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27./28.08.2012 - Letzte Aktualisierung: 28.08.2012 Super Globe

Super Globe: THW Kiel dreht Auftaktspiel nach schwacher erster Hälfte

Super Globe, Gruppe B, 1. Spieltag: 27.08.2012, Mo., 18.45: THW Kiel - Al-Sadd Doha: 29:26 (9:16)
Update #2 KN-Bericht und Fotos ergänzt ...

Dominik Klein erzielte vier der neun Kieler Treffer in der ersten Halbzeit.
Klicken Sie zum Vergrößern! Dominik Klein erzielte vier der neun Kieler Treffer in der ersten Halbzeit.
Nach einer, so Trainer Alfred Gislason, "Horror-Halbzeit" hat der THW Kiel am Montagabend in seinem Auftaktspiel beim "IHF Super Globe" Moral bewiesen und den katarischen Gastgeber Al-Sadd in Doha mit 29:26 besiegt, nachdem die Zebras zur Pause noch mit 9:16 hinten gelegen hatten. Mit 7/2 Treffern war Neuzugang Marko Vujin erfolgreichster Kieler Schütze, bei den Kataris traf Dragan Gajic achtmal.
Al-Sadd mit sieben Spielern Montpelliers
Al-Sadd hatte sich großflächig beim französischen Meister Montpellier eingedeckt: Insgesamt sieben Spieler - darunter der frühere Kieler Nikola Karabatic - liefen im Trikot der Kataris auf, die zudem von Montpelliers Trainer Patrice Canayer trainiert wurden. In der Gruppenphase der Champions League hatte der THW im Vorjahr gegen Montpellier zuhause verloren, dann aber auswärts gewonnen.
Temporeiche Partie mit hohem Einsatz
Der THW begann mit nur einem Neuzugang in der Startformation: Kreisläufer Rene Toft Hansen, im Tor erhielt Andreas Palicka den Vorzug vor Thierry Omeyer. Und der musste nach drei Minuten schon zum dritten Mal hinter sich greifen: Drei Kieler Fehlwürfen folgten drei Treffer der Kataris. Doch genauso schnell glichen die Zebras auch wieder aus. Es folgten zahlreiche Fehlwürfe auf beiden Seiten in einer Hochgeschwindigkeits-Partie mit aggressiven Abwehrreihen. Toft Hansen handelte sich nach neun Minuten eine Zeitstrafe ein, nachdem er überhart gegen Nikola Karabatic eingestiegen war. Der Franzose musste danach mit einem blutigen Kinn in der Kabine behandelt werden und kam erst nach 46 Minuten wieder aufs Feld.
Kieler Fehlwurf-Festival führt zu deutlichem Pausenrückstand
Nikola Karabatic musste nach 15 Minuten mit blutigem Kinn zunächst das Parkett räumen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Nikola Karabatic musste nach 15 Minuten mit blutigem Kinn zunächst das Parkett räumen.
Dem Angriffswirbel von Al-Sadd tat das keinen Abbruch. Obwohl sich Palicka steigerte, kam Kiel nicht weiter bis auf ein zwischenzeitliches 7:7 heran - im Gegenteil. Durch eine Serie von Fehlwürfen lud der THW den Gegner förmlich zu Gegenstößen ein. Und vor allem der Slowene Dragan Gajic ließ sich nicht zweimal bitten, das 13:7 (22.) - der sechste Al-Sadd-Treffer in Folge - war bereits sein fünftes Tor, dem dann auch prompt die Auszeit von Alfred Gislason folgte.

Omeyer kam für Palicka, zuvor hatte schon Filip Jicha den glücklosen Momir Ilic ersetzt. Und dessen Landsmann Marko Vujin scheiterte bei seiner ersten Aktion gleich mit einem Siebenmeter. Und weil auch der Rest der Zebras - mit Ausnahme von Linksaußen Dominik Klein - noch an der Einstellung des Zielfernrohrs arbeitete, hielt die Mannschaft von Al-Sadd (bei der vor der Pause nur drei Kataris Kurzzeit-Einsätze hatten) den Abstand auch komfortabel, auch weil der slowenische Torwart Primoz Prost einen Glanztag hatte und vor der Pause auch einen Siebenmeter Ilics abwehrte. So kam es zur in den vergangenen Monaten seltenen Begebenheit, dass der THW zur Pause gerade einmal neun Tore - davon zwei Siebenmetertreffer - erzielt hatte, während es Al-Sadd auf 16 Einschläge brachte.

THW startet Aufholjagd
Marcus Ahlm war zweimal erfolgreich.
Klicken Sie zum Vergrößern! Marcus Ahlm war zweimal erfolgreich.
Trotz eines Doppelschlags von Patrick Wiencek und Gudjon Valur Sigurdsson, die nach der Pause kamen, innerhalb von 30 Sekunden konnte Kiel den Abstand zunächst nicht entscheidend verkürzen, aber dann: Die Kataris verfingen sich in der nun aggressiveren THW-Abwehr, und als Filip Jicha beim 14:18 sein erstes Tor gelang, war die Aufholjagd gestartet. Nach nur elf Minuten und zwei weiteren Jicha-Treffern war beim 18:19 so weit wieder alles im Lot.
Omeyer, Sigurdsson und Vujin drehen die Partie
Doch die Karabatic-Rückkehr setzte bei Al-Sadd kurzfristig neue Kräfte frei. Gleich zum Wiedereinstand nach 46 Minuten markierte der Franzose das 22:18 - aber die Messe war noch lange nicht gelesen: Marko Vujin verwandelte eiskalt zwei Siebenmeter gegen die nun müde wirkenden Katarer - und beim 24:24 war der erste Gleichstand nach dem 7:7 erreicht. Nur 30 Sekunden später markierte Sigurdsson mit einem Tempogegenstoß die erste Kieler Führung in der Partie, die nun komplett gekippt war. Und weil Omeyer nun hinten den Laden dicht machte und Sigurdsson gleich doppelt nachlegte, war das Polster binnen einer Minute beim 27:24 (55.) unerwartet schnell recht bequem, und beim 28:24 von Marko Vujin war die Partie entschieden.
Am Dienstag um 15 Uhr gegen Sydney
Zuvor hatte in der Kieler Gruppe Mudhar (Saudi-Arabien) gegen Sydney University HC 32:27 (15:12) gewonnen. Die Australier sind am Dienstag (15 Uhr deutscher Zeit) nächster Gegner des THW, der am Mittwoch (13 Uhr deutscher Zeit) auf die Saudis trifft. Beide THW-Spiele waren bei der technischen Sitzung am Montag kurzfristig auf Wunsch der Vereine zeitlich verlegt worden.

In Gruppe A des IHF Super Globes hatten die Ägypter von Al Zamelek zum Auftakt Panamerikameister Metodista Sao Bernardo 33:24 geschlagen. In der zweiten Partie verlor der mit zahlreichen europäischen Gastspielern aus Kroatien, Serbien und Slowenien verstärkte katarische Klub El-Jaish mit 23:28 gegen den spanischen Champions-League-Finalisten Atletico Madrid.

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Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Das waren wahrlich zwei völlig verschiedene Halbzeiten. Die erste Hälfte war ein Horror, unsere schlechteste Leistung seit Jahren. Aber nach dem Ligaspiel in Gummersbach und der langen Anreise waren die Spieler müde. Aber auf das, was wir nach der Halbzeit gezeigt haben, kann ich stolz sein. Wir waren deutlich besser und haben dann auch verdient gewonnen. Aber um weitere Spiele erfolgreich zu bestreiten, müssen wir konzentrierter spielen.
THW-Kapitän Marcus Ahlm:
Vor der Pause hatten wir Probleme - sowohl in der Abwehr als auch im Angriff. Aber als wir uns dann in der Defensive gesteigert haben, kippte das Spiel, vor allem dank unserer Gegenstöße.
THW-Linksaußen Gudjon Valur Sigurdsson:
In der ersten Hälfte hatten wir Probleme mit der guten Abwehr von Al Sadd und dem guten Torhüter Prost, der viele Bälle gehalten hat. Wir lagen dann mit sieben zurück und sind deshalb froh, überhaupt gewonnen zu haben. Aber in der zweiten Hälfte wurde Al Sadd müde, wir konnten besser wechseln und unsere Abwehr wurde viel besser und natürlich haben wir Omeyer im Tor. Außerdem haben wir keine Bälle mehr im Angriff verloren, ganz im Gegensatz zur ersten Halbzeit.
Al-Sadds Trainer Patrice Canayer:
Ich habe mich über die hohe Qualität des Spiels gefreut, obwohl auch bei uns einige Spieler müde waren. Partien zwischen Kiel und den Spielern von Montpellier, die heute für Al-Sadd aufliefen, sind immer intensiv. Für Al-Sadd war es sehr schwer, dass wir ausgerechnet gegen den Champions-League-Sieger starten mussten. Insgesamt bin ich mit der Leistung unserer Spieler zufrieden. Auch wenn wir verloren haben, haben wir alles gegeben.

Super Globe, Gruppe B, 1. Spieltag: 27.08.12, Mo., 18.45: THW Kiel - Al-Sadd Doha (QAT): 29:26 (9:16)

Logo THW Kiel:
Omeyer (23.-60., 9 Paraden), Palicka (1.-23., 5 Paraden); Toft Hansen (1), Sigurdsson (5), Sprenger (1), Ahlm (2), Wiencek (1), Zeitz (2), Palmarsson, Narcisse (1), Ilic (2/2), Klein (4), Jicha (3/1), Vujin (7/2); Trainer: Gislason
Logo AlSadd Al-Sadd Doha (QAT Flagge QAT):
Prost (1.-60., 14/1 Paraden), Al Tharifi (bei einem Siebenmeter, keine Parade); Awad (n.e.), Krad (2), Tej (3), Accambray (3), Hmam, Malmagro (3), Al Karbi (n.e.), Nawar, Karabatic (3), Al Shammari (1), Gajic (8/1), Remaihi (n.e.), Omahic, Kenaoui (3); Trainer: Canayer
Schiedsrichter:
Anton Palsson / Hlynur Leifsson (Island)
Zeitstrafen:
THW: 1 (Toft Hansen (9.));
Al-Sadd: 3 (2x Tej (5., 27.), Hmam (48.))
Siebenmeter:
THW: 8/5 (Vujin an den Pfosten (20.), Ilic vorbei (30.), Prost hält Jicha (48.));
Al-Sadd: 1/1
Spielfilm:
1. Hz.: 0:3, 3:3 (5.), 3:5, 5:5, 5:7 (10.), 7:7 (14.), 7:13 (22.), 8:13, 8:14, 9:14 (24.), 9:16;
2. Hz.: 11:16, 11:17, 12:17, 12:18 (35.), 17:18 (41.), 17:19, 18:19, 18:22 (47.), 19:22, 19:23, 22:23, 22:24 (52.), 28:24 (57.), 28:25, 29:25, 29:26.
Zuschauer:
1.813 (Al Gharafa Sports Club Hall, Doha (QAT))
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 28.08.2012:

Aufholjagd gegen die Verkleideten

THW bog 9:16 gegen Al Sadd in 29:26 um
Doha. Der THW Kiel hat beim Super Globe in Doha sein erstes Gruppenspiel gewonnen und kann damit schon für das Halbfinale planen. Sydney und Mudhar (Saudi-Arabien) dürften im Vergleich zu dem mit 29:26 (9:16) besiegten Gastgeber Al Sadd Leichtgewichte sein. Es hatte absurde Züge, den heimischen Handballmeister gestern Abend in der Al Gharafa Sports Hall vor knapp 1900 Zuschauern zu erleben. Im Trikot des Gastgebers steckten sieben Angestellte des französischen Meisters Montpellier HB.

Ein achter, Olympiasieger Michael Guigou, hatte wegen einer Knieverletzung kurzfristig absagen müssen. So musste Patrice Canayer, vor und nach dieser Wüsten-Woche Vereinstrainer von Nikola Karabatic & Co, in seiner Not einen Einheimischen als Linksaußen aufstellen. Auch die Begrüßung durfte ein Sportler aus Katar übernehmen. Das war anders nicht möglich, schließlich ist Rashid al Remaili, ein dicklicher Herr, der Kapitän eines Teams, dem die Scheichs nicht zutrauen, ohne Hilfe die Vereins-WM zu gewinnen.

Auf den gut besetzten Tribünen pfiffen die Kataris, sonst eher schüchterne Menschen, die Kieler aus, feierten die Fremden in den Trikots ihres Clubs. Um solche ungewohnten Emotionen zu zeigen, mussten sie allerdings ein wenig aufgemuntert werden. Jeder Block war mit einem Einpeitscher ausgestattet worden, der keine Gelassenheit auf den Rängen gestattete. So entstand der Eindruck, der Titelverteidiger würde sich in einem echten Hexenkessel mit lokalen Helden messen müssen - tatsächlich war es eine Farce.

Bereits im Spiel zuvor hatten die Zuschauer getobt, spielte mit Al Jaish doch die zweite Katar-Mannschaft gegen Atletico Madrid. Die Spanier siegten zwar mit 28:23 (11:13), doch ein Bild von der Qualität des Handballs am Arabischen Golf konnte sich auch das Team von Talant Duschebajew nicht machen. Al Jaish, die unter anderem David Spiler und Zlatko Hovart von RK Zagreb und Torhüter Darko Stanic aus Skopje verpflichtet hatten, kamen weitgehend gänzlich ohne Kataris aus. Madrid siegte nach einem Stotterstart letztlich aber souverän. Auch ohne Arpad Sterbik, der am Sonntag überraschend nicht am Flughafen erschienen war. Offenbar will der Torhüter entschieden seine Karriere beim FC Barcelona fortsetzen.

Auch die Kieler fanden sehr schwer in die Partie. Dass es zäh wurde, lag aber weniger am Gegner, der zudem lange auf Karabatic verzichten musste, den Rene Toft Hansen unabsichtlich, aber nachhaltig, am Kinn getroffen hatte. Die "Zebras" boten in der ersten Halbzeit eine erschreckende Leistung im Angriff. Sie wirkten fahrig, müde. Kein Wunder, waren sie doch tags zuvor erst kurz vor Mitternacht in Doha angekommen. 24 Stunden nach dem Sieg in Gummersbach (34:25). Die "Zebras" lagen zur Halbzeit gegen die Verkleideten aus Montpellier gar mit 9:16 zurück. Jener Mannschaft also, die ihnen vor neun Monaten in der Vorrunde der Champions League ihre letzte Niederlage (23:24) beschert hatte. Es dauerte bis zur 54. Minute, ehe das Team von Alfred Gislason, das einmal mehr große Moral bewies, erstmals in Führung (25:24) gehen konnte. Gudjon Sigurdsson ließ dem 25. THW-Treffer schnell zwei weitere folgen und der Auftaktsieg gegen Montpellier sollte nach langer Talfahrt doch noch gelingen. "Die erste Halbzeit war die schlechteste, die wir seit Jahren gespielt haben", sagte Gislason. "Ich bin stolz auf mein Team, dass es trotz der Müdigkeit doch noch gewonnen hat."

Immerhin: Der Weltverband erhörte den Wunsch der Kieler, heute zwei Stunden später gegen die Uni Sydney (16 Uhr, MEZ) spielen zu dürfen.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 28.08.2012)

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