15.06.2010 | DHB-Pokal |
"Wir haben das ganze Wochenende auf einem hohen Niveau gespielt", meinte Ola Lindgren. "Bitter, dass wir jetzt ohne Pokal nach Hause fahren." Während die Hamburger beim "Final Four" auf die ersten Bundesligisten trafen, hatte das Schicksal für den Titelverteidiger einen steinigen Weg gewählt. Für die Kieler fühlte sich dieser Wettbewerb wie eine geschlossene Veranstaltung für Bundesligisten an. In der ersten Runde setzten sich die "Zebras" zu Hause gegen die Berliner Füchse (34:26) durch, in Runde zwei beim TV Großwallstadt (32:29). Ausgerechnet THW-Urgestein Klaus-Dieter Petersen loste dem sechsfachen Cup-Sieger dann die SG Flensburg-Handewitt als Gegner im Achtelfinale zu. In einem rassigen Derby setzten die "Zebras" sich in der Campushalle mit 31:26 (12:12) durch. In der hitzigen Schlussphase zogen Thierry Omeyer und der zehnfache Torschütze Filip Jicha die Kieler über die Ziellinie.
Doch die Chance, in Hamburg zum vierten Mal in Folge den Pokal zu gewinnen, verbaute sich das Team von Alfred Gislason durch eine katastrophale Vorstellung in Gummersbach. Der VfL hatte in der gigantischen Kölnarena zuletzt sechsmal in Folge gegen die "Zebras" verloren, deshalb zogen sie diesmal in die beschauliche Eugen-Haas-Halle in Gummersbach um. Dem VfL stand zu diesem Zeitpunkt wieder einmal das Wasser bis zum Hals, die Spieler warteten auf Gehälter, die Zukunft sah nicht rosig aus. Wer sich für das "Final Four" qualifiziert, bekommt 150.000 Euro. Geld, das der Traditionsklub dringend benötigte. Es entwickelte sich an diesem denkwürdigen 7. Februar 2010 ein Spiel, das in die Geschichtsbücher eingehen sollte. Schließlich hatte der THW seit 1401 Tagen kein Pokalspiel mehr verloren. Mit einer unglaublichen Energieleistung, einem famosen Torhüter Goran Stojanovic (26 Paraden) und den heißblütigen Fans im Rücken wuchs der VfL über sich hinaus, gewann mit 35:28 (21:12). Auch, weil den "Zebras" nach der EM-Pause jegliche Harmonie fehlte. Es fehlte aber noch viel mehr - die Struktur, die Hierarchie, einer, der das Spiel beruhigen konnte. "Wir haben erst gekämpft, als schon alles verloren war", meinte ein enttäuschter Alfred Gislason. "Dieses Spiel werde ich erst im Juni vergessen haben."
(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 12.06.2010)
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