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25.01.2012 EM 2012

Kieler Nachrichten: Unter Trainer Heuberger ins Rampenlicht gerückt

Lübecker "Smöre" Christophersen verschafft sich Respekt

Aus den Kieler Nachrichten vom 24.01.2012:

Vom 15. bis 29. Januar 2012 findet die EM 2012 in Serbien statt.
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Belgrad. In Lübeck geboren, für den ATSV Stockelsdorf in der Regionalliga aktiv und heute mit der Nationalmannschaft gegen Polen (16.15 Uhr/ZDF) um den Halbfinal-Einzug der Handball-EM: Was sich liest, als wäre Sven-Sören Christophersen mit Sauseschritten ins Scheinwerferlicht gerast, täuscht. Er tat es mit vielen kleinen.
Eine erste Weiche stellte er als 17-Jähriger, als ihn der TBV Lemgo und der THW Kiel verpflichten wollten. "Ich war für den Lemgo-Wechsel", sagt Thomas Steinkrauß (46), der ihn als Co-Trainer der ATSV-Männer betreute. "Kiel wäre zu früh gekommen." Er erinnert seinen ehemaligen Schützling als lernwilligen und bescheidenen Typen. Als einen, der Extraschichten machte, immer gut zuhörte und alle Rückraumpositionen ausfüllen konnte. "Sven-Sören hatte ein Ziel, das ist im Jugendbereich selten geworden."

Die Karriere des leidenschaftlichen Wasserski-Fahrers verlief wie eine Achterbahnfahrt. In Lemgo fasste er nie Fuß. Er kam in Zeiten, in denen Geld bei den Ostwestfalen noch keine große Rolle spielte und sich Stars stapelten. Es blieb der Spitzname "Smöre", dem ihm die Gebrüder Ramota verpassten, sowie ein guter Kontakt zu Trainer Volker Mudrow ("Smöre ist ein rundum positiver Typ").

Den TBV erlebte er dagegen eher als eine Dachorganisation, spielte Christophersen doch zumeist als Leihgabe für den Wilhelmshavener HV und Eintracht Hildesheim. Für den WHV warf er einmal 18 Tore in einem Spiel. Nach Hildesheim ließ er sich versetzen, obwohl er in Lemgo seine Lehre als Bankkaufmann absolvierte. So pendelte er jeden Tag 220 Kilometer zwischen den Arbeitsplätzen eins und zwei.

Schließlich holte ihn Mudrow, inzwischen Trainer bei der HSG Wetzlar, zu den Hessen. Hier wurde aus dem Junioren-Europameister ein A-Nationalspieler. Allerdings ein eher passiver. Unter Heiner Brand wurde der 1,99 große Rechtshänder kaum eingesetzt, der Vorgänger von Martin Heuberger setzte auf die Arrivierten. Dabei ist Christophersen einer der wenigen deutschen Rückraumspieler, der gut decken kann. Trotzdem - bei der Weltmeisterschaft in Schweden spielte er vor dem bedeutungslosen Platzierungsspiel gegen Argentinien nur 72 Minuten. Lediglich Ersatztorhüter Carsten Lichtlein spielte weniger. Für Brand war Christophersen, obwohl mittlerweile eine Säule bei den Füchsen Berlin geworden, nur ein Notnagel.

"Das war rückblickend eine herbe Enttäuschung", sagt der 26-Jährige, der zu jenen Spielern gehört, die vom Trainerwechsel profitierten. Heuberger ("Ich will keine Zweiklassen-Gesellschaft") setzt ihn nicht nur im linken Rückraum ein. Er braucht ihn, dem er eine "kontinuierliche Entwicklung" bescheinigt, auch als Spielmacher und im Mittelblock. "Ich bin mit meiner Rolle sehr zufrieden", sagt Christophersen. "Ich will Verantwortung übernehmen und der Mannschaft helfen." Gegen Mazedonien (24:23) tat er es in der Deckung. Trotz seiner bubenhaften Züge verschaffte er sich Respekt. "Wer zu mir kommt, soll wissen, dass es weh tun kann." Beim dramatischen 21:21 gegen Serbien traf er als siebter Feldspieler zwei Sekunden vor dem Abpfiff. Es war sein 100. Tor für Deutschland. "Mein bisher wichtigstes", sagt Christophersen.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 25.01.2012)


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