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19.10.2010 Mannschaft

Kieler Nachrichten: "Zebras" sind wieder obenauf

Tabellenführer THW bietet Henrik Lundström nach Sieg in Celje Vertragsverlängerung an - Kein Mitleid mit Noka Serdarusic

Aus den Kieler Nachrichten vom 19.10.2010:

Kiel. Es regnete in Strömen, als die "Zebras" dem slowenischen Handballmeister RK Celje und seinen 5500 Fans die Sonntagslaune gründlich verdarben, in der "Hölle" Zlatorog einen 34:28-Sieg herauswarfen. Rund 40 mitgereiste THW-Fans strahlten dagegen um die Wette, freuten sich zusätzlich über Ergebnisse aus anderen Hallen.
Weil die RN Löwen in der Champions League und Berlin in der Bundesliga Federn ließen, erklomm der THW an einem Tag die Tabellenführungen in der Gruppe A der europäischen Königsklasse wie auch in der heimischen Eliteliga. Selbstverständlich sei es schöner, Erster zu sein als hinterherzulaufen, sagte Trainer Alfred Gislason, "dort möchten wir auch bleiben, je länger, um so besser."

Noka Serdarusic rutschte mit Celje auf Tabellenrang fünf, Kiels Ex-Trainer kämpft ums Überleben in der Champions League. Die schwere Niederlage hatte den ohnehin gesundheitlich angeschlagenen RK-Coach sichtlich mitgenommen. "Tragisch", nannten einige Fans dessen Erscheinungsbild. Der THW sei sein Lebenswerk, hatte Serdarusic einst formuliert. Dann kam das Zerwürfnis mit dem THW, der 60-Jährige musste gehen. Mitleid empfand am Sonntag kein einziger THW-Fan. Weil Serdarusic später - mit einem Vertragsentwurf der Löwen in Händen - versucht haben soll, "seinem THW" Herz und Seele wegzukaufen, Spieler wie Karabatic, Kavticnik, Jicha und andere Stars zu locken, hat er bei Kiels Handballfans Glaubwürdigkeit und fast alle Sympathien verloren.

Derweil registrierte Serdarusic' überaus erfolgreicher Nachfolger im Amt, Alfred Gislason, mit Zufriedenheit, dass sein Team jetzt richtig Fahrt aufgenommen hat. Neben Torhüter Thierry Omeyer ragte der 20-jährige Aron Palmarsson gegen die überforderten Gastgeber aus einer geschlossenen THW-Mannschaft noch heraus. Es gebe nicht viele Spieler, die eine offensive Abwehr so auseinander nehmen könnten, lobte Gislason seinen Mittelmann. Sieben Tore erzielte der junge Isländer gegen die mit über 1000 Länderspielen gewappneten Celje-Routiniers selbst, außerdem riss er Lücken mit großartigen Anspielen. "Seine imponierende Selbstsicherheit ist natürlich, angeboren. Das ist mir bereits aufgefallen, als er mit 16 Jahren in der isländischen Nationalmannschaft gespielt hat", betonte Gislason. Und: "Ich bin mir sicher, Aron wird sich kontinuierlich auf seinem Weg weiterentwickeln."

Auch die Flügelzange der "Zebras" zwickte Celje empfindlich. Rechtsaußen Christian Sprenger traf drei-, Linksaußen Dominik Klein fünfmal. National-Linksaußen Klein bekam in Celje den Vorzug gegenüber Henrik Lundström, obwohl der Schwede vier Tage zuvor beim Sieg in Flensburg eine klasse Leistung abgeliefert hatte. Es spiele keine Rolle, wen er bringe, erklärte Gislason. "Dominik hat zuletzt ebenfalls sehr gut gespielt. Ich kann mich zuverlässig auf beide verlassen."

Lundströms Vertrag läuft im Juni 2011 aus. "Wir haben inzwischen gute Gespräche über eine Verlängerung geführt, möchten ihn halten", erklärte Aufsichtsrat Klaus Elwardt gestern. Der Schwede zögert noch, weil Sohn Colin im Sommer eingeschult wird. Deswegen favorisieren die Eltern ihre Heimat. "Henriks Frau ist zur Zeit mit den Kindern in Göteborg, sind sie zurück, unterhalten wir uns weiter", sagte Elwardt, "ich bin aber guter Dinge, dass sich die Familie für Kiel entscheidet."

Zwei Auswärtsspiele in Folge haben die "Zebras" abgehakt, trotzdem geht das Nomadenleben zunächst weiter. Morgen (19.45 Uhr) kämpft der THW im DHB-Pokal in Dormagen um den Einzug in die vierte Runde, Freitag ist er in der Bundesliga Gast bei Aufsteiger HSG Ahlen-Hamm (19.45 Uhr). Die Mannschaft reist nur einmal in den Westen. Nach der Partie in Dormagen bezieht sie Herberge in der Sportschule Kaiserau, bereitet sich dort auf Ahlen-Hamm vor.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 19.10.2010)


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