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11./12.11.2012 - Letzte Aktualisierung: 12.11.2012 Bundesliga

THW mit Höhen und Tiefen zum Heimsieg gegen Lübbecke

Bundesliga, 11. Spieltag: 11.11.2012, So., 15.00: THW Kiel - TuS N-Lübbecke: 30:23 (15:10)
Update #3 Highlights-Video, PK-Video, KN-Bericht, weitere Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt ...

Andreas Palicka überzeugte in  der ersten Halbzeit mit zahlreichen Paraden.
Klicken Sie zum Vergrößern! Andreas Palicka überzeugte in der ersten Halbzeit mit zahlreichen Paraden.
Dank einer über weite Strecken starken Abwehrarbeit hat der THW Kiel seinen zehnten Saisonsieg in der DKB Handball-Bundesliga gefeiert. Am Sonntagnachmittag gewannen die "Zebras" in der ausverkauften Sparkassen-Arena mit 30:23 (15:10) gegen den TuS N-Lübbecke. Die Gäste aus Ostwestfalen verkauften sich über weite Strecken teuer, kämpften sich mit einem Sechs-Tore-Lauf sogar zwischenzeitlich wieder auf 16:16 heran und mussten den THW erst in der Schlussviertelstunde ziehen lassen. Matchwinner auf Kieler Seite war Christin Zeitz mit fünf Treffern in der entscheidenden Phase, auf der Seite der Gäste überragte Torhüter Nikola Blazicko mit 18 Paraden.
Fünf Tore in zweieinhalb Minuten
Gästetrainer Ghenadij Khalepo hatte im Vorfeld der Partie angekündigt, nicht in die "Tempofalle" des THW tappen zu wollen. Dementsprechend ruhig, sachlich, ja geradezu behäbig trug der TuS N-Lübbecke auch seinen ersten Angriff an diesem Nachmittag vor, ihm sollten viele weitere dieser Art folgen. Gleich nach einer Minute entschieden die Schiedsrichter Colin Hartmann und Stefan Schneider erstmals auf Zeitspiel, Niclas Ekberg antwortete per Gegenstoß zum 1:0 für den THW. Dass die Ostwestfalen aber auch anders können, zeigten sie wenig später: Ein schöner Doppelpass zwischen Kristian Svensson und Vukovic nutzte der Kroate zum Ausgleich, und Niemeyer konterte das 2:1 Jichas vom Kreis ebenfalls postwendend. Als Vujin auf der anderen Seite per Sprungwurf das 3:2 für die "Zebras" markierte, waren noch nicht einmal zweieinhalb Minuten absolviert.
Vier-Tore-Lauf der "Zebras"
Patrick Wiencek erzielte zwei Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Patrick Wiencek erzielte zwei Treffer.
Das Tempo nahm in der Folgezeit aber wieder ab, und Lübbecke hielt bis zum 5:6 (11.) durch einen famosen Tluczynski-Dreher auch gut dagegen. Dies lag aber vor allem an der Kieler Abschlussschwäche im Angriff: Vujin traf Torhüter Blazicko mit einem Siebenmeter unglücklich am Kopf, Sigurdsson verzog und auch Ekberg scheiterte am Gästekeeper. Doch so langsam machte sich die gefühlte Kieler Überlegenheit auch im Ergebnis bemerkbar: Der stark beginnende Palmarsson sorgte mit einem abgefälschten Wurf zum 7:5, Jicha erhöhte nach einem Block der aufmerksamen 3:2:1-Deckung per Gegenstoß zum 8:5 und Palicka leitete nach einer Parade gegen Vukovic einen Gegenstoß über Ekberg und Sigurdsson zum 9:5 ein. Als Kiels schwedischer Torhüter nach einer Auszeit Lübbeckes auch gegen Niemeyer parierte und Jicha per Sprungwurf das 10:5 (15.) besorgte, schienen die Gäste früh den Anschluss zu verlieren.
Beruhigende Halbzeitführung
Niclas Ekberg erzielte drei seiner fünf Treffer in der Schlussphase.
Klicken Sie zum Vergrößern! Niclas Ekberg erzielte drei seiner fünf Treffer in der Schlussphase.
Dass der THW nicht schon in den folgenden Minuten komplett von dannen zog, lag einerseits an den beiden Zeitstrafen gegen Ahlm und Wiencek, der im Kampf um einen Abpraller in der Offensive etwas unglücklich gegen Tluczynski agierte. Andererseits aber auch an Nikola Blazicko, der gute Wurfmöglichkeiten von Jicha, Ilic, Palmarsson und Vujin vereitelte. Doch trotz der zwei Unterzahlsituationen ließen die Kieler ihre Gäste nicht entscheidend verkürzen, das 8:12 durch Gustafsson war noch der knappste Spielstand. Und als der THW wieder komplett war und auf eine 6:0-Deckung mit Wiencek und Ilic umstellte, erhöhten Wiencek, Ekberg per Gegenstoß und erneut Wiencek auf 15:9, ehe Schöngarth den Halbzeitstand markierte.
THW achteinhalb Minuten lang von der Rolle
Zu Beginn der zweiten Halbzeit wechselte Alfred Gislason im Rückraum: Daniel Narcisse kam für Palmarsson, Christian Zeitz für den heute etwas unglücklich agierenden Marko Vujin. Und als Zeitz das Ergebnis gleich mit einem Unterarmgeschoss auf 16:10 stellte, schien die Frage nur noch, wie hoch der THW gegen Lübbecke wohl gewinnen würde. Doch nun wuchs der in der ersten Halbzeit schon starke Nikola Blazicko endgültig über sich hinaus, parierte nacheinander gegen Zeitz, Wiencek, Narcisse und erneut Zeitz und sorgte dafür, dass Wilke und Schöngarth auf 12:16 verkürzen konnten. Plötzlich glaubten die Gäste wieder an sich, während die Kieler nun zu hektisch agierten: Ekberg verzog mit seinem Wurf, Jicha scheiterte wie Zeitz an Blazicko. Und die Kieler 6:0-Deckung agierte zu defensiv, was in dieser Phase besonders Jens Schöngarth zu nutzen wusste und mit einem Doppelschlag zum 14:16 traf. Als Tim Remer nach weitem Gegenstoßpass Blazickos gar der Anschlusstreffer gelang, nahm Alfred Gislason wutentbrannt seine Auszeit.

Christian Sprenger erzielte zwei wichtige Treffer in der entscheidenden Phase.
Klicken Sie zum Vergrößern! Christian Sprenger erzielte zwei wichtige Treffer in der entscheidenden Phase.
Der Kieler Coach machte seine Mannschaft darauf aufmerksam, dass sie sich mitten in einem Pflichtspiel befand und nicht in einem Wurf-Training, ordnete zudem personelle Veränderungen an: Marcus Ahlm kehrte genauso zurück wie die 3:2:1-Deckung, Christian Sprenger kam auf Rechtsaußen für Ekberg. Doch nach einem technischen Fehler im Kieler Rückraum stellte Wilke per Gegenstoß sogar den 16:16-Ausgleich her. Nun kam auch noch Thierry Omeyer für den in der ersten Halbzeit guten, bei den Schöngarth-Treffern aber unglücklich wirkenden Palicka zwischen die Pfosten. Als Vukovic einen Wurf von Daniel Narcisse blockte, bekamen die Gäste dennoch die Chance auf die erste Führung, Daniel Svensson aber scheiterte. Stattdessen tankte sich Christian Zeitz auf der rechten Außenbahn durch und traf zum erlösenden 17:16 für den THW nach achteinhalb torlosen Minuten.

Zeitz sichert Kiel den Sieg
Kurz darauf parierte Omeyer einen etwas halbherzigen Dreher von Schöngarth und erneut Christian Zeitz erhöhte aus vollem Lauf zum 18:16. Der TuS N-Lübbecke gab sich aber noch nicht geschlagen, Gustafsson verwertete ein Niemeyer-Anspiel zum Anschluss, den Christian Zeitz mit einem Sprungwurf aus dem linken Rückraum beantwortete. In der ersten Viertelstunde der zweiten Halbzeit war der Linkshänder der einzige THW-Spieler, der zum Torerfolg kam - als Christian Sprenger aus spitzem Winkel zum zwischenzeitlichen 20:18 traf, lief bereits die 46. Spielminute.

Jens Schöngarth war mit fünf Treffern gefährlichster Lübbecker Angreifer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Jens Schöngarth war mit fünf Treffern gefährlichster Lübbecker Angreifer.
Niemeyer und Schöngarth hielten mit ihren Treffern bis zum 19:20 (47.) dagegen und Lübbecke im Spiel. Mit viel Dynamik stellte Zeitz wieder den Zwei-Tore-Vorsprung her und leitete anschließend einen Gegenstoß ein, den Sprenger zum 22:19 abschloss. Khalepo nahm seine Auszeit, doch nach einem Ballverlust von Kristian Svensson und einem technischen Fehler stellten Jicha per Gegenstoß und Palmarsson auf 24:19 (49.) - die Vorentscheidung.

Denn in der Schlussphase gelangen nun auch Thierry Omeyer zahlreiche Paraden, die einen erneuten Anschluss der Gäste verhinderten. Während Niemeyer, Vukovic, Daniel und Kristian Svensson aus dem Rückraum am Franzosen scheiterten, sorgten Marcus Ahlm mit zwei Treffern vom Kreis und Niclas Ekberg mit einem Siebenmeter, einem Gegenstoß nach weitem Omeyer-Pass und einem Treffer aus dem Rückraum doch noch für einen standesgemäßen Sieg.

Am Mittwoch in Balingen
Mit dem zehnten Saisonerfolg und nun 21:1 Punkten bleibt der THW Kiel den Rhein-Neckar Löwen weiter dicht auf den Fersen. Der Tabellenführer verteidigte bereits am Samstagnachmittag beim hart erkämpften 30:28-Sieg beim VfL Gummersbach seine weiße Weste. Während viele Handballfans schon jetzt auf den 28. November voraus blicken, an dem sich die beiden einzigen noch ungeschlagenen Spitzenteams in der Mannheimer SAP-Arena endlich gegenüber stehen werden, schauen die "Zebras" weiter von Spiel zu Spiel. Denn bis zum Gipfeltreffen warten noch vier weitere Pflichtaufgaben auf den deutschen Rekordmeister. Bereits am kommenden Mittwoch ab 20.15 Uhr ist der THW in der Liga bei HBM Balingen-Weilstetten gefordert.

(Sascha Krokowski)

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Video: Höhepunkte des Spiels

Den Spielbericht des ZDF finden Sie in der ZDF-Mediathek:
www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1772616/Kiel-schl%C3%A4gt-Au%C3%9Fenseiter-L%C3%BCbbecke

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Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Ich bin einigermaßen mit der ersten Hälfte zufrieden, auch wenn wir viele klare Chancen liegengelassen haben. Aber unsere Abwehr stand gut, und Palle hat gut gehalten. Wenn man dann direkt nach der Pause das 16:10 macht, ist das Folgende eine Katastrophe: Eine Viertelstunde lang hatten wir völlig das Handballspielen eingestellt. Die Abwehr packte nicht richtig zu, die Torhüter bekamen nichts zu fassen, und vorne haben wir vier-, fünfmal freistehend gegen den guten Blazicko verworfen. Uns fehlte in dieser Phase nach der Pause die Konzentration. So ein Spiel kann kippen, und ich war gezwungen, meine Stammkräfte für die 3:2:1-Abwehr wieder einzuwechseln, um die Wende zu bringen. Das ist uns gelungen, deswegen war es ein gutes Spiel - auch wenn man manchmal das Gefühl hatte, es sei heute ein Freundschaftsspiel gewesen. Aber Lübbecke hat eine starke Mannschaft, die sehr gut spielt. Was ich in der Auszeit gesagt habe, weiß ich nicht mehr. Aber ich habe darauf hingewiesen, dass der TuS eine starke Mannschaft hat und heute kein Wurftraining ist. Danach sah es nämlich lange Zeit aus. Jeder kann Gegenstöße laufen, und die Gefahr war da, dass das Spiel komplett kippt.
Lübbeckes Trainer Ghenadij Khalepo:
Wenn Du nach Kiel fährst und mit sieben Toren Rückstand nach Hause fährst, kann man eigentlich zufrieden sein. Aber ich bin es nicht, denn vor allem in der zweiten Halbzeit war mehr drin. Da haben wir gut gespielt, aber die Aufholjagd hat sehr viel Kraft gekostet. Und wir haben nicht die Bank, um permanent Druck auf die aggressive Kieler Abwehr auszuüben. Ich muss meine Jungs loben, und ich hoffe, dass wir die Erfahrungen aus der zweiten Halbzeit ins nächste Spiel mitnehmen.
Lübbeckes Teammanager Zlatko Feric:
Wenn man nach Kiel fährt, will man ein gutes Spiel abliefern und die beste Seite zeigen. Wir wollten gewinnen, das hatten wir uns vorgenommen, und irgendwann werden wir das auch schaffen. Aber wann ...? Der THW hat vor drei Tagen ein schweres Spiel gehabt, das bleibt in den Knochen. Auch, dass dann bei Kiel die Konzentration fehlt, ist verständlich. Die Zuschauer haben ein interessantes Spiel gesehen, und wir haben uns in einem guten Licht gezeigt.
THW-Geschäftsführer Klaus Elwardt:
Wir haben ein interessantes Spiel gesehen - das lag auch an Lübbecke, die sich lange gewehrt haben und so gut zurückkamen, dass wir doch ein wenig nervös wurden.

Wir haben für das Celje-Spiel eine Plakataktion initiiert, weil wir uns auch wieder im Stadtbild präsentieren möchten. Wir haben aber auch Schwierigkeiten, die Restkarten aus dem Gegnerkontingent abzusetzen. Wir sind es gewohnt, vor einer vollen Halle zu spielen. Und wir wollen die Menschen darauf hinweisen, dass es auch für Heimspiele des THW Kiel noch Karten zu kaufen gibt.

Lübbeckes Linkshänder Jens Schöngarth gegenüber Sport1:
Wir haben in dieser Saison schon in einigen Spielen gezeigt, dass wir zurückkämpfen und tolle Moral zeigen. Außerdem haben wir eine gute Bank mit wilden jungen Spielern. Ich hatte heute einen guten Tag, aber ingesamt standen wir heute in der zweiten Halbzeit gut in der Abwehr.

Schade, dass es am Ende doch sieben Tore waren, aber der THW ist nicht unbedingt der Gegner, den wir auswärts mit zehn Toren schlagen müssen. Am Mittwoch spielen wir gegen Hamburg, da ist dann sicher etwas machbar.

Heute haben wir ab der zehnten Minute zu schnell abgeschlossen, zu schlecht an den Kreis gespielt. Da muss ich nicht erklären, dass der THW das in einer Art und Weise ausnutzt, die ihresgleichen sucht. So sind wir dann ins Hintertreffen geraten, aber trotzdem haben wir in der zweiten Halbzeit gekämpft und die Kieler gekitzelt.

THW-Rückraumspieler Filip Jicha gegenüber Sport1:
In der zweiten Halbzeit haben wir die Deckung auf eine defensive 6:0 umgestellt, aber das funktionierte nicht so gut und so mussten wir beim 16:16 die Abwehr wieder umstellen. Aber es lag nicht nur an der Abwehr, sondern es gab auch Situationen im Angriff, wo wir uns nicht so schlau angestellt haben. Als es dann 16:16 stand, mussten wir um unsere zwei Punkte richtig kämpfen. Unsere Erfolge in den letzten Jahren sind auch dadurch entstanden, dass wir unsere Angriffe schlau über Passkombinationen einleiten, auch wenn das für Außenseiter manchmal nicht so aussieht, aber da steckt schon richtig Taktik dahinter. Diesmal haben wir aber viel zu früh abgeschlossen, gerade in den ersten zehn Minuten der zweiten Halbzeit, und dann kam noch Blazicko dazu, der gute Paraden gezeigt hat und uns das Leben schwer gemacht hat.

[Christian Zeitz hat heute in der zweiten Halbzeit tolle Aktionen gezeigt...]
Christian ist auch so ein Spieler mit unglaublich viel Energie. Wir haben auf Halbrechts zwei unterschiedliche Spielertypen. Marko ist mehr der Spieler für das Zusammenspiel und Christian ist eine Waffe. Wenn er seinen Tag hat, brauchen wir gar keine Kombinationen. Das sind schon besondere Fähigkeiten, die Christian heute gezeigt hat und uns so zu zwei Punkten verholfen hat.

THW-Rechtsaußen Niclas Ekberg gegenüber den KN:
Wir waren 15 Minuten unglaublich schlecht. Für mich ist es kein Problem, wenn der Trainer die Neuen herausnimmt, wenn es nicht gut läuft. Das ist normal, die Etablierten sind besser eingespielt, kennen alle Wege instinktiv.
THW-Torhüter Thierry Omeyer gegenüber den KN:
Wir haben viele Fehler gemacht, aber ich hatte keine Angst, dass wir verlieren, es war noch genug Zeit, um die Wende zu schaffen.
Lübbeckes Kreisläufer Frank Löke gegenüber den KN:
Schade, wir hatten sogar die Chance zur Führung, aber Kiel ist eine sehr starke Mannschaft. Leider haben wir zu hoch verloren.
Video: Die Pressekonferenz

11. Spieltag: 11.11.12, So., 15.00: THW Kiel - TuS N-Lübbecke: 30:23 (15:10)

Logo THW Kiel:
Omeyer (37.-60., 7 Paraden), Palicka (1.-37., 7/1 Paraden); Sigurdsson (2), Sprenger (2), Ahlm (3), Wiencek (2), Ekberg (5/1), Zeitz (5), Palmarsson (4), Narcisse, Ilic, Klein (n.e.), Jicha (5), Vujin (2); Trainer: Gislason
Logo TuS N-Lübbecke:
Blazicko (1.-56., 18/1 Paraden), Quenstedt (56.-60., 1 Parade); Gustafsson (3), Löke (1), Vukovic (1), Wilke (5/2), K. Svensson, Tluczynski (2), Niewrzawa (n.e.), D. Svensson (2), Niemeyer (3), Schöngarth (5), Remer (1); Trainer: Khalepo
Schiedsrichter:
Colin Hartmann / Stefan Schneider
Zeitstrafen:
THW: 2 (Ahlm (17.), Wiencek (19.))
TuS: 3 (Niemeyer (7.), D. Svensson (23.), Gustafsson (57.))
Siebenmeter:
THW: 2/1 (Blazicko hält Vujin (6.));
TuS: 3/2 (Palicka hält Wilke (28.))
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:1, 2:1, 2:2, 3:2 (3.), 3:3, 4:3, 4:4, 6:4 (10.), 6:5, 10:5 (15.), 10:6, 11:6, 11:7, 12:7, 12:8 (19.), 14:8 (24.), 14:9, 15:9, 15:10;
2. Hz.: 16:10, 16:16 (37.), 18:16 (40.), 18:17, 19:17, 19:18, 20:18, 20:19 (47.), 24:19 (49.), 24:20, 25:20, 25:21, 26:21, 26:22 (55.), 29:22, 29:23, 30:23.
Zuschauer:
10.285 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena, Kiel)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 12.11.2012:

"Heute war mehr drin"

THW gibt Sechs-Tore-Vorsprung aus der Hand, gewinnt aber 30:23 gegen TuS N-Lübbecke
Kiel. Handballmeister THW Kiel bleibt den verlustpunktfreien RN Löwen auf den Fersen. Gestern Nachmittag setzten sich die "Zebras" in der Kieler Sparkassen-Arena mit 30:23 (15:10) gegen TuS N-Lübbecke durch, blieben in der Bundesliga zum 48. Mal in Folge ungeschlagen und schraubten ihr Punktekonto auf sensationelle 95:1 Zähler. Das pure Endergebnis gegen N-Lübbecke spricht eine deutliche Sprache, auf dem Spielfeld aber ging es wesentlich enger zu.

Weil der Rekordmeister auf allen drei Hochzeiten tanzt, in der Meisterschaft, im Pokal und in der Champions League dabei ist, gehören Englische Wochen mit konstant zwei Spielen gegen zum Teil großkalibrige Gegner zum Alltag der Mannschaft von Trainer Alfred Gislason. Da heißt es, Kraft sparen. Gestern nutzte Gislason die Chance, ließ seine Stammspieler zunächst draußen, setzte auf eine Startelf mit nahezu allen Neuzugängen. Ins Tor beorderte er Andreas Palicka, die nominelle Nummer zwei hinter Thierry Omeyer. Marko Vujin, Aron Palmarsson, Niclas Ekberg und Co. begannen mit Licht und Schatten, hatten die Ostwestfalen um Spielmacher Drago Vukovic trotzdem bald im Griff, führten nach 15 Minuten 10:5. Dabei fabrizierten die "Zebras" Fehler, begeisterten andererseits aber mit sehenswertem Tempospiel und Zaubertoren. Zum Beispiel das von Aron Palmarsson, der in der 17. Minute ein Solo durch die offensive TuS-Abwehr mit einem grandiosen Rückhandwurf abschloss.

Bei Halbzeit (15:10) lagen die Kieler standesgemäß vorn - auch weil Andreas Palicka ein sicherer Rückhalt war. Kein Grund also, die Aufstellung grundlegend zu ändern. Machte Gislason auch nicht, brachte nach der Pause aber Christian Zeitz und Daniel Narcisse, zwei arrivierte Rückraumspieler. Zeitz führte sich sogleich mit einem Unterarm-Hammer zum 16:10 beeindruckend ein, weckte so bei den Fans Hoffnungen aufein erneutes THW-Torefestival.

Plötzlich aber wendete sich das Blatt, wie aus heiterem Himmel stellten die Gäste das Spiel vorübergehend auf den Kopf. Die Gründe? N-Lübbeckes Trainer Ghennadij Khalepo hatte seine zuvor offensiv agierende Abwehr auf eine defensive umgestellt. "Darauf hätten wir besser reagieren müssen", übte Filip Jicha später Selbstkritik. Der Hauptgrund für Kiels kollektiven Blackout war aber vor allem von individueller Natur. So baute sich TuS-Torhüter Nikola Blazicko zur Wand auf, profitierte zudem von allzu lässigen Kieler Torwürfen. Außerdem bekam Kiels Abwehr Lübbeckes eher ungelenken Rückraumspieler Jens Schöngarth nicht zu fassen. Die Folge: Innerhalb von sieben Minuten egalisierten die Ostwestfalen den klaren Vorsprung, nach einem 6:0-Lauf glichen sie in der 37. Minute durch einen Konter von Wilke zum 16:16 aus. Gislason blies zur Auszeit, wurde deutlich. Die Inhalte seiner Ansprache? "Ich habe der Mannschaft klar gemacht, dass Lübbecke eine starke Mannschaft hat", berichtete der THW-Coach. Außerdem: "Leute, hier findet kein Wurftraining statt, es besteht die Gefahr, dass das Spiel kippt."

Gislason handelte, beorderte seine Etablierten aufs Spielfeld. Fünf Minuten benötigten Marcus Ahlm, Christian Sprenger und Co., ehe es wieder rund lief. Den Motor zündete vor allem Christian Zeitz, der fünfmal selbst traf, einen wichtigen "Ballklau" schaffte, zudem gelangen ihm überraschende Anspiele. Spätestens nach dem 27:22 (56.) des fünffachen Torschützen Niclas Ekberg war das THW-Schiff dann zurück im Fahrwasser, der Sieg gesichert. "In Kiel kann man mit sieben Toren verlieren," ärgerte sich Khalepo, "aber heute war mehr drin."

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 12.11.2012)


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