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10.06.2010 Bundesliga

"Handball-World": Mait Patrail: "Mein Weg nach Kiel ist vorgezeichnet"

Von Christopher Monz, © 2010 www.handball-world.com:

Mait Patrail - ab 2012 beim THW Kiel?
Mait Patrail - ab 2012 beim THW Kiel?

Er gilt als eines der größten Talente im europäischen Handball. Mit seinen 22 Jahren hat Mait Patrail bereits das Interesse zahlreicher Spitzenclubs auf sich gezogen. Spätestens 2011 wechselt der estnische Nationalspieler von den Kadetten Schaffhausen zum TBV Lemgo, dabei sollen die Ostwestfalen allerdings nur eine weitere Durchgangsstation des Rückraumspielers werden. Patrail möchte irgendwann einmal beim THW Kiel spielen. Im Interview mit handball-world.com erklärt der Rechtshänder, warum er aktuell den TBV den Zebras vorzieht und was ihn an der Bundesliga reizt.
Handball-World:
Hallo Herr Patrail, herzlich Willkommen in der Bundesliga. Wie groß ist die Chance Sie schon in der kommenden Saison in Lemgo begrüßen zu dürfen?
Mait Patrail:
Vielen Dank! Ich hoffe sehr hoch. Als wir vor einiger Zeit angefangen haben über einen Wechsel zum TBV zu sprechen, habe ich sofort gesagt, dass es mein Wunsch wäre bereits 2010 in der Bundesliga zu spielen. Inwieweit die Vereine jetzt eine Einigung erzielen, liegt nicht in meiner Hand.
Handball-World:
Sie wollen aber sofort nach Lemgo?
Mait Patrail:
Ja, ich kann meinen Wunsch nur wiederholen: Gerne würde ich im Sommer schon für den TBV Lemgo spielen.
Handball-World:
Sie haben in Schaffhausen allerdings noch einen Vertrag bis 2011, wäre es ein Problem für Sie diesen Vertrag zu erfüllen?
Mait Patrail:
Schaffhausen ist ein Top Verein, Meister und EC Finalist, kommende Saison Champions League Teilnehmer. Ich denke, es gibt schlechtere Lösungen für einen Spieler.
Handball-World:
Warum also jetzt schon in die Bundesliga?
Mait Patrail:
Ich schaue auf meine eigene Entwicklung. Ich habe in den Europapokalspielen gegen Flensburg, Göppingen und Lemgo gemerkt, dass ich es kann und mit den Spitzenteams der Bundesliga mithalten kann.
Handball-World:
Dabei sind Sie erst 22 Jahre alt.
Mait Patrail:
Genau, meine Entwicklung ist noch lange nicht am Ende. Deshalb würde ich mich freuen so schnell wie möglich in den "Bundesliga-Rhythmus" zu kommen. Immer Endspiele, jede Woche Druck, immer Topspiele. Das will ich und das bringt mich weiter.
Handball-World:
Spätestens seit den beiden Duellen im Europapokalfinale um den EHF Pokal kennen Sie ihre neue Mannschaft. Wie groß ist die Vorfreunde auf den TBV Lemgo und die Bundesliga?
Mait Patrail:
Ich bin 2008 aus dem beschaulichen Estland in die Schweiz gewechselt. Damals war ich gerade 20 Jahre alt und mein damaliges Traumziel war schon immer die Bundesliga. Wenn ich mir die Spiele bei unseren deutschen Europapokalgegnern vor Augen führe, könnte ich vor Freude an die Decke springen. Das waren Handballfeste, welche auch in der Schweiz zu wahrer Euphorie geführt haben. Bedenkt man, dass man dieses Szenario in Deutschland im Prinzip 34 mal pro Saison in der Bundesliga hat, dazu die Pokal- und Europapokalspiele... ich denke, jeder weitere Kommentar erübrigt sich.

Zu ihrer Frage auf den TBV bezogen: Schauen Sie sich doch an, wie viele deutsche Nationalspieler im Kader sind. Kehrmann, Glandorf, Strobel, Preiß, Hermann, Lichtlein. Hinzu kommt eine Legende wie Volker Zerbe als Manager und mit Volker Mudrow ein ehrgeiziger Erfolgscoach. Das ist doch ein Traum für einen jungen, ausländischen Spieler wie mich.

Handball-World:
Daniel Kubes wird den Verein verlassen, der Verbleib von Michael Kraus ist fraglich. Wie stark ist der TBV in der kommenden Saison aus Ihrer Sicht, was ist möglich?
Mait Patrail:
Zuerst muss man sagen, dass Daniel Kubes und Mimi Kraus zwei phantastische Spieler sind. Daher haben sie auch die Möglichkeit sich vom Topniveau, sprich Lemgo, auf Weltklasseniveau, sprich Kiel bzw. Hamburg, zu verbessern. Das sind normale Prozesse. Wobei bei Mimi Kraus der definitive Wechsel ja noch nicht vollzogen wurde. Betrachtet man die Tabelle, so sind Kiel und Hamburg eine eigene Liga. Dahinter sollte man die Rhein-Neckar Löwen erwarten. Dann aber ist meiner Meinung nach alles möglich. Der TBV ist sicherlich in der Lage kommende Saison mit weiteren Teams um Platz vier zu kämpfen.
Handball-World:
Sie galten lange auch als ein zukünftiger Spieler des THW Kiel, lösen Sie doch einmal das Wechselgerücht auf, warum jetzt Lemgo und nicht Kiel, dort würden Sie in die wohl weltbeste Mannschaft wechseln.
Mait Patrail:
Sie haben die Antwort quasi in ihrer Frage bereits gegeben. Kiel ist die weltbeste Mannschaft. Zuerst möchte ich anmerken, dass in alle Gespräche stets vier Personen involviert waren. Peter Leutwyler (Manager von Schaffhausen), Volker Zerbe (Manager TBV Lemgo), Uli Derad (Manager THW Kiel) und mein Berater Srdjan Skercevic. Es waren stets offene und faire Gespräche.
Handball-World:
Warum jetzt also Lemgo und nicht Kiel?
Mait Patrail:
Ich hatte in Zürich ein super Gespräch mit Uli Derad und Alfred Gislason, welche eine unglaubliche Aura ausstrahlen. Ich denke für einen jungen Mann sind gutes Training und viel Spielpraxis jedoch die wichtigsten Bausteine. In den Spielen gegen die Bundesligisten habe ich im Europapokal noch einige schlechte Wurfentscheidungen getroffen und ein paar technische Fehler zu viel gemacht. Das muss ich abstellen. Der TBV Lemgo baut auf mich zu 100% in Abwehr und Angriff, von mir erwartet man Leistung in allen Bereichen. Bei Kiel wäre ich neben Jicha, Ilic und Narcisse aktuell nur eine Alternative. Dass mein Weg nach Kiel vorgezeichnet ist, steht außer Frage. Ich möchte irgendwann beim weltbesten Club spielen, aktuell haben wir aber die Gesamtsituation bewertet und man muss einfach sagen, dass ein Wechsel 2010 bzw. 2011 noch zu früh wäre.
Handball-World:
Noch eine Frage zum Abschluss: Sie kommen aus Estland, nicht grade eine Handballnation. Wie kam Mait Patrail zum Handball?
Mait Patrail:
Ich bitte Sie! (lacht laut) Mein Heimatort Pölva ist eine Handballhochburg. Ich bin nur einen Katzensprung von der Halle aufgewachsen und mein Vater hat auch Handball gespielt. Sogar mal in Schweden als eine Art Profi. Der Rest ist dann der "normale" Verlauf.
Handball-World:
Vielen Dank für das Interview
(von Christopher Monz, © 2010 www.handball-world.com)


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