18.12.2012 | Mannschaft |
Allein seit Saisonbeginn hat der THW Kiel im Vergleich zu einem Verein wie der HSG, die international nicht im Einsatz ist, 14 Pflichtspiele mehr absolviert. "Wir haben in dieser Halbserie schon so viele Spiele gehabt wie andere Verein in der ganzen Saison nicht machen werden", sagte Jicha, der wegen seiner Probleme in der rechten Schulter nur in der Abwehr spielen konnte, unmittelbar nach dem Wetzlar-Drama. Es war als lockerer Spruch gedacht, traf aber den Punkt. Die Kieler haben seit Ende August nicht nur im Schnitt ein Spiel mehr pro Woche bestritten als die meisten Bundesligisten, sie sind auch knapp 23 000 Kilometer mehr gereist - eine halbe Weltreise.
In Wetzlar fehlte dem THW im Angriff nicht nur Jicha, sondern am Ende auch Daniel Narcisse, dessen Oberschenkelprellung womöglich doch schwerwiegender ist. Der Franzose hatte nach der rüden Attacke von Michael Müller das Gefühl, ihm "würde das Bein abfallen". Für Jicha, Narcisse und Marko Vujin, der nicht seinen besten Tag erwischte, sprangen in der mit mehr als 4400 Zuschauern ausverkauften Rittal-Arena die Kollegen ein. So traf Christian Zeitz zum entscheidenden 27:24, Aron Palmarsson glänzte nach seiner frühen Einwechslung als intelligenter Regisseur, und Momir Ilic warf in der Schlussphase fünf extrem wichtige Tore.
Auf seine Zukunft beim Rekordmeister dürfte dieser starke Auftritt aber wohl keine Auswirkungen haben. Auch wenn von Seiten des THW derzeit keiner den Stand der Verhandlungen kommentieren will, stehen die Zeichen auf Trennung. Angeblich sind die spanischen Spitzenclubs FC Barcelona und Atletico Madrid am Serben interessiert. Er selbst wollte sich dazu gestern nicht äußern. Dagegen scheinen sich Narcisse und der 17-malige Meister auf eine Vertragsverlängerung zu einigen. Der Franzose, der am Sonntag seinen 33. Geburtstag feierte, will bei einem Verein spielen, mit dem er die Champions League gewinnen kann. Da kommen für den Doppel-Olympiasieger nur Paris HB, der Tabellenführer der französischen Liga, und der THW in Frage. Auch der Franzose war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Für Landsmann Thierry Omeyer steht die Rückkehr in die Heimat (Montpellier AHB) dagegen längst fest. Sein Nachfolger soll nach KN-Informationen im Sommer der Schwede Johan Sjöstrand werden, der bereits einen langfristigen Vertrag unterschrieben haben soll. Der 25-Jährige spielte zuletzt bei den Olympischen Spielen in London eine herausragende Rolle, als er sein Team zum Gewinn der Silbermedaille führte. Sjöstrand, der auch schon eine Saison bei der SG Flensburg-Handewitt unter Vertrag stand, gewann im Mai 2011 mit Barcelona die Champions League. Da die Katalanen im September kurzfristig für 400 000 Euro Arpad Sterbik (Madrid) verpflichteten, löste Sjöstrand, hinter Sterbik und Danijel Saric nun nur noch Nummer drei, seinen Vertrag auf. Sjöstrand, der gut mit "Zebra" Andreas Palicka befreundet ist, hält sich beim dänischen Erstligisten Aalborg Handbold fit.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 18.12.2012)
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