10./11.12.2008 - Letzte Aktualisierung: 11.12.2008 | Bundesliga |
Update #4 | KN-Bericht, weitere Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt... |
Hauptsache gewonnen: Stefan Lövgren erzielte drei Treffer gegen Nordhorn. |
Die Gäste aus der Grafschaft allerdings versteckten sich nicht und zeigten gleich im ersten Angriff ihr Erfolgskonzept dieser Saison: Holger Glandorf zog im Rückraum die Aufmerksamkeit von gleich zwei Kieler Abwehrspielern auf sich, passte auf den dadurch sträflichst freien Kreisläufer Bjarte Myrhol, welcher zum 0:1 einnetzte. Eine Szene, wie sie die Zuschauer in der Sparkassen-Arena-Kiel noch häufiger zu Gesicht bekommen sollten. Nach dem Ausgleich durch Ahlm nach schönem Anspiel von Karabatic, der erstmals seit langer Zeit wieder von Beginn an auflaufen konnte, brachte Erlend Mamelund die HSG erneut in Front.
Kim Andersson hatte anfangs viele Fehlwürfe, steigerte sich aber im Laufe der Partie. |
Eine schöne Einzelleistung von Spielmacher Kukucka zum 3:5 rüttelte die Gäste aber wach, die Kieler hingegen wirkten seltsam gelähmt, zeigten sich vor dem Nordhorner Tor nicht so kombinationsfreudig wie zuletzt und auch die Anspiele waren teils ungenau. Nordhorn blieb dran und verkürzte den Abstand nach einem unorthodoxen Rückraumhammer von Kukucka zum 8:9 sogar bis auf ein Tor. Stärkster Kieler in dieser Phase war Vid Kavticnik, der mit schönen Treffern von Rechtsaußen, aber auch aus dem Rückraum den THW stets in Front hielt. Nachdem Lundström auf 10:8 erhöhte und Glandorf ein weiteres Mal Myrhol zum 10:9 bediente, warf Lundström den Ball im nächsten Angriff unbedrängt an die Latte, so dass Nordhorn erstmals die Chance hatte, auszugleichen. Der THW konnte sich aber beim gut aufgelegten Thierry Omeyer bedanken, dass dieser den Wurf von Przybecki parierte. Die Achse Lövgren/Ahlm und wenig später Kavticnik per Gegenstoß schraubten dafür das Ergebnis wieder auf 12:9 - Ola Lindgren nahm seine Auszeit.
Eine unschöne Szene zu Ende der ersten Halbzeit: Stojkovic foult Lundström. |
Ola Lindgren brachte zum zweiten Durchgang THW-Schreck Peter Gentzel für den an sich guten Katsigiannis ins Tor. Ein Zeichen, dass der HSG-Trainer sich durchaus noch eine Wende im Spiel vorstellen könnte, dafür aber eine überragende Torhüterleistung benötigte. Das Spiel drohte tatsächlich kippen zu können, als sich Kukucka in Unterzahl einen Strafwurf erkämpfte, den Sprem versenkte, Lövgren ein Stürmerfoul beging und Glandorf bei angezeigtem Zeitspiel endlich seinen ersten Treffer erzielte - plötzlich stand es nur noch 16:14 für die Kieler. Immerhin konnte nun auch der zurückgekehrte Andersson sich endlich mal energisch gegen Mamelund durchsetzen und den ersten THW-Treffer des zweiten Durchgangs erzielen, Glandorf konterte aber per Gegenstoß erneut.
Als Holger Glandorf zu Beginn der zweiten Halbzeit endlich traf, wurde es kurzzeitig noch einmal eng für die Zebras. |
Filip Jicha zeigt es an: Es konnten zwei weitere Punkte auf der Habenseite verbucht werden. |
In der Schlussphase ließen die Abwehrreihen daher die Zügel etwas schleifen und es entwickelte sich noch ein wahrer Torreigen. An diesem beteiligten sich auch Igor Anic mit zwei sehenswerten Treffern auf Kieler Seite und der junge Slowake Csaba Szücs bei den Gästen.
Es war im Endeffekt kein Spiel, von dem man noch lange in Kiel reden wird. Aber das Wichtigste war: Kiel sammelte zwei weitere wichtige Punkte im Kampf um die deutsche Meisterschaft. Ab Donnerstag gilt die Konzentration dann eh schon dem nächsten Heimspiel gegen Kellerkind TuSEM Essen, welches bereits am kommenden Samstag ansteht.
(Sascha Krokowski)
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Wir haben trotz des zwischenzeitlich knappen Ergebnisses heute keine Chance gehabt. Kiel war immer in Führung und hatte immer die passende Antwort parat. Auch wenn wir es geschafft hätten, in Führung zu gehen, bin ich mir sicher, dass der THW in der Lage gewesen wäre, entsprechend zu antworten. Uns ging es heute weniger um das Ergebnis, uns ging es vielmehr darum, wie wir uns präsentieren. Natürlich ist es bitter, das fünfte Spiel in Folge zu verlieren, aber es gab Punkte, in denen wir uns gut verhalten haben. Wir haben versucht, unser eigenes Spiel zu finden, die Abwehr stand bis auf die Probleme mit den Kieler Kreisanspielen in der zweiten Hälfte gut. Kiel ist im Moment einfach cleverer, aber wir können auf unserer heutigen Leistung aufbauen. Überhaupt haben wir das heutige Spiel als Aufbaupartie für unser Heimspiel gegen Flensburg gesehen. Wir wollen uns nach dem Punktabzug, für den ich wenig Verständnis habe, wieder nach oben orientieren.
Ich muss meinem Kollegen in einigen Punkten widersprechen. Für mich war das heute das bisher schwerste Spiel der Saison. Wenn Titi Omeyer nicht bis zur 40. Minute so überragend gehalten hätte, hätten wir noch größere Probleme bekommen. Unser Gegenstoßverhalten war langsamer als sonst, auch im Positionsspiel haben wir nicht so schnell und druckvoll wie zuletzt gespielt. Die HSG hat gut gedeckt, ihre Torhüter waren ebenfalls gut. Hinzu kamen unsere vielen Fehler - das Spiel war enger, als es das Ergebnis aussagt. Nordhorn ist eben eine Spitzenmannschaft, auch wenn die Tabelle das nach dem Punktabzug so nicht aussagt. Wir nehmen das Spiel als Warnung, dass wir weiter konzentriert arbeiten müssen.[Zu Nikola Karabatic:]
Ihm fehlt Spielpraxis, aber in den letzten Tagen wurde er besser und besser. Aber auch ein Welthandballer braucht nach solch einer Verletzung Zeit, wieder reinzukommen.
Heute war ein bisschen Sand im Getriebe. Das Spiel war schwerer, als es das Ergebnis letztlich aussagt. Man muss ganz deutlich sagen, dass wir dank Titi die meiste Zeit in Führung lagen. Das Spiel heute hat verdeutlicht, dass wir eben nicht in einer anderen Liga spielen, wie uns alle weismachen wollen. Die, die das sagen, wollen uns nur in Sicherheit wiegen. In der Rückrunde haben wir noch viele schwere Auswärtspartien. Wir müssen uns alles erkämpfen und erarbeiten. Sicherlich haben wir eine gute Ausgangsposition. Die gilt es jetzt, bis zur WM-Pause zu verteidigen. Dann werden die Karten neu gemischt, auch wenn ich für diesen Spruch drei Euro ins Phrasenschwein zahlen muss (lacht).[Zu möglichen Verträgen:]
Der Dezember ist noch lang. Warten wir doch ab, was alles noch passiert. Eines kann ich versprechen: Es wird noch was passieren.
Im Vergleich zum Spiel gegen Göppingen haben wir heute einen Schritt nach vorne gemacht und können mit Zuversicht auf das Spiel gegen Flensburg schauen. Am Sonnabend gehen wir mit 100 Prozent in die Partie rein.[Zu den Schwierigkeiten in Nordhorn:]
Die letzten Monate waren nicht so einfach, aber jetzt sind wir auf einem guten Weg.[auf die Frage, was Ola Lindgren zur Mannschaft nach den vier Niederlagen in Folge gesagt hat:]
Lindgren hat ganz ruhige Worte gefunden. Es hilft nichts, in solch einer Situation auch noch auf die Spieler einzuschlagen.
[auf die Frage, woher er soviel Energie nimmt, dass er fast immer 60 Minuten durchspielen kann:]
Ich schlafe viel, spiele gerne Handball, mache alles für den Handball, daher spiele ich auch gerne 60 Minuten...Heute haben wir von Anfang nicht so gut gespielt, waren nicht mit 100 Prozent bei der Sache. In der Abwehr standen wir nicht gut, haben aber gekämpft. In der zweiten Halbzeit waren wir dann besser, haben die zweite Welle gut gespielt.
Momentan spielen wir richtig gut - von heute einmal abgesehen -, sind richtig konstant. Die anderen Mannschaften müssen richtig gegen uns kämpfen, einen oder zwei Punkte zu holen.
[Zur Vertragsverlängerung von Kim Andersson:]
Wichtig ist, dass Kim hier glücklich ist. Sicher ist es auch schön, in Spanien zu spielen, aber hier haben wir eine super Stimmung und Kim ist sehr wichtig für die Mannschaft.
Heute waren die Beine irgendwie schwer, ich bin nie richtig in Schwung gekommen. Das war sowieso ein komisches Spiel. Wichtig ist aber die Erkenntnis, dass wir auch so ein Spiel, in dem es nicht so gut klappt, klar mit sieben Toren gewonnen haben. Das zeichnet diese Mannschaft aus.
Der Punktabzug und die Unruhen wegen der finanziellen Lage haben bei uns schon auf die Stimmung geschlagen. Aber wir müssen das vergessen, wir haben eine gute Mannschaft. Das Geld fließt wieder völlig normal, uns fehlt nur ein Sieg.
Aus den Kieler Nachrichten vom 11.12.2008:
Eine besser als in den letzten Spielen auftretende und durch die elegante Spielweise ihres Regisseurs Peter Kukucka enorm beflügelte HSG Nordhorn-Lingen war nicht gut genug für einen THW, der im Angriff ungewohnte Fehler offenbarte. Die Kieler Deckung - zunächst mit Marcus Ahlm und Nikola Karabatic, später mit Ahlm und Filip Jicha im Mittelblock - hatte nur wenig Mühe mit blassen Nordhorner Außen und einem neben Kukucka nur wenig explosiven Rückraum. Der Norweger Erlend Mamelund stand phasenweise neben sich, wurde früh durch Piotr Przybecki ersetzt. Die Visitenkarte Holger Glandorfs auf Halbrechts wird den National-Linkshänder auf dem Wunschzettel von THW-Manager Uwe Schwenker nicht weiter nach oben katapultiert haben. Bei 14 Wurfversuchen traf der 25-Jährige insgesamt nur dreimal, fiel durch krude Aktionen und Fehlpässe auf und wurde zwischenzeitlich durch Steffen Weinhold ersetzt. "Wir hatten viel Pech, auch mit Holztreffern. Insgesamt waren wir besser als in den letzten Spielen, haben aber zu viele Fehler gemacht", urteilte der von vielen Vereinen Umworbene später.
Das 14:16 (32.) und 15:17 (34.) waren Glandorfs erste Treffer, als die HSG zum letzten Mal in bedrohliche Nähe eines Ausgleichs kam. "Im Gegenstoß und im Angriff waren wir langsamer als gewohnt", sagte THW-Trainer Alfred Gislason. Der Isländer sah "das schwerste Spiel der Saison", in dem seine Akteure mit einem Zwischenspurt bis zum 25:18 (46.) die Entscheidung erzwangen. Das 25:18, ein Tempogegenstoß von Kim Andersson mit einem zuckersüßen Rückhand-Wurf, nach dem der Schwede zuerst den KN-Fotografen unter sich begrub und danach im Ballnetz zappelte wie ein jubilierender Fisch.
Bis zum 30:22 (53.) durch den starken Marcus Ahlm am Kreis (nach einem traumhaften Anspiel von Christian Zeitz) war die Nordhorner Gegenwehr gebrochen. Gislason nutzte die Gelegenheit zum Wechseln, brachte Andreas Palicka für Thierry Omeyer (Gislason: "Hätte Omeyer nicht so gut gehalten, wäre es enger geworden"), Igor Anic für Ahlm. Die Zuschauer feierten jede Durchsage des Hallensprechers: Stefan Lövgrens 80., Vid Kavticniks 75., Filip Jichas 70. und Ahlms 60. Saisontreffer, Nikola Karabatics wuchtige Ausrufezeichen, gelungene Abwehraktionen und zu guter Letzt ein tolles 35:28 durch Igor Anic, der jede einzelne Minute auf dem Feld mit ansteigender Form an seinen Coach zurückzahlt. Am Ende eines Spiels, in dem der Sieg der "Zebras" nie in Gefahr zu geraten schien, strahlten die Kieler Protagonisten. Und auch wenn es schon schönere Spiele in der Sparkassen-Arena gegeben hat, taten die 60 Minuten nur einem weh - dem Ball.
(von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 11.12.2008)
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