Aus den Kieler Nachrichten vom 18.04.2011:
Rostock. Heiner Brand ist genervt, zumindest leicht. Auch wenn "Mr.
Handball" gemäß seiner guten Kinderstube die Contenance bewahrt, ist
offensichtlich: Den ständigen Fragen nach seiner Zukunft als
Männer-Bundestrainer würde der 58-Jährige am liebsten aus dem Weg
gehen. Doch Brand stellt sich. Mit einer Portion Ironie und dem
Wissen, er alleine entscheidet über seinen weiteren Weg. "Ich bin
topfit. Ich habe viel trainiert, bin geistig auf der Höhe. Es ist
also alles ok", antwortete Brand auf die Frage nach seinem
persönlichen Wohlbefinden. Weitere Nachfragen unerwünscht.
Das war alles, was sich Brand in der Causa "Bleibt er oder geht
er" entlocken ließ: "Mehr will ich nicht sagen." Aber wenn man den
Weltmeister-Coach beobachtet, scheint es nur eine Interpretation
seiner Körpersprache zu geben: Bald ist Schluss, die Ära Brand auf
der Bank der Nationalmannschaft nach über 13 Jahren Geschichte.
Da spielt es auch keine Rolle, dass der Bundestrainer gestern beim
32:30 (17:17)-Testspielsieg gegen Norwegen
in Schwerin und tags zuvor in Rostock (
33:25)
von den Fans einmal mehr am lautstärksten gefeiert wurde. "Schön,
wenn die Zuschauer das so sehen. Das freut mich", erklärte Brand,
der eine zeitnahe Bekanntgabe seiner Entscheidung ankündigte.
"Vielleicht passiert es schon im Mai", sagte der Gummersbacher, der
im Januar nach dem
WM-Debakel mit Platz elf
eigentlich schon vor dem Absprung stand. Doch angesichts der
wichtigen Entscheidungsspiele in der EM-Qualifikation entschied er
sich gegen seinen sofortigen Abschied und macht erstmal bis 30. Juni
weiter.
Dass bei den Tests gegen Norwegen in Pascal Hens, Sebastian Preiß,
Christian Sprenger, Uwe Gensheimer, Holger Glandorf
und Michael Kraus gleich sein ganzer Stamm-Sechser fehlte, machte Brand
nicht glücklich ("Ich bin sicher nicht erfreut, dass so viele fehlen").
Aber wichtige Erkenntnisse gewann er dennoch. "Es macht Spaß, nachrückende
Leute zu sehen, die mit Stolz und Leidenschaft dabei sind. Das kann auch
ein Fingerzeig für die Zukunft sein."
(aus den Kieler Nachrichten vom 18.04.2011)