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07.12.2010 Mannschaft

Kieler Nachrichten: Andersson steht vor Comeback

Unmenschlicher THW-Ritt durch Dezember

Aus den Kieler Nachrichten vom 07.12.2010:

Barcelona. Hannover, Lübbecke, Gummersbach, Dormagen, Friesenheim. Was sich wie clevere Antworten bei Stadt-Land-Fluss anhört, das sind die Wohnsitze der Gegner, die den angeschlagenen THW Kiel zeitnah fordern werden. Sechs Mannschaften innerhalb von 19 Tagen. Sechs? Lübbecke versucht es doppelt, im Pokal und in der Meisterschaft.
Angesichts dieses Terminkalenders ist es schon eine gute Nachricht, dass den "Zebras" ein weiteres Reise-Chaos wie bei dem Anflug auf Barcelona (KN berichtete) gestern erspart geblieben ist. Dominik Klein stieg in Frankfurt in einen Mietwagen, um sich in der 150 Kilometer entfernten Sportschule Hennef mit der Nationalmannschaft auf das Länderspiel gegen Polen am Mittwoch (18.15 Uhr) in Köln vorzubereiten. Aron Palmarsson und Andreas Palicka flogen nach Kopenhagen, sie sehen sich morgen bei einem Testspiel im schwedischen Halmstad wieder. Alle anderen landeten in Hamburg und haben nun bis Sonnabend Zeit, die Wunden an Leib und Seele zu lecken. Dann beginnt mit dem Heimspiel gegen den TSV Hannover-Burgdorf ein unmenschlicher Ritt durch den Dezember. "Wir müssen versuchen, diese Wochen irgendwie zu überstehen", sagt Filip Jicha, der bei der 29:32 (15:13)-Niederlage im Champions-League-Gruppenspiel beim FC Barcelona trotz seiner Rückenprobleme fünf Tore warf. "Wir müssen nicht schön spielen, aber erfolgreich."

Schon jetzt ist klar, dass es für den THW bis zum Jahreswechsel nur um Schadensbegrenzung gehen kann. Die Zahl der Baustellen ist zu groß. Eine ist Milutin Dragicevic, der auch am Sonntag enttäuschte. Nach zwei "blöden Fouls" (Dragicevic) wechselte Trainer Alfred Gislason ihn nur noch im Angriff ein, um nach Marcus Ahlm (Mittelhandbruch) nicht auch den zweiten Kreisläufer zu verlieren, den er in der Champions League einsetzen darf. Die Last-Minute-Verpflichtung Robert Arrhenius ist nur in der Liga und im DHB-Pokal spielberechtigt. Ohne Kreisläufer im Deckungsverband fehlt aber bei den Gegenstößen die so wichtige Schlüsselfigur. Ein Grund, warum dem THW in der zweiten Halbzeit gegen einen starken Tabellenführer der Liga Asobal das Tempo abhanden kam. "Es ist schwer für mich und die Mannschaft, weil ich ein ganz anderer Typ als Marcus bin", sagt Dragicevic, der zuletzt die dänische Liga dominiert hatte. "Ich werde mich bemühen, es besser zu machen." Gislason, der Einzelne öffentlich nicht kritisieren will, wollte sich zu Dragicevic nicht äußern. Manager Uli Derad baute einen Schutzwall um den 27-Jährigen auf, dessen Verpflichtung noch sein Vorgänger Uwe Schwenker eingefädelt hatte. "Auch andere Spieler haben eine Saison gebraucht, um in Kiel anzukommen. Diese Zeit sollten wir auch Milutin geben."

Einer, der längst in Kiel angekommen ist, fiebert nach siebenmonatiger Pause dem Comeback entgegen. In Barcelona wärmte Kim Andersson sich mit den Kollegen auf, am Sonnabend, so der Plan, soll "ein bisschen mehr" möglich sein. Der Schwede bedauerte, dass der chaotischen Anreise beide Trainingseinheiten zum Opfer gefallen waren. "Ich brauche jetzt jede Minute." Noch sei das rechte Bein nach der schweren Knieoperation nicht in der Lage, seine 108 Kilogramm in gewohnte Höhen zu befördern, aber der Glaube, wieder der Alte werden zu können, ist zurück. "Handball ist ein 360-Grad-Sport, deshalb brauche ich noch Zeit, bis die Abläufe wieder sitzen."

Sein Nationaltrainer Ola Lindgren, der bei einer Spanien-Rundreise auch dem Klassiker in Barcelona beobachtete, glaubt fest daran, dass sein Kapitän bei der WM in Schweden (13. bis 30. Januar 2011) dabei sein wird. "Ich sehe das sehr positiv."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 07.12.2010)


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