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Die Weltmeisterschaft 2011 findet vom 13. bis 30. Januar in Schweden statt.
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Aus den Kieler Nachrichten vom 05.01.2011:
Ahrensburg. Der WM-Countdown läuft. Am 13. Januar
beginnt die
Handball-Weltmeisterschaft in Schweden,
Deutschland startet einen Tag später in Lund
gegen Ägypten. Zehn Tage bleiben Bundestrainer
Heiner Brand (58), um sein Team auf das Großereignis
vorzubereiten. Nach drei Trainingseinheiten in
Ahrensburg will Brand seinen Kader vor den Test-Länderspielen
am Freitag und Sonnabend auf Island um weitere zwei Spieler auf
17 reduzieren. Gestern hatte der DHB zum traditionellen Pressegespräch
nach Ahrensburg eingeladen.
Mit Bundestrainer Heiner Brand sprach Reimer Plöhn.
- Kieler Nachrichten:
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Herr Brand, beim Länderspielsieg am Montag über Schweden
haben Sie wegen einer Knieoperation noch auf Linkshänder
Holger Glandorf verzichtet, rechnen Sie mit der
WM-Teilnahme des Lemgoers?
- Heiner Brand:
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Holger wird für die Länderspiele gegen Island mit an
Bord sein und auch spielen. Ob es für das Turnier reicht,
wird man dann sehen, aber ich bin optimistisch, dass er in
Schweden dabei ist.
- Kieler Nachrichten:
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Dann würde die deutsche Handball-Nationalmannschaft
erstmals seit 2002 wieder in Bestbesetzung in ein großes
Turnier starten.
- Heiner Brand:
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Genau, das war zuletzt bei der EM in Schweden
der Fall, da waren auch alle fit. Damals haben wir das Endspiel erreicht,
leider verloren. Aber mit einer Wiederholung dieser Finalniederlage könnte
ich wirklich gut leben.
- Kieler Nachrichten:
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Was unterscheidet die aktuelle Auswahl mit der von 2002, die
als "Goldene Generation" bezeichnet wurde?
- Heiner Brand:
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Vergleiche kann man sicher nicht ziehen. Zerbe,
Petersen, Schwarzer und Co. hatten natürlich
viel mehr Erfahrung als die jetzige Generation, sie waren in den Vereinen zu
Führungsspielern gereift. Man sollte aber nicht vergessen, dass diese Mannschaft
erst spät Medaillen gesammelt hat, viele der Spieler waren schon über 30 Jahre alt.
- Kieler Nachrichten:
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Bei der EM 2010 landete die
DHB-Auswahl in Österreich auf dem enttäuschenden zehnten
Rang. Wird's in Schweden besser?
- Heiner Brand:
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Die Erwartungen nach dem EM-Abschneiden sind sicher
nicht mehr so hoch. Aber wir setzen uns selbst unter Druck,
wollen ein gutes Turnier spielen. Dass es nicht immer gelingt,
wissen wir, dennoch werden wir uns nicht von dem Anspruchsdenken
lösen, bei großen Turnieren stets vorne dabei sein zu wollen.
Wir sind auch weiter als 2010, der Sieg über Schweden
sollte nicht überbewertet werden, hat aber hoffnungsvolle Ansätze
gezeigt. Wenn wir einige Fehler abstellen können, die wir
2010 vor allem im Angriff gemacht haben, sollten die
Jungs einen Schritt nach vorne machen.
- Kieler Nachrichten:
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Gegen Schweden haben Sie mit einer offensiven 5:1-Deckung
überrascht, die 60 Minuten lang konsequent und erfolgreich
das gegnerische Angriffsspiel gestört hat. Halten Sie an
dieser Abwehr auch bei der WM fest?
- Heiner Brand:
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Die offensive Abwehr ist sicher eine mögliche Variante,
aber unsere defensive 6:0 wird die Stammformation
sein und bleiben. Das liegt auch daran, dass unsere Spieler
in ihren Vereinen darauf eingestellt sind. Alle erfolgreichen
Mannschaften haben auf eine bestimmte Abwehr gesetzt, alles
andere ist ein Zeichen von Schwäche. Die Schweden feierten
ihre Erfolge mit der 6:0, die Franzosen mit ihrer 5:1 und so
weiter. Die 5:1-Abwehr bleibt für mich eine mögliche Alternative -
mehr nicht.
- Kieler Nachrichten:
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Der Hamburger Pascal Hens hat seinen HSV-Kollegen Michael
Kraus als Kapitän abgelöst. Was wird mit Hens anders?
- Heiner Brand:
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Das muss man abwarten, Pascal traue ich einen guten Job
zu, aber er wird erst beim Turnier gefordert sein. Mimi
Kraus hatte bei der EM in Österreich
eine schwache Form und das Problem, dieses von der Aufgabe
als Kapitän zu trennen. Hens ist als Persönlichkeit weiter,
er kann das trennen. Außerdem schauen die jungen Spieler zu
ihm auf - allein schon aus natürlichen Gründen (Hens ist
2,03 Meter lang, d. Red.).
- Kieler Nachrichten:
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Wer ist in Schweden Ihr Titelfavorit?
- Heiner Brand:
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Grundsätzlich muss man immer die Franzosen nennen.
Aber in diesem Jahr kommen sie ohne Daniel Narcisse,
ohne ihren verletzten Super-Individualisten dürfte es schwerer werden. Zudem
muss noch Guillaume Gille ersetzt werden. Mal sehen, wie die Franzosen diese
Handicaps wegstecken.
(Das Gespräch führte Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 05.01.2011)