20./22.09.2010 - Letzte Aktualisierung: 22.09.2010 | DHB-Pokal |
Update #1 | KN-Vorbericht ergänzt ... |
Gegner des THW im DHB-Pokal: der VfL Fredenbeck. |
Besonders in Fredenbeck war die Freude über das Los riesig. Als vor einigen Wochen die Auslosung der zweiten Hauptrunde vollzogen war, verbreitete sich die Nachricht vom Kieler Auswärtsspiel in der kleinen, niedersächsischen Gemeinde wie ein Lauffeuer. "Das Spiel ist wie die Erfüllung eine Kindheitstraumes", sagt Linksaußen Michael Schmidt, denn seine Familie stamme aus Kiel. "Als Kind habe ich immer davon geträumt, einmal gegen den THW spielen zu dürfen." Dies wird am Mittwoch ab 20 Uhr Realität: Dann ertönt der Anpfiff in der Geestlandhalle, die bis unter das Dach gefüllt sein wird.
Die 2300 Tickets flogen buchstäblich über die Vorverkaufstresen, einen Tag dauerte es, bis alle Karten vergriffen waren. "Das ist wie ein Sechser im Lotto, Weihnachten und Geburtstag zusammen", freut sich auch Fredenbecks Trainer Tomasz Malmon auf das Gastspiel des Rekordmeisters. "Die beste Mannschaft der Welt mit den besten Spielern der Welt sorgt für mächtig Aufsehen in Fredenbeck." Angst hätten seine Spieler nicht, ergänzte der Coach. "Und motivieren brauche ich sie auch nicht - das passiert von ganz alleine." Rechtsaußen Ghenadi Golovici freut sich auf die Duelle mit den Kieler Stars. "Das sind ganz normale Menschen, es macht doch Spaß, gegen solche Teams antreten zu dürfen." Natürlich treibt die Vorfreude auf die Partie auch dem VfL-Manager Hajo Klintworth ein Lächeln ins Gesicht: "Am 7. April 2008 bei einem Derby gegen den TSV Bremervörde hatten wir wieder einmal 2000 Menschen in der Halle, jetzt ist sie endlich wieder ausverkauft. Dass die Kasse jetzt klingelt, ist ein schöner Nebeneffekt." Seine junge Mannschaft habe sich das Los nach einer "tollen Vorbereitung" verdient.
Der Regionalligist, so Klintworth, wolle mittelfristig wieder in die 2. Liga aufsteigen, da komme solch ein Spiel als zusätzliche Motivation genau richtig. Der Auftakt in der neu geschaffenen 3. Liga, in der auch das "Junior Team" des THW Kiel antritt, gelang dem VfL am vergangenen Wochenende mühelos. Wie auch die "Zebras" reiste Fredenbeck in die Bundeshauptstadt und nahm einen deutlichen 39:27-Kantersieg über den BFC Preußen Berlin mit auf die Heimfahrt. Die Partie war bereits zur Halbzeit (21:11) praktisch entschieden, so dass Fredenbecks Coach Tomasz Malmon all seinen Spielern Einsatzzeiten gönnen konnte und nach dem Spiel voller Selbstbewusstsein betonte: "Wir wollen versuchen, die Kieler ein wenig zu ärgern."
Zuletzt hatte der THW Kiel im April 1997 ein Pflichtspiel in Fredenbeck absolviert. Damals spielte der VfL seine Bundesliga-Abschiedssaison - und der THW mit Krieter, Wislander, Olsson und Schwenke hatte eine Halbzeit lang Probleme mit den Niedersachsen, um am Ende doch deutlich mit 27:22 zu gewinnen.
Probleme sollen am Mittwoch gar nicht erst entstehen, sagt Kiels Kapitän Marcus Ahlm. "Es ist ein K.O.-Spiel in einer engen Halle, da können und wollen wir uns keine Schwächen erlauben. Wir wollen hochkonzentriert zur Sache gehen", kündigte Ahlm an.
(Christian Robohm / Sascha Krokowski)
Die komplette Auslosung finden Sie unter DHB-Pokal, 2. Runde.
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Aus den Kieler Nachrichten vom 22.09.2010:
Betriebswirtschaftler würden das Spiel als "Win-win-Situation" bezeichnen, da beide Mannschaften am Ende als Sieger dastehen dürften. Der THW, weil er die Hürde Fredenbeck wohl ohne große Probleme nehmen wird, Gastgeber Fredenbeck, weil mit dem Rekordmeister und Champions-League-Sieger ein Traumlos in die Sporthalle geflattert ist. Die Euphorie in der 5800-Seelengemeinde aus dem Landkreis Stade schoss danach raketenartig in die Luft. Am Freitag, den 10. September, habe man mit dem Kartenvorverkauf begonnen, berichtet VfL-Geschäftsführer Hajo Klintwoth, "am Abend desselben Tages waren alle 2200 Karten weg. Der totale Wahnsinn." Vier- bis fünftausend Tickets hätte man absetzen können, so groß sei die Nachfrage gewesen.
Überrascht ist Fredenbecks Geschäftsführer nicht, "schließlich lebt unser Ort seit Jahrzehnten Handball." Seine Blütezeit erlebte der Club in der Bundesliga, von 1988 bis 1997 ärgerten Handball-Heroen wie Tluczynski, Schwarzer, Baruth und Co. serienweise auch die Großen der Branche. Die Reise in die Nähe der Elbe war stets eine ins Ungewisse. Der THW, damals u.a. mit Krieter, Schwenke und Wislander, stolperte zweimal: im Februar und November 1992.
Geschichte. Heute ist der VfL Fredenbeck Mitglied der Dritten Liga, strebt mittelfristig den Aufstieg in Liga zwei an. Als "letzter Mohikaner" glorreicher Zeiten zieht Maik Heinemann die Fäden. Der Mittelmann ist mit 39 Jahren "ruhender Pol im Team", sagt Hajo Klintworth. Die VfL-Chancen auf den Einzug in die dritte Runde bezeichnet der VfL-Geschäftsführer mit "gegen null Prozent gehend. Gegen den THW haben wir nicht den Hauch einer Chance." Das vermutet auch Kiels Kapitän Marcus Ahlm: "Wir werden und wollen uns keine Schwächen erlauben." Unter 40 Gegentore bleiben, lautet das Ziel des VfL, "dabei hoffen wir, dass die THW-Wut über das Spiel in Berlin verflogen ist", sagt Hajo Klintworth.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 22.09.2010)
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