01./02.04.2009 - Letzte Aktualisierung: 02.04.2009 | Bundesliga |
Update #2 | KN-Spielbericht, weitere Stimmen und Spielbericht ergänzt ... |
Nach 164 Tagen Verletzungspause zurück auf dem Feld: Börge Lund. |
Der THW begann mit zwei Kreisläufern: Marcus Ahlm und Igor Anic (Foto). |
Doch diese Angriffsvariante wollte absolut nicht zünden: Fast alle Kreisanspiele konnten die aufmerksame Göppinger Deckungsspieler unterbinden, Würfe von Zeitz, Jicha und Anic entweder geblockt oder vom stark beginnenden Tahirovic entschärft werden. Die Gastgeber warteten clever auf die Fehler der Kieler, nutzten sie aber nicht konsequent aus. Als die Anzeigetafel nach fünfeinhalb Spielminuten ein 4:0 für Frisch Auf durch zwei Gegenstöße Opreas und zwei Kreistreffer Späths anzeigte, verschwieg sie doch, dass Schweickardt und Oprea bereits jeweils einen Strafwurf vergeigt hatten.
Christian Zeitz hielt den THW mit seinen Treffern anfangs im Spiel. |
Dragos Oprea war überall zu finden und erzielte zehn Treffer für Frisch Auf. |
Frisch Auf hatte in dieser Phase Glück, dass ein Verlegenheitswurf Horaks von aufmerksamen Abwehrhänden unhaltbar in Omeyers Tor landete und dass Schweickardt mit einer feinen Einzelleistung das 13:13 markieren konnte. Die Zebras jedoch hatten längst die eigene Spielfreude im Angriffsspiel wiederentdeckt: Klein mit einem unglaublichen Rückraumhammer und per Gegenstoß, platzierte Sprungwürfe von Jicha und Andersson - Tahirovic konnte nun keine Bälle mehr parieren, der THW zog auf 16:13 davon. Nur wegen einiger Unaufmerksamkeiten der Kieler konnte Frisch Auf noch bis zum Pausenpfiff wieder etwas verkürzen.
Vid Kavticnik war einmal mehr die Zuverlässigkeit in Person vom Siebenmeterpunkt. |
Kim Andersson erzielte sechs Treffer, davon drei in der entscheidenden Phase zu Beginn der zweiten Halbzeit. |
Nationalspieler Manuel Späth erzielte sechs Treffer. |
Letztlich kamen die Kieler auch ohne den geschonten Nikola Karabatic zu einem souveränen Erfolg bei der "Mannschaft der Stunde", wobei Alfred Gislason sogar auch allen anderen Schlüsselspielern eine Menge Ruhepausen gönnen, Börge Lund wieder Spielpraxis geben und mehrere Angriffs- und Abwehrformationen - ob nun erfolgreich oder nicht - testen konnte. Dennoch: Gegen den kroatischen Meister RK Zagreb wartet am Samstag ein ganz anderes Kaliber und eine Partie, die womöglich bis in die letzte Minute auf des Messers Schneide stehen wird.
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Ein Riesenkompliment an meine Mannschaft, sie hat heute einen Riesencharakter gezeigt. Wir haben am Anfang schlecht ins Spiel gefunden, aber Titi hat uns mit seinen gehaltenen Siebenmetern und anderen Paraden im Spiel gehalten. Danach hat sich unsere Deckung gefangen, welche durch Börge stabiler wurde. Es ist schön, hier gewonnen zu haben, denn Göppingen hatte zuletzt einen großen Lauf und wir hatten großen Respekt vor unserem Gegner.[zu Nikola Karabatic:]
Ich hatte schon vor dem Spiel entschieden, ihn nur in allergrößter Not einzusetzen und hier notfalls sogar eine Niederlage zu riskieren. Es ist wichtig, dass Nikola am Samstag gegen Zagreb spielen kann.[gegenüber dem DSF:]
Es war sehr schwer in den ersten 15 Minuten. Ich wollte ein paar Dinge probieren, das ging in die Hose. Göppingen hat sehr gut Druck gemacht, aber wir haben dann immer besser ins Spiel gefunden. Riesenkompliment an die Mannschaft, ich habe - bis auf Karabatic - ja fast alle eingesetzt, sie hat richtig gut gespielt gegen einen schweren Gegner, der zuletzt einen super Lauf hatte. Es war sehr wichtig, sich heute nicht hängen zu lassen und sich auf dieses Spiel zu konzentrieren und nicht schon mit dem Kopf im Spiel gegen Zagreb zu sein. In Zagreb hätten wir mit fünf Toren gewinnen müssen, das wird zu Hause aber noch eine ganz schwere Partie, Zagreb ist eine abgezockte Mannschaft.Börge Lund hat unglaublich gearbeitet, um so schnell wieder zurück zu sein. Es hat heute überragend in der Abwehr gespielt. Ich habe mir zwischenzeitlich etwas Sorgen um ihn gemacht, weil er auch wieder leicht humpelte, aber er signalisierte, dass alles ok ist. Ich habe mich total gefreut, dass er endlich wieder da ist.
Wir hatten einen guten Lauf in den ersten Minuten, aber die verworfenen Siebenmeter haben uns alles kaputt gemacht. Wir müssen das Spiel jetzt schnell abhaken und uns nun voll und ganz auf Großwallstadt konzentrieren.
Wir haben gut gespielt, aber durch den enormen Kräfteverschleiß konnten wir nicht über 60 Minuten mithalten.
Wir sind gut in die Partie gestartet, führten mit 4:0, auch zur Halbzeit sah es mit zwei Toren Rückstand noch ganz ordentlich aus, aber dann hat der THW die zweite Halbzeit klar gewonnen. Kiel ist auf jeder Position doppelt besetzt und kann das Tempo über 60 Minuten gehen. Uns ist in der zweiten Halbzeit etwas die Kraft ausgegangen. Nun gilt die volle Konzentration dem Spiel gegen Großwallstadt am Samstag.
Souverän! Das habe ich mir hier schwerer vorgestellt.
Wir haben zu viele technische Fehler gemacht. Ich bin enttäuscht, denn wir wollten gewinnen.
Am Anfang haben wir zu viele leichte Fehler gemacht. Unsere Abwehr war danach sehr stark.
Wir haben Göppingen überrascht. Müde waren nicht wir, müde waren am Ende die. Mit Börge haben wir eine Alternative mehr.
Ich hatte das Gefühl vergessen, das man hat, wenn man ein Tor geworfen hat.
Aus den Kieler Nachrichten vom 02.04.2009:
Nach der Partie, die Göppingens Trainer Velimir Petkovic zur "Jahrhundertchance" stilisiert hatte, blicken die Kieler nun auf phänomenale 51:1 Punkte. Jahrhundertchance, Spiel der Spiele - der Hallensprecher in der ausverkauften Porsche-Arena schreckte auch nicht davor zurück, den Zuschauern den großen Traum von der Champions League bei den Baden-Württembergern schmackhaft zu machen. Dazu spielte er als Untermalung Bruce Springsteens "Working On A Dream". Nicht wissend, dass die ganze Schinderei der Göppinger am Ende doch nichts Traumhaftes bewirken sollte.
Zunächst regierte in der schmucken Arena jedoch nur der "eingemietete" Gastgeber, der sich auf 4:0 (6.) und 6:2 (8.) davon-"trickste". Immer wieder tauchte der rotzfreche Linksaußen Dragos Oprea, mit zehn Treffern bester Schütze des Tages, auch am Kreis auf, düpierte die Kieler Deckung. Im Angriff probte Alfred Gislason zunächst die Taktik mit zwei weit auseinander stehenden Kreisläufern. Doch das ging gründlich in die Hose.
Gislasons erste Reaktion auf ein hartes, aber faires, ein schnelles und doch zähes Spiel: Er verhalf Börge Lund schon nach elf Minuten zu seinem Comeback nach fünfeinhalbmonatiger Verletzungspause. Aus dieser Randnotiz erwuchs schnell der Schlüssel zum Sieg. Lund schob, hielt, klammerte, antizipierte und forcierte in der Deckung, als sei er nie weg gewesen. "Beeindruckend" fand das sein Coach. "Wir brauchen Börge", sagt Thierry Omeyer, der sich hinter Lund und dem Rest der Deckung in gewohnt grandiose "Titi"-Form spielte. Lund selbst zeigte sich gelöst und glücklich, ohne viele Worte dafür zu finden: "Ich konnte der Mannschaft helfen plus zwei Punkte plus ein Tor. Ich bin super zufrieden." Besonders gefreut haben wird sich am Fernsehschirm sicher auch Freundin Tone über die Leistung ihres "Barbarossa", denn nach seiner Rückkehr aufs Parkett hat Lund sich seinen fünfeinhalb Monate sprießenden Rotbart noch in der Kabine abrasiert.
In etwa so, wie der 30-jährige Norweger und seine Nebenleute in der zweiten Halbzeit den Gegner stutzten. Noch vor der Pause hatte Christian Zeitz dem Spiel positive wie negative Impulse verliehen - unkonventionell, ungestüm, ein bisschen verrückt wie gehabt. Er traf und traf nicht. Sein 12:11 (25.) bedeutete die erste Kieler Führung überhaupt, das 17:17 (32.) den letzten FA-Ausgleich, ehe Gislasons "Unbesiegbare" auf 26:19 (42.) davonzogen. Stefan Lövgren zog jetzt wieder die Fäden, der zwischenzeitlich von Kim Andersson abgelöst worden war. Und auf Seiten der Göppinger stand Jaliesky Garcia im Rückraum symbolisch für den Kräfte- und Qualitätsverfall der ambitionierten Frisch-Auf-Akteure. Lunds Comeback-Tor zum 28:21 (46.) läutete die Kür ein, ein Katz-und-Maus-Spiel mit beliebigen Tempowechseln, Aktionen über erste und zweite Welle, verteilt auf alle Schultern. Alfred Gislason, der seinen Spielern heute nach der Heimkehr trainingsfrei (und Zagreb-DVDs als Hausaufgaben) gibt, weiß: "Meine Mannschaft glaubt einfach nicht, dass sie noch verlieren kann."
(von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 02.04.2009)
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