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21.09.2010 Bundesliga

Kieler Nachrichten: "Durchbruch für Handball in Berlin"

Füchse feiern Coup gegen den THW Kiel

Aus den Kieler Nachrichten vom 21.09.2010:

Kiel. Rekordmeister THW Kiel ist wieder geerdet, nach der 23:26-Niederlage bei den Füchsen Berlin lautet die Botschaft an die Bundesliga-Konkurrenz: Auch der Champions-League-Sieger ist von dieser Handball-Welt, die "Zebras" sind schlagbar, der Liga droht in der aktuellen Saison keine Langeweile.
Es war ein verdienter Sieg für Berlin, die Abwehr baute sich zum Bollwerk auf, und auf jeden Kieler Schachzug wusste das Team von Trainer Dagur Sigurdsson die passende Antwort. Außerdem fabrizierte der THW-Angriff viel zu viele Patzer, mit überhasteten Würfen oder leichtfertig vergebenen Tempogegenstößen standen sich Jicha, Ilic, Zeitz und Co. häufig selbst im Weg. Ausnahmslos jeder Kieler Spieler war an dem Fehlwurffestival beteiligt. Hinzu kam, dass Berlins Nationaltorhüter Silvio Heinevetter vor den Augen von Bundestrainer Heiner Brand einen großen Abend erwischte, die "Zebras" insgesamt 21 Mal stoppte. Er sei sehr stolz auf diese Mannschaft, bemerkte Manager Bob Hanning, "dabei weiß ich natürlich auch, dass alles passen muss, um diesen THW zu schlagen. Heute passte alles." In der mit rund 10 000 Zuschauern ausverkauften Max-Schmeling-Halle hatte Hanning gar doppelten Grund zur Freude. Die von ihm trainierte A-Jugend hatte schon im Vorspiel mit dem 58:14 (!) Kantersieg über Cottbus für gute Laune gesorgt.

27 technische Fehler oder Fehlversuche? Marcus Ahlm runzelte gestern die Stirn. "Dann haben wir natürlich verdient verloren", bemerkte der THW-Kapitän nach einer kurzen Nacht. Der Sonntag war insgesamt kein guter Tag für den siegverwöhnten Rekordmeister. Sogar die Heimfahrt auf der Autobahn ging stockend voran. Ein totes Wildschwein hatte die A 24 in eine mitternächtliche Stauzone verwandelt. So erreichten die "Zebras" ihre Betten erst mit zweistündiger Verspätung gegen drei Uhr morgens.

Immerhin blieb im Dauerregen Zeit für Spielanalysen. Niederlagen seien nie schön, resümierte Marcus Ahlm, "aber es war nicht alles schlecht, was wir gespielt haben. Hinten haben wir gut gestanden, viele Bälle zurückerobert - aber eben vorne nicht verwertet." Überhaupt könne die Schlappe nicht mit den Niederlagen im Pokal gegen Gummersbach oder in Balingen verglichen werden. "Da waren wir richtig schlecht." Und die Lehren für die Zukunft? "Wir müssen uns dran halten, was abgesprochen wurde." Morgen schon können es die "Zebras" in der zweiten Runde des DHB-Pokals besser machen. Anpfiff ist um 20 Uhr beim Drittligisten VfL Fredenbeck.

Derweil hängt der Handball-Himmel in der Hauptstadt voller Geigen. "Dieses Spiel war der Durchbruch für Handball in Berlin", jubelte Füchse-Kreisläufer Torsten Laen. Und umringt von zahlreichen Autogrammjägern, glücklichen Mitspielern und Fans fügte der Däne an: "Wir haben uns auf der Bundesligakarte festgesetzt." Die Momentaufnahme gibt dem ehemaligen Ciudad-Real-Spieler Recht. Nach fünf Spieltagen sind die Füchse einziges verlustpunktfreies Bundesligateam und Tabellenführer, die etablierte Konkurrenz muss sich erst einmal einreihen. Auch Marcus Ahlm zieht den Hut: "Die Berliner bauen im Stillen eine gute Mannschaft auf, arbeiten solide, überstürzen nichts und holen sich Leute, die absolut passen. Da", so der THW-Kapitän, "könnte etwas Tolles wachsen."

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 21.09.2010)


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