10.09.2009 | Mannschaft |
Roland Breitenberger. |
Wahrscheinlich würden die Spieler auch die Wasserkisten für ihn tragen, sollte er eines Tages nicht mehr können. Als seine Frau Ruth jüngst ihren 50. Geburtstag feierte, verriet ihr Kreisläufer Igor Anic, dass "Rolli" für ihn eine Art Opa sei. Eine Vaterfigur, aber eine nicht so strenge, ein Opa eben.
THW-Kapitän Marcus Ahlm: |
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"Leute wie er tragen einen Verein. Schön, dass es im Profisport auch einen Menschen wie ihn gibt. Er kümmert sich um die kleinen Dinge, die so unglaublich wichtig sind und ist immer für ein Gespräch zu haben - ob im Ernst oder im Spaß." |
THW-Trainer Alfred Gislason: |
"Er ist für den THW inzwischen eine feste Einrichtung, ein echtes Urgestein. Es ist wichtig, dass es ihn gibt." |
Ex-Zebra Viktor Szilagyi: |
"Wenn wir gegen Kiel spielen, freue ich mich immer besonders, Marcus Ahlm und Rolli zu treffen. Ein ewig Junggebliebener, der auch noch Kontakt zu Spielern hält, die nicht mehr beim THW spielen." |
Der Rentner blickt auf ein bewegtes Leben zurück. Er machte eine Lehre als Werkzeugmacher, arbeitete als Polizeiwachtmeister in der schwäbischen 6000-Seelen-Gemeinde Güglingen ("da gab es nur den Chef und mich"), um dann Detektiv in einem Warenhaus zu werden. "Die Bezahlung war besser, die Dienstzeiten bei den damaligen Ladenöffnungszeiten noch entspannter und in einer Uniform habe ich mich nie wohlgefühlt."
36 Jahre arbeitete Breitenberger als Detektiv, schnappte schätzungsweise 6000 Diebe und lief sich den Rücken kaputt. "Ich habe einmal mit einem Schrittzähler abgemessen, wie viele Kilometer ich jeden Tag gelaufen bin - es waren zwölf."
Als Detektiv mit einer feinen Nase fiel er eines Tages Rolf Körting auf, Warenhauschef von plaza Kiel und Mitglied im THW-Beirat. Er holte ihn im Oktober 1979 als Detektiv nach Kiel, drei Jahre später vermittelte er den leidenschaftlichen THW-Fan als Betreuer. Seine bitterste Niederlage? Da muss "Rolli" nicht lange überlegen, "Als wir 2000 das Finale in Barcelona verloren haben, heulten in der Kabine alle wie die Schlosshunde. Ich auch."
Breitenberger, der selbst als A-Jugendlicher in der nordbadischen Auswahl den Kreisläufer gab, ist keiner, der sich mit den Siegern sonnt. "Die stehen zu Recht im Rampenlicht, ich will da gar nicht hin."
Er kümmert sich lieber um die Dinge, die keiner sieht. Um Trikots, Wasser und seitdem die Cola bei den "Zebras" wieder salonfähig ist, auch um die. 48 Dosen Cola an einem Sonntag? Kein Problem für Breitenberger, der dann die Kieler Tankstellen abklappert. Im friesischen Varel/Obenstrohe hatte er im vergangenen Jahr bereits die Weichen gestellt, um die Spieler diesmal im Trainingslager mit Cola versorgen zu können. Pech für ihn, dass der THW seine Pläne ändern musste, weil das Hotel Insolvenz anmeldete.
Wenn es sein muss, riskiert er für die Spieler sogar seine Gesundheit. So geschehen im Jahr 2000 in Zagreb, als er bei einem Bankett für Michael Menzel Zigaretten bestellte. Der Rechtsaußen wollte verhindern, dass Noka Serdarusic, der neben ihm saß, von seiner Sucht erfuhr. Als die Kellnerin die Schachtel brachte und der THW-Trainer die Stirn runzelte, schnappte sich Breitenberger gedankenschnell eine Zigarette. "Ich habe vorher sieben Jahre lang nicht geraucht, seitdem sind es wieder zwei Schachteln pro Tag."
(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 07.09.2009)
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