Aus den Kieler Nachrichten vom 31.08.2012:
Doha. Mohammed Jaber Al-Mulla, Vizepräsident des katarischen Handballverbandes,
outet sich im Interview mit den Kieler Nachrichten als Fan des THW Kiel. Das Interview,
das am Rande des
Super Globe in Katar stattfand,
führte KN-Sportredakteur Wolf Paarmann.
- Kieler Nachrichten:
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Beim Super Globe hätte für Spieler von Al Sadd und Al Jaish
die Chance bestanden, gegen Top-Clubs zu spielen. Warum wurden viele Plätze durch Ausländer
besetzt?
- Mohammed Jaber Al-Mulla:
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Das ist ein internationales Turnier, und wir wollten, dass
die Teams einigermaßen auf Augenhöhe sind, dass es spannend
bleibt. Wirklich gleich sind sie trotzdem nicht. Al
Sadd kaufte nur sieben Profis
ein, Kiel hat 14. Für unsere jungen Spieler ist es außerdem
ein tolles Erlebnis, einmal mit einem Star wie Nikola Karabatic
trainieren zu dürfen.
- Kieler Nachrichten:
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Welchen Stellenwert hat Handball in Katar?
- Mohammed Jaber Al-Mulla:
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Es ist die Sportart Nummer zwei nach Fußball und holt
auf. Handball verkörpert für uns das Miteinander, den gegenseitigen
Respekt. Außerdem ist der Kronzprinz von Katar, Sheikh Tamim bin Hamad
bin Khalifa Al-Thani, ein großer Fan. Es war sein
Wunsch, die WM 2015 auszurichten. Seine Familie liebt
aber auch den Sport im Allgemeinen. Er ist gesund, so ihr
Hintergedanke. Deshalb will sie so viele Turniere wie möglich
veranstalten. Wir haben uns auch um die Basketballund
die Volleyball-WM beworben.
- Kieler Nachrichten:
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Wie ist der Handball in Ihrem Land organisiert?
- Mohammed Jaber Al-Mulla:
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Es gibt ihn bei uns erst seit knapp 40 Jahren. Inzwischen
spielen aber 600 Kinder, das ist, im Vergleich zu unserer
Bevölkerungszahl (1,6 Millionen, d. Red.), sehr viel. Wir haben
zwölf Männerteams, die jedes Jahr drei Pokalturniere
austragen. Das Niveau steigt. Die Junioren sind die besten
in Asien, unsere Senioren haben sich für die WM 2013 qualifiziert.
- Kieler Nachrichten:
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Worin sehen Sie den größten Unterschied zu Europa?
- Mohammed Jaber Al-Mulla:
-
Ich bin Fan des THW, sehe die Spiele der Kieler oft und gerne.
Der größte Unterschied ist, dass unsere Spieler nie gelernt
haben, wie Profis zu leben. Das bringen wir dem
Nachwuchs gerade bei.
- Kieler Nachrichten:
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Was wird bis zur WM noch passieren?
- Mohammed Jaber Al-Mulla:
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Wir haben zwei Hallen, vier werden gebaut. Die "Al Gharafa
Sports Hall" (Spielstätte des Super Globe, d. Red.) wird
dann eine Trainingshalle sein. Eine der neuen soll 20 000 Zuschauern
Platz bieten, eine andere 7000. Wie viel Geld noch investiert wird, weiß ich
nicht. Aber das Nationale Olympische Komitee (NOK, d. Red.) macht möglich, was nötig
ist.
- Kieler Nachrichten:
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Werden die Hallen voll sein?
- Mohammed Jaber Al-Mulla:
-
Ja, das haben wir bei unserer Bewerbung versprochen. Wir
machen gerade im eigenen Land viel Werbung für die
Weltmeisterschaft, setzen aber auch stark auf Touristen.
Ihnen werden wir dann ein Paket anbieten, das Tickets,
Flüge und alle erdenklichen Möglichkeiten beinhalten
wird, unser Land kennen zu lernen. Zu sehr vernünftigen
Preisen.
- Kieler Nachrichten:
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Und was passiert mit den Hallen?
Werden sie, wie die Arenen für die Fußball-WM 2022, wieder
abgebaut?
- Mohammed Jaber Al-Mulla:
-
Nein. Das NOK wird sie nutzen, um sich damit für die
Austragung der Olympischen Spiele 2024 zu bewerben.
(Das Interview führte Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 31.08.2012)