17.10.2008 | Champions League |
Durch den Supercup und sieben Liga-Auftaktsiege in Serie hat der FC Barcelona in der Heimat verlorenes Vertrauen zurückgewonnen. Als neuer Hauptsponsor pumpt der multinationale Lebensmittelkonzern Borges jährlich 400 000 Euro in das Star-Ensemble. Selbst der Ausfall seines Spielmachers Iker Romero, der sich bei den Olympischen Spielen in Peking verletzte, den Ärzten des Nationalteams "falsche Behandlungsmethoden" vorwarf und nun bis Dezember fehlen wird, bringt beim FCB niemanden aus der Ruhe. Grund dafür ist die derzeit sattelfeste Defensive. Viel Lob heimsen hier vor allem die Neuzugänge Magnus Jernemyr und Joachim Boldsen ein. Das schwedisch-dänische Duo hat der in der vergangenen Saison blätterteigähnlich mürben 6:0-Deckung und der einst tödlichen, nun schwächelnden Waffe der Katalanen, dem Tempogegenstoß, neues Leben eingehaucht.
Trotz der bislang weißen Weste der Spanier sind Probleme im Angriff nicht zu übersehen. Der bis zum Jahresende für Iker Romero verpflichtete Tunesier Oualid Ben Amor ("Ich bin verrückt nach Barca"), der aus der Konkursmasse Teka Santanders stammt, zeigte noch nicht die erhofften Auswirkungen. Und auch von den Aktionen Boldsens hatte sich der siebenmalige Champions-League-Gewinner mehr versprochen. Der Ex-Flensburger hat das Positionsspiel Barcelonas zwar variabler gemacht. Romero mit seinem unbändigem Zug zum Tor konnte der Däne bisher jedoch noch nicht gleichwertig ersetzen.
Viel Freude im linken Rückraum bereitet dem FCB hingegen der Däne Mikkel Hansen. Aufgrund seiner Unerfahrenheit fehlt dem 20-Jährigen aber noch die Konstanz. Barca-Trainer Manolo Cadenas und Sportdirektor Enric Masip zeigen sich dieser Tage "sehr zufrieden mit der Mentalität der Spieler, die in jedem Spiel 60 Minuten alles geben". Die Abgänge von Eric Gull und Jerome Fernandez hätten sich positiv auf die Stimmung im Team ausgewirkt. Nicht, dass die beiden extravaganten Charaktere permanent für große Probleme gesorgt hätten, aber Cadenas will einem Flächenbrand mitten in der Saison vorbeugen.
Die beiden Niederlagen des großen Liga-Rivalen, Ciudad Real, haben Barca eine Portion Extra-Moral eingeflößt, in dieser Serie endlich mal wieder Meister zu werden. Nichtsdestotrotz weiß die Mannschaft, dass der Spielplan bis auf den Supercup bisher keine großen Herausforderungen bereithielt. So mutiert der THW Kiel am Sonntag zum idealen Kontrahenten, um die Fähigkeiten des FC Barcelona Borges 2008/2009 vernünftig einzuschätzen.
(von Frank Molter, aus den Kieler Nachrichten vom 17.10.2008)
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