit Constanta Titel gewinnen und in der Königsklasse spielen, zitierte ihn damals die rumänische Presse.

Am Ufer des Schwarzen Meeres fügte sich der Kreisläufer gleich gut ein und wurde zum besten Spieler der "Liga Nazionala" ausersehen. Da Constanta den Sprung in die Gruppenphase schaffte, und dort auf den THW Kiel traf, überschnitten sich auch erstmals die Wege Dragicevics mit denen der Zebras. Dragicevic erzielte in der Spielzeit 2006/07 ganze 173 Treffer und verabschiedete sich als Dritter der rumänischen Torschützenliste und wertvollster Akteur der Liga nach Dänemark.

Dragicevic nimmt auch Dänemark im Sturm
Im April 2007 war der Jubel in Mitteljütland gleich doppelt groß: der ambitionierte Fusionsklub Bjerringbro/Silkeborg/Voel mit seinem neuen Co-Trainer, Ex-Zebra Nikolaj Jacobsen, gewann nämlich nicht nur das Tauziehen um Lars Krogh Jeppesen vom THW Kiel. Vielmehr gelang ihm fast gleichzeitig die Verpflichtung Dragicevics für drei Jahre. Das Portal "Sportenkort.dk" wollte sogar bereits im Januar 2007 erfahren haben, dass BSV den großen THW im Kampf um den Serben ausgestochen habe.

Der sportliche Leiter Jens Steffensen bezeichnete den serbischen Modelathlet überglücklich als eines der vielversprechechendsten Talente überhaupt auf der Kreisposition und vermutete, Dragicevic könne einer der bestimmenden Gestalten der Liga werden. Er sollte Recht behalten. Schon nach einer einzigen Spielzeit bei Bjerringbro/Silkeborg wurde Dragicevic nämlich auch zum wertvollsten Spieler (MVP) der boomenden dänischen Tele2-Liga gewählt. Er erhielt sage und schreibe 71,7 % der Stimmen und durfte sich zudem über ein Preisgeld von 50.000 Kronen freuen.

Dragicevics schon aus Rumänien bekannter Torhunger setzte sich auch in Jütland fort. Mit 172/0 Toren und einer Wurfausbeute von nahezu 80% setzte der bärenstarke Kreisläufer als Torschützenkönig gleich ein dickes Ausrufezeichen. Aufgrund seiner ausgeprägten Athletik - auf 1,88 Meter Körpergröße verteilen sich 100 Kilogramm - wurde Serbe von den dänischen Fans alsbald mit dem Spitznamen "Hercules" bedacht.

Begehrlichkeiten bei Ciudad Real geweckt
Nicht zuletzt dank seiner guten Leistungen in der Champions-League und seines hervorragenden Einstands in Dänemark war Dragicevic spätestens seit Mai auch in den Suchscheinwerfer von Ciudad Real geraten. Der Topklub aus der Mancha kam gegen den THW jedoch zu spät...

(Von Oliver Schulz)


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