02./03.11.2010 - Letzte Aktualisierung: 03.11.2010 | Bundesliga |
Update #2 | KN-Spielbericht und Stimmen ergänzt ... |
Christian Zeitz verletzte sich am linken Knöchel. Eine Untersuchung am Mittwoch soll Klarheit darüber verschaffen, wie lange der Linkshänder wird pausieren müssen. |
Stefan Kneer erzielte sieben Treffer für den TVG.
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Was folgte, waren die bisher wohl schwärzesten THW-Minuten dieser Saison. Zunächst landete Sprenger nach einem Lattenwurf unglücklich und blieb mit Schmerz verzerrtem Gesicht liegen. Das Aufatmen der THW-Fans, nachdem Sprenger wieder aufgestanden und auf der Platte geblieben war, dauerte indes nur Sekunden: Weinhold rutschte nach einem Wurfversuch weg, der zum Block hoch gestiegene Christian Zeitz landete derart unglücklich auf Weinholds rutschenden Fuß, dass sein linker Fuß umknickte. Für Zeitz war die Partie danach beendet, mit einem dicken Verband um den Fuß musste er seinen Kollegen bei der Arbeit zuschauen. Das Kieler Verletzungs-Debakel schien kurz darauf perfekt zu sein, als Jicha nach einem verwandelten Tempo-Gegenstoß sich das linke Knie hielt und zur Bank humpelte. Eine Prellung, mit der der Tscheche von den EM-Qualifikationsspielen zurückkehrte, machte ihm sichtlich zu schaffen. So wusste THW-Physiotherapeut Uwe Brandenburg zeitweilig nicht mehr, wen er zuerst behandeln sollte.
Das Konzept des THW war nach Zeitz' Ausscheiden natürlich über den Haufen geworfen - für ihn kam Jerome Fernandez in die Partie, Kubes ersetzte Jicha in der Defensive, im Angriff musste der angeschlagene Palmarsson ran: Die Gastgeber nutzten die Schreckminuten des THW, um durch den nun stark auftrumpfenden Weinhold mit 10:9 in Führung zu gehen (20.) - es sollte der letzte Vorsprung der Gastgeber gewesen sein. Die Zebras rauften sich zusammen, Palmarsson, Ilic und Sprenger mit einem Heber aus unglaublich spitzem Winkel erzielten drei Treffer in Folge. Der an der Seitenlinie unaufhörlich tobende TVG-Coach Michael Biegler versuchte mit einer Auszeit, seine Reihen wieder zu ordnen - und hatte damit Erfolg. Weinhold und Tiedtke brachten den TVG auf 12:13 (26.) heran, doch Ilic und der mit einem dick bandagierten Knie zurückgekehrte Jicha mit einem Traumtor ins lange Eck sorgten für den 15:13-Pausenstand.
Thierry Omeyer zeigte neun Paraden.
Linksaußen Andreas Kunz war gegen ihn aber nicht erfolgreich.
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Biegler nahm erneut eine frühe Auszeit, mahnte sein Team zur Ruhe - erneut mit Erfolg. Denn während der THW mit der nun etwas früher angreifenden TVG-Defensive zunehmend Probleme bekam, drehte erneut Kneer auf: Drei Tore gelangen dem Rückraumspieler in vier Minuten, da auch Tiedtke den an seinem 34. Geburtstag unglücklich agierenden Thierry Omeyer bezwingen konnte, waren die Hausherren beim Stand von 19:22 (46.) wieder in Schlagdistanz. Schäpsmeier stellte zwei Minuten später seine Wurfkraft unter Beweis, das 20:22 ließ die Kieler Bank wieder ein wenig unruhiger auf die Anzeigetafel schauen. Fernandez war es, der die vierminütige Torflaute des THW beendete, kurz darauf bediente er Sprenger mustergültig, ehe Jicha sich erneut einen Szücs-Pass angelte und den Tempogegenstoß zum 25:20 verwandelte. Zehn Minuten vor dem Ende schien die Entscheidung zugunsten der Kieler gefallen - doch die Gastgeber wollten noch nicht in die Niederlage einwilligen. Kneer schloss ab, das Ex-Zebra im TVG-Tor, Mattias Andersson, hielt einen Ilic-Siebenmeter, und Schäpsmeier ließ dem acht Minuten vor dem Ende für Omeyer auf die Platte beorderten Andreas Palicka keine Chance: Beim Stand von 25:22 für den THW kamen die Großwallstädter in Ballbesitz, doch den Weinhold-Wurf konnte Palicka entschärfen - der Widerstand der Biegler-Truppe war endgültig gebrochen, als Ahlm - mustergültig von Palmarsson eingesetzt - mit seinem ersten Treffer das 26:22 (54) und Jicha per Siebenmeter die Fünf-Tore-Führung erzielte. Ein schweres Auswärtsspiel war mit 28:23 gewonnen, die Länderspielpause konnte der THW zumindest punktemäßig schadlos beenden. Doch die Verletzung von Zeitz und die vielen angeschlagenen Spieler ließen die Stimmung auf der Rückfahrt nach Kiel nicht richtig aufkommen.
Jetzt haben die Zebras eine knappe Woche Pause, am kommenden Dienstag erwarten sie die HSG Wetzlar zum ersten Heimspiel seit knapp einem Monat in der Sparkassen-Arena. Die Partie gegen die von Turbulenzen erfasste HSG bildet dann den Auftakt für die Hammer-Wochen mit dem Auswärtsspiel in Hamburg (16.11.), den beiden Champions-League-Krachern gegen die Rhein-Neckar Löwen (21. und 26.11.) sowie der Heimpartie gegen die bisher überzeugend auftretenden SC Magdeburg (24.11.) - es wird wieder Zeit, dass Fans und die dezimierte Mannschaft ganz eng zusammenrücken.
(Christian Robohm)
Lesen Sie bitte auch den ausführlichen Spielbericht der KN.
Es war nach der Länderspielpause das erwartet schwere Spiel. Aber ich hatte nie Angst, dass wir hier verlieren. Immer wenn wir ein Tor brauchten, dann haben wir auch eins gemacht.
In Großwallstadt ist es nie einfach, aber wir haben das Spiel gut beherrscht. In der zweiten Halbzeit haben wir das Tempo gedrosselt, um die Kräfte zu schonen. Die ganze Reiserei hatte uns doch belastet. Dieser Sieg war sehr wertvoll für uns.
Ich bleibe dabei, die Pause hat uns mehr getroffen als den THW. Wir hatten heute 15 technische Fehler, normalerweise haben wir in Heimspielen nur fünf. Konzept und Taktik stimmen bei uns, jetzt müssen die Spieler es nur noch umsetzen. In der entscheidenden Phase haben manche es auf eigene Faust versucht - das geht gegen Kiel nicht.
Uns fehlen die Qualität und sieben Millionen Euro im Etat, um Kiel zu schlagen. Eigentlich. Heute war mehr möglich, aber wir sind an unseren eigenen Fehlern gescheitert. Am Ende hat Kiel die Partie sehr routiniert abgewickelt.
Aus den Kieler Nachrichten vom 03.11.2010:
In der 18. Minute trat Zeitz, der stark begonnen hatte, in der Deckung Steffen Weinhold auf den Fuß und knickte um. Physiotherapeut Uwe Brandenburg schloss einen Bänderriss im linken Knöchel nicht aus. "Klar ist, dass er am Dienstag nicht spielen kann." Am Dienstag erwartet der THW die HSG Wetzlar. Als Zeitz, gestützt auf Brandenburg und Christian Sprenger, in der mit 4200 Zuschauern ausverkauften frankenstolz-Arena die Platte verließ, dachte noch kein Kieler an Wetzlar. Zumal nur zwei Minuten später auch Filip Jicha vom Feld humpelte. Der Tscheche hatte sich am Sonnabend in der EM-Qualifikation gegen Holland einen Pferdekuss im linken Knie zugezogen. Ein Franke traf gestern Abend die gleiche Stelle. "Das tut unglaublich weh", meinte der achtfache Torschütze. Die Hausherren hatten gerade auf 9:9 ausgeglichen (20.), die Halle kochte und Alfred Gislason musste eine schwere Entscheidung treffen. Eigentlich wollte er den jungen Aron Palmarsson (Adduktorenzerrung) schonen. Aber ihm blieb keine Wahl. "Es war ein großes Risiko", räumte der THW-Trainer ein, der erleichtert aufatmete, als Jicha zwei Minuten vor dem Pausenpfiff mit bandagiertem Knie wieder den Taktstock übernahm.
Für Zeitz sprang Jerome Fernandez in die Bresche. Ein Rechtshänder, der es aus seiner Nationalmannschaft kennt, auf der artfremden Seite zu spielen. "Er hat das sehr diszipliniert gemacht und uns richtig geholfen", lobte Gislason den Franzosen.
Aber auch Großwallstadt hatte mit Verletzungssorgen zu kämpfen. So spürte TVG-Spielmacher Oliver Köhrmann Ende der ersten Halbzeit einen starken Schmerz in der rechten Schulter, die sich fortan nicht mehr heben ließ. "Fernandez hat bei einem Schlag genau den Nerv getroffen", meinte der Ex-Nationalspieler, der die erste Viertelstunde der zweiten Halbzeit in der Kabine erlebte, weil die Medizinmänner des Gastgebers ihn mit Spritzen wieder einsatzfähig machen wollten - vergeblich. Gegen eine starke THW-Deckung, hinter der in der Schlussphase der eingewechselte Andreas Palicka wichtige Bälle hielt, fehlte mit Köhrmann der Kopf. Zwar hatte der sechsfache Meister sich in der 48. Minute wieder auf 20:22 herangekämpft, doch dann schnappte sich Jicha zwei verpatzte Zuspiele des Slowaken Csaba Szücs und schloss die Tür endgültig zu. "Ich freue mich auf die Pause", sagte ein sichtlich erschöpfter Jicha, der, wie Gislason, mit einer Grippe zu kämpfen hat. "Ich habe mich bei meiner Tochter angesteckt."
Auch Christian Sprenger, wie Nationalmannschaftskollege Dominik Klein erst am Montag in Kiel angekommen, sah die Waagschale in diesen Minuten kippen. "Wir wollten eine gute Abwehr stellen, das ist uns gelungen. Letztlich haben die Steals von Filip die Partie entschieden."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 03.11.2010)
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