14./15.10.2008 - Letzte Aktualisierung: 15.10.2008 | Bundesliga |
Update #2 | Spielbericht der KN, weitere Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt... |
Erneut eine starke Partie lieferte Kim Andersson. |
Die anfangs sehr offensive 3:2:1-Deckung gab Füchse-Trainer Jörn-Uwe Lommel bereits jetzt auf und stellte auf eine etwas defensivere Abwehrvariante um. Daran lag es aber nicht, dass die Gäste binnen 60 Sekunden zum Ausgleich kamen. Vielmehr scheiterten Kavticnik von außen und Löcgren per Strafwurf aus aussichtsreichen Positionen, während die Kieler Abwehr besonders den 2,07m-Hünen Rico Göde am Kreis nicht in den Griff bekam.
Nikola Karabatic spielte nur im ersten Durchgang und erzielte dort vier Treffer. |
Mit einem Traumtor über Andersson, Kavticnik und Klein zum 11:8 leiteten die Kieler aber ihre erste richtige Drangphase ein. Karabatic, Kavticnik und noch einmal Klein mit einem sehenswert abgeschlossenen Gegenstoß legten nach, und als Andersson mit einem 112km/h-Geschoss das 15:10 markierte, schien der THW bereits vor der Pause auf die Siegerstraße einzubiegen. Indes: Der Halbzeitstand von 19:14 barg die Gefahr, dass die Füchse mit einem Zwischenspurt noch einmal gefährlich herankommen könnten.
Alfred Gislason hatte allen Grund zum Jubeln. |
Thierry Omeyer war der nächste Stammspieler, der sich auf der Bank frühzeitig ausruhen durfte - er machte Platz für einen Andreas Palicka in Galaform, der gleich den ersten Wurf, einen Siebenmeter von Spezialist Wilczynski, entschärfte. Neun weitere Paraden ließ er darauf sogar noch folgen. Im Angriff zauberten die Kieler auch weiterhin bevorzugt auf der rechten Seite. Tolle Zeitz-Kracher, freche Siebenmeter vom sonst auf der Bank ruhenden Kavticnik, sehenswerte Kombinationen. Sensationell, wie Kim Andersson nach einer Palicka-Parade einen weiten Ball rettete, diesen auf Zeitz passte, welcher mit einem blitzschnellen Anspiel auf den am Kreis freigelaufenen Börge Lund das 33:22 vorbereitete.
Dass das Spiel nicht zu einem Debakel für die Hauptstädter verkam, lag besonders an Linkshänder Mark Bult, der alle seine fünf Treffer im zweiten Durchgang erzielte. Und auch an Konzentrationsmängeln der Gastgeber, welche in der Schlussphase vielleicht ein wenig zu oft Zauber-Anspiele an den gut abgedeckten Kreisläufer Anic versuchten. Dennoch dankten die Zuschauer ihrem Verein am Ende für 60 insgesamt überzeugende Minuten, in denen nie ein Zweifel an einem Heimsieg entstanden.
(Sascha Krokowski)
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Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Wir waren gewarnt. Berlin hatte bislang gezeigt, dass es aufwärts geht, nicht nur in Hamburg. Daher war es sehr wichtig, dass wir heute konzentriert zu Werke gehen. Ich freue mich daher, dass wir gut gespielt haben, dass wir gewonnen haben. Aber natürlich hab ich mich ein bisschen geärgert über die Konzentrationsschwächen in der Schlussphase.
Uns war klar, dass wir auf einen hochkonzentrierten THW treffen würden. Den Kielern ist dies eindrucksvoll gelungen. Wir waren läuferisch nicht in der Lage, gegenzuhalten. Zudem hatten wir ein paar kleinere Problemchen: Christian Caillat hat es heute immerhin versucht, Kjetil Strand hatte auch gerade eine Verletzung auskuriert. Aber ich bin vor allem etwas enttäuscht von unserer Defensivleistung.Jetzt bin ich aber froh, dass das Spiel rum ist. Ich wünsche Alfred alles Gute, wenn seine Mannschaft weiter so spielt, wird man hier noch eine Menge Freude haben.
[gegenüber hbl.tv:]
Wir haben es Kiel leicht gemacht. Das ist hier so; wenn diese Dynamik ins Spiel kommt, kann man die eigene Mannschaft nicht mehr einfangen.Man sieht, welche Extraklasse Kiel darstellt. Glückwunsch, der Sieg ist hochverdient. Wenn man hier eine kleine Chance haben will, müssen alle Spieler am Limit spielen, das war heute nicht der Fall.
Abhaken, nach Hause fahren und aufs nächste Spiel vorbereiten. Aber: Ich hoffe, dass sich der eine oder andere Gedanken macht, wie er hier heute aufgetreten ist.
Man hatte diesen Sieg nicht unbedingt erwarten können, nachdem Berlin in Hamburg einen Punkt geholt hatte. Wir waren daher gewarnt, und haben das heute gut nach Hause gespielt.[auf die Frage, warum er immer gute Laune hat:
Jeder Tag in der Sparkassen-Arena macht tierisch Spaß, jeder Trainingstag mit der tollen Truppe macht tierisch Spaß. Das will ich den Fans vermitteln. [Frage: Drammen meinte, der THW wäre deutlich stärker als Barcelona]
Wir denken daran nicht, sondern schauen nur auf uns. Wir werden vor jedem Spiel hervorragend von Alfred Gislason mit Videos vorbereitet, er hat die größte Festplatte der Liga... In Barcelona wird es ein sehr schweres Spiel. Wir brauchen in der Champions League jeden Punkt, es wird eine sehr heiße Partie werden. Auch wenn ich jetzt fünf Euro in das Phrasenschwein werfen muss: Ich habe in Kiel gelernt, nur von Spiel zu Spiel zu schauen.
Ich Kiel ist es sehr sehr schwer, gegen eine der besten Mannschaft zur Zeit. In der ersten Halbzeit lief es besser, da standen wir aggressiv. Aber in der zweiten Halbzeit haben wir den Faden verloren, das geht hier sehr schnell. Beim THW muss man 60 Minuten konzentriert spielen und darf keine Fehler machen, wenn man einen Punkt holen will.[gegenüber den KN:]
Beim HSV haben wir sensationell ein Unentschieden geholt, deshalb bin ich auch nach Kiel nicht gefahren, um nur die Punkte abzugeben. Aber der THW ist viel besser als der HSV, wir hatten keine Chance, das Spiel eng zu machen.
Wegen meines Ellenbogens wollte ich kein Risiko eingehen und habe in der zweiten Halbzeit zugeschaut, als wir manchmal ein bisschen Hurra-Handball gespielt haben. Aber es war viel Tempo im Spiel, unsere Abwehr stand gut, und unsere Torhüter waren sehr gut.
Wir sind gut drauf zur Zeit, und wir arbeiten dran, dass es noch besser wird. Mich freut, dass Alfred mich auch Siebenmeter werfen lässt.
Wir wollten unsere Angriffe lang ausspielen, doch das hat nicht funktioniert. Deshalb haben wir in der Höhe verdient verloren. Der THW ist halt eine Klasse für sich.
Aus den Kieler Nachrichten vom 15.10.2008:
Was der deutsche Rekordmeister zu 95 Prozent auf das Parkett der Sparkassen-Arena zelebrierte, verdiente die Bezeichnung "Hochgeschwindigkeits-Handball par excellence". Von Beginn an gaben die Kieler ein Tempo vor, als gelte es nach einem fiktiven Europapokal-Hinspiel einen zehn Tore Rückstand wettzumachen.
Mitten drin im THW-Strudel rackerte auch trotz seines lädierten linken Arms Nikola Karabatic (THW-Arzt Detlef Brandecker: "Es ist kein Risiko ihn spielen zu lassen"). Nichts ließ sich der Franzose vorne wie hinten anmerken, führte den THW über 4:1 und 7:4 zum 15:10. Bis ihn Berlins Spanier Riviera am gerade genesenen rechten Ellenbogen traf und Karabatic auf Wunsch von THW-Trainer Alfred Gislason Platz für den im Angriff mit Licht und Schatten agierenden Filip Jicha machte. Trotz der ständigen Kieler Führung ließen sich die Gäste nicht entmutigen und suchten ihr Heil meist über den Hünen am Kreis, Rico Göde, der fünfmal traf.
"Wir waren gewarnt von dem Spiel der Füchse in Hamburg. Ich bin froh und stolz, dass wir gewonnen haben. Keiner hat an das Barcelona-Spiel gedacht", sagte Gislason. Ganz offensichtlich vor allem Kim Andersson nicht. Der Linkshänder knüpfte nahtlos an die gute erste Halbzeit von Melsungen an. Entweder setzte der hochkonzentrierte Schwede seine Nebenleute klug in Szene, oder er nahm das Heft des Handelns selbst in die Hand. Sieben Volltreffer versenkte er im Tor der Gäste, in dem Torwart Petr Stochl gut begann, im Laufe der Partie aber nichts mehr zu fassen bekam. Gut für Andersson, der seine tadellose Leistung gelassen quittierte. "Man kann nie sagen, morgen mache ich zehn Tore und übermorgen zwei. Bei uns trifft mal der, dann wieder ein anderer. Das ist das Schöne beim THW."
Nach der beruhigenden 19:14-Halbzeit-Führung erhöhte der THW im zweiten Durchgang nochmals die Schlagzahl und legte beim 25:15 (37.) erstmals einen Zehn-Tore-Vorsprung vor. Gislason ließ sein Personal rotieren. Einen Bruch gab es nicht im Spiel. Christian Zeitz ersetzte den "gnadenlosen" Vollstrecker Kavticnik, traf wie zu besten Zeiten und überraschte mit blinden Anspielen. Zeitweise blitzschnell und zu schnell für die Berliner liefen die Kieler einem Kantersieg entgegen, den auch Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning kommen sah und seiner Mannschaft mit eindeutigen Handbewegungen signalisierte, die eigene Geschwindigkeit zu drosseln.
"Was mich geärgert hat, waren die Unkonzentriertheiten am Ende", bemängelte Gislason dann doch noch. Denn sein Ensemble wurde im Rausch des Abends selbst ein ums andere Mal Opfer seines eigenen Tempos. "Wir dürfen nicht nur rennen, sondern müssen dabei auch den Kopf eingeschaltet lassen", kommentierte Kim Andersson die zerfahrenen Schlussminuten. Einen mit dem Schweden vorgetragenen Kempa-Trick hatte Igor Anic am leeren Tor vorbeigeworfen, außerdem fanden alle fünf Anspiele auf den französischen Kreisläufer ihren Adressaten nicht. An diesem Abend lediglich kosmetische Unreinheiten auf einer ansonsten attraktiven THW-Vorstellung, die viel Hoffnung für Sonntag macht und vom Publikum mit der "La ola"- Welle gefeiert wurde.
(von Frank Molter, aus den Kieler Nachrichten vom 15.10.2008)
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