Ein harter Brocken wartet am kommenden Mittwoch im
Achtelfinale des DHB-Pokals
auf die Kieler: Mit Frisch Auf Göppingen empfangen sie das Überraschungsteam
dieser Saison. Anwurf in der Sparkassen-Arena ist um 20.15 Uhr, hbl.tv überträgt
das Spiel. Aber Sie haben auch die Chance, live dabei zu sein, denn es gibt noch
Tickets in allen Kategorien zwischen je 7,50 und 28 Euro (siehe
Extra-Bericht).
"Bisher sind für das Spiel 6.000 Karten verkauft worden", hofft
Uwe Schwenker auf noch größere Unterstützung der Fans für die Zebras.
"Das wird ein gahz hartes Spiel am Mittwoch, wir brauchen die Hilfe der Zuschauer", weiß der THW-Geschäftsführer um die
Stärke der Süddeutschen. Denn wenn man die positiven Überraschungen
dieser Spielzeit aufzählt, wird Frisch Auf Göppingen
wohl immer zu den erstgenannten Vereinen gehören.
Denn nach einem blitzsauberen Start und vier
zum Teil klaren Erfolgen stand der Traditionsverein
von Trainer-Fuchs Velimir Petkovic urplötzlich
an der Spitze der Tabelle. Eine Momentaufnahme,
die inzwischen zwar wieder revidiert werden musste,
dennoch setzte FAG mit dem bisher ausgezeichneten
Abschneiden in dieser Spielzeit nicht nur
ein Ausrufezeichen in der von Krisen gebeutelten
TOYOTA Handball-Bundesliga: Göppingen behauptet
sich im oberen Drittel der Tabelle.
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Trainer-Fuchs Velimir Petkovic hat erneut eine schlagkräftige Truppe zusammengestellt.
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Einen unnötigen Ausrutscher erlaubte sich der Altmeister dabei
eigentlich nur gegen die hinter ihm platzierten Füchse aus
Berlin. Ansonsten holte Frisch Auf Punkt um Punkt - lediglich
gegen die Topteams der Liga und die vor der Saison
hoch eingeschätzten Löwen aus Mannheim ließ FAG Federn.
Ein Remis gegen die Löwen, das vermeidbare 23:27 gegen
die Füchse nach deutlicher Halbzeitführung sowie die
Auswärts-Niederlagen bei den Topteams in Hamburg,
Magdeburg, Lemgo und Flensburg: Mehr ließen die Göppinger
in dieser Spielzeit noch nicht zu (siehe auch
Kurve Göppingen).
"Ich will nicht
euphorisch werden, ich habe nur die Hoffnung, dass
wir besser als letztes Jahr abschneiden", trat
Petkovic zwar schon früh auf die Euphoriebremse,
steckte aber gleichzeitig ein neues Ziel für
diese Saison fest. Vor der Spielzeit hatte man
noch Platz acht in der TOYOTA Handball-Bundesliga
anvisiert - nun schnuppern die Göppinger als
Tabellen-Sechster sogar an den Europapokalplätzen,
und FAG kann mit dem Pfund wuchern, in der Rückrunde
mit Heimspielen die Spitzenklubs noch ordentlich
zu ärgern.
Doch anders als geplant, wird Göppingen auch
in der Rückrunde nicht wieder auf die heiße Atmosphäre
der von den Fans "Hölle Süd" getauften Hohenstaufenhalle
zurückgreifen können. Die sollte an sich bis zum
Jahresende zur modernen "EWS-Arena" ausgebaut
werden - und eigentlich Anfang März den
Göppingern wieder als Heimspielort zur Verfügung
stehen. Doch der Ausbau verzögerte sich mehr
als einmal - nun soll die Halle erst im
Sommer 2009 in Betrieb gehen. Für FAG
bedeutete dies, in der aktuellen Saison
nicht ein Spiel auf heimischem Terrain
austragen zu können. Ein Unding, waren
mit dem Umzug in die Stuttgarter Porsche-Arena
doch immense Kosten und viel Geduld der Fans
verbunden. Besonders prekär: Ausgerechnet
für die Rückspiele gegen Lemgo und Kiel ist
in Stuttgart keine der großen Hallen frei.
"Dass ausgerechnet diese beiden Gegner der
Austragung auf dem Göppinger Marktplatz
zustimmen, ist nicht vorstellbar", beschwerte
man sich in einer Pressemeldung über die
Bauverzögerung und die mangelnde Kommunikation
zwischen den Bauträgern und dem Handballklub.
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Dienstältester Göppinger und bester FAG-Bundesliga-Torschütze: Dragos Oprea.
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Während es im - nicht vom Verein zu verantwortenden - Umfeld
also hakt, überrascht die rasante sportliche
Entwicklung des Göppinger Teams auch die
sogenannten Handball-Experten. Schließlich
hatte Frisch Auf doch vor der Saison mit
dem Torhüter-Titan Martin Galia seine wohl
schillerndste Spielerpersönlichkeit nach
einem langen- Transferpoker, in dem die
Süddeutschen zunächst die irre Summe von
einer Million Euro als Ablöse forderten,
an den TBV Lemgo abgeben müssen. Da
mit Michal Shejbal (zum inzwischen insolventen
TuSEM Essen) auch der etatmäßige zweite Torhüter
den Verein verließ, musste sich Petkovic
auf die Suche nach einem neuen Gespann zwischen
den Pfosten machen. Von Absteiger Wilhelmshaven
kam der polnische Nationaltorhüter Adam Weiner,
aus Slowenien wechselte Enid Tahirovic
nach Göppingen - ein doppelter Glücksgriff.
Mit durchschnittlich 40 Prozent gehaltener
Bälle steht Tahirovic auf Platz sechs der
Bundesliga-Torhüter-Statistik, Kollege Weiner
ist immer dann zur Stelle, wenn die etatmäßige
Nummer eins im Tor eine Pause braucht (siehe auch
Gegnerkader Göppingen).
Auch der rechte Rückraumspieler Rars Jurca, der von den
schweizer Kadetten aus Schaffhausen kam, hat sich
gut in das funktionierende System aus alten
Hasen und jungen Talenten integriert, in dem Linksaußen
Dragos Oprea als dienstältester Göppinger mit
bisher 74 erzielten Toren erfolgreichster Bundesliga-Torschütze
ist. Ein Beleg für die gute Nachwuchsarbeit der
Göppinger war zuletzt das Länderspiel-Debüt
von Kreisläufer Manuel Späth. Heiner Brand lobte
nach dessen zwei Toren gegen Island den 23-jähigen
2,02-Meter-Riesen: "Manuel Späth hatte ein paar
schöne Szenen, er ist ein Mann mit Perspektive."
Knapp 18 Jahre liegen seit der letzten Heim-Niederlage des THW Kiel
im DHB-Pokal und dem Spitzenspiel des
Achtelfinales am Mittwoch:
Eine unglaubliche Serie von 22 Pokalheimspielen oder 6600 Tagen ohne Verlst in
eigener Halle gilt es am Mittwoch zu verteidigen. Es winkt das
Viertelfinale, nur noch zwei Spiele sind es
bis zum
Final Four in der Hamburger ColorLine-Arena.
Doch ein leichter Gang wird das Mittwoch Abend für die Zebras nicht.
Auch, weil am kommenden Sonnabend das heiße Derby bei der
SG Flensburg-Handewitt ansteht. "Unsere volle Konzentration
ist auf das Göppingen-Spiel gerichtet", sagt
Alfred Gislason. "Göppingen
ist eine richtig gute Mannschaft, die überragend
in die Saison gestartet ist", mahnt Kiels Trainer zur
Vorsicht. Er erwartet einen starken Deckungsverband
und gute Einzelspieler. "Die beiden Spiele gegen
Göppingen werden sehr hart", glaubt
Gislason
an einen heißen Kampf: "Göppingen ist sehr gefährlich." Das Positive
an dem Göppingen-Doppelpack mit dem Bundesliga-Spiel am 23.12. sei,
so
Vid Kavticnik, dass man beide
Spiele zu Hause absolvieren dürfe. "Das nimmt ein wenig Stress." Natürlich
sei das Pokal-Spiel etwas Besonderes. "Wir wollen zum
Final Four
und möglichst den Pokal wieder mit nach Kiel bringen", steckt sich
der Kieler Rechtsaußen ein großes Ziel. "Beide Spiele gegen
Göppingen sind immens wichtig", findet auch
Filip Jicha - in
der Bundesliga brauche man jeden Punkt. "Und im Pokal
wollen wir natürlich auch weiterkommen."
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Jaliesky Garcia gehört zu den Routniers des kommenden THW-Gegners.
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Für das Spiel am Mittwoch qualifizierte sich Göppingen mit Siegen beim TV 05/07 Hüttenberg
und bei der HG Oftersheim-Schwetzingen. Bisher trafen der THW und der elfmalige
Meister aus Süddeutschland im Pokal zweimal aufeinander - beide
Male konnten die Kieler diese Partie für sich entscheiden. 1986 gewannen die
Schleswig-Holsteiner in Göppingen mit 29:28 nach Verlängerung. Und auch
2005 siegten die Zebras im Final-Four-Halbfinale
hauchdünn mit
31:30, wobei
Johan Pettersson seine
Farben mit elf Toren in Richtung Finale warf. Insgesamt gab es bisher 40 Begegnungen zwischen den
Traditionsteams, der THW führt in der Statistik mit 29 Erfolgen bei zwei Unentschieden und neun
Niederlagen. Das letzte Mal verloren die Zebras am
06.10.2004 mit 30:31 gegen
Göppingen - allerdings auswärts (siehe auch
Gegnerdaten Göppingen).
Schiedsrichter der Partie am Mittwoch sind
Hagen Becker und Axel Hack (Halberstadt).
Die komplette Pokal-Übersicht finden Sie unter DHB-Pokal, 4. Runde.
(Christian Robohm)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Lesen Sie bitte auch den Vorbericht der Kieler Nachrichten.
Aus den Kieler Nachrichten vom 17.12.2008:
Pokal-Los THW wie eine Strafe Gottes
"Zebras" im Achtelfinale gegen Göppingen
Kiel - Heimspiele im DHB-Pokal
finden ungefähr so oft statt wie Sex in einer
eingeschlafenen Ehe - so zwei- bis dreimal pro Jahr.
Das relativiert den Superrekord von Handballmeister
THW Kiel. Die "Zebras" sind nämlich in der
Kategorie Pokal-Heimsiege seit 6600 Tagen oder im 18.
Jahr ungeschlagen. FA Göppingen macht sich heute
ans Werk, die heile THW-Welt im Achtelfinale
zum Einsturz zu bringen. Anwurf ist um 20.15 Uhr in
der Sparkassen-Arena.
Lange Zeit hatten die Kieler schwer an ihrem letzten Pokal-Heimdesaster zu schlucken.
Am 6. Februar 1991 kamen Wislander, Krieter,
Schwenker und Co. beim 15:25 (Halbzeit: 3:10) gegen
Essen gewaltig unter die Räder.
Dieser Schock hatte nachhaltige Wirkungen - siehe Rekordbilanz. Torjäger
Uwe Schwenker, damals Nationalspieler und "Zebra"-
Linksaußen, brachte es selbst nur auf einen verwandelten
Siebenmeter. "Ich kann mich an nichts erinnern", schmunzelt
der heute 49-Jährige, der als THW-Manager weit mehr
Triumphe feiert.
Das Spiel gegen Göppingen müsse seine Mannschaft sehr
ernst nehmen, warnt Schwenker: "Wir wollen unbedingt
ins Final Four nach Hamburg, dafür brauchen wir den Sieg
über Göppingen, dann fehlt nur noch ein Schritt. Deswegen
baue ich auch auf die Hilfe der Zuschauer." 6500 Tickets
sind bisher "nur" an Mann und Frau gebracht.
Schwenker rechnet trotzdem
mit einer fast ausverkauften Halle. "Göppingen ist ein
starker Gegner, außerdem kommen endlich jene Fans
zum Zug, die nur selten Gelegenheit haben, den THW zu
sehen."
Frisch-Auf-Trainer Velimir Petkovic ist dagegen wenig
begeistert, heute Abend auf den THW zu treffen. "Da liegen
sieben Zweitligisten im Lostopf und dann bekommen wir Kiel in Kiel. Das ist wie eine
Strafe Gottes", ärgert sich der engagierte Coach. Nur ein
Wunder könne seine Mannschaft in die nächste Runde
hieven. Allerdings, so schränkt er ein, "in Punktspielen
habe ich sowohl mit Wetzlar als auch mit Göppingen
schon für Überraschungen beim THW gesorgt". Das
Wunder, so Petkovic, falle heute aber besonders schwer,
"weil mit Garcia, Horak und Manojlovic drei wichtige
Rückraumspieler verletzt ausfallen".
Velimir Petkovic ist das Stehaufmännchen der Bundesliga-Trainergilde.
Der 52-jährige Bosnier kämpfte sechs
Jahre in Wetzlar und seit 2004 in Göppingen stets gegen
Konkurrenz, die finanziell besser ausgestattet war. So
zog er oft Talente heran, um sie später an große Klubs zu
verlieren. "Und ich muss immer noch Lust haben, mit jungen
Leuten zu arbeiten, mir bleibt keine Wahl", bemerkt
er mit ironischem Unterton. Erfolg hat er trotzdem. Auch
das aktuelle Göppinger Team ist eine Auswahl ohne große
Stars, musste zuletzt sogar seine beiden Spitzentorleute
Martin Galia (Lemgo) und Michal Shejbal (Essen) abgeben
- und hält mit Platz sechs trotzdem beharrlich Kontakt
zur Bundesliga-Spitze. Wie das geht? "Handball ist
Mannschaftssport", sagt der FA-Trainer, "das ist der
Schwerpunkt unserer Arbeit". Und wie ist ein Sieg
Kiel möglich? "Um den THW zu schlagen, musst du richtig
gut spielen und Kiel einen schlechten Tag haben. Meistens",
so Petkovic, "reicht aber auch das nicht aus".
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 17.12.2008)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
THW Kiel - Frisch Auf Göppingen:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
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TV: hbl.tv:
Mi., ab 20.00 Uhr: THW Kiel - FA Göppingen live aus Kiel
-
Radio: NDR 1 Welle Nord:
Mi., ab 20.15: Liveeinblendungen THW Kiel - FA Göppingen
(Einblendungen um 20.30 Uhr, 21.00 Uhr,
21.30 Uhr und in der Schlussphase gegen 21.45 Uhr; Nachberichte und Stimmen der Beteiligten
um 22 Uhr und am nächsten Morgen; Reporter ist Rudi Dautwitz)
Tip: Welle Nord kann man auch im Internet live hören!
- Internet: Eine Übersicht über verschiedene Live-Ticker finden Sie auf unserer
Live-Ticker-Seite.