23./24.01.2012 - Letzte Aktualisierung: 24.01.2012 | EM 2012 |
Update #1 | KN-Bericht und Stimmen ergänzt ... |
Vom 15. bis 29. Januar 2012 findet die EM 2012 in Serbien statt. |
Martin Heuberger überraschte dabei mit zwei Änderungen in der Startformation: Christian Sprenger rückte für Patrick Groetzki auf Rechtsaußen, Kapitän Pascal Hens bekleidete statt Lars Kaufmann die "Königsposition". Und die deutsche Mannschaft startete couragiert: Sehr offensiv rückte man in der Abwehr heraus, störte damit die Kreise von Superstar Mikkel Hansen und brachte auch Spielmacher Bo Spellerberg von einer Verlegenheit in die nächste. Und auch offensiv klappte zunächst eine ganze Menge, so dass man durch einen Siebenmeter Gensheimers, einen Treffer Theuerkaufs, einen guten Wurf des stark Regie führenden Haaß sowie zwei Gegenstößen Gensheimers bei einem Gegentreffer durch den Bald-Kieler Rene Toft Hansen ein 5:1 vorlegte. Nach einem weiteren Ballverlust Spellerbergs hatte Gensheimer gar die Chance auf das 6:1, doch Landin parierte und weckte damit seine Landsleute auf.
Bei Dänemark kam nun Rasmus Lauge Schmidt für Spellerberg, und mit ihm auf der Rückraummitte robbten sich die Nordländer heran. Weil Pascal Hens zwei technische Fehler unterliefen und der Hamburger wie auch zweimal Michael Haaß an Landin scheiterte, war der Vorsprung bereits nach zwölf Minuten aufgebraucht - Lauge Schmidt traf zum 6:6. Nichtsdestotrotz blieb Deutschland zunächst spielbestimmend, die Abwehr stand stark. Mikkel Hansen musste so mehrmals aus zehn Metern abziehen, zwei Heinevetter-Paraden gegen diese Fernwürfe brachten dem DHB-Team durch Treffer von Glandorf und Theuerkauf das 8:6. Dänemark-Coach Ulrik Wilbek brachte nun den 2,13m-Hünen Nikolaj Markussen von Atletico Madrid für Mikkel Hansen, doch die deutsche Mannschaft ließ sich auch davon nicht aus der Ruhe bringen und beantwortete den 8:8-Ausgleich durch Haaß und Sprenger zum 10:8 (21.).
Die Spielkultur stimmte bei den Deutschen im Angriff, jedoch ließ nun die Präzision im Abschluss zu wünschen übrig: Zweimal Theuerkauf, Haaß und Glandorf scheiterten mit ihren Versuchen. Dänemark zog das Tempo an, nutzte das schlechte Rückzugsverhalten der Deutschen und ging durch Konter der Bundesliga-Flügelzange Eggert (Flensburg) und Lindberg (Hamburg) erstmals in dieser Partie in Führung (12:10, 23.). Nach einem weiteren Konter erzielte Mogensen sogar das 14:11, ehe sich die deutsche Mannschaft wieder etwas zurück kämpfte. Doch nach dem 14:15 durch Theuerkauf setzten Markussen und Lindberg die letzten Akzente der ersten Halbzeit, so dass Dänemark mit einem Drei-Tore-Vorsprung in die Pause ging.
Mogensen eröffnete den Torreigen der zweiten Halbzeit, den Kaufmann - nach 22 Minuten für Hens gekommen - und Thuerkauf zum 16:18 fortsetzten. Doch näher kamen die Deutschen erst einmal nicht heran, weil Dänemark weiterhin eiskalt die Tempo-Gegenstöße lief: Ein Doppelpack von Eggert brachte das 20:16, und als Henrik Toft Hansen per zweiter Welle völlig freistehend vor Heinevetter zum 24:19 (43.) traf, war es am Kieler Handballbahnhof kurzzeitig stiller geworden.
Die deutsche Mannschaft kämpfte sich jedoch einmal mehr in eine fast verloren geglaubte Partie zurück. Der mittlerweile für Theuerkauf gekommene Patrick Wiencek vollendete ein Glandorf-Anspiel zum 20:24, ehe Uwe Gensheimer nach einer Ringereinlage gegen Sondergaard eine Zeitstrafe kassierte. In Unterzahl wuchsen die Deutschen nun über sich hinaus: Hansens Wurf wurde geblockt, Lindberg scheiterte an Heinevetter, Haaß und Klein verkürzten in dieser Phase auf 22:24. Und als Gensheimer dann auch noch einen Siebenmeter gegen Landin zum 23:24 verwandelte, war der vorzeitige Halbfinaleinzug wieder greifbar nah. Deutschland bekam nach einem technischen Fehler von Lauge Schmidt gar die Chance zum Ausgleich, doch der diesmal blasse Christophersen scheiterte mit seinem Wurfversuch. Stattdessen traf Mikkel Hansen zum 25:23 (50.) für die Dänen. Das DHB-Team wurde nun ein bisschen nervös, Kaufmann und Glandorf unterliefen technische Fehler. Lauge Schmidt und Rene Toft Hansen bestraften diese zwar noch nicht, jedoch traf dann Hans Lindberg zum 26:23 und zwang Heuberger zu seiner Auszeit.
Noch einmal rafften sich die Deutschen auf, Wiencek und Kaufmann verkürzten auf 25:27 für das DHB-Team, das zudem nach einer Zeitstrafe gegen Lindberg in Überzahl agierte. Doch Bo Spellerberg holte gegen Roggisch einen Strafwurf heraus, den Eggert gegen Lichtlein verwandelte, während Gensheimer, der zuvor bereits per Gegenstoß an Landin scheiterte, auch vom Siebenmeterpunkt kein Glück mehr hatte und damit die letzte Chance auf ein Unentschieden vergab. Am Ende feierten die Dänen ihren zweiten Sieg, da war auch der schönste Treffer des Tages, ein sensationeller Kempatrick von Silvio Heinevetter über das gesamte Spielfeld auf Dominik Klein, zum 26:28-Endstand nur ein schwacher Trost für die deutsche Mannschaft.
Dennoch steht das Tor zum Halbfinale weiterhin offen: Am Mittwoch (16.15 Uhr, ZDF) genügt ein Sieg gegen die Polen, um die Vorschlussrunde zu erreichen und zudem einen riesigen Schritt Richtung Olympia-Qualifikation zu unternehmen.
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Das ist super ärgerlich. Wir hätten heute einen riesigen Schritt machen können, um unser Ziel zu erreichen. In den entscheidenden Phasen haben wir die falschen Entscheidungen getroffen.
Uns ist es nicht gelungen, die Ruhe zu bewahren. Wir haben zu oft, zu schnell abgeschlossen. Aber die dänische Abwehr stand sehr gut und der Torhüter war auch bärenstark.
Jetzt müssen wir die Polen schlagen. Ich habe noch gute Erinnerungen an das WM-Finale 2007. Es wäre schön, wenn das Ergebnis das gleiche wäre.
Mund abputzen, weitermachen - wir haben am Mittwoch eine komplett neue Chance. Dann müssen wir eben die nutzen. Schade ist es trotzdem, wir hatten es heute selbst in der Hand. Aber unsere Angriffsleistung war einfach zu schlecht.
Wir haben den Abschluss zu früh gesucht und die dänische Abwehr nicht so richtig in Bewegung gebracht. Meine Leistung? Scheiße.
Der Schlüssel zum Erfolg war unsere Abwehr. Da hatten wir anfangs zu große Lücken. Jetzt sind wir endlich im Turnier angekommen, aber vielleicht zu spät. Aus eigener Kraft können wir das Halbfinale trotz dieses Sieges nicht mehr erreichen.
Aus den Kieler Nachrichten vom 24.01.2012:
Eines, in dem es um einen doppelten Einsatz geht. Ein Sieg gegen Polen, das zuvor bei der 25:27-Niederlage gegen Mazedonien enttäuschte, und sie wären im Halbfinale. Ein Sieg gegen Polen, und sie würden in der Endabrechnung vor dem Team von Bogdan Wenta landen. Einer Nation, die ebenfalls noch kein Ticket für ein Olympia-Qualifikationsturnier besitzt. Ein Endspiel, das sich die Schützlinge von Martin Heuberger hätten ersparen können. Sie begannen flott, führten schnell 5:1. Das Spiel fühlte sich in den ersten Minuten, die mit einer frühen Auszeit von Dänen-Trainer Ulrik Wilbek (4.) endete, unwirklich an. Die 20 000 Zuschauer fassende "Beogradska-Arena" war nur zur Hälfte gefüllt. Das Gros der rund 10000 Mazedonier hatte sich zu Feierlichkeiten zurückgezogen, die Serben die Halle noch nicht betreten. Die dänischen Fans waren sprachlos und für die 30 Deutschen war die Arena dann doch zu groß, um sie akustisch ausfüllen zu können. So legte das Heuberger-Team einen schweigenden Blitzstart hin.
Doch Wilbek nutzte die 60 Sekunden, die ihm blieben, um seine Mannschaft daran zu erinnern, dass sie noch das Halbfinale erreichen kann. Allerdings nicht mit einer klaren Niederlage. Die Dänen packten in der Abwehr fester zu und erwischten den Gegner an seiner Sollbruchstelle. Das Positionsspiel liegt den Deutschen nicht, sie erzielen ihre Tore lieber im Gegenstoß. Müssen sie vor einer stabilen 6:0-Deckung kreiseln, wird schnell deutlich, wie limitiert die Möglichkeiten sind, Flugbahnen für den Ball zu erschaffen. Zumal Pascal Hens völlig neben sich stand. Heuberger hatte ihn in die Startformation geschickt, doch der Kapitän blieb blass. Allerdings - viel besser machten es seine Nebenleute auch nicht. Einzige Ausnahme im Rückraum war Mittelmann Michael Haaß.
Sie kämpften sich immer wieder heran, doch als es darum ging, die nervös gewordenen Dänen in Schwierigkeiten zu bringen, stellten sie sich ein Bein. Die Entscheidung bahnte sich in der 49. Minute an, als der dänische Superstar Mikkel Hansen mit einem Hammer in den Winkel das 25:23 erzielte. Anschließend leistete sich Lars Kaufmann einen Schrittfehler, Sven-Sören Christophersen verwarf, Holger Glandorf verwarf.
Eine Phase, in der das dänische Tor mit dem starken Niklas Landin sehr klein wurde. "Wir sind an ihm gescheitert", sagte Heuberger. "Er war wirklich überragend." Eine Phase, in der Klasse-Spieler den Unterschied machen. Einer wie Hansen. Der Schlacks erinnert mit seinen langen Haaren und dem Stirnband an Björn Borg. Auch seine unaufgeregte Art hat er von der schwedischen Tennislegende geerbt. Mit Adleraugen erkannte er in der Bedrängnis, dass Hans Lindberg auf seine Chance lauerte. Hansen warf den Ball über vier Deutsche zu seinem Rechtsaußen, und der traf zum 26:23. Aus. "Ich bin natürlich traurig", sagte Heuberger. "Aber wir haben zu viele Chancen vergeben." Eine gibt es noch. Gegen Polen.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 24.01.2012)
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